Der sechste Sinn. Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz
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Название: Der sechste Sinn

Автор: Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ of the press auch.«

      Busgaard hörte ihn etwas betreten an. Dann sagte er: »Na, sind Sie von der Art?«

      »Von der Art bin ich,« lautete die friedfertige Antwort. »Sie müssen mich nehmen wie ich bin. Ihre Aussichten sind gering und es ist, wie gesagt, am vernünftigsten, mit niedrigen Erwartungen zu beginnen, was Sie ja auch, wie Sie mir offenherzig mitgeteilt haben, tun.«

      Busgaard stand auf. »Das muß ich übrigens sagen –«

      »Überflüssig,« unterbrach ihn Heiden, »ganz überflüssig, denn ich habe es bereits gesagt. Ich bin eine harmonische, poetische Natur, und sollte es mir glücken, Sie auf Moll herabzustimmen, so ist meine Reise nicht vergebens gewesen.«

      »Halten Sie mich zum Narren?« brauste Busgaard auf, mit gesenktem Kopf, wie ein angriffsbereiter Stier. Jetzt wurde er nämlich zornig.

      Doch der Kreisrichter erhob seine schmale, weiße Hand und sagte mild und freundlich wie vorher: »Ich spiele Violine, mein Herr, und vor dem Konzert stimme ich mein Instrument und mein Mitspieler muß sich im Ton nach mir richten. Das wissen Sie ja, der Sie selber ein Streichinstrument spielen. Dann spiele ich oft mit Sordine weiche, lange Striche, Verehrtester! Nicht wahr?

      Wo man spielt, da laß dich ruhig nieder,

      Böse Menschen haben keine Lieder –

      Wir beide werden noch Freunde werden.«

      Busgaard blieb stehen und starrte ihn an. – Frau Busgaard trat aus dem Eßzimmer herein.

      »Wollen die Herren nicht eine Herzstärkung haben. – Das Frühstück ist fertig.«

      »Vielen Dank,« erwiderte Heiden und schritt an Frau Busgaard vorbei auf die Tür zu. Busgaard gab seiner Frau einen Wink und sie näherte sich ihm.

      »Mutter,« sagte er, so leise er konnte, »er ist verrückt, komplett unmöglich.«

      Frau Busgaard dämpfte: »Aber Bus!«

      Der Kreisrichter, der das eheliche Duett gehört hatte, wandte sich auf der Schwelle lächelnd um.

      »Kümmern Sie sich nicht darum, liebe Frau Busgaard. Sie kennen und schätzen Ihren Mann; ich kenne ihn noch nicht richtig, aber ich glaube sicher, ich werde ihn schätzen lernen. Er spielt mehrere Instrumente, auch Gonggong und Pauke, das sind Instrumente, die ihre Berechtigung in jedem größeren Orchester haben. Und sie sind leicht zu handhaben. – – Ist dies der richtige Weg?«

      Und lächelnd glitt der Kreisrichter über die Schwelle dem Tisch entgegen, der sich bog unter der Last der Schüsseln, während der Herr des Hauses hinterhertrippelte, desorientiert und kopfschüttelnd. – – Das war doch ein schnurriger Kauz, dieser Kreisrichter.

      Wenn ein Kriminalassessor liebt

      Kreisrichter Heiden hat gefrühstückt und sitzt jetzt am Klavier in der Wohnstube, damit beschäftigt die Familienvioline zu stimmen, um ein Duo mit dem bestohlenen Busgaard zu probieren. Polizeidiener Hansen hat einen Bissen Brot und einen Schnaps in der Leutestube erhalten und ist jetzt dabei den Taillenumfang der Wirtschaftsschülerin, Fräulein Antonsen, zu messen – dies geschieht aus Gründen der Vorsicht in der Speisekammer.

      Und Thomas Klem – Dr. jur. und Kriminalassessor, der Mann, auf dessen Schultern alles ruht – er steht in der Fensternische in seiner Stube, während die Sonne die Eisblumen am Fenster schmilzt, tief versunken in seine starke junge Liebe.

      Thomas Klem liebte Martine Luthera Busgaard – ja das klingt nach Lustspiel, das duftet nach Spießbürgerlichkeit, das kann unmöglich erhaben sein. Und doch, es ist erhaben, denn die Liebe ist erhaben. An und für sich ist diese Bemerkung banal, aber an dieser Stelle, in dieser Erzählung, die sich hier zu Höhen zu erheben trachtet, die sie später nicht wieder erreichen wird, muß es mit fünfzölligen Nägeln im Bewußtsein des Lesers festgenagelt werden, daß in dem Satze: die Liebe ist erhaben – doch mehr als Banalität steckt.

      »Tine,« sagte Thomas, der selber die Empfindung hatte, daß ihre Liebe sich in ungewohnt erhabene Regionen verstieg, »der Kuß der Geliebten schmeckt doch am besten!«

      »Thomas,« sagte Tine mit Zweifel in der Stimme.

      »Nein, Geliebte, wie kannst Du an Jung-Hagbarths Treue zweifeln.«

      »Warum nennst Du Dich Hagbarth?« fragte Tine mit einem Lächeln, das die Mißstimmung verscheuchen sollte.

      »Frage nicht,« antwortete Thomas und küßte sie – »für Dänemark ist das Erhabene in der Liebe durch Hagbarth und Signe symbolisiert, jüngst vorgeführt im Tiergarten unter einigen herrlichen Buchenstämmen, auf die die Kopenhagener bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal aufmerksam wurden. Tine, Dein Vater gleicht der Königin Bera, ohne die Perfektibilität dieser hohen Dame. – Tine!«

      »Wenn Vater nur wollte,« seufzte die holde Maid.

      Aber ihr Vater wollte nicht. Es läßt sich nicht verhehlen, daß ein junger Mann, der in züchtiger Liebe ein Heim gründen will, Mittel haben muß, und die Assessoren des Kriminalgerichts sind bezahlt wie bessere Kegeljungen, vielleicht weil der Öffentlichkeit die Augen für ihre Vortrefflichkeit noch nicht aufgegangen sind.

      Thomas seufzte. »Tine, ich habe bisweilen Lust der Gerechtigkeit Lebewohl zu sagen und ins Gastwirtsfach überzugehen. Das Bier ist ja der Weg zu Ruhm und Macht. Und ich fühle selbst, daß ich ohne Dich nicht menschenwürdig leben kann. Ich kann nicht, Tine.«

      »Ich bin so grenzenlos unglücklich,« seufzte Tine mit Tränen in den Augen, Tränen, die wohl trotzalledem Freudentränen waren.

      Thomas küßte die Tränen fort. »Und ich bin grenzenlos glücklich – vierzehn Tage lang. Weißt Du, Tine, es gibt keine Liebe auf Erden, die in Seligkeit sich mit unglücklicher Liebe messen kann. Das wirst Du merken, wenn wir beide erst glücklich werden. Und Spaß beiseite, jetzt muß es geschehen! Du mußt nämlich wissen, Tine, daß ich Schaden an meiner Seele nehme. Es ist etwas daran an dem Wort, es ist nicht gut, daß der Mann allein sei. Meine Gedanken sind mein Kapital – mein einziges, doch das Kapital ist gebunden, die Gedanken sind bei Dir. Und meine Liebe zu Dir, die mich emportragen sollte, führt mich von dem fort, was meine Aufgabe ist. Es ist grenzenlos töricht, wenn man es als erhabener Herr der Schöpfung aussprechen muß, kleine Tine, aber ich bin ganz unglücklich, und was schlimmer ist, ich werde ganz untauglich. Es ist zu Hause in meiner Stube ein leerer Platz, und selbst, wenn ich innerlich überzeugt bin, daß die Zeit kommen wird, wo ich Dich bitte, mich mit meiner Arbeit allein zu lassen – jetzt ist es merkwürdig, ich kann nicht arbeiten ohne Dich.«

      Tine fühlte das Bedürfnis den Armen zu trösten und tröstete ihn.

      Dies verlief eine Weile in Stillschweigen.

      »Tine,« sagte Thomas ernst. »Im Grunde ist es ganz dumm von Dir und mir, daß wir uns wie ein paar Operettenliebende aufführen, die auf den Klimax im dritten Akt warten, um im vierten vereint zu werden. Und nun muß es ein Ende haben! Es gibt garnichts romantisches in der Geschichte unserer Liebe, sie beruht auf sich selber und muß aus sich selber wachsen. Wir sind alt genug dazu, und nun muß es ein Ende haben! Dein Vater kann mich nicht leiden, das ist sein Fehler. Deine Mutter hat mich um einen Dienst gebeten, und ich leiste ihr einen Dienst, doch dann muß ihr Ehegemahl sich darein finden, daß ich Dich als Siegespreis mitnehme. Die Möglichkeiten, die wohl verborgen unter meiner vielleicht nicht sonderlich vertrauenerweckenden Schale liegen, kannst nur Du allein durch Liebe zur Entwicklung bringen. Und ich kann merken, daß Dir die Lust dazu nicht fehlt.«

      Das СКАЧАТЬ