Der sechste Sinn. Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz
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Название: Der sechste Sinn

Автор: Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ich 5 Spanferkel, dann ärgere ich mich über den verwünschten Kreisrichter und den infamen Diebstahl, und jetzt schafft Mutter mir den Laffen, den Thomas, auf den Hals. – Alles an einem Vormittag! es wäre erklärlich und verzeihlich, wenn ich mich dem Trunke ergäbe – rein spielen, wenn es mir so im Kopf summt, kann ich nicht – facit, der Tag ist verloren.

      Ich gehe zum Vieh hinaus. – Glauben Sie nur, Ingenieur, die stummen Kreaturen sind die wahren Freunde des Menschen.«

      Mit dieser philosophischen Bemerkung ging Onkel Bus hinaus, um zu wirtschaften, wodurch der Betrieb auf Braendholt für einen Tag ernstlich gebremst wurde. Frau Busgaard schüttelte den Kopf und nahm den Strickstrumpf wieder auf.

      »Sie haben wohl nichts dagegen, daß ich meinem Neffen das Zimmer, das Sie haben, gebe? Er hat es immer gehabt, wenn er hier war,« sagte sie freundlich zu Willumsen, und der Ingenieur verstand, daß der Herr, der kam, einen Stein im Brett hatte an den Stellen, von denen die eigentliche Regierung auf dem Gute ausging.

      Er neigte den Kopf mit einem »Gott bewahre« und ging, um seine Habseligkeiten zu ordnen.

      Unterdessen rollte ein Wagen dem Hofe entgegen, und darin saßen unsere beiden Rechtsgelehrten aus der Eisenbahn, die somit auf den Kampfplatz geführt wurden, den das Leben ihnen für diesen Augenblick anweisen wollte.

      Entree der Juristen

      Die wenigsten Leser ahnen, wie schwer es ist, die rechten Farbentöne für ein Interieur zu finden, das einem kritischen Publikum behagen soll. Es scheint so einfach. Soll Liebesglück geschildert werden, so nimmt man eine Sommernacht mit Mond, tiefblauem Himmel und funkelnden Sternen; handelt es sich um Gewalt und Mord, so ist die Nacht schwarz, der Sturm heult, während die Wolken wie böse Gewissen über einen mondlosen Himmel jagen; im Jugendglück leuchtet der Wald grün und die Lerchen schlagen, bei Hoffnung spielen die blauen Wogen, als Abschluß versinkt die Sonne rot über dampfenden Wiesen und so weiter in großer festlicher Auswahl.

      Nach dem alten Rezept.

      Das moderne ist gerade entgegengesetzt. Soll stilles Glück geschildert werden, so rast eine sturmgepeitschte See; soll Liebe gemalt werden, so stehen steife dürre Bäume da und strecken Totenfinger gegen die Liebenden aus, kurz der Gegensatz wird von dem Dichter betont, der ein Weihnachtsidyll gibt und dabei beschreibt, wie ein brustkrankes Proletarierkind auf einer Hintertreppe sitzt und zu Tode hungert. Das ist etwas schwerer als das andere und es endet damit, daß man wie jüngst ein junger Lyriker einen idyllischen Fjord bei Sonnenuntergang mit einer aufgerissenen blutigen Wunde vergleicht.

      Auch dies hat seine Liebhaber – es gilt bloß den Geschmack des geneigten Lesers zu treffen. Aber Staffage gehört dazu.

      Wenn nun also Kreisrichter Heiden und Kriminalassessor Klem in Gutsbesitzer Busgaards zweisitzigen Jagdwagen von Roskilde nach Braendholt hinausrollen, um zu den Untersuchungen zu schreiten, die auf mehr als 252 Seiten die gespannten Leser dieser wahrhaftigen Schilderung fesseln sollen, so ist es Pflicht des Autors eine landschaftliche und meteorologische Staffage zu geben, die sich auf passende und angenehme Weise um die Schilderung herumlegt.

      Die Roskildegegend kann man nun einmal nicht umändern, und da im vorigen Kapitel auf Braendholt Sonnenschein war, ist das Wetter – diese große immer wiederkehrende Frage – eine gegebene Größe in der Gleichung. Winter ist es, wie schon früher öfters bemerkt, und die Uhr ist gegen zehn.

      Einige Tiere haben wir zur Verfügung – sie dienen immer zur Belebung. Die Kühe sind im Stall, und wilde Tiere gibt es in der Gegend von Roskilde in größerer Menge nicht. Ein Hase kann draußen auf den Schneefeldern herumhüpfen. Mag er! Fünf, sechs Krähen können mit heiserem Krächzen – heiseres Krächzen ist gut – von rechts geflogen kommen. Das bedeutet Glück, und wenn die beiden Herren kein Glück haben sollten, hätten wir sie ebensogut zu Hause lassen können.

      Also.

      Die Sonne schien über die Schneefelder, die sich gegen den tiefblauen Fjord herabsenkten, wo das Eis am Ufer schmale Rinden gebildet hatte wie die Ränder einer mit Kollodium bestrichenen Wunde (eine Anleihe beim Lyriker). Die Weiden mit ihren starrenden nackten Zweigen guckten wie Hexen über die Zäune, und draußen im Schnee hüpfte ein einsamer Hase umher. Eine Schar grauer Krähen strich von rechts her über den Weg, der sich den Hügel hinauf wand, und der Wagen rollte vorwärts über den gefrornen Schneemorast, der unter den Rädern knirschte wie Kandiszucker. Eine leichte Dampfwolke stand über den schwitzenden blankbraunen Pferden, und die Nase von Niels, dem Kutscher, leuchtete wie ein blauroter Leuchtturm aus seinem Bärenfellkragen hervor.

      Es ist nicht ganz sicher, ob diese Schilderung künstlerisch ganz richtig ist, da im Künstlerischen das Perspektivische eine große Rolle spielt und die Türme von Roskildes Domkirche, die sich in der Ferne von dem weißblauen Himmel abheben, sich nicht gut in ein perspektivisches Verhältnis zu Niels Nase bringen lassen.

      Gehen wir über diesen Punkt hinweg und lassen unsre beiden Rechtsgelehrten ohne weitere Naturbeschreibung in Braendholt einfahren.

      Hier ist ein Hiatus geboten.

      Tyr, Tut, Tine und Monny kommen in die Wohnstube auf Braendholt hineingetanzt.

      Hipp, hipp, hurra, rufen die beiden Kleinen und Tine strahlt wie ein Jubiläumszweikronenstück. Hipp, hipp, hurra für Vetter Thomas.

      »Ergebenster Diener, Onkel Bus – küß die Hand, Tante Mus! Hier habt Ihr mich.«

      Thomas Klem macht sich aus der Jugendgruppe los und nähert sich dem Familientisch, wo die beiden alten Busgaards sitzen. Er ist vergnügt, schön und strahlt, schlank, jung und groß. Er ist da, und er hat das Recht da zu sein. Denn man hat nach ihm geschickt.

      Nichtsdestoweniger sagt Onkel Bus: »Was Teufel willst Du hier? Wer hat Dich gerufen?«

      Thomas fängt den Ball im Wurfe: »Du nicht, Onkel Bus, aber öffne Deine Arme, denn meine Kamele dürsten gewaltig!«

      Busgaard brummt. »Ist der Herr dort mit dem langen Haar vielleicht eins von Deinen Kamelen?«

      Thomas verbeugt sich vorstellend: »Im Gegenteil, darf ich vorstellen Kreisrichter Heiden, Ritter des Dannebrog, p. p.«

      Tante Mus schlägt die Hände überm Kopf zusammen: »Unser neuer Kreisrichter, Gott bewahre uns!«

      »Das tut er schon, Tante, wenn Du ihn hübsch darum bittest,« sagt Thomas, aber jetzt poltert der Gutsbesitzer los: »Da soll doch gleich der Teufel . . .«

      Thomas fährt fort: »Er auch, Onkel, wenn Du ihn kräftig beschwörst. Er hat Dir früher geholfen, und Du hast die Adresse.«

      Der Gutsbesitzer ignoriert den Neffen und wendet sich zum Kreisrichter, der mit einem muntern Lächeln dasteht und sein Entree genießt. »Sind Sie unser neuer Kreisrichter?«

      Und Heiden geht auf den Ton seines Begleiters ein: »Mit der Erlaubnis des Herrn Gutsbesitzers und königlicher Bestallung.«

      »Nun, ich habe Sie nie gesehen,« sagt Busgaard und schlägt die Hände zusammen.

      »Das haben Sie nicht –« fährt der Kreisrichter fort: »Sie haben mich nie vorher gesehen und deshalb sollen Sie mich auch betrachten dürfen, wie Sie tun, obgleich ich selber meine, daß ich ganz zivilisiert aussehe. – Ich bin Ihre weltliche Obrigkeit«

      Thomas legt seine Hand auf die Schulter des Kreisrichters. »Sehen Sie ihn an! Mein Onkel Gutsbesitzer Niels Busgaard auf Braendholt! Kratzbürste, Geißel für jeden Gerichtsbezirk, Grossist in Arbeiterunruhen und Gesindeprozessen. Ein Mann, mit dem man nur СКАЧАТЬ