Der sechste Sinn. Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz
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Название: Der sechste Sinn

Автор: Palle Adam Vilhelm Rosenkrantz

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ das Dein liebevoller Leichtsinn als Briefkasten braucht.«

      Monny lächelte. »Du bist dumm, Arthur. Jetzt sind ja keine Briefe darin.«

      Arthur küßte die Geliebte. Sie hatte recht. Es waren keine Briefe darin, aber das oberste Fach des Sekretärs war doch der Briefkasten der Liebenden; und das war Monnys Idee. Und da diese Idee eine bedeutende Rolle in dieser kleinen Erzählung spielt, soll sie näher und ausführlich besprochen werden. Wie schon bemerkt, war die alte Aufwartefrau, Stine Steiffinger, Postillon d'amour für unsere beiden Liebenden. Nun könnte es scheinen, als wäre es das Leichteste und Bequemste gewesen, daß besagter Postillon d'amour die Briefe von Monny an Arthur und vice versa zur Weiterbesorgung empfing. So glatt ging es indessen nicht. Um es schwieriger zu machen, hatte Monnys kleines romantisches Gehirn einen verwickelteren Postgang ausgeheckt. Stine kam am ganz frühen Morgen auf den Hof, um beim Reinemachen usw. zu helfen. Sie ging um 8 Uhr heim in ihr Häuschen und kam dann selten wieder, weil sie noch für den Waldhüter und einen alten Auszügler die Wirtschaft zu besorgen hatte. Die Post kam um 2 Uhr und die Briefe waren an Stine adressiert. Statt damit nach dem Gutshof zu gehen, wie es natürlich gewesen wäre, aber vielleicht auf dem regelmäßig eingerichteten Hof Argwohn erregt hätte, wartete Stine bis zum nächsten Morgen und legte dann den Brief, wenn einer angekommen war, in das erwähnte Fach des Sekretärs. Am gleichen Ort holte sie Monnys Briefe. Es konnten Wochen vergehen, wo Monny und Stine einander nicht sahen, und kein Mensch würde Argwohn fassen, daß zwischen diesen beiden eine Verbindung bestände. Eine Entdeckung bei einer Untersuchung des Sekretärs war nicht zu befürchten, da es niemanden einfiel, in das Fach zu gucken, und die Briefe ganz weit hinter gelegt wurden.

      Aber jetzt war es doch sehr bedenklich, daß der Sekretär auch vom Herrn des Hauses benutzt wurde, und es war daher mehr als zweifelhaft, ob der geheime Postdienst in den gewohnten Formen aufrecht erhalten werden konnte .

      »Du Thure!« sagte Monny, »in dem Fach, das ich immer benutze und das nicht verschlossen werden kann, ist ein breiter Spalt. Wenn wir uns nun hinschleichen und durchgucken, so können wir sehen, was Vater in das Fach gelegt hat, und ist es etwas Wichtiges, so müssen wir den Briefkasten aufgeben. Bleib nur ruhig in der Nische stehen, ich werde nachsehen.«

      Und Monny schlich auf den Zehenspitzen zum Sekretär. Hell war es nicht, aber doch genug, daß man sehen konnte, und das Licht fiel vom Fenster her auf den Sekretär. Monny spähte, dann schlich sie durchs Zimmer und horchte an der Tür zum Eßzimmer.

      »Ich höre Vater draußen im Hof,« sagte sie. »Komm nur hervor Thure, jetzt sind wir ganz allein im Hause.«

      Und Thure kam hervor. Die beiden zogen das Fach mit Hilfe eines krummen Nagels, der Monnys Dietrich bildete und den sie zu diesem Zwecke in einer Nische des Sekretärs aufhob, auf.

      Durch den breiten Spalt in dem leeren »Briefkasten« spähten sie in das verschlossene Fach hinab. Es war äußerst spannend; denn sie konnten jeden Augenblick überrascht werden.

      »Du Monny!« sagte Arthur, »wenn wir das Fach herausziehen, können wir nehmen, was in dem darunter liegt; wenn es Geld ist, so ist es ein ganz schlechter Aufbewahrungsort, den der Alte sich gewählt hat, und ist er nicht verständiger, so brauchen wir beide wirklich nicht bange vor ihm zu sein.«

      Sie zogen das Fach heraus und in dem jetzt zugänglichen Fach lag ein großes gelbes Kuvert offen und von Wohlstand schwellend vor ihren Augen; es barg 2500 Kronen.

      »Monny,« sagte Arthur, »die nehmen wir und flüchten damit in die weite Welt.«

      »Bist Du verrückt?« rief Monny. In diesem Augenblick hörte man Pferdegetrappel auf dem Hof.

      »Das sind Mutter und Tine,« flüsterte Monny, »Du mußt gehen – Du mußt zum Fenster hinaus, den Weg, den Du gekommen bist, aber rasch, in einem Augenblick sind sie drinnen!«

      Das Fach kam wieder hinein, Monny bekam einen Kuß – den letzten – und dann verschwand Romeo zum Fenster hinaus in den Garten, wo die Dunkelheit sich über die Bäume herab zu senken begann. –

      Dies geschah Sonnabend Nachmittag am 16. Dezember auf Braendholt.

      Montag morgen, am 18. desselben Monats, als Gutsbesitzer Busgaard hereinkam, um das Kuvert mit dem Geld zu holen, lag in dem verschlossenen Fach nur das leere Kuvert.

      Das Geld war gestohlen.

      Familie Busgaard

      Gutsbesitzer Hans Busgaard auf Braendholt war ein Mann von 56 Jahren, Sohn eines Landmannes und Besitzers von Braendholt, Enkel eines Landmannes und Besitzers von Braendholt, und Urenkel eines Landmannes und Besitzers von Braendholt. Damit hörte der Stammbaum auf und das Geschlecht verlor sich im Dunkel der Hörigkeit und Leibeigenschaft. Jetzt waren Schillinge in der Truhe und Ordnung in den Sachen. Nicht daß Busgaard ein hervorragender Landwirt gewesen wäre, das war er durchaus nicht, im Gegenteil; die Landwirtschaft interessierte ihn eigentlich nicht; er bewirtschaftete seinen Hof, der zirka 200 Tonnen Landes umfaßte, mit einem Verwalter, den er in der Regel viele Jahre lang hatte, bis die Lust selbständig zu werden diesen Nächstkommandierenden aus sicherer Lage einem ungewissen – oder richtiger gewissen Schicksale als eigener Herr entgegenführte. Busgaard griff selber nur ein, wenn er eine Entschuldigung für sein Dasein brauchte, und daraus entsprang regelmäßig Skandal mit dem Gesinde, weil es Busgaard ebenso schwer fiel die Gaben zu verstehen, die der hochselige König Friedrich der Siebente mit der Verfassung dem dänischen Wählervolk verliehen hatte, wie es den früheren Besitzern von Braendholt und anderem damals unfreiem Gut schwer gefallen war, die Wohltaten zu begreifen, mit denen Kronprinz Friedrich, später der sechste Friedrich die leibeigenen und in andrer Weise gehemmten Busgaards überschüttet hatte. Gutsbesitzer Busgaard war gegen seine Leute ein Tyrann im Prinzip; in praxi hatten sie es vortrefflich, solange der Besitzer sich von ihnen fern hielt, wenn er aber »wirtschaftete«, tauchten immer theoretische Fragen auf, die zu Schwierigkeiten und Gesindeprozessen führten, die Busgaard immer verlor, was seinen Haß gegen die Rechtsgelehrten nur noch steigerte. Ferner war Busgaard ein »bestimmter« Mann, das heißt wenn er zufällig eine Idee hatte, so mußte sie durchgeführt werden. Hatte er bestimmt einzufahren, so fuhr er ein und wenn es platzregnete; hatte er bestimmt zu warten, so wartete er, und wenn die Sonne strahlte und die Lerchen sangen. Es war daher mehr als gut, daß Busgaard nur gelegentlich »wirtschaftete«. Er hatte ein einziges wirkliches Interesse, ein Interesse, das nicht von den hörigen und leibeigenen Busgaards hergeleitet werden konnte, sondern das auf einem Seitenwege in die Familie hineingekommen war durch eine schwarzhaarige und schwarzäugige Italienerin, die Busgaards Vater in einem Pfarrhof getroffen hatte. Dies Interesse war die Musik.

      Busgaard war beinahe »Musikidiot«. Musikidiot ist: wenn man zu Zeit und Unzeit, früh und spät, Sonntags und Wochentags sich selber in unmittelbarer Nähe irgendeines Instrumentes anbringt oder dieses in unmittelbarer Nähe von sich, und Musik macht.

      Musik machte Busgaard vermittelst eines Violoncells und das strich er vom Morgen bis zum Abend mit kleinen agrarischen Unterbrechungen und zur Begleitung des unglückseligen klavierspielenden Individuums, das sich in seiner Nähe befand. In seiner Jugend war es seine Mutter, später wurde es seine Frau, und jetzt waren es seine beiden Töchter, Tine und Monny. Sie verdienten sich ihren Unterhalt mit Spielen, sagte Monny, die voll Widerspruchsgeist war – aber spielen mußten sie.

      Busgaard war mittelgroß, breit und starkgliedrig, mit grauem Backenbart und einem stark geröteten Gesicht. Er hatte einen Schritt wie ein Elefant, sprach sehr laut und war immer mit der Lust behaftet zu herrschen.

      So war Gutsbesitzer Busgaard; ein jeder mußte glauben, daß er unbeschränkter Herr auf Braendholt war, Unterdrücker von Hausfrau, Kindern und Gesinde, der souveräne Herrscher im Hause. In Wirklichkeit war davon gar keine Rede. Die eigentlich ausübende Gewalt lag bei Frau Abel Katharine СКАЧАТЬ