Wie Satan starb . Artur Landsberger
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Название: Wie Satan starb

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ liegt.«

      Frau Julie schwieg erst und sah den Landrat erstaunt an. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte mit bewegter Stimme:

      »Du nennst es einen Skandal, der dir heute noch in den Gliedern liegt! – Ich denke daran zurück als ein von uns begangenes Verbrechen, das mein Gewissen heute noch genau so quält wie vor fünf Jahren.«

      »Wozu mußtest du nur davon anfangen?« schalt Hilde ihren Mann. »Und dann grad heut! wo wir die ganzen Jahre über mit Mama nicht davon gesprochen haben.«

      »Hätten wir’s nur!« erwiderte Baron Zobel. »Hätten wir nur davon gesprochen! und zwar so oft wie möglich, damit sich in Mama nicht so unsinnige Ideen festgesetzt hätten.«

      »Ich muß auch sagen,« stimmte der Justizrat bei, »daß das die Dinge denn doch etwas einseitig beurteilen heißt.«

      »Sie auf den Kopf stellen heißt,« fiel ihm Zobel ins Wort.

      Der Landrat unterdrückte, was ihm schwer genug fiel, die Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, und beschränkte sich darauf, sich in den Sessel zurückzulehnen, die Beine übereinander zu schlagen und zu sagen:

      »Na! Dann kann das Theater ja wieder losgehen! Aber ich spiele nicht mehr mit. Ich nicht! Und meine Frau und meine Kinder auch nicht!«

      »Ich weiß gar nicht, was du eigentlich willst,« sagte Hilde und wandte sich an ihren Mann. »Das liegt doch glücklich hinter uns.«

      »Um morgen in neuer Auflage seine Wiederholung zu erleben.«

      »Aber das ist ja doch gar nicht möglich,« erklärte Ilse, »das Mädchen ist doch tot.«

      »Auf das System kommt es an! auf den Geist! ob der tot ist. Davon hängt es ab. Aber er lebt, wie ihr aus Mamas Worten ja eben gehört habt.«

      »Da hat er recht,« bestätigte Zobel. »Was nützt es, daß diese Aenne starb, solange man befürchten muß, daß morgen eine Else oder Grete an ihre Stelle tritt. Vor allem, wo heutzutage eine derartige Hintertreppenchose unter Umständen keine interne Angelegenheit mehr bleibt, die man innerhalb seiner vier Wände mit ein paar braunen Lappen abmacht.«

      »Aha!« mischte sich der Medizinalrat jetzt laut in die Unterhaltung. »Du befürchtest, daß, wenn ihr euch im Interesse des sogenannten guten Rufes der Familie wieder einmal veranlaßt sehen solltet, ein armes Mädchen in den Tod zu hetzen, daß das dann heute möglicherweise doch unangenehme Folgen für euch haben könnte.«

      »Die Möglichkeit ist bei der heutigen Gefühlsrichtung durchaus nicht von der Hand zu weisen,« erwiderte Baron Zobel.

      »Im übrigen,« stellte der Landrat seinen Onkel, »von uns hat sie meines Wissens keiner in den Tod gehetzt.«

      »Sondern?« fragte der Medizinalrat.

      »Sie hat, was für ein Mädchen ihrer jesellschaftlichen Stellung – wenngleich jesellschaftlich für ein Mädel ihres Standes kaum die richtige Bezeichnung sein dürfte – jedenfalls: Ehre, wem Ehre jebührt! und da muß ich trotz aller Mühen, die sie uns gemacht hat, sagen: sie hat für eine Pedellstochter – zumal für gewöhnlich derartigen Mädchen jedes Jefühl dafür abjeht – den Takt jehabt und sich jesagt: es jeht nich! eine Schreibmaschinenmamsell und ein königlich preußischer Regierungsassessor sind von der Vorsehung nu mal nich füreinander bestimmt. Im Anfang natürlich, da war se, wie alle, bockbeinig und klammerte sich an Peter fest. Schließlich dämmerte es ihr aber doch, sie lenkte ein, jab nach, entsagte freiwillig . . .«

      ». . . und brachte sich um,« ergänzte der Medizinalrat.

      »Allerdings,« bestätigte der Landrat. »Sie sich. Nicht wir sie.«

      Der Medizinalrat bekam einen roten Kopf, richtete sich auf und sagte laut:

      »Erwürgt, erdrosselt, so zwischen euren Fingern, habt ihr sie freilich nicht.«

      »Doch! doch!« rief laut Frau Julie und sprang auf, »bedacht und bewußt erwürgt und erdrosselt, gerade so, wie du es zeigst, so zwischen euern Fingern, habt ihr sie.«

      Der Landrat riß den Mund auf und rief:

      »Wa? . . . Wa? . . .« und vergaß, ihn wieder zuzumachen.

      »Wer? wir?« rief Baron Zobel und trat vor Frau Julie hin. »Selbst bildlich gemeint ist dieser Vorwurf falsch und niederträchtig. Wir haben mit deinem Einverständnis Peters Abwesenheit in Südwest dazu benutzt, um ihn von seinem höchst seßhaften Verhältnis zu befreien, das er ohne uns vielleicht nie mehr losgeworden wäre.«

      »Sehr richtig!« stimmte der Landrat bei, der sich wieder in der Gewalt hatte. »Weiter nischt!«

      »Aber wie? wie habt ihr das gemacht?« rief Frau Julie.

      »Zuerst auf deinen speziellen Wunsch mit Glacéhandschuhen,« sagte Zobel, und der Landrat fügte hinzu:

      »Die wir uns dabei jehörig bedreckt haben.«

      »Das habt ihr,« stimmte Frau Julie aus vollem Herzen bei.

      »Ne, ne,« winkte der Landrat ab. »So nich, anders, liebe Mama. »So ’ne Loseisung, so ’n letzter Akt einer Liaison is doch schließlich kein Hofball! Das is für jewöhnlich ’n ziemlich schwieriger Handel, mit mehr oder wenijer rührselijem Einschlag.«

      »Je kleiner die Abfindungssumme, um so größer die Rührung,« ergänzte Zobel.

      »Sehr richtig,« stimmte der Landrat bei. »Hauptsache is bei so ’ner Szene die Tonart. Wenn man se natürlich wie du von vornherein statt auf Dur auf Moll stimmt, darf man sich nicht wundern, wenn’s ’n Kladderadatsch jibt.«

      »Jetzt bin am Ende noch ich daran schuld!« rief Frau Julie.

      »I Jott bewahre! Schuld is Peter. N’ Verhältnis – verzeiht, aber mir scheint, daß das doch ’mal jesagt werden muß – also so ’n Verhältnis is doch nichts weiter als ein auf materieller Verständijung beruhender körperlicher Zusammenschluß auf Widerruf.«

      »Laß das!« befahl Frau Julie.

      Aber dem Landrat gefiel die Formel.

      »Wenn ein Teil widerruft, is es aus. Da jibt’s nichts! Und so wenig das Jesetz aus so ’ner Art Verbindung rechtliche Folgen herleitet, so wenig anerkennt der jesellschaftliche Kodex Pflichten moralischer Art – was ja auch sinnlos wäre, da das Janze ’ne höchst unmoralische Anjelejenheit is.«

      »Ich bin auch der Ansicht,« sagte der Justizrat, »daß es in unser aller Interesse und nicht zuletzt in dem Peters liegt, wenn wir diese unglückselige Angelegenheit endgültig ad acta legen.«

      Frau Julie, deren Nerven seit einer Stunde übermäßig angespannt waren, rückte ein wenig nach vorn, legte die weiße, gepflegte, noch immer schöne Hand auf den Tisch, sah ihre Schwiegersöhne an und sagte mit starker Betonung:

      »Gut, es mag das letztemal sein! Aber entgegen dem Gesetz, dem gesellschaftlichen Kodex, und vor allem entgegen deinem Urteil, Anton, wonach ein derartiger Fall eine höchst unmoralische Angelegenheit ist, will ich, daß der armen Aenne wenigstens einmal ihr Recht wird. Dann mag der Fall zwischen euch und mir begraben sein.«

      »So laß es doch ruhn, Mama,« bat Ilse, »und reg’ dich nicht auf!«

      »Nein! nein!« wehrte СКАЧАТЬ