Wie Satan starb . Artur Landsberger
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Название: Wie Satan starb

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sind alles Sentimentalitäten, mit denen man keine Kriege gewinnt,« sagte der Landrat.

      »Aber sie überwindet!« belehrte ihn der Medizinalrat.

      »Auf deutsch: Pazifismus,« sagte der Landrat und lachte spinös.

      »Das ist nun zwar nicht gerade deutsch,« meinte Frau Julie. »Aber um über Krieg und Religion zu reden, steht mir heute nicht her Kopf.«

      »Das will ich meinen!« rief Ilse von Zobel, die in diesem Augenblick ins Zimmer stürzte, sich ihrer Mutter an den Hals warf, sie an sich drückte und rief:

      »Ich gratuliere!«

      Ihr Mann, Kurt Freiherr von Zobel, Hilde Moll, die Frau des Landrats, und der Justizrat Willi Wolf, ein jüngerer Bruder Frau von Reinharts, folgten ihr.

      »Ja! woher wißt ihr denn alle schon?« fragte Frau Julie, nickte allen zu und ließ sich von ihnen die Hand küssen.

      »Du hast es uns doch mitteilen lassen,« erwiderte der Justizrat.

      »Ich?« fragte Frau Julie erstaunt. »Ich war doch so benommen, daß ich gar keinen Gedanken hatte.« – Im selben Augenblick aber hatte sie auch schon die Lösung: zweifellos! Johann hatte in seiner Freude, ohne sie zu fragen, alle benachrichtigt.

      »Ich bin so, wie ich war, von den Kindern fort und zu dir!« rief Hilde. Und der Landrat, der schon längst seine Frau scharf betrachtet hatte, sagte:

      »Du siehst ja ganz zerzaust aus.«

      »Das war unser Junge! Er hing sich an mich und wollte durchaus mit und Großmutti gratulieren.«

      »Der geliebte Junge!« rief Frau Julie. »Er ähnelt dem Peter. Er hat soviel Gemüt.«

      »Du solltest doch etwas mehr auf dein Aeußeres sehn,« sagte der Landrat, der jetzt dicht neben seiner Frau stand.

      »Das bist du mir und meiner Stellung schuldig.«

      Hilde stöhnte und sagte halblaut:

      »Immer dasselbe.«

      Und der Medizinalrat, der hinter dem Landrat stand, tat überrascht und sagte zu seinem Neffen:

      »Schon offiziell?«

      Der Landrat wandte sich zu ihm um, sah das spöttische Gesicht, verzog den Mund und sagte:

      »Wozu?«

      »Nun zum Staatsminister. Bei deinen Verbindungen! – Oder ist es etwa noch nicht so weit?«

      »I was!« wehrte der Landrat ab und machte ein so verdutztes Gesicht, daß der Medizinalrat lachen mußte und sich abwandte.

      »So laß ihn doch, Onkel!« sagte Ilse leise, und der Medizinalrat erwiderte:

      »Ich kann mir nicht helfen, liebe Ilse, aber dieser Landrat liegt mir nun mal nicht.«

      Ein Diener brachte eine Magnumflasche Champagner. Johann folgte mit Tablett und Gläsern.

      »Es ist seit fünf Jahren die erste Flasche, die in meinem Hause getrunken wird,« sagte Frau Julie und ging auf Johann zu. Dann reichte sie jedem ein Glas.

      »So habe ich dich seit Jahren nicht mehr gesehen,« sagte Ilse freudig.

      »So wohl wie heut war mir auch nicht mehr ums Herz, seitdem unser guter Vater von uns ging,« erwiderte Frau Julie.

      »Also denn«, sagte der Landrat, klemmte das Monokel fest und hob sein Glas – »ergreifen wir die Jelejenheit . . .«

      »Was denn? was denn?« unterbrach ihn der Medizinalrat.

      Der Landrat sah auf:

      »Na, ich denke doch, es soll jefeiert werden.«

      Hilde wies auf Frau Julie, die sich eben von dem Justizrat auf einen Stuhl helfen ließ.

      Der Landrat sah’s, war ganz verdutzt, sperrte den Mund auf und sagte:

      »Nanu?«

      Dann ließ er den Arm sinken und schüttelte den Kopf. Im selben Augenblick stand Frau Julie, überstrahlt von Glück, auch schon auf dem Stuhl und begann:

      »Kinder! geliebte Kinder! Also ihr wißt ja gar nicht, wie es in mir aussieht! Als junge Braut mag mir so ums Herz gewesen sein. Seitdem nie wieder. Und dabei hatte ich, solange euer Vater lebte, doch nur frohe Tage. – Aber heute, wo ich meinen Jungen wieder habe, da ist mir, als fühle ich, wie sich eures Vaters Arm um meine Schultern legt, wie er mich mit seinen guten blauen Augen anschaut, und, wie so oft früher, zu mir sagt: ›Na, Liebling, ist das Leben nicht schön?‹ – Nie ist mein Ja aus vollerem Herzen gekommen als heut. Das Leben ist schön! Erst seine schwersten Prüfungen lassen uns seinen Sinn erkennen – Kinder! wir haben ihn wieder, unsern Peter, unsern guten, dummen Jungen, den strahlenden Bengel!«

      »Erlaub mal,« fiel ihr der Landrat ins Wort, »daß ich dich unterbreche. Aber n’ Königlich Preußischer Regierungsassessor is doch schließlich kein dummer Junge und strahlender Bengel!«

      »Doch! doch! rief Frau Julie lebhaft. »So wie ich es meine, ist mein Peter ein strahlender Bengel und soll es bleiben! So ein echter deutscher Kindskopf! Ganz wie ihn sein Vater sich wünschte! Sonnig! offen und keines falschen Tones fähig! Gottlob, wir haben ihn wieder, unsern Peter. Laßt ihn leben, den Jungen! Hoch!«

      »Hoch!« riefen alle, und wiederholten es erst einmal, dann ein zweitesmal.

      Baron Zobel und der Medizinalrat, die peinlich auf Frau Julie acht gegeben hatten, halfen ihr jetzt vom Stuhl herunter.

      »Ich glaube, Mama,« sagte Ilse, »wir bringen dich jetzt zu Bett, damit du erst einmal richtig zur Ruhe kommst.«

      »Was für ein Gedanke!« widersprach Frau Julie. »Ich werde doch die schönsten Stunden meines Lebens nicht verschlafen. In mir ist seit fünf Jahren zum ersten Male alles wieder ganz ruhig. Die ganze Nacht über werde ich mit offenen Augen daliegen und an mein Glück denken. Nun, wo ich meinen Jungen wieder habe, ist mir um meinen Schlaf nicht mehr bange.«

      »Wer wird zu ihm fahren?« fragte der Baron Zobel.

      »Du meinst, wer mich begleiten wird,« erwiderte Frau Julie.

      »Aber Mama!« widersprach Ilse, »du wirst doch bei den jetzigen Verhältnissen und um die Jahreszeit nicht in die Schweiz fahren?«

      Auch Hilde und der Justizrat rieten ab.

      Frau Julie lächelte:

      »Und wenn es an das Ende der Welt ginge! Ihr würdet mich nicht zurückhalten.«

      »Dann fahre ich mit dir!« erklärten gleichzeitig Ilse, Hilde und der Medizinalrat.

      »Das braucht am Ende doch nicht so überstürzt zu werden,« meinte Baron Zobel; und der Justizrat stimmte ihm bei und sagte:

      »Ich finde auch, darüber kann man doch in ein paar Tagen in aller Ruhe sprechen.«

      »Wie denn?« fragte Frau Julie und glaubte, sie habe ihren Bruder falsch verstanden. »In ein paar Tagen? Du sagtest doch, Peter sei morgen Nacht schon in Genf,« wandte sie СКАЧАТЬ