Lache Bajazzo. Artur Landsberger
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Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ du, daß ich mich freue?«

      Er sah sie strahlend an und nickte.

      »Mehr als du?« fragte sie.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Doch! doch!« sagte sie, fiel ihm um den Hals und küßte ihn.

      »Aber, aber!« sagte der alte Brand.

      »Laß doch, Onkelchen!« rief Agnes und wandte den Kopf.

      »Wir sind ja unter uns!«

      Der Direktor hatte inzwischen Peter in ein Gespräch gezogen. Er wußte, daß er ihn hier treffen würde. Das war auch der Grund, aus dem er der Einladung Estellas gefolgt war. Er trug sich mit dem Gedanken einer freien Bühne im großen Stile, die für die unbemittelten Einwohner Groß-Berlins kostenlos gute Vorstellungen gab. Der Plan stand, wie alle Theaterpläne, längst bis ins kleinste Detail fest. Die jährliche Steuerquote, die der einzelne entrichtete oder besser nicht entrichtete – denn das Hauptkontingent stellten die, deren Einkommen unter dem steuerpflichtigen Satze blieb – entschied über den Anspruch auf Mitgliedschaft der Freien Bühne, die jedem Unbemittelten das Recht auf eine Vorstellung in der Woche gab. Alles war wie gesagt, bis aufs kleinste durchdacht; nur fehlte, wie bei allen Theaterplänen, die Finanzierung. Durch einen minimalen, kaum fühlbaren Steueraufschlag, den die Vermögen von über einer halben Million zu entrichten hätten und über dessen »Erwägungsmöglichkeit« der Finanzminister mit sich reden lassen wollte, sobald die Finanzierung des Unternehmens erfolgt wäre, würden die jährlichen Unkosten gedeckt. Der ethische Wert des Projekts war in einer Denkschrift niedergelegt, im Anschluß an die sich prominente Persönlichkeiten aller Berufsstände zustimmend, teils begeistert geäußert hatten. Eine Option auf eine Reihe erster Künstler und Künstlerinnen war bereits erfolgt.

      »Kurz es ist eigentlich alles da,« sagte der Direktor, »was fehlt ist lediglich . . .«

      ». . . das Geld!« ergänzte Peter.

      »Ja!«

      Peter grinste, denn er hatte vom ersten Augenblick an gewußt, worauf der Direktor hinaus wollte. Auch der Geheimrat ahnte es und hatte daher mit seiner Begeisterung für die Idee zurückgehalten.

      »Ich sehe noch eine Lücke,« sagte der alte Brand. »Hat denn die von Ihnen projektierte Steuer, deren Erwägungsmöglichkeit sich der Finanzminister vorbehielt, auch schon einen Namen?«

      Und der Direktor merkte nicht die Ironie, die in der Frage lag, und sagte:

      »Nein, noch nicht!«

      »Dann möchte ich vorschlagen, sie die ideale Forderung zu nennen,« sagte Werner, der den Plan ernst nahm und von ihm entzückt war.

      »Jedenfalls möchte ich raten, ehe man an die Finanzierung geht – denn die scheint nach dem, was Sie sagen, ja nur so eine Art Formalität zu sein —«

      Peter grinste über das ganze Gesicht.

      »Sagen wir mal die Krönung des Ganzen,« erwiderte der Direktor und war stolz und froh, über den Knüppel, den der alte Braun ihm zwischen die Beine schmiß, nicht gestolpert zu sein.

      »Und mich halten Sie für geeignet, diese Krönung zu vollziehen?« fragte Peter.

      »Ich wüßte keinen Würdigeren.«

      Da legte Peter Messer und Gabel hin, schluckte das Stück Rehfilet, das er im Mund hielt, ungekaut herunter, wischte sich den Mund mit der Serviette, lehnte sich in den Stuhl, schob den Kneifer gerade und sagte:

      »Mein Lieber, Sie müssen nämlich wissen . . .«

      »Allmächtiger!« sagte Agnes und stieß Carl an. »Paß auf, jetzt kommt dem seine Tour.«

      ». . . das is alles ganz anders, als Sie und die anderen sich das denken. Mein Vater, das is ein unbequemer Herr. Jewiß, er hat hundertsiebzig Millionen – aber was hab ich davon? Wenn das so einfach wäre, was glauben Sie wohl, wozu ich mich da die ganzen Jahre bei den Gerichten mit ihm herumschlüge? Sie müssen nämlich wissen, meine Mutter war ’ne verwitwete Baronin Linden, ehe sie Freiin von Ostrau wurde; und ich bin aus dieser ersten Ehe, bin aber von Baron Ostrau, als er meine Mutter heiratete, adoptiert worden. Daher auch mein Name Linden-Ostrau. Sehen Sie, das ist alles nicht so einfach! Es existiert nämlich auch aus der geschiedenen Ehe des Baron Ostrau ein Sohn, der seit zwei Jahren verheiratet ist.«

      Peter holte Atem.

      Agnes beugte sich über den Tisch.

      »Diese Ehe«, fuhr sie genau in Peters Tonfall fort, »ist bis heute gottlob kinderlos. Die freiherrlich Lindenschen und die freiherrlich Ostrauschen Güter, Hochöfen, Gruben und Geschützfabriken wurden bei Schließung der Ehe zu einem Fideikommiß vereinigt – verstehen Sie, und zwar wurde bestimmt, falls aus der Ehe kein Kind hervorginge – na und das is nich hervorgegangen, daß das Fideikommiß an den ersten männlichen Erben fallen solle, der aus einer Ehe hervorgeht, die mein Adoptivbruder oder ich schließe. Diesen ganzen Vertrag . . . – So, lieber Baron, nun haben Sie sich wohl erholt, nun bringen Sie’s zu Ende!« Und Peter nahm die Rede auf und schloß:

      ». . . ficht nun mein Vater nach dem Tode meiner Mutter aus formalen Gründen an, um sich freies Verfügungsrecht zu erwirken. In der ersten Instanz habe ich gewonnen; daher mein Kredit. Verliere ich aber die zweite, pumpt mir kein Mensch mehr was. Also, ich bin ein armer reicher Mann.«

      »Und wann dürfte die Entscheidung der zweiten Instanz fallen?« fragte der Direktor.

      Peter und Agnes zogen die Schultern in die Höhe und sagten gleichzeitig:

      »Vielleicht in sechs Wochen – vielleicht in zwei Jahren – das weiß kein Mensch.«

      Alle lachten und klatschten Agnes Beifall.

      Dadurch ermuntert, nahm sie genau die Stellung des Direktors ein, schob die Unterlippe nach vorn, drehte den Kopf zur Seite, kniff das linke Auge ein bißchen zusammen und sagte mit einer Stimme, die seiner zum Verwechseln glich:

      »Nun, lieber Baron, wenn Sie mir das Versprechen geben, dann warte ich schlimmstenfalls die beiden Jahre.«

      Der Direktor war platt, und da sie ihm diese Antwort vom Munde abgelesen hatte, so war ihm ganz unheimlich zumute, und er nickte nur zustimmend mit dem Kopfe.

      Und ehe Peter noch etwas erwidern konnte, änderte Agnes Ausdruck, Maske und Stimme und fuhr als Peter fort:

      »Das ginge, wenn es keine dritte Instanz, das Reichsgericht, gäbe.«

      Und wieder als Direktor sagte sie:

      »Wie lange dauert das?«

      Sie zog wie Peter die Schultern in die Höhe und sagte:

      »Am Reichsgericht schwebt heute noch ein Prozeß seit 1876; die Parteien sind schon zweimal darüber hinweggestorben; die Erben führen ihn weiter.«

      Sie ahmte das entsetzte Gesicht des Direktors nach und fuhr als Peter fort:

      »Aber das ist nicht immer so. Es gibt auch Prozesse, die schneller gehen. Worauf aber am Ende der ganze Klöngel hinausläuft und worauf es mir und meinem Alten ankommt, ist die Frage, ob einmal Lindensches oder Ostrausches Blut auf Ostrau-Linden herrscht. Und das is ’ne verflucht ernste Sache.«

      »Als ob ich mich sprechen höre!« СКАЧАТЬ