Lache Bajazzo. Artur Landsberger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lache Bajazzo - Artur Landsberger страница 23

Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ will das jetzt erledigt haben!« sagte sie. »Hört endlich mit dem Versteckspiel auf! Kommt die Wedelly – ja oder nein? Mir ist’s gleich! Nur wissen will ich’s!«

      »Sie kommt!« sagte der Direktor.

      »Ha!« rief Estella; ein Schreck traf den anderen – und die Ohnmacht ging vorüber.

      »Gut!« fuhr Agnes fort, »ist Estella trotzdem verpflichtet, die Helena am Stadttheater zu spielen?«

      Der Direktor, dem die juristische Situation inzwischen klar geworden war, nickte.

      »Gut! Dann bleibt’s also dabei! Ich habe Ihr Wort, Direktor? Ich spiele abwechselnd mit Estella.«

      »Ja, das ist doch wohl nicht möglich.«

      »Und warum nicht?«

      »Diese große Rolle, wo Sie noch nie . . .«

      »Ich bin kein Idiot und tät’s nicht, wenn ich nicht wüßte, daß ich’s kann. Ich kenne jede Bewegung, jedes Hilfsmittel, jeden Tonfall. Ich habe Szene für Szene probiert.«

      »Mit wem?«

      »Fragen Sie den Geheimrat. Der versteht zwar nicht viel davon, aber er ist doch kein Esel; und schlauer als er wird das Publikum im Stadttheater auch nicht sein.«

      Der Geheimrat beugte sich verlegen über seinen Teller, der wie die Teller aller anderen unberührt stand.

      »Also, Kinder, wahrhaftig, es ist gescheiter, wenn wir die jungen Enten nicht ganz kalt werden lassen,« sagte Peter. »Los, Geheimrat, wir essen!«

      Aber dem war gar nicht danach zumute.

      »Reden Sie!« drängte ihn Agnes. »Sie haben sich doch sonst vor Begeisterung immer rein umgebracht.«

      »Ich muß sagen, nach meinem Laienurteil und nach den Proben, die ich zu sehen bekommen habe – es waren nicht viel . . .«

      »Mindestens zehn!« unterbrach ihn Agnes.

      ». . . steckt in Fräulein Agnes eine große Künstlerin!«

      »Na, also!«

      »Obschon ich . . .«

      »Was denn nun noch?« fragte Agnes.

      »Obschon ich glaube,« fuhr der Geheimrat fort, »daß ihre stärkere Begabung auf dem Gebiete der Tanzkunst zu suchen ist.«

      »Quatsch!« sagte Agnes. »Das weiß ich besser,« und wandte sich wieder an den Direktor:

      »Uebrigens haben Sie denn allein die Besetzung zu bestimmen?«

      »Aber nein! Ueberhaupt nicht! Auf Wunsch Brands hat Holten seit dem Tage der Helenapremiere allein die Entscheidung; ich kann nur raten und Vorschläge machen.«

      »Nun also!« sagte Agnes und setzte sich erleichtert.

      »Dann ist’s ja gut. Dann brauchen wir ja gar nicht weiter darüber zu reden,« und sie nahm Gabel und Messer auf und begann zu essen.

      Brand sah Carl an und sagte:

      »Ich hoffe, den Wahnsinn wirst du nicht begehen.«

      Carl fuhr mit der Hand durch das Haar.

      »So antworte ihm doch!« drängte Agnes.

      »Nun – ich meine, bis dahin ist’s ja noch lange.«

      »Wieso? Es sind kaum drei Wochen,« sagte Brand.

      »Ich weiß auch nicht, warum du zögerst,« drängte Agnes »Du bist doch kein Kind und brauchst dich vor Brand doch nicht zu fürchten.«

      »Er hat sich sechsundzwanzig Jahre lang nicht vor mir gefürchtet,« sagte Brand.

      »Um so besser!« erwiderte sie und legte Messer und Gabel wieder auf den Teller. »Also, Carl! Gib mir die Hand!« Und da er sie nicht gab, so nahm sie sie selbst und hielt sie fest. »Ich will, daß du’s sagst!« Sie fühlte Brands Blick und war um so fester entschlossen, die Entscheidung zu erzwingen.

      »Sieh, Kind!« erwiderte Carl, »alles was du willst. Aber, nicht wahr, das siehst du selbst, das geht doch wirklich nicht.«

      »Versuch’s!« drängte Agnes und drückte seine Hand.

      »Es geht! sage ich. Ich will’s! und ich kann was ich will.«

      »Du denkst dir das leichter.«

      »Ich denke mir nichts! Ich fühl’s! – Wenn du willst, daß ich bei dir bin, dann tu mir den Willen! Abwechselnd sie und ich! Laß sie beginnen – und falle ich durch, so schadet’s nur mir! Weder dir, noch dem Stück! Dann war’s ein Versuch! – Aber das sage ich nur so, denn ich weiß: ich kann’s! Wenn du das nicht fühlst, dann hast du mich nicht lieb, Carl – dann ist das alles nur so dahingeredet, so ins Blaue hinein – denn sonst wüßtest du’s, wenn ich dir was wär’! Davon hängt jetzt alles ab . . . das weiß ich. Ob du das tust oder nicht.«

      »Tu’s nicht!« rief der alte Brand, der sah, wie Agnes ihn zu sich hinüberzog. »Sie hat recht: davon, wie du dich jetzt entscheidest, hängt alles ab!«

      »Alles!« wiederholte Agnes, und es war etwas in ihrem Ton, was diesem Worte Sinn und Deutung gab. Er wußte: gab er jetzt nach, so war sie sein, sein auch dem Geiste nach; sagte er nein: so stand sie morgen wieder da, von wo er sie hergeholt hatte. Das war kein Zufall gewesen, sondern Bestimmung. Daran glaubte er.

      »Alles!« wiederholte sie jetzt leise, schob sich dicht an ihn heran, berührte sein Bein, zitterte, spreizte die Hand und sagte langsam und bestimmt: »Abwechselnd sie und ich. Sag, daß du es willst!«

      Carl sann noch einen Augenblick nach; dann sagte er:

      »Ja! ich will’s!«

      »Danke!« rief Agnes wie erlöst und sank auf ihren Stuhl zurück.

      Der alte Brand klopfte nervös mit den Fingern auf den Tisch und brummte vor sich hin:

      »Schmachvoll ist das!«

      »Nehmen Sie’s bitte nicht übel,« sagte Estella und stand auf, »aber ich fühle mich nicht wohl. Baron Peter ist so freundlich, an meiner Stelle – also bitte, bleiben Sie! Ich hoffe, daß ich in einer halben Stunde wieder . . .« und sie wankte am Arme des Geheimrats aus dem Zimmer.

      Als sie draußen war, sagte der Direktor:

      »Ich glaube, wir gehen.«

      »I wat!« widersprach Peter. »Das kenn’ ich – das geht vorüber. Es wird noch sehr jemütlich heute abend; passen Sie auf! Nur diese verfluchte Fachsimpelei muß aufhören.

      Also wollen wir uns versprechen: kein Wort vom Theater mehr.«

      Sie versprachen’s sich und blieben. Nur der alte Brand ging. Als sie im Salon saßen, erzählte Peter von afrikanischen Jagden, der Geheimrat brachte Börsenwitze, Carl sprach von der Mystik des Gebirgslebens, der Direktor klatschte aus Künstlerehen, Werner entwickelte neue Ideen vom ewigen Frieden und Agnes schoß den Vogel ab, indem sie mit feiner Witterung für das, was dem einzelnen das Gepräge gab, Typen aus der Berliner Gesellschaft kopierte.

СКАЧАТЬ