Lache Bajazzo. Artur Landsberger
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Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ versteht, die Rolle krieg ich!«

      »Ehrensache!« sagte Werner. »Meine Stimme hast du!« und sie stießen an.

      »Schnür’ mir mal hier das Korsett, Brand,« sagte Estella und setzte sich Peter auf den Schoß, so daß sie Werner den Rücken kehrte. »Der Peter schafft’s nicht!«

      Und Werner zog das Korsettband so fest an, daß Estella von Peters Schoß auf seinen glitt.

      »Nicht einmal halten kann er mich,« sagte Estella.

      »Du läufst mir schon nicht fort,« erwiderte Peter und grinste.

      »Dabei, was glaubst du wohl, was er anstellen würde, wenn das ein anderer wäre als du,« sagte Estella.

      »Natürlich!« erwiderte’ Peter. »Werner bildet eine Ausnahme! In allem! Für den tue ich alles, und der darf auch alles tun!«

      »Bist du nicht stolz?«  fragte Estella.

      »Ich hab so das Gefühl, als wenn das selbstverständlich wäre, wenn zwei Menschen befreundet sind wie wir.«

      Draußen klingelte es.

      Alle drei fuhren auf, verzogen die Gesichter und sahen sich an.

      Sollte das etwa schon einer von den Gästen sein? dachten sie und sahen, ohne daß einer zu reden wagte, zur Tür.

      Die Zofe kam mit einem Rohrpostbrief in der Hand.

      »Hurra!« schrie Werner. »Eine Absage!«

      »Soll ich euch sagen, von wem?« fragte Peter.

      »Wie kannst du wissen?« fragte Estella und nahm der Zofe den Brief ab.

      »Wetten, daß er von Frau Geheimrat Weber ist?«

      Estella öffnete und las.

      »Wo hast du sie gesprochen?« fragte sie erregt.

      »Also es stimmt.«

      »Antworte bitte!« drängte Estella.

      »Nirgends! Aber ich habe gewußt, daß ihr Bedenken kommen werden. Denn sie lebt beständig in Sorge, nur ja keinen gesellschaftlichen Fauxpas zu begehen.«

      »Lächerlich!« sagte Estella gekränkt und reichte ihm den Brief: »Da lies!«

      »Danke! Vermutlich eine Migräne? Was?«

      »Nein!« sagte Estella überlegen. »Aber sie ist zu ihren Tochter nach Dresden, die plötzlich erkrankt ist.«

      Peter wollte widersprechen. Aber Werner gab ihm ein Zeichen, und so ließ er’s.

      »Gieß lieber ein, statt mich zu kränken,« sagte Estella.«

      »Recht hat sie!« entschied Werner.

      »Im übrigen, ob die aufgetakelte Pute kommt oder nicht, da mach ich mir viel draus. Ich bleib doch wer ich bin.«

      »Bravo!« rief Werner.

      »Dann kommen eben auf jeden neun Krebse statt acht.«

      »Das Stück zu?« fragte Werner.

      »Fünfundsiebzig Pfennige!«

      »Ausgeschlossen!« rief Werner. »Die acht Krebse der Frau Geheimrat verzehren wir!«

      »Das ist eine Idee!« sagte Peter.

      Und schon war Werner draußen und holte aus der Riesenschüssel die acht strammsten Jungen heraus.

      Werner und Peter zogen ihre Smokings aus und machten sich an die Krebse.

      »Die ersten drei Schwänze auf das Wohl der Frau Geheimrat.«

      Sie führten sie gleichzeitig zum Munde und schnalzten, trotz ihrer guten Manieren, vor Vergnügen mit der Zunge.

      »Nachspülen!« kommandierte Werner, und sie leerten ihre Gläser in einem Zuge.

      Als sie beim siebenten Krebse angekommen waren, verzog Werner das Gesicht und sagte:

      »Eigentlich könnte jetzt noch jemand absagen.«

      »Das wär’ reichlich spät,« meinte Estella.

      »Wir würden’s jedenfalls nicht übelnehmen.«

      »Wißt ihr,« sagte Peter, »eigentlich ist es genug, wenn jeder sieben Krebse hat.«

      »Durchaus meine Meinung!« sagte Werner und war auch schon wieder an der Tür, trotz Estellas Protest, dem er wirksam damit begegnete, indem er sagte:

      »Laß nur, ich bring’s schon geschickt irgendwie an, daß das Stück eine Mark kostet – dann gleicht’s sich aus.«

      Und das beruhigte Estella, die um ihr Prestige besorgt war.

      Als sie trotz keiner weiteren Absage eben bei der dritten »Krebsserie« waren und den Preis pro Stück nach einigen Bedenken abermals um fünfundzwanzig Pfennige erhöht hatten, klingelte es, und es kamen die ersten Gäste.

      »Herr Geheimrat Weber,« meldete die Zofe. Werner und Peter ließen die Köpfe hängen und sahen wehmütig auf ihre Teller. Aber Estella, die schon zur Tür stürzte, um den Geheimrat zu empfangen, kehrte plötzlich um und schrie:

      »Kinder, ich habe ja vergessen, mich weiter anzuziehen.«

      Und Werner und Peter stellten fest, daß sie recht hatte.

      Werner half ihr, den Rock überziehen, Peter in die Taille; die Zofe wechselte ihr die Schuhe; dann tanzte die Puderquaste über das Gesicht, der Dorinlappen fuhr über die Fingernägel und ein paar Tropfen Ideal huschten und verschwanden auf den Händen, an der Brust und unter den Armen. Werner und Peter schlüpften in die Smokings, und das intime Fest war beendet.

      Estella betrat vom Wohnzimmer aus den Salon und begrüßte den Geheimrat.

      »Verzeihen Sie, liebster Geheimrat, aber ich war so in meine neue Rolle vertieft, daß ich wirklich erst ein wenig ans offene Fenster mußte, um mich zurechtzufinden.« Dabei holte sie mehrmals tief Atem und führte mit Anmut das Spitzentuch an den Mund.

      »Meine Teuerste,« rief der Geheimrat entsetzt, »in dieser Aufmachung am offenen Fenster! Womöglich in erhitztem Zustand! Wir haben keine drei Grad. Bedenken Sie, daß Tausende an Ihrer Gesundheit ein Interesse haben.«

      »Ich bin daran gewöhnt,« sagte sie und bat den Geheimrat, sich zu setzen.

      »Vor allem muß ich Ihnen nochmals das Bedauern meiner Frau aussprechen. Sie wissen ja, wie sehr meine Frau Sie schätzt, nicht nur als Künstlerin, auch als Menschen. Ich versichere Sie, sie hatte sich ganz besonders auf den heutigen Abend gefreut. Sie begreifen, wenn man, wie wir, von Gesellschaft zu Gesellschaft gehetzt wird, zu denen man doch immer mehr oder weniger gezwungen geht, wie wohltuend es da für sie ist, mal einen Abend mit Menschen aus Ihrer geistigen Sphäre zu verleben.«

      »Ich muß sagen, daß mir die Hauptfreude des Abends durch das Fernbleiben Ihrer Gattin genommen ist – vor allem der traurige Anlaß. Ich hoffe nur, daß es nichts Ernstes ist.«

      »I СКАЧАТЬ