Lache Bajazzo. Artur Landsberger
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Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Begabung!« sagte der alte Brand.

      Und der Geheimrat rief dem Direktor zu:

      »Direktor, die Kraft sichern Sie sich rechtzeitig!«

      Carl saß da und staunte sie an.

      »Du bist ganz wunderbar!« sagte er. »Tausend eigene Saiten klingen in dir. Und sie alle kommen aus einer  Quelle – die ist tief und unergründlich! Das Gute und die Sünde geht darin um, wie Schwestern. Sie alle klingen zusammen, und du weißt es selbst nicht, was das Gute und was das Böse ist.«

      »Ein Vorwurf für eine Dichtung!« sagte Werner.

      Und Carl nickte nachdenklich und sagte:

      »Ja! Wenn man das gestalten könnte!«

      »Wenn es einer kann, dann kannst du’s,« sagte Brand.

      Carl wandte sich ganz zu Agnes, nahm ihre beiden Hände, beugte sich zu ihr, küßte sie auf die Stirn und sagte mit einer Stimme, die zeigte, wie feierlich ihm zumute war:

      »Ich will’s versuchen.«

      Und alle stießen auf ein gutes Gelingen an.

      Dies erschien Estella als der Augenblick, um unauffällig auf den eigentlichen Zweck des Abends zu sprechen zu kommen.

      »Vorher aber haben wir ja wohl noch ein modernes Trauerspiel von Ihnen zu erwarten?« sagte sie.

      »Oh, was glauben Sie!« erwiderte Carl und führte die Hand zur Stirn. »Bis das in mir Gestalt gewinnt, das kann zwei, drei Jahre dauern. Solange trage ich es in mir und fühle es werden, und gehe mit einem Glücksgefühl umher. Und eines Morgens, da steht die Gestalt wie ein fertiger Mensch in mir, und ich führe ein Doppelleben. Sie begleitet mich überall hin. Alles, was ich tue, lasse ich in Gedanken auch sie tun. Jeden meiner Gedanken denkt auch sie, und stundenlang am Tage halten wir Zwiesprache miteinander. Oft fasse ich es selbst nicht, daß, was da in mir wurde und nun lebt, nicht Mensch von Fleisch und Blut ist. Sehen Sie, dann erst beginnt meine Arbeit, indem ich dies neue Wesen von mir gebe, wie ein Geheimnis ausplaudere, der Welt überantworte – und dadurch eben mich von ihm befreie. Das ist eine Arbeit, die mir dann freilich schnell von der Hand geht, um so schneller, je größer die Zahl der Gesichte ist, die sich von neuem in der Ferne mir schon wieder aufdrängen und denen ich, selbst wenn ich mich zur Ruhe zwingen will, doch immer wieder verfalle.«

      »Ihr Dichter seid eben komische Menschen,« sagte Agnes. »So gar nicht gegenständlich! und ich bin’s nur!«

      »Bravo, Agnes!« rief der alte Brand. »Das kennzeichnet ihn und Sie; Sie sind es ausschließlich, während Carl in einer ständigen Auflösung, in einem ständigen Fluß der Gefühle lebt.«

      »Hab ich also mal keine Dummheit gesagt?« fragte Agnes, lächelte, hob das Glas, nickte hinein, sagte: »Prost, Agnes!« und trank.

      »Prost, Agnes!« rief der alte Brand, und alle stimmten in den Ruf mit ein.

      Estella erneute ihren Versuch.

      »Also dann kommt das neue Drama bald?« fragte sie.

      »Nach Weihnachten vermutlich!« sagte Carl.

      »In der Presse standen ja schon verschiedentlich Notizen.«

      »Die ich nicht lanciert habe,« sagte der Direktor.

      »Kennt denn sonst jemand schon das Stück?« fragte Estella.

      »Gewiß! Außer Brand und mir noch ein paar andere Direktoren – und wem Doktor Holten es etwa sonst noch gegeben oder gelesen hat.«

      »Keinem einzigen,« sagte Carl, »außer natürlich meiner Frau.«

      Carl erschrak; zum ersten Male in Agnes’ Gegenwart sprach er von ihr. Und auch die anderen empfanden es peinlich.

      »Weshalb nicht mir?« fragte Agnes erregt.

      »Du sollst es haben,« beschwichtigte sie Carl.

      »Nein, ich will, daß du es mir auch liest, so gut wie ihr.«

      »Mit Freuden, Agnes!«

      »Wann?«

      »Wenn ich wiederkomme.«

      »Nein! Ich will, daß du es gleich tust.«

      »Du weißt doch, daß ich morgen reise«

      »Dann bleibst du noch, auf einen Tag kommt es doch nicht an.«

      »Das sagst du schon seit acht Tagen.«

      »Du hättest mir ja nicht zu folgen brauchen, da ich keinen Grund hatte als den, dich hier zu haben. Jetzt aber habe ich einen Grund. Und darum darfst du nicht reisen, versprich mir das!«

      »Agnes, das geht nicht!«

      »Du willst mir das Stück also nicht lesen?«

      »Gewiß will ich. Wenn du mich gestern darum gebeten hättest, so . . .«

      »Gestern wußte ich noch nichts von einem Stück.«

      »Ich habe dir davon erzählt.«

      »Aber nicht, daß andere es kennen. Also, Carli —« sie änderte den Ton ihrer Stimme, wurde weich, fuhr ihm mit beiden Händen durchs Haar, brachte ihr Gesicht nahe an seins und sagte: »Du bleibst?«

      Carl überlegte.

      »Du hast das Stück doch hier?« fragte sie.

      »Nein!« sagte er beinahe froh, denn er hatte gar nicht daran gedacht, daß er das Manuskript nicht bei sich hatte.

      Agnes schien verstimmt. Aber nur einen Augenblick lang, dann wandte sie sich zu dem alten Brand und sagte:

      »Onkel Brand, Sie müssen es ja haben – und Sie auch, Direktor!«

      Beide schüttelten den Kopf.

      »Ihr lügt!« rief sie wütend. »Ich lasse mich nicht dumm machen! Also einer von beiden gibt’s auf einen Tag heraus. Wir fahren ja bei Ihnen vorbei, Direktor, oder haben Sie’s im Theater?«

      »Wie kann ich das bei der Menge von Manuskripten wissen!« sagte der Direktor.

      »Wieder gelogen!« rief Agnes. »Gut, suchen wir’s erst bei Ihnen. Ist’s da nicht, so liegt’s im Theater. Wann sind Sie da morgen früh?«

      Der Direktor lächelte über Agnes’ Beharrlichkeit.

      »Ich seh schon,« sagte er, »mir bleibt nichts übrig als die Waffen zu strecken.«

      »Also?« fragte Agnes und ließ kein Auge von ihm.

      »Wenn Sie bei mir vorüberfahren, schick’ ich’s Ihnen an den Wagen – vorausgesetzt, daß Doktor Holten . . . .«

      Agnes wandte sich an Carl:

      »Sag’ ja!«

      Und jeder fühlte, daß er nicht nein sagen konnte.

      Holten nickte denn auch mit dem Kopfe, worauf ihm Agnes um den Hals fiel, СКАЧАТЬ