Ingénue. Александр Дюма
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Название: Ingénue

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ achte, zwischen Danton und Guillotin vorbehaltene, Platz war leer.

      »Meine Herren,« sagte Camille, »es fehlt uns Einer, wie es scheint; doch auf einen verspäteten Gast warten ist ein Mangel an Rücksicht gegen alle Anwesende; ich verlange als«, daß zur Eröffnung der Sitzung geschritten werde, und zwar ohne Verzug.«

      »Und ich, mein lieber Camille, ich bitte die Gesellschaft tausendmal um Entschuldigung; doch ich hoffe, sie fühlt sich nur bei Einsicht dieser Karte zu sehr dankbar gegen denjenigen, welcher diesen Platz einnehmen soll, um ohne ihn ein Mahl anzufangen, das sie nicht ohne ihn machen würde.«

      »Wie! der Gast, der uns fehlt,« versetzte Camille, »es ist . . .«

      »Unser Koch!« sprach Danton.

      »Unser Koch?« wiederholten im Chor die Gäste.

      »Ja, unser Koch . . . Damit Sie nicht glauben, ich sei im Zuge, mich zu Grunde zu richten, meine Herren, muß ich Ihnen die Geschichte unseres Gastmahles geben. Ein wackerer Abbé, den man den Abbé Roy nennt, und der, wie es scheint, mit den Angelegenheiten der Prinzen beauftragt ist, kam zu mir und verlangte eine Konsultation für Ihre Hoheiten . . . Wem verdanke ich dieses Glück? der Teufel soll mich holen, wenn ich eine Vermuthung hierüber habe. Doch die Consultation wurde gegeben, und vor acht Tagen brachte mir der Biedermann von einem Abbé tausend Franken. Da ich nun meine Hände nicht mit dem Gelde der Tyrannen beschmutzen wollte, so beschloß ich, den Erfolg meiner Consultation einem Mahle von Freunden zu weihen, und da Grimod de la Reyniére der Nächste ist, so fing ich meine Runde mit Grimod de la Reyniére an; der erhabene Feinschmecker erklärte mir aber, er speise nie außer seinem Hause, wenn er nicht das Diner selbst mache; ich erwiederte ihm daher, ich stelle ihm nicht nur die tausend Franken, welche zu verspeisen, sondern auch meine Küche, meine Köchin, meinen Keller u. s. w. zur Verfügung. Bei diesem Anerbieten schüttelte er den Kopf. »»Ich nehme die Küche, und das Uebrige sei meine Sache,«« sagte er. Alles Uebrige, meine Herren, ist also von unserem Koche: Tischzeug, Silbergeschirr, Blumen, Aussatz, Candelabres, Lustres, und wenn Sie einen Dank abzustatten haben, so ist es nicht mir, sondern ihm.«

      Danton hatte kaum diese Erklärung vollendet, da öffnete sich die Thüre im Fond, und ein zweiter Lackei meldete:

      »Herr Grimod de la Reyniére.«

      Bei dieser Kunde stand Jeder auf, und man sah einen Mann von fünfunddreißig bis sechsunddreißig Jahren, mit sanftem, vollem, blühendem, angenehmem, geistreichem Gesichte eintreten; er war bekleidet mit einem weiten schwarzen Sammetrocke, mit einer Hose von brochirtem Atlaß, auf der zwei mit Berlocken beladene Uhrketten bummelten; seine Fußbekleidung, bestand aus seidenen Strümpfen mit gestickten Zwickeln und Schuhen mit Diamantschnallen, und er trug auf dem Kopfe einen runden Hut von fast spitziger Form, den er nie ablegte, nicht einmal bei Tische, und dessen einziger Zierrath ein zwei Finger breites, durch eine stählerne Schnalle fest gehaltenes Sammetband war.

      Bei seinem Anblicke drang ein schmeichelhaftes Gemurmel aus dem Munde Aller hervor, – Marat ausgenommen, der den illustern Generalpächter mit einer Miene anschaute, welche dem Zorne näher war, als dem Wohlwollen.

      »Meine Herren,« sprach Grimod, indem er die Hand an die Krämpe seines Hutes legte, ohne jedoch diesen Hut von seinem Kopfe aufzuheben, »gern hätte ich mir mögen bei dieser feierlichen Veranlassung durch meinen Meister la Guepiere helfen lassen, doch er hatte gegen den Herrn Grafen von Provence eine Verbindlichkeit übernommen, von der er sich nicht frei machen konnte; ich bin also auf meine eigenen Mittel beschränkt gewesen. Jeden Falls habe ich mein Möglichstes gethan, und ich empfehle mich Ihrer Nachsicht.

      Das Gemurmel verwandelte sich in ein Beifallklatschen; la Reyniére verbeugte sich wie ein durch die Bravos des Publikums aufgemunterter Künstler. Die Karte des Mahles hatte alle Gäste, mit Ausnahme von Marat, vortrefflich gestimmt.

      »Meine Herren,« sagte Grimod, »Niemand ist mehr verpflichtet, zu sprechen, außer für seine Bedürfnisse: die Tafel ist der einzige Ort, wo man sich in der ersten Stunde nie langweilt.«

      Dem zu Folge und nach diesem Rathe fing Jeder an seine Austern zu verschlingen, ohne eine andere Begleitung von Worten, die von la Reiniére ausgenommen, welche von Zeit zu Zeit mit derselben Regelmäßigkeit und, ich möchte fast sagen, mit demselben Ernste wiederkehrten wie das: Schließet die Glieder, unter dem Feuer.

      »Nicht zu viel Brod, meine Herren! nicht zu viel Brod!«

      Als die Austern gegessen waren, fragte Camille Desmoulins:

      »Warum nicht zu viel Brod

      »Aus zwei Gründen, mein Herr; einmal ist das Brod das Nahrungsmittel, das am schnellsten den Appetit befriedigt, und es ist unnütz, sich am Anfange eines Mahles zu Tische zu setzen, wenn man sich nicht bis zum Ende essend dabei zu halten weiß. Die Thiere füttern sich, alle Menschen essen, nur der geistreiche Mensch allein versteht zu essen. Dann treibt das Brod, wie alle Mehlspeisen, zur Feistigkeit an, die Feistigkeit aber, meine Herren, – fragen Sie den Doctor Guillotin, der nie fett sein wird, – die Feistigkeit ist die grausamste Feindin des Menschengeschlechts: der feiste Mensch ist ein verlorener Mensch! Die Feistigkeit schadet der Stärke, indem sie das Gewicht der zu bewegenden Masse vermehrt, ohne die bewegende Kraft zu vermehren; die Feistigkeit schadet der Schönheit, indem sie die ursprünglich von der Natur festgestellte Harmonie der Verhältnisse zerstört, weil nicht alle Theile auf eine gleiche Weise zunehmen; die Feistigkeit schadet endlich der Gesundheit, weil sie den Ekel gegen das Tanzen, den Spaziergang, das Reisen nach sich zieht, und zu allen Beschäftigungen oder allen Belustigungen, welche ein wenig Behendigkeit und Gewandtheit erfordern, unfähig macht; sie prädisponirt folglich zu verschiedenen Krankheiten, wie zum Schlagflusse, zur Wassersucht, zur Erstickung u. s. w. Ich hatte also Recht, wenn ich sagte: »»Nicht zu viel Brod, meine Herren! nicht zu viel Brod!«« Hören Sie, zwei Menschen aßen zu viel Brod, wie dies die Geschichte constatirt: Marius und Johann Sobieski; nun wohl, sie hätten beinahe mit ihrem Leben ihre Vorliebe für die Mehlspeisen bezahlt. In der Schlacht bei Lowicz von den Türken hart bedrängt, sah sich Johann Sobieski genöthigt, zu fliehen; der arme Mann war ungeheuer: der Athem fehlte ihm bald; man hielt ihn fast ohnmächtig auf seinem Pferde, während seine Adjutanten, seine Freunde und seine Soldaten sich für ihn tödten ließen; es kostete vielleicht zweihundert Menschen das Leben, weil Johann Sobieski zu viel Brod gegessen! Was Marius betrifft, der auch diesen Fehler hatte, er war, da er ein Mann von kleinem Wuchse, eben so breit als groß geworden; bei seiner Proscription magerte er allerdings ein wenig ab, doch er blieb immer noch so dick, daß der Cimber, der ihn zu tödten beauftragt war, darüber erschrak. Plutarch sagt, der barbarische Soldat sei vor der Größe von Marius zurückgewichen; Täuschung, meine Herren, vor seiner Dicke. Erinnern Sie sich dessen wohl, Herr David, Sie, der Sie ein Freund der Wahrheit sein sollen, wenn Sie je den Gegenstand von Marius bei Minturnä behandeln.«

      »Aber, mein Herr,« versetzte David, »diesmal hat ihm wenigstens seine Feistigkeit etwas genützt.«

      »Nicht viel; denn Marius überlebte dieses ärgerliche Abenteuer nicht lange. Als er nach Hause kam, wollte er seine Rückkehr durch ein Familienmahl feiern; er machte dabei einen armseligen kleinen Exceß in Wein und starb.13 Ich vermöchte Ihnen also nicht zu oft zu wiederholen: »»Nicht zu viel Brod, meine Herren! nicht zu viel Brod!««

      Die gelehrte historisch-culinarische Abhandlung des Redners wurde durch das Oeffnen der Thüre unterbrochen.

      Man brachte die Suppe und den ersten Gang.

      Vor diesem ersten Gange erschien ein Wappenherold die Lanze tragend, und als Krieger gekleidet; es folgte ihm ein Haushofmeister, ganz schwarz angethan; dann kam ein weiß gekleideter junger Mensch, den Puer der Alten vorstellend; dann die Köche, die baumwollene Mütze auf dem Kopfe, die Schürze um СКАЧАТЬ



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Marius wurde am Ende seines Lebens Trinker, um die Gewissensangst zu betäuben, und das brachte ihm den Tod, D. Uebers.