Ingénue. Александр Дюма
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Название: Ingénue

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ich sie. Die Todesstrafe anwendend, hat bis heute die Gesellschaft nicht nur gestraft, sondern sich gerächt. Was sind alle diese Strafen des Verbrennens, des Rades, der Viertheilung? was ist das siedende Oel? was ist das geschmolzene Blei? ist es nicht die Fortsetzung der Tortur, die Ihr vortrefflicher König modificirt, wenn nicht aufgehoben hat? Meine Herren, was will das Gesetz, wenn es schlägt? Es will den Schuldigen zu nichte machen; nun wohl! die ganze Strafe muß im Verluste des Lebens und nicht in etwas Anderem bestehen; die Beifügung irgend eines Schmerzes zur Strafe ist ein Verbrechen dem gleich, welches es auch sein mag, das der Verbrecher begangen haben kann.«

      »Ah! ah!« rief Danton; »und Sie glauben, Sie werden den Menschen, diese so wunderbar organisirte Maschine, die sich an das Leben durch alle ihre Begierden, durch alle ihre Sinne, durch alle ihre Fähigkeiten anklammert, – Sie glauben, Sie werden den Menschen zerstören, wie ein Quacksalber einen Zahn auszieht, – ohne Schmerz?«

      »Ja, Herr Danton! ja, ja, ja!« rief der Doctor sich begeisternd, »ohne Schmerz! . . .Ich zerstöre den Menschen durch die Vernichtung; ich zerstöre, wie die Elektrizität zerstört, wie der Blitz zerstört; ich schlage, wie Gott, diese höchste Gerechtigkeit, schlägt!«

      »Und wie schlagen Sie?« fragte Marat; »ich bitte, sagen Sie mir das, wenn es nicht ein Geheimniß ist. Sie können sich keinen Begriff machen, wie sehr mich Ihr Gespräch interessirt.«

      »Ah!« machte Guillotin athmend, als gewährte es ihm die größte Freude, endlich einen seiner würdigen Zuhörer gefunden zu haben. »Nun wohl, mein Herr, vernehmen Sie: meine Maschine ist eine ganz neue Maschine, und zwar von einer Einfachheit . . . wenn Sie das sehen, werden Sie erstaunt sein über diese Einfachheit; und Sie werden sich wundern, daß eine so wenig complicirte Sache sechstausend Jahre gebraucht hat, um sich zu produciren! Stellen Sie sich eine Plattform vor, mein Herr, eine Art von Theater . . . Herr Talma, nicht wahr, Sie hören auch?«

      »Bei Gott!« erwiederte Talma, »ich glaube wohl, daß ich höre; ich schwöre Ihnen, das interessirt mich fast eben so sehr als Herrn Marat.«

      »Nun wohl, ich sagte Ihnen also: stellen Sie sich eine Plattform, eine Art von kleinem Theater vor, zu welchem man auf fünf bis sechs Stufen hinaussteigt; die Zahl thut hierbei nichts. Auf diesem Theater errichte ich zwei Pfosten, ich bringe unten an diesen zwei Pfosten eine Art von kleinem Charnier an, dessen oberer Theil beweglich ist und sich auf den Kopf des Verurtheilten senkt; oben an diese zwei Pfosten oder Säulen setze ich ein durch einen Block von dreißig bis vierzig Pfund beschwertes Messer, das durch ein Seil festgehalten wird: ich mache dieses Seil los, ohne es nur anzurühren, – mit einer Feder; das Eisen schlüpft zwischen den zwei wohl eingeschmierten Falzen nieder; der Verurtheilte fühlt eine leichte Kühle auf dem Halse, und pautz! der Kopf ist herab!«

      »Pest!« rief Camille, »wie sinnreich ist das!«

      »Ja, mein Herr,« erwiederte Guillotin, der sich immer mehr belebte, »und diese Operation, welche das Leben von der Materie trennt, welche tödtet, zerstört, zerschmettert, diese Operation dauert . . . errathen Sie, wie lang: – eine Secunde.«

      »Ja, nicht eine Secunde, das ist wahr,« sagte Marat; »doch sind Sie sicher, mein Herr, daß der Schmerz nicht länger währt, als die Execution?«

      »Wie soll der Schmerz das Leben überleben?«

      »Bei Gott! wie die Seele den Leib überlebt.«

      »Ah! ja, ich weiß es wohl,« versetzte Guillotin mit einer von der Vorhersehung des Kampfes herrührenden leichten Bitterkeit, – »Sie glauben an die Seele! Sie weisen ihr sogar, gegen die Ansicht der Spiritualisten, die sie durch den ganzen Körper verbreiten, einen besondern Sitz an; Sie geben ihr ihre Wohnung in den Hirnhäuten; weshalb Sie Descartes verachten und Locke folgen, den Sie wenigstens hätten citiren müssen, da Sie einen Theil von seiner Lehre angenommen haben. Oh! haben Sie meine Brochure über den dritten Stand gelesen, so habe ich Ihr Buch über den Menschen gelesen; ich habe Alles gelesen, was Sie gemacht, Ihre Arbeiten über das Feuer, über das Licht, über die Elektricität . . . Ja, ja, da es Ihnen nicht gegen Voltaire und die Philosophen geglückt ist, so hat Ihr kriegerischer Geist mit Newton angebunden! Sie haben seine Optik zu zerstören geglaubt und sich in eine Menge von übereilten, leichten, leidenschaftlichen Experimenten geworfen, die Sie von Franklin und Volta ratificiren zu machen versuchten; doch weder der Eine, noch der Andere war Ihrer Ansicht über das Licht, Herr Marat; erlauben Sie mir also, anders als Sie über die Seele zu denken.«

      Marat hatte diesen ganzen Ausfall des Doctors Guillotin mit einer Ruhe angehört, über welche derjenige gewaltig erstaunt gewesen sein müßte, der den reizbaren Charakter des Arztes vom Marstalle des Grafen von Artois gekannt hätte; doch in den Augen eines tiefen Beobachters würde sogar diese Ruhe das Maß vom Grade des Interesses geboten haben, das Marat an der großen Erfindung des Doctors Guillotin nahm.

      »Nun wohl, mein Herr,« sagte er, »auf einen Augenblick, und da Sie dieselbe so sehr erschreckt, verlasse ich die Seele und kehre zur Materie zurück, denn die Materie ist es und nicht die Seele, was leidet.«

      »Dann, da ich die Materie tödte, leidet die Materie nicht.«

      »Sie sind ganz sicher, daß Sie sie tödten?«

      »Ob ich die Materie tödte, wenn ich den Kopf abschneide?«

      »Sind Sie ganz sicher, sie auf der Stelle zu tödten?«

      »Erklären Sie sich!« versetzte Guillotin.

      »Oh! meine Erklärung ist sehr einfach; Sie legen den Sitz des Urtheils in das Gehirn, nicht wahr? Mit dem Gehirne denken wir, und zum Beweise dient, daß wir, wenn wir viel gedacht haben, Kopfweh bekommen.«

      »Ja, doch ins Herz legen Sie den Sitz des Lebens,« rief Guillotin, der die Argumente seines Gegners vorhersah.

      »Es sei; legen wir den Sitz des Lebens ins Herz; doch das Gefühl des Lebens, wohin werden wir es legen? Ins Gehirn . . . Nun wohl! Trennen Sie den Kopf vom Leibe: der Leib wird todt sein, das ist möglich; der Leib wird nicht mehr leiden, das ist abermals möglich; doch der Kopf, mein Herr! der Kopf!«

      »Nun! der Kopf?«

      »Der Kopf, mein Herr, wird fortfahren, zu leben und folglich zu denken, so lange ein Blutstropfen sein Gehirn beleben wird , und daß er sein Blut verliert, braucht er wenigstens acht bis zehn Secunden!«

      »Oh! acht bis zehn Secunden,« sagte Camille, »das ist bald vorüber.«

      »Das ist bald vorüber?« rief Marat aufstehend; »sind Sie so wenig Philosoph, junger Mann, daß Sie den Schmerz nach der Zeit messen, die er dauert, und nicht nach dem Schlage, den er schlägt, nach dem Factum, und nicht nach den Folgen? Aber, – bedenken Sie das wohl, ,– dauert ein unerträglicher Schmerz eine Secunde, so dauert er eine Ewigkeit, und wenn dieser, schon unerträgliche, Schmerz Gefühl genug läßt, daß derjenige, welcher ihn empfindet, begreift, während er ihn empfindet, das Ende des Schmerzes sei das Ende des Lebens, und wenn er, trotz dieses unerträglichen Schmerzes, um sein Leben zu verlängern, seinen Schmerz verlängern wollte, glauben Sie nicht, das sei eine unduldbare Strafe?«

      »Ah! darin stimmen wir gerade nicht überein,« sagte Guillotin; »ich leugne, daß man leidet.«

      »Und ich, ich behaupte es,« entgegnete Marat. »Uebrigens ist die Strafe der Enthauptung nicht neu; ich habe sie in Polen und in Rußland vollziehen sehen; man setzt dort den armen Sünder auf einen Stuhl; vier bis fünf Schritte von ihm ist ein Häufen Sand bestimmt, wie in der Arenen Spaniens, das Blut zu verbergen; der Henker löst den Kopf mit einem Säbelhiebe ab. Nun wohl, ich, ich habe, – ich sage Ihnen, mit meinen eigenen Augen, – gesehen, wie einer von diesen Körpern ohne Kopf aufstand, ein paar Schritte stolpernd СКАЧАТЬ