Black. Александр Дюма
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Название: Black

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hin. Ein ernster Versuch zur Umkehr würde sie als Aristokratin bezeichnet und nicht nur ihre eigne Sicherheit gefährdet, sondern auch ihren Genial ins Verderben gestürzt haben.

      Die Baronin, deren Geisteskräfte seit einigen Tagen auf ein einziges Ziel, die Befreiung ihres Gemahls, gerichtet waren, war außerordentlich umsichtig geworden. Sie dachte an Alles. Sie fügte sich in das Unvermeidliche und fasste den Entschluss, das furchtbare Schauspiel, das vor ihren Augen aufgeführt werden sollte, mit Mut und ohne allzu heftige Äußerungen des Entsetzens zu ertragen. Sie hielt nicht einmal die Hand vor das Gesicht, um nicht die Aufmerksamkeit ihrer Nachbarn auf sich zu lenken: sie schloss die Augen.

      Ein lautes Geschrei, welches immer näher kam wie ein Lauffeuer, verkündete die Ankunft der Schlachtopfer. Bald darauf wich die Menge vor dem ankommenden Wagen zurück und das Gedränge wurde so groß, dass die Baronin in Gefahr kam, erdrückt zu werden. Bis dahin hatte sie noch nicht aufgeschaut; aber plötzlich schien ihr eine unsichtbare, unwiderstehliche Gewalt die Augenlider aufzuheben. Sie schlug die Augen auf, bemerkte einige Schritte von ihr den Wagen mit den Verurteilten, und unter denselben – ihren Gatten!

      Die Verzweiflung gab ihr eine übernatürliche Kraft; ihr Geschrei war so herzzerreißend, dass die Umstehenden ihr Platz machten. Sie eilte unaufhaltsam vorwärts und drängte die ihr noch im Wege stehenden Personen mit einer Kraft zurück, welche dem schwächsten Weib in der höchsten Aufregung des Schmerzes zu Gebote steht.

      So erreichte sie den Wagen. Sie wollte ihn erklimmen, um zu ihrem Gatten zu gelangen, aber die Gendarmen hielten sie zurück. Sie klammerte sich, wie eine Wahnsinnige heulend, an den Wagenleitern fest; dann brach sie plötzlich in Thränen aus und wandte sich stehend zu den Henkern ihres Gatten.

      Der Anblick war so erschütternd , dass ungeachtet der Blutgier, welche die öfteren Wiederholung jener entsetzlichen Dramen in der Bevölkerung geweckt hatte, mehr als ein Sansculotte, mehr als eine Megäre aus der Hefe des Volks bis zu Tränen gerührt wurde. Als daher die unglückliche Baronin ihre Kraft schwinden fühlte, als sie ohnmächtig zu Boden sank, kamen ihr die Umstehenden zu Hilfe.

      Man brachte sie nach Hause und es wurde sogleich ein Arzt gerufen. Aber die Erschütterung war zu heftig gewesen; die Unglückliche starb nach einigen Stunden in heftigen Fieberphantasien, indem sie eines schwachen, kaum lebensfähigen Knäbleins genas. Dieses Kind, welches zwei Monate vor dem von der Natur bestimmten Zeitpunkte das Licht der Welt erblickte, war der Chevalier de la Graverie, dessen Geschichte wir schreiben.

      Die ältere Schwester der Baronin , Mademoiselle de Beauterne, eine reiche Stiftsdame, nahm sich des armen kleinen Waisen an, der so zart und schwächlich war, dass der Arzt an seiner Lebensfähigkeit zweifelte. Aber der Schmerz über den Tod ihrer Schwester und ihres Schwagers entwickelte in der alten Jungfer das Muttergefühl, welches Gott in jedes weibliche Herz gelegt hat, welches aber in dem Herzen einer alten Jungfer verknöchert und ertödtet wird.

      Der sehnlichste Wunsch der Stiftsdame war, die Teure, welche sie beweinte, einst wiederzufinden, nachdem sie sich der Pflicht, die ihr zugefallen, eifrig und gewissenhaft entledigt. Mit der Zähigkeit, welche älteren unverheirateten Personen eigen zu sein pflegt, widmete sie dem Kind alle Geduld und Selbstverleugnung , deren sie fähig war, und es gelang ihr, den Mann der Wissenschaft, der doch mit größerer Gewissheit den Tod prophezeien als das Leben versprechen kann, Lügen zu strafen.

      Sobald die Wege frei waren, begab sich Mademoiselle de Beauterne mit ihrem Schatz – so nannte sie den kleinen Stanislas Dieudonné de la Graverie – nach Deutschland, um sich in das Damenstift, dem sie angehörte zurückzuziehen.

      In diesen halb weltlichen, halb klösterlichen Umgebungen wurde der kleine Dieudonné erzogen. Die guten, freundlichen Damen widmeten ihm die zärtlichste Sorge; denn die tragischen Verhältnisse, unter denen er geboren war, hatten die Teilnahme der Bewohnerinnen des Stiftes in hohem Grade geweckt. Ein Prinz, ein Thronerbe konnte nicht ängstlicher gehegt und gepflegt werden: eine Träne des Kindes verursachte eine allgemeine Migräne unter allen Stiftsdamen; jeder neu hervorbrechende Zahn hatte zehn schlaflose Nächte im Gefolge, und hätte die Tante nicht einen äußerst strengen Sanitätscordon um den kleinen Liebling gezogen, so würde man ihn in seiner zartesten Kindheit mit Zuckerplätzchen zu Tode gefuttert haben; unsere Erzählung wäre dann schon zu Ende, oder hätte vielmehr gar nicht begonnen.

      Diese allgemeine Verzärtlung blieb indes nicht ohne allen Einfluss auf seine Erziehung.

      Mademoiselle de Beauterne machte eines schönen Tages den Vorschlag, ihren kleinen Neffen den Jesuiten in Freiburg zur Erziehung anzuvertrauen’ gegen diesen Plan eiferten jedoch die übrigen Stiftsdamen mit lautem Zetergeschrei, so dass die Tante, die sich im Grunde sehr ungern von dem kleinen Dieudonné trennte, der allgemeinen Entrüstung nicht Trotz bieten mochte. Der Knabe blieb also und wurde wie zuvor von den guten Damen als Spielzeug betrachtet, man könnte fast sagen als Idol vergöttert. Von Ernst und Strenge war, selbst als er das lernfähige Alter erreichte, gar keine Rede; es stand dem kleinen Menschen so ziemlich frei zu lernen was ihm beliebte, und da ihn die Natur nicht mit einem über» mäßigen Wissensdrange begabt hatte, so blieb er sehr unwissend.

      Es war vernünftigerweise nicht zu erwarten, dass die guten, würdigen Damen für die moralische Erziehung ihres Zöglings besser sorgen würden, als für seine geistige Ausbildung. Man machte ihn weder mit den Menschen bekannt, unter denen er einst leben, noch mit den Sitten und Gebräuchen, denen er sich einst fügen musste; ja, man suchte Alles, was die Gefühle des kleinen Lieblings im mindesten verletzen konnte, sorgfältig von ihm fern zu halten, und entwickelte durch diese Verzärtlung die angeborene Reizbarkeit des Knaben.

      Ebenso ging es mit den zur Erziehung eines jungen Edelmannes gehörenden Leibesübungen. Die Stiftsdamen wollten dem kleinen Dieudonné durchaus keinen Reitunterricht geben lassen; er bestieg nur den Esel des Gärtners, und dabei führte immer eine der Damen den Esel am Zügel.

      In der Stadt, wo sich das Damenstift befand, war ein vortrefflicher Fechtmeister. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob Dieudonné nicht fechten lernen sollte. Die Frage wurde nach einer sehr kurzen Debatte einstimmig verneint; es war ja kaum denkbar, dass der Chevalier de la Graverie bei seinem sanften, liebenswürdigen Charakter jemals in Streit gerochen würde; nur ein Ungeheuer von Bosheit und Rohheit könnte ihm zürnen – und Gott sei Dank! die Ungeheuer sind selten.

      Hundert Schritte von dem Damenstift schlängelte sich ein schöner klarer Fluß durch blühende Wiesen. Hier übten sich die Schüler des Gymnasiums im Schwimmen. Man konnte Dieudonné dreimal wöchentlich unter der Aufsicht eines Schwimmlehrers dahin schicken; aber das kühle Flusswasser konnte dem zarten Knaben schaden, er musste sich daher begnügen, zweimal wöchentlich in der Badewanne seiner Tante zu plätschern.

      Dieudonné lernte also weder schwimmen noch fechten noch reiten. Er erhielt etwa dieselbe Erziehung wie Achilles; aber wenn mitten unter den Damen, die den Chevalier de la Graverie umgaben, plötzlich ein Ulysses erschienen wäre und ein Schwert aus der Scheide gezogen hätte, so würde Dieudonné wahrscheinlich nicht, wie der Sohn der Thetis und des Peleus, auf das Schwert losgestürzt, sondern von dem Glanz der Klinge geblendet, fortgelaufen sein, um sich in dem tiefsten Keller zu verkriechen.

      Alles dieses wirkte höchst nachteilig auf die physische und moralische Entwickelung des jungen Chevalier. Er war sechzehn Jahre alt und konnte vor dem Gesicht eines Andern keine Klinge funkeln sehen, ohne in Tränen auszubrechen. Der Tod seines Sperlings oder Kanarienvogels verursachte ihm Nervenzucken; er dichtete rührende Elegien auf den Tod eines aus Versehen zertretenen Maikäfers – Alles zur größten Freude der Stiftsdamen, welche sein feines Gefühl priesen, ohne zu ahnen, dass diese Empfindung dabei ihr Idol entweder zu einem vorzeitigen Ende führen oder in diesen über zarten Gefühlen eine egoistische Reaktion bewirken müsse.

      Unter diesen Umständen war kaum zu erwarten, dass Dieudonné von seinen Lehrerinnen in der Kunst zu gefallen und zu lieben unterrichtet wurde. СКАЧАТЬ