Black. Александр Дюма
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Название: Black

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Chevalier de la Graverie warf nie einen neugierigen Blick über die Mauer, welche sein irdisches Paradies umgab. Er fürchtete sich, ohne zu wissen warum, vor dem Leben und Treiben der Menschen; das Geräusch der Welt berührte ihn unangenehm, und um es nicht zu hören, hielt er sich am Tage die Ohren zu, zog er in der Nacht die Bettdecke über den Kopf.

      Er kam daher ganz aus der Fassung, als er, durch den Tod seiner Tante noch erschüttert, einen Brief aus Paris von dem Baron de la Graverie erhielt.

      Dieudonné hatte von diesem älteren Bruder nur bei Gelegenheit seiner Vermählung und durch Vermittlung seiner Tante gehört.

      Wir haben gesagt, dass er sich die Ohren zuhielt, um das Weltgetümmel nicht zu hören. So war es gekommen, dass er das Getöse, mit welchem der Thron des großen Napoleon zum ersten Male umstürzte, kaum vernommen hatte; der zweite Sturz des Kaisers war ihm ganz unbekannt geblieben. Die französische Armee hatte sich durch ganz Deutschland zurückgezogen, die Heere Preußens, Österreichs und Russlands waren ihr nachgeeilt, der Menschenstrom hatte sich weit und breit ergossen, aber in seiner Einsamkeit hatte der Chevalier das Brausen der Wogen nicht gehört.

      Der Baron de la Graverie meldete nun seinem jüngeren Bruder Alles was dieser nicht wusste, insbesondere, dass die Restauration die Fürsten des Hauses Bourbon nach Frankreich zurückgeführt habe, und forderte ihn auf, der Pflicht seines Standes gemäß nach Paris zu kommen und seinen Platz in der Nähe des Thrones einzunehmen.

      Es versteht sich, dass sich Dieudonné anfangs entschieden weigerte, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Er verwünschte Ludwig XI., nicht wegen der Hinrichtung des Herzogs von Nemours, nicht wegen der Ermordung des Grafen von Armagnac, nicht wegen der Treulosigkeit gegen seinen Vater, den unglücklichen Carl VII., sondern wegen der Erfindung der Post.

      Wir wissen, dass Dieudonné ziemlich schlecht in der Wissenschaft bewandert war; er verwechselte die Fahrpost mit der Briefpost, aber im Grunde stammen beide aus der Zeit Ludwigs XI., die eine war die Folge der andern.

      Er war so betroffen, dass er, als seine Gattin in die Tür trat, noch mit aufgehobenen Händen stand und seufzte: »Warum bin ich nicht auf Robinson Crusoes Insel geboren!«

      Mathilde sah wohl ein. dass ihrem Gatten etwas sehr Trauriges begegnet sein müsse und sah ihn mit großer Besorgnis an.

      Dieudonné reichte ihr den Brief etwa mit derselben Gebärde, mit welcher Talma, in der Rolle des Manlius, dem Servilius das Schreiben, welches den Verrat des Letzteren enthüllte, überreicht haben mag.

      Sie las den Brief und schien den Schmerz ihres Gatten keineswegs zu teilen: die Reise nach Paris und der Aufenthalt in der Hauptstadt der Mode und Eleganz, von welcher die alten adeligen Klatschschwestern so viel in ihrer Gegenwart geplaudert, hatte durchaus nichts Abschreckendes für sie. Die Stiftsdamen, welche freilich nur den französischen Hof vor 1789 kannten, hatten sowohl diesen wie alle andern Höfe als die reizendsten Aufenthalte geschildert, und Mathildens angeborene Koketterie weckte in ihr den Wunsch zu glänzen. Sie wusste ihrem Gatten durch viele triftige Gründe zu beweisen, dass er den Weisungen des Familienhauptes Folge leisten müsse, und er ließ es sich leicht einreden, da er gewohnt war, alle ihre Aussprüche wie Orakel zu verehren.

      Das junge Paar entschloss sich also, das hübsche, freundliche einsame Nest zu verlassen, und reiste im Juli 1814 nach Frankreich ab.

      Schon auf der ersten Poststation begannen die Drangsale des Chevalier de la Graverie. Mathilde, die sich des Anblicks neuer Gegenstände freute und im Geiste mit den Pariser Herrlichkeiten beschäftigte, stimmte nun nicht mehr ein in das elegisch-zärtliche Duett, welches Dieudonné vom Morgen bis zum Abend sang.

      Dieudonné’s bemerkte es bald, und sein erregbares Gemüt wurde schmerzlich dadurch berührt.

      Er kam also in trüber Stimmung nach Paris, und nachdem er die Adresse seines Bruders, dessen Brief ihn seiner Ruhe so schonungslos entrissen, aufgesucht und gefunden hatte, begab er sich zu dem Baron, der als Aristokrat vom reinsten Wasser natürlich in der Vorstadt Saint-Germain wohnte.

      Der Baron de la Graverie war beinahe neunzehn Jahre älter als sein Bruder; er war mitten im Monarchenthum, im Jahre des Regierungsantrittes Ludwigs XVI. geboren. Im Jahre 1784 hatte er die Adelsprobe von 1399 abgelegt und war Page geworden. Nach der Erstürmung der Bastille im Jahre 1789 war er mit seinem Oheim ins Ausland gegangen. Er hatte daher seinen Bruder nie gesehen und bei diesem Mangel an persönlicher Bekanntschaft war auch keine innige Zuneigung zu erwarten.

      Zu dieser Gleichgültigkeit kam der Neid über die glücklichen Vermögensverhältnisse des Chevalier; denn der Baron de la Graverie war, wie sich später zeigen wird, keineswegs frei von Charakterschwächen. Er, der ruinierte, mit Sorgen kämpfende Royalist, konnte es seinem jüngeren Bruder nicht verzeihen, dass er das ganze Vermögen der Tante geerbt hatte; ein Vermögen, auf welches er als der ältere Bruder nähere Ansprüche zu haben glaube.

      Wie hatte der Chevalier dieses Vermögen erworben? Dadurch, dass er einer Gesellschaft alter Stiftsdamen den Hof gemacht hatte!

      Wenn der jüngere Bruder, wie es seine Schuldigkeit war, Malteserritter geworden wäre, so würde ihm der Baron diese Erbschleicherei – wie er es nannte – vielleicht verziehen haben. Aber Dieudonné hatte sich vermählt, und der Baron fand ganz unbegreiflich, dass ein jüngerer Sohn. d. i. ein ganz neutrales, unberechtigtes Wesen, die unerhörte Kühnheit haben könne, eine Frau zu nehmen; denn er entzog dadurch den möglicherweise zu erwartenden Söhnen des altern Bruders ein Vermögen, welches, nachdem es dem Vater entzogen worden, wenigstens den Kindern hätte zufallen können.

      Der Baron machte den Chevalier daher schon bei der ersten Unterredung mit seinen Ansichten über diesen Punkt bekannt und setzte mit staunenswerter Dreistigkeit hinzu, er hoffe, der Himmel, welcher der jungen Frau schon einmal die Mutterfreuden versagt, werde den Ehegatten auch ferner keine Nachkommenschaft schenken, damit die ältere Linie in Besitz des ihr gebührenden Nachlasses der Stiftsdame komme.

      Diese Worte erbitterten Mathilde, die ihren Gemahl zu dem Baron begleitet hatte, und erpressten dem armen Dieudonné einige heiße Tränen. Er fühlte, dass er gewiss ein zärtlicher Vater werden würde, und beweinte die von dem Baron prophezeite Vereitelung seiner Vaterhoffnungen. Er sah abwechselnd seine Gemahlin und seinen Bruder an und schien diesen zu fragen, wie er ihm seine Vermutung mit der hübschen, liebenswürdigen, zärtlichen Mathilde zum Vorwurf machen könne. Waren denn die von seiner Liebe verdoppelten, verdreifachten Reize der jungen Frau keine genügende Rechtfertigung? Oder hatte der Baron, wie Alcest, dem schönen Geschlecht ewigen Hass geschworen?

      Allein bei reifer Überlegung bedachte er doch, dass er in Frankreich geblieben war und weder die Strapazen des Krieges noch die Drangsale der Auswanderung kennen gelernt hatte; er war reich, sein Bruder hingegen hatte aus der Fremde nur seinen Degen und seine Epauletten zurückgebracht. Er schwankte einen Augenblick und fragte sich, ob er durch die Annahme des Vermächtnisses der Tante Beauterne seinem Bruder nicht Unrecht getan habe.

      Ohne die Sache weiter in Erwägung zu ziehen und ohne die Winke Mathildens zu beachten, entschuldigte er sich wegen eines Versehens, dessen Folgen er erst jetzt einsehe, bot dem Baron die Hälfte des von der Stiftsdame hinterlassenen Vermögens an und erbot sich, die Schenkungsurkunde noch denselben Tag zu unterzeichnen.

      Der Baron willigte ein, ohne sich lange bitten zu lassen.

       VI

      Der Chevalier de la Graverie unter den grauen Musketieren

      Wie herzlos auch der Baron war, so schien er doch gerührt durch das Zartgefühl seines Bruders, und als die von dem Notar des Barons erfasste Schenkungsurkunde von dem Chevalier unterzeichnet war, umarmte der ältere СКАЧАТЬ