Цветники в Саду 12-2015. Редакция журнала Цветники в Саду
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СКАЧАТЬ man von Onkel Clemens und Vater nicht sagen kann“, meinte Hinrich. In der großen Diele roch es nach Fisch. Ich bewegte mich zur Küche. Josephine bereitete die Speisen vor. Ich bedankte mich als erstes für den tollen Pullover, den sie heimlich gestrickt hatte. Anerkennend erwähnte ich ihre Mühe, die sie sich mit dem Brief gemacht hatte.

      „Zweifel kamen nicht auf, dass du nicht auch mir einen Pullover stricken wolltest. Übrigens, die Änderungen am Pullover sind gelungen. Er passt dank deiner Geschicklichkeit“, sagte ich freudestrahlend.

      „Denn kann ich ja auch zufrieden sein, Caspar. So, nun muss ich aber weiter arbeiten, sonst wird das Essen nicht rechtzeitig fertig“, antwortete Josephine und drängte mich zur Tür. Ich schaute noch schnell in die Töpfe und stellte fest, dass es heute Lachs geben wird. Im Kontor und auf den Speichern wurde nur bis mittags gearbeitet. Maria half in der Küche und das restliche Personal konnte sich von dem Stapellauf der Konstanze erholen. Einige hatten die Erholung auch nötig. Besonders jene die versucht hatten, mit den Seeleuten beim Trinken mitzuhalten. Lisa, Konstanze und Hinrich setzten sich zu Tante Nathalie und zu Mutter an den großen Dielentisch. Ich setzte mich schließlich auch dazu. Wir spekulierten, wann Onkel Clemens und Vater wohl nachhause kommen werden. Der Regenguss war noch nicht vorbei. Jacob spannte im Hinterhof die Pferde an und wollte die Beiden abholen. Ich wollte die letzten Stunden mit Lisa verbringen und entschloss mich da zu bleiben.

      „Jacob ist vertraut mit der Umgebung und wird sich schon nicht verirren!“, sagte Lisa zustimmend, die meinen Beweggrund verstanden hatte. Tante Nathalie erzählte, dass Onkel Clemens lange überlegt hatte, ob er nicht statt der Neu Orléans- Route lieber die etablierte Quebec- Route fahren sollte. Denn es war seine alleinige Entscheidung gewesen. Es gab für beide Routen Vor- und Nachteile. Er machte es sich deshalb nicht einfach. Mein Onkel legte sich letztlich fest und Tante Nathalie wiederholte seine Begründung Wort für Wort: Für die aufkommende Besiedlung Louisianes und gegen den, in festen Händen liegenden Pelzhandel der Sankt Lorenz-Region, wo die Kompanie erst einmal Fuß fassen müsste. Das Hinterland Louisianes war riesengroß und umspannte fast das Gebiet bis zu den Großen Seen im Norden Amerikas. Entlang dem Lauf des Mississippi Stromes und seiner Nebenarme. Das Klima war günstig für den Anbau von Baumwolle, Indigo, Tabak, Reis, Mais, Kürbis, Weizen und Zuckerrohr. Zusätzlich nahm im Süden die Krabben, Muschel- und Austernfischerei stark zu. Hier gab es viele Chancen den Handel auszuweiten, wenn erst einmal mehr Einwanderer ihren Weg nach Neu Orléans gefunden hätten, so hieß es. Die Stadt war erst 1718 gegründet worden. Da war Geduld oberstes Gebot, doch zurzeit waren die Schiffe der Neu Orléans- Route gut ausgelastet.

      Tante Nathalie war mit dem Geschäftsgebaren von Kock & Konsorten vertraut, im Gegensatz zu meiner Mutter, die dafür eine größere Familie zu behüten hatte und gesellschaftlich stärker eingebunden war, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Eine vertraute Geste zu Lisa führte dazu, dass wir nochmals das Haus verließen, nachdem der Regen aufgehört hatte. Ich wollte einfach noch einmal mit ihr allein sein. Wir gingen auf die Katharinenkirche zu, die in Sichtweite unseres Hauses lag. Hier hatte der Blitz nicht gewütet. Lisa wollte gerne mit mir in die Kirche gehen. Sie war ein religiöser Mensch, im Gegensatz zu mir. Ihr gab die Kirche ein Stück Lebenskraft. Sie konnte aus dem Gebet die Kraft schöpfen, die ihr gut tat. Ich hatte das zu respektieren und war immer bereit mitzugehen, wenn Lisa darum bat. Insgeheim bewunderte ich sie, denn Gott konnte sie trösten. Mir war es nie möglich gewesen, das Leid vieler Menschen, die Grausamkeit der Natur und die Ungerechtigkeit auf der Welt, als von Gott gewollt zu begreifen.

      Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich diese Dinge jemand ausgedacht hatte.

      Das Christentum beflügelte unsere Stadt eindeutig. Beginnend stand zwischen Elbe und Alster ein Kloster, wodurch erst eine Stadt entstehen konnte. Es gab später Armenhäuser, Hospitäler, den Pesthof, Schulen und viele andere gute Errungenschaften der Kirchen. Viele Menschen bekommen den Halt, den sie brauchen um ihr Leben zu bestehen. Jedoch musste immer alles für die Kirchen lenkbar bleiben, egal was sie unternahmen. Die Kontrolle gaben die Kirchen nie in andere Hände und mit dem Adel arrangierte man sich. Heute war wieder so ein Tag, wo es eben sein musste, in die Kirche zu gehen.

      Schon, bevor wir die Tür öffneten, war die tönerne Orgel zu hören. Die Musik konnte auch einen Atheisten beeindrucken. Lisa sagte die ganze Zeit kein einziges Wort. Das war sonst eher selten der Fall. Sie bestimmte nun die Abfolge und ich setzte mich neben sie, als wir die blankpolierten Bänke erreicht hatten. Hinter dem Altar hing ein großes Kreuz mit Jesus Christus in der üblichen Darstellung, der Kreuzigung. Lisa schaute Jesus` Abbild an und betete anschließend. Sie rückte ganz nah an mich heran, bis sich unsere Oberschenkel berührten. Ich verharrte in Schweigen und mir wurde klar, dass Lisa auf diese Weise versuchte, für mich mit zu beten. Sie sollte das so machen, wie sie es mochte. Dem Organisten waren einige Notenblätter von der Balustrade gefallen. Es regnete also Papier. Außer mir schien es niemand zu bemerken. Plötzlich verstummte die Orgel und ein zerzauster Kopf schaute von der Empore herunter. Nun sah der Organist was passiert war. Er kam die reich verzierte Wendeltreppe herunter, die um einen gewaltigen Pfeiler geschwungen war. Mir zuckte es in den Beinen. Ich wollte ihm helfen, doch Lisas Gebet dauerte noch an. Alle anderen Besucher beteten ebenfalls, so dass der Organist seine Notenblätter selbst aufheben musste. Als dies geschehen war, erklomm er keuchend die Wendeltreppe. Erst durch die Geräusche des Organisten bemerkten einige Besucher seine Anwesenheit. Sein Orgelspiel setzte er fort. Lisa beendete ihr Gebet und wir verließen die Katharinenkirche, die nun wieder in gewohnter Weise beschallt wurde. Der Regen meldete sich mit einem kräftigen Guss zurück. Lisa spannte ihren Schirm auf und wir gingen nachhause.

      „Hast du für mich mit gebetet?“, fragte ich sie behutsam.

      „Eigentlich habe ich nur für dich gebetet. Damit Gott dich wieder heil zu mir bringt, Caspar!“

      „Schön. Darf ich jetzt mit dir über das schöne grüne Kleid reden, dass am Tag des Unglücks kaputt gegangen ist?“

      „Das Kleid ist längst wieder heil, Caspar. Da brauchen wir nicht mehr darüber zu reden. Nun las uns schnell zurückgehen, das Essen ist sicher bald fertig. Wir wollen Josephine doch nicht warten lassen.“

      Der Regen hatte wieder frische Luft in die Stadt transportiert. Die älteren Bewohner der Katharinenstraße atmeten an ihren Fenstern tief durch und erholten sich vom Stadtmief der letzten Tage. Geradewegs fuhr Jacob mit Vater und Onkel Clemens uns entgegen.

      „Ist das Schiff vollends beladen?“, wollte ich gleich wissen und Jacob antwortete mir:

      „Bis auf den frischen Proviant, der morgen angeliefert wird, ist alles an Bord. Wann gibt es Essen?“

      „Wir waren eben in der Kirche, aber Josephine war davor schon ziemlich weit, mit den Vorbereitungen. Eigentlich müsste es gleich losgehen, Jacob.“ Vater, Onkel Clemens und Lisa gingen ins Haus, Jacob und ich spannten die Pferde im Hinterhof aus. Wir versorgten die Tiere und stellten die Kutsche in den Anbau des Stalls. Dann gingen wir in das Haus. Der große Esstisch, der in der Diele stand, war schon gedeckt und alle versammelten sich dort. Josephine hatte bereits zu Tisch gebeten. Hinrich holte einen guten Tropfen aus dem Keller, den die Kocks aus La Rochelle mitbrachten. Meine Mutter zündete die Kerzen des großen Tischleuchters an und Lisa kam mit der Vorspeise aus der Küche. Tante Nathalie saß bereits am Tisch und strahlte mit ihren großen Augen. Auch für sie war es ein besonderer Tag. Ihren, bis jetzt einzigen Sohn, auf eine lange Reise zu schicken, fiel ihr auch nicht leicht. Sie verdrängte mit der Noblesse einer französischen Dame ihr Unbehagen. Bei allen Gefahren, die der Walfang mit sich brachte, glaubte sie fest an ein gutes Gelingen. Tante Nathalies Zuversicht sah man ihr jetzt ganz deutlich an. Sie freute sich offensichtlich, nochmals die ganze Familie beisammen zu sehen. Onkel Clemens und Vater sahen auch zufrieden aus. Sie hatten das Schiff gerüstet und konnten den restlichen Tag mit der Familie verbringen. Auch Onkel Clemens` Schiff war bereits beladen. Sie fuhren am nächsten Tag nach La Rochelle zurück. Josephine kam mit Konstanze СКАЧАТЬ