Liljecronas Heimat. Lagerlöf Selma
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Название: Liljecronas Heimat

Автор: Lagerlöf Selma

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Spinnerin hatte ein besonders sanftes, liebes Gesicht und ein paar große ernste blaue Augen. Sie sah nicht aus, als hätte sie aus Nachlässigkeit in ihrer Arbeit innegehalten, sondern weil sie eine Weile stillsitzen und nachdenken mußte.

      Aber mit jeder Minute, die so verging, kniff die Pfarrfrau die Lippen fester zusammen. Sie sah allmählich ganz hart aus, man konnte sich ordentlich vor ihr fürchten.

      Jetzt hielt sie ihr Spinnrad an und stand auf. Die andere aber, die noch immer still dasaß, merkte gar nicht, daß die Pfarrfrau zwischen den Spinnrädern hindurch auf die Tür zukam. Sie rührte sich nicht, bis die Pfarrfrau vor ihr stand und ihr die Hand auf den Nacken gelegt hatte.

      Da stieß sie einen kleinen Schrei aus und versuchte sich mit der Hand frei zu machen. Aber die Pfarrfrau hielt den schlanken Hals fest umfaßt; mit der einen Hand hob sie der Spinnerin den Kopf auf, mit der andern riß sie eine Handvoll Werg aus dem Wocken, drückte dieses auf das Gesicht der Spinnerin und fuhr ihr damit rund im Gesicht herum, wieder und wieder.

      »Arbeiten wir nicht etwa alle miteinander nur für dich?« sagte sie mit rauher, harter Stimme. »Und dann sitzest du hier und schläfst!«

      Beinahe hätte die Kleine einen Schrei ausgestoßen. Nein, nein, das war unmöglich! War das die Pfarrerstochter? Aber es konnte ja nicht anders sein, für jemand anders konnte hier doch nicht gearbeitet werden!

      Schließlich schüttelte sie die Pfarrfrau noch einmal heftig, warf dann das Wergbündel auf den Boden und kehrte wieder an ihren Platz zurück.

      Aber in diesem Augenblick stand die Haushälterin und mit ihr die fünf Mägde und die Einliegerin von ihren Stühlen auf und schoben die Spinnräder zurück.

      Da wendete sich die Pfarrfrau an die alte Haushälterin und sah sie verdutzt an.

      »Ich denke, die Frau Pfarrer weiß, daß das Gesinde während der Weihnachtsfeiertage nicht zu spinnen pflegt«, sagte die Haushälterin. »Da pflegen wir frei zu haben und dürfen für uns selbst arbeiten. Und die Frau Pfarrer weiß auch, wenn wir zum Herrn Pfarrer gehen und ihn fragen, so sagt er, wir sollen es so haben, wie es früher gewesen ist. Jetzt haben wir den ganzen Morgen gesponnen, weil Mamsell Maja Lisa uns gebeten hatte, der Frau Pfarrer zu Willen zu sein; aber nun hören wir auf, weil wir sehen, daß die Frau Pfarrer trotzdem gerade wie sonst gegen sie ist.«

      Als dies gesagt war, hoben die Haushälterin und alle fünf Mägde und die Einliegerin ihre Spinnrocken auf, um sie aus der Küche hinauszutragen.

      Aber die Pfarrfrau sprang auf und stellte sich vor die Küchentür.

      »Mit meinem Willen kommt kein einziges Spinnrad zur Küche hinaus«, sagte sie.

      Doch die alte Haushälterin fühlte, daß sie das Recht auf ihrer Seite hatte; ohne Zögern trat sie auf die Pfarrfrau zu, und es sah aus, als sollte sich im nächsten Augenblick etwas Schreckliches ereignen.

      Aber siehe! statt dessen geschah etwas ganz Unerwartetes.

      Die Pfarrfrau ließ ihre Augen umherlaufen, wie um zu entdecken, ob ihr jemand zu helfen gewillt sei, und da fiel ihr Blick auf die Kleine. Aber als sie sah, daß das Mädchen sie ganz entsetzt anstarrte, wie wenn sie eine Hexe sähe, war sie plötzlich wie umgewandelt.

      Sie trat von der Tür zurück, gerade in dem Augenblick, wo die Haushälterin nur noch einen Schritt von ihr entfernt war.

      »Recht soll Recht bleiben«, sagte sie. »Wenn es so ist, wie Kajsa sagt, und ihr an Weihnachten frei habt, dann soll es jetzt auch so sein. Aber ihr hättet wohl hübsch ordentlich mit mir reden können, anstatt so auf euer Recht zu pochen.«

      »Wir werden das nächste Mal daran denken«, versetzte die Haushälterin grimmig.

      Aber es kam zu keinem Wortwechsel, denn in diesem Augenblick erklang eine kleine Glocke aus den Zimmern heraus.

      »Da klingelt der Herr Pfarrer zum Morgensegen«, sagte die Haushälterin; »wir müssen die Spinnräder bis nachher stehenlassen.«

      Das Gesinde ging auf den Flur hinaus; aber die Kleine blieb wie angewurzelt stehen und rührte sich nicht. Ja, war es denn möglich? Die Spinnerin, die ganz dort hinten an der Tür saß und das gröbste Werg spann, die sollte die Pfarrerstochter sein! Das war ja ewig Sünde und Schande. Wenn das Mutter wüßte!

      In einer langen Reihe verließ das Gesinde die Küche, und es ward leer in dem großen Raum. Da streckte die Pfarrerstochter, die ganz zuletzt hinausging, der Kleinen plötzlich die Hand hin und sagte:

      »Du kommst doch auch mit zum Morgensegen, nicht wahr?«

      Ach, wie freundlich war diese Stimme und wie fein und weich die Hand! Die Kleine legte die ihrige zuerst ganz schüchtern hinein; aber während die beiden dann so durch den Flur gingen, schlangen sich die Finger des kleinen Mädchens fester und fester um die Hand der Pfarrerstochter, und als sie unter der Tür von des Pfarrers Studierzimmer standen, beugte sich die Pfarrerstochter zu der Kleinen herunter und sagte:

      »Wie ich höre, bist du die Tochter von meinem alten Kindermädchen, der Marit von Koltorp.«

      »Ja,« antwortete die Kleine, »und ich bin gekommen, Euch zu helfen.«

      Da lächelte die Pfarrerstochter. »O ja, ich brauche allerdings jemand, der mir hilft«, sagte sie.

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      Der Svartsjö

      Alle fünf Mägde saßen, mit dem Nähring am Finger sowie Wachs und Nähgarn neben sich, in der Küche und flickten ihre alten Kleider. Es ging ihnen gewiß wie den Schneidern, die gerne hoch sitzen, wenn sie nähen, denn sie waren alle auf die hohe Tischbank hinaufgekrochen, nur die alte Haushälterin saß auf einem Stuhl.

      Die Kleine stand am Fenster und sah hinaus. Vor ihr lag ein weiter Hofplatz mit gebahnten Wegen zwischen hohen Schneewällen. Ringsum standen große Gebäude, und die Kleine versuchte sie nach der Beschreibung, die ihre Mutter davon gemacht hatte, zu erkennen. Das lange niedere Haus, dem Hauptgebäude gerade gegenüber, war wohl das Wirtschaftsgebäude, auf der Ostseite lagen die Ställe und das Waschhaus mit der Braukammer auf der Westseite. Die Häuser standen nicht alle dicht beieinander; aber es lief ein Zaun dazwischen hin, so daß man nicht anders in den Hof hineinkommen konnte als durch enge Gattertüren, die jetzt im Winter offen standen. Östlich von den Ställen konnte die Kleine die Dächer und Giebel von einer ganzen Anzahl von Gebäuden sehen, die um einen noch größeren Hofplatz her standen. Dort waren die Schweine- und Schafställe, das Vorratshaus und das Magazin; die Kornspeicher, Scheunen und Tennen und Holzschuppen sowie das Gesindehaus für die Knechte und die Geschirrkammer. Mehrere von den Gebäuden standen auf Pfosten, andre hatten Treppen, die sich außen an der Giebelwand hinaufschlängelten und zu niedrigen Bodenräumen führten. Wohin das Mädchen sah, waren Anbaue und Verbindungsgänge, Bodenkammern mit kleinen dunklen Fenstern und langen ringsherumlaufenden Altanen. Die meisten dieser Gebäude hatten dicke Stroh- oder Rasendächer, die aber jetzt hoch mit Schnee bedeckt waren. Über dem Ganzen lag ein stiller Friede, als lägen die alten Häuser im Winterschlafe.

      Eine der Mägde war erst vor kurzem eingetreten, und sie war überdies aus einem andern Kirchspiel. Diese hätte nun wohl gerne die ruhige Stunde benützt, um etwas über die Herrschaft zu erfahren. Sie hatte eine Frage um die andere über die Pfarrerstochter und die Pfarrfrau und über den Pfarrer laut werden lassen, aber immer keine Antwort erhalten. Alle andern nähten mit fest geschlossenen Lippen und taten, als wüßten sie gar nichts.

      Schließlich mußte die neue Magd doch gemerkt haben, daß sie nichts aus ihnen herausbringen konnte, СКАЧАТЬ