Liljecronas Heimat. Lagerlöf Selma
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Название: Liljecronas Heimat

Автор: Lagerlöf Selma

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Aber wenn Mamsell Maja Lisa aufgestanden war, dann war es auch wohl für die Kleine Zeit, sich anzuziehen.

      Sie wollte noch ein Scheit Holz aufs Feuer legen. Wenn sie bei dessen Schein nur ihre Strümpfe und Schuhe und die andern Kleidungsstücke finden konnte, würde sie bald fertig sein.

      Aber sonderbar war es doch! Hier war sie in der Küchenkammer des Pfarrhauses und zog sich an, und zwar gerade in demselben Lövdaler Pfarrhaus, wo ihre Mutter einst Kindermädchen gewesen war, ehe sie sich mit Vater verheiratet hatte. Würde sie, die Tochter, wohl ebenso gerne hier sein wie einst die Mutter?

      Auf der ganzen weiten Welt gab es nichts, Bubi ausgenommen natürlich, was die Mutter so liebgehabt hätte wie die Pfarrerstochter. Wenn sie von dieser sprach, war es immer, als redete sie von einer Prinzessin.

      Was hatte Mutter alles erzählt! Die Pfarrerstochter war wunderschön; wenn sie auf der Straße dahergefahren kam, liefen die Leute von ihrer Arbeit weg und stellten sich an die Zäune, nur um sie zu sehen.

      Der Pfarrer hatte große Macht im Kirchspiel; aber er pflegte zu sagen, im Vergleich zu seiner Tochter fragten die Leute recht wenig nach ihm. Er sei nur ein Dahergelaufener, sie aber stamme aus dem alten Pfarrergeschlecht, das seit hundert Jahren im Kirchspiel ansässig sei, und sie werde ja auch Lövdala und das ganze Kirchspiel erben.

      Die Kleine war manchmal fast ein wenig ärgerlich gewesen, weil sie immer und immer von der Pfarrerstochter hatte reden hören, gerade wie wenn andere Leute ganz und gar nicht mitzählten, wenn von ihr die Rede war; aber nun freute sie sich doch sehr darauf, diese Pfarrerstochter zu sehen.

      Wenn sie nur begreifen könnte, dachte sie, was das für ein Getöse war, das, solange sie sich ankleidete, immerfort an ihr Ohr drang. Es konnte doch wahrhaftig nicht der Sturm von gestern sein, der ihr noch in den Ohren brauste! Oder vielleicht hatte es von neuem zu stürmen angefangen? Aber eigentlich klang das, was sie hörte, gar nicht so recht wie Sturm, viel eher wie das gleichmäßige Tosen einer Mühle.

      Endlich war sie angezogen, und nun machte sie die Küchentür auf.

      Ja, da war es ihr nicht mehr verwunderlich, woher der Lärm kam. Die ganze Küche war voller Spinnrocken und Spinnerinnen; ein Spinnrädchen hinter dem andern, eine Spinnerin hinter der andern – die Kleine konnte das Ende der Reihe gar nicht absehen.

      Sie mußte auf der Schwelle stehenbleiben, denn es wurde ihr plötzlich ganz schwindelig zumute. Drei Spinnrädchen in ein und demselben Raum im Gang, das war das höchste, was sie bisher gesehen hatte. Aber wie viele waren hier? Sie fragte sich unwillkürlich, ob sie wohl überhaupt so weit zählen könnte.

      Es war ziemlich dunkel in der Küche, deshalb war es gar nicht leicht für die Kleine, sich zurechtzufinden. Auf einem Rost, der auf einer langen eisernen Stange am Herd angebracht war, brannten ein paar harzreiche Knorren von einem Wacholderstumpf; das war die ganze Beleuchtung. Aber abgesehen von dieser dürftigen Helle konnte man auch deshalb schlecht sehen, weil die Spinnrädchen und Spinnerinnen in eine wahre Staubwolke eingehüllt waren, die vom Spinnen aufgewirbelt wurde.

      Doch wie es auch sein mochte, so etwas hatte die Kleine jedenfalls noch nie gesehen. Während sie da auf der Schwelle stand und nach den Spinnrädchen, den Trittbrettern und Spindeln sowie auf die flinken Hände und Finger der Spinnerinnen sah, wurde ihr immer schwindeliger zumute. Um nun über den Schwindel Herr zu werden, fing sie an, sich selbst Fragen vorzulegen; denn das solle man tun, hatte die Mutter gesagt.

      »Wie viele Stränge werden hier in der Küche nur an einem einzigen Morgen gesponnen? Und wie viele Bündel Stränge mögen sie schon droben in der Vorratskammer unter dem Dach hängen haben? Und wie viele Webstühle müssen sie im Frühjahr in Gang setzen, um all dieses Garn zu verweben? Und wie viele Ballen Tuch müssen sie dann auf die Bleiche hinauslegen? Und wie viele –«

      So, jetzt war der Schwindel vorüber, und sie konnte sich zwischen die Spinnrädchen hineinwagen. Es waren gar nicht so unbegreiflich viele, wie sie zuerst gemeint hatte, aber doch auch nicht nur ein paar. In einer langen gebogenen Reihe standen sie vom Herd an ganz bis zur Ausgangstür hin.

      Dicht beim Herd und beim Feuerschein saß die Pfarrfrau vor einem gelbgebeizten Spinnrädchen und spann feine weiße Baumwolle. Hinter der Pfarrfrau kam, soweit die Kleine erraten konnte, die alte Haushälterin, von der Mutter gesprochen hatte, und die spann Wolle an einem grün und rot angestrichenen Rad. Hinter dieser saßen fünf junge Mägde, die Köchin und das Zimmermädchen, die Kleinmagd, die Wäscherin und die Stallmagd, und diese alle spannen feinen Flachs an gewöhnlichen unangestrichenen Rädchen. Noch weiter hinten saß eine alte bucklige »Einliegerin« 1 und spann Werg an einem alten schlechten Rad. Und ganz zuletzt, dicht neben der Küchentür, in dem kalten Zug vom Flur her und fast vollständig im Dunkeln, saß noch eine Person und spann. Sie hatte ein Spinnrad vor sich, an dem drei Speichen ausgebrochen, die Treibschnur oft zusammengeknüpft und das Trittbrett ganz ausgeleiert waren, und spann das ganz grobe Werg, das so klumpig und so voller Spelzen war, daß man sich anderswo nicht die Mühe gegeben hätte, es noch auf einen Wocken zu binden. Aber die Spinnerin, die an diesem Rad saß, schien das grobe Werg ebenso leicht und gewandt zu spinnen, wie die andern den feinen Flachs spannen.

      Wer dies sein mochte, konnte sich die Kleine durchaus nicht denken, schließlich meinte sie, es sei wohl ein Mädchen, das zum Spinnenlernen im Pfarrhaus sei.

      »Du Arme«, dachte sie. »Dir geht es nicht gut. Du stehst offenbar bei der Pfarrfrau nicht hoch in Gunst.«

      Außer diesen eben Aufgezählten war niemand in der Küche, und jetzt wußte die Kleine gar nicht mehr, wie sie sich zuerst hatte einbilden können, es seien so unendlich viele.

      Alle miteinander spannen und spannen. Wenn Mutter spann, dann sang sie dazu, oder sie erzählte Geschichten, hier aber waren alle mäuschenstill.

      Jetzt winkte die Pfarrfrau die Kleine zu sich heran. Sie sollte ihr aus einem Korbe, der auf dem Boden stand, gekardete Baumwolle reichen, damit sie sich nicht mehr zu bücken brauchte.

      Damit mußte die Kleine unendlich lang fortmachen; die Räder schnurrten um sie her, die Trittbretter gingen auf und nieder, und die Spindeln schwirrten im Kreise herum; es wurde der Kleinen allmählich wieder schwindelig, und um sich des Schwindelgefühls zu entschlagen, mußte sie sich wieder nützliche Fragen stellen.

      »Wie viele Stränge Garn können hier an einem einzigen Morgen gesponnen werden? Und wie viele Bündel Garnstränge mögen sie schon droben hängen haben –«

      Aber wie, sie hatte ja die Pfarrerstochter gar nicht gesehen! Diese hätte doch eigentlich ebensogut wie die Pfarrfrau hier sitzen und spinnen sollen! Aber es war vielleicht dumm, wenn sie glaubte, Mamsell Maja Lisa sitze hier und spinne mitten unter den Mägden; dazu war sie natürlich zu vornehm. So ein kleines Prinzeßchen wie diese Pfarrerstochter!

      Sie sollte ja Lövdala und das ganze Kirchspiel erben. Ja, die saß wohl auf dem Sofa in der guten Stube und stickte seidene Blumen auf Seidenbrokat.

      Aber was war denn das? Jetzt hatte sicher eine von den Spinnerinnen etwas Ungeschicktes gemacht. Die Pfarrfrau drehte ein Mal ums andere den Kopf nach der Tür.

      Indessen war ziemlich viel Zeit vergangen, und der Tag begann zu grauen. Ein blasses Morgenlicht drang durch die kleinen Fensterscheiben herein. Sogar ganz drinnen in der Küche, da, wo die Kleine stand, konnte man jetzt sehen, daß die Spinnerin, die ganz außen an der Tür saß, zu arbeiten aufgehört hatte. Sie schlief nicht, sondern saß mit der Hand auf dem Rad und starrte geradeaus; aber dabei war es doch, als sähe sie von dem, was in der Küche war, gar nichts.

      Und СКАЧАТЬ



<p>1</p>

Gemeindearme. In früheren Zeiten, ehe man in Schweden die großen Armenhäuser hatte, die jetzt auf dem Lande ganz allgemein sind, wurden die Armen einer Gemeinde den Höfen zugeteilt. Sie wohnten eine bestimmte Anzahl von Wochen auf einem Hofe, dann auf einem zweiten und so fort, bis sie wieder auf dem ersten ankamen. Wenn der »Einlieger« oder die »Einliegerin« noch kräftig genug waren, halfen sie bei der Arbeit auf dem Hofe. Bisweilen wurden sie krank oder bettlägerig, wurden aber trotzdem, wenn ihre Zeit um war, nach dem nächsten Hofe gefahren.