Название: Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis
Автор: Dieter Kremp
Издательство: Автор
isbn: 9783960085560
isbn:
Die Lerchen trillern in den Lüften
und süße, wohl berauschte Düfte,
umwinden mich im Frühlingstraum
mit hehrem, bunten Blütenschaum.
(Dieter Kremp)
DER LAUNING, DER 4. MONAT DES JAHRES
Unsere Monate tragen Namen lateinischen Ursprungs. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren vornehmlich auf dem Land auch noch altdeutsche Monatsnamen gebräuchlich, die zum großen Teil auf Karl den Großen zurückgehen. In oberdeutschen Mundarten, namentlich in Gebirgsgegenden Österreichs, sind auch heute noch alte deutsche Monatsnamen im Gebrauch.
Der April ist der vierte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Er hat 30 Tage und beginnt mit demselben Wochentag wie der Juli und in Schaltjahren auch wie der Januar. Im römischen Kalender war der „Aphrilis“ ursprünglich der zweite Monat, weil mit dem Ende des Winters im März das neue landwirtschaftliche Jahr begann.
Es gibt keine gesicherte Herleitung des Namens. Da die Monatsnamen der ersten Jahreshälfte Götter wiedergeben, könnte der Name April (Aphrilis) auch von Aphrodite stammen, die als Göttin der Liebe zum April passen würde, auch wenn der römische Name Venus gewesen wäre. Es kann auch sein, dass das lateinische Wort „aperire“ (= öffnen) dem April seinen Namen gab. Die Knospen öffnen sich, die Natur erblüht. Eine andere Etymologie sieht „apricus“ („sonnig“) als Ursprung des Namens April. Zur Regierungszeit Kaiser Neros wurde der Monat ihm zu Ehren in „Neroneus“ umbenannt, was sich allerdings nicht durchsetzte. Unter Kaiser Commodus hieß der Monat April dann „Pius“, einer der Namen des Kaisers; auch diese Umbenennung wurde nach seinem Tod wieder rückgängig gemacht.
Der wetterwendische, launische April trägt den altdeutschen Namen „Launing“ und „Wandelmond“; letztere Bezeichnung vielleicht auch deshalb, weil sich die Natur verwandelt. Eine andere altdeutsche Bezeichnung ist „Grasmond“. Dieser Ausdruck kommt von den grünen Wiesen, die ab 1. April für die Dorfbewohner „gesperrt“ waren. Der alte deutsche Name, der durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert eingeführt wurde, ist „Ostermond“, weil Ostern in der Regel der Jahre im April gefeiert wird. Ostern wird am ersten Sonntag nach dem auf Frühlingsanfang folgenden Vollmond gefeiert. Der früheste Termin für dieses Fest ist also der 22. März, der späteste der 25. April.
Der Sage nach wurde Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen. Seit dem 16. Jahrhundert ist in Europa der Brauch belegt, am 1. April einen Aprilscherz zu begehen, indem man seine Mitmenschen mit einem mehr oder weniger derben Scherz oder einer Lügengeschichte „in den April schickt“. Daher stammen auch die folgenden beiden Sprichwörter: „Am 1. April schickt man den Narren, wohin man will.“ „Im April, da macht jeder, was er will.“
Aprilwetter steht bildlich für wechselhaftes Wetter, auch wenn es in anderen Monaten stattfindet: „April, April – der macht, was er will“.
APRIL, APRIL …
Der Monat „Launing“, wie der April seines launenhaften Wetters wegen von unseren bäuerlichen Vorfahren genannt wurde, macht seinem Namen alle Ehre: das wechselhafte Wetter unserer Breiten wird durch Kaltlufteinflüsse aus dem Norden auf das bereits frühlingshaft erwärmte Festland verursacht. Die reimbegabten Landleute schlossen vom wetterwendischen April auch auf den Charakter des Menschen: „Bald trüb und rau, bald licht und mild, ist der April des Menschen Ebenbild.“
Die Launenhaftigkeit des Monats schlägt sich in zahlreichen Bauernregeln nieder. Dabei gibt es nicht nur Negatives zu berichten. Der Bauer, der jetzt bei der Frühjahrsbestellung seiner Felder ist, mag zwar darüber fluchen, wenn ein schweres Wetter niedergeht, während er seinen Acker bestellt. Er weiß aber wohl, dass der ständige Wechsel von Regen und Sonnenschein die Saat aufgehen lässt: „April, dein Segen, heißt Sonne und Regen – nur den Hagel häng’ an den Nagel.“ „Der April treibt sein Spiel, treibt er es toll, wird die Tenne recht voll.“ „Wenn der April Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.“ „Nasser April und kühler Mai füllt die Speicher und macht viel Heu.“
So ganz recht ist dem Landmann ein April nicht, der keine Launen zeigt: „Des Aprilens Lachen verdirbt des Landmanns Sachen.“ „April trocken – macht die Keime stocken.“ Und wenn gar Nebel über die Täler und Höhen wallen, befürchtet man das Schlimmste für das Land: „Viel Nebel im April und Höhenrauch im Mai, die führen wohl die Pest und die Hungersnot herbei.“
Recht hoffnungsfroh stimmt das Zwitschern und Singen der Vögel: „Bauen im April schon die Schwalben, gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.“ „Grasmücken, die fleißig singen, wollen uns den Frühling bringen.“ Und schließlich ist der April für die Bauern der „Knospenmonat“: „Der April macht die Blum’, und der Mai hat den Ruhm.“
Recht trübe Erfahrungen hat der Bauer mit dem Ambrosiustag (4. April) gemacht: „Ambrosius schneit oft den Bauern auf den Fuß.“ Jetzt ist es an der Zeit, die Erbsen zu säen: „Erbsen säe Ambrosius, so tragen sie reich und geben gut Mus.“
Recht frohgestimmt war man am Tiburtiustag (14. April): „Grüne Felder auf Tiburtiustag ziehen viel Getreide nach.“ „Kommt Tiburtius mit Sang und Schall, bringt er Kuckuck und Nachtigall.“
Einer der wichtigsten Lostage aber war St. Georg (23. April). Liegt noch Reif auf den Feldern, kann das nur Gutes bedeuten: „Kommt St. Georg geritten auf einem Schimmel, so kommt auch ein gutes Frühjahr vom Himmel.“ An St. Georg legte der Bauer seine Kartoffeln. Nach dem Volksglauben sollten sie dann eine besonders reiche Ernte bringen. Auf Obst und Getreide nehmen diese Lostagsregeln Bezug: „Wenn es am Jörgentag regnet, gibt’s keine Birnen.“ „Zu Georgi soll ein Rabe sich im Roggen verbergen können.“ „Hohes Korn an St. Jürgen wird viel Gutes verbürgen.“
Mit dem Markustag (25. April) machen Bauern und Gärtner diese Erfahrungen: „Solange es vor St. Markus warm ist, solange ist es nachher kalt.“ „Leg’ erst nach St. Markus Bohnen, er wird es dir reichlich lohnen.“ „Bauen um Markus schon die Schwalben, gibt es viel Futter, Korn und Kalben.“ Schließlich soll St. Vital (28. April) ein schöner Tag werden, sonst hat er schlimme Folgen: „Friert es am Tag von St. Vital, friert es wohl noch fünfzehn mal.“
DER HEILIGE HUGO HAT ES IN SICH
Der Ruf „April, April!“ scheint einen fröhlichen Monat voller Scherz und Schabernack einzuleiten. Es bereitet ein spitzbübisches Vergnügen, die lieben Mitmenschen straffrei „in den April zu schicken“. Öfter ist dabei die Freude nur auf einer Seite groß – der Gefoppte steht eher wie ein begossener Pudel da. Wer an diesem Tage alles glaubt, was ihm vorgeflunkert wird, ist selbst schuld. Und bei den Aprilscherzen mischen die Tageszeitungen heute tüchtig mit: Da werden Projekte und Veranstaltungen „blumig“ angekündigt, die es gar nicht gibt. Und immer wieder fallen allzu Wissbegierige auf diese Aprilspäße herein.
Dabei ist der erste April der Namenstag des heiligen Hugo, der fürwahr kein Narr war, sondern ein ernster Mönch und Bischof von Grenoble und als solcher maßgeblich an der Entstehung des Ordens der Kartäuser beteiligt. Der Patron gegen Kopfschmerzen mag demjenigen Kopfschmerzen bereiten, der sich allzu leichtgläubig in den April schicken lässt und dann von seinen Mitmenschen aus gelacht wird.
Der Tag ist auch dem heiligen Cäsarius geweiht, einem engen Gefährten und Ordensbruder von Franz von Assisi. Der galt bei unseren Vorfahren auch als Wetterheiliger: „Wenn Cäsarius Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.“ СКАЧАТЬ