Amelie´s Weihnachtsedition. Amelie Oral
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Название: Amelie´s Weihnachtsedition

Автор: Amelie Oral

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750216778

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СКАЧАТЬ Variationen der Liebe aus, bis sie beide in einem atemberaubenden Endspurt volle Befriedigung fanden.

      Raphaël Tabouillot schlich, beschämt durch seinen vorzeitigen Samenerguss, stumm ins Haus, seine Geliebte folgte ihm nach wenigen Minuten.

      „Jetzt weiß ich auch, weshalb sie so unausgeglichen ist!“, sagte der alte Mann zu seiner Gesellschafterin. „Er ist ein schlechter Liebhaber. Nicht nur, dass er zu schnell kommt, er ist einfach unfähig ein befriedigendes Vorspiel bei seiner Geliebten auszuführen, er ist grob und eigensüchtig, er vernachlässigt auch das Nachspiel.“

      „Mich wundert, dass Sie die Untreue Ihrer Gattin so gelassen aufnehmen.“

      „Was soll ich mich aufregen? Ich weiß längst, dass sie miteinander ficken, ich habe Ihnen nur noch nie zugeschaut.“

      „Zugeschaut!“, wiederholte die Dirne. „Ich wundere mich überhaupt, wie Sie so genau Bescheid wissen können. Man hat doch kaum was von den beiden hören können; das Wasser hat die ganze Zeit gerauscht!“

      „Blinde hören besser als Sehende“, erwiderte Clément. „Lassen wir es vorläufig dabei bewenden...“

      Das Leben nahm seinen gewohnten Gang. Clément Ponthieu bemühte sich mit Erfolg, seine unverhoffte Genesung vor seinen Feinden und auch vor seiner Gesellschafterin zu verbergen. Die letztere benutzte weiterhin allnächtlich das Bett des Hausherrn als Trampolin und Gymnastikmatte, Clément zeigte seiner Frau fast jeden Morgen, wie gut er in Form war, und Raphaël wurde immer matter, weil die Wünsche seiner Geliebten seine Kräfte überforderten – und immer griesgrämiger, weil Lilou ihm ständig >den Alten< als leuchtendes Beispiel der Männlichkeit vorhielt.

      Auch die Gesellschafterin lobte diesen über den grünen Klee und verbreitete auch über seine sonstigen Leistungen die haarsträubendsten Ammenmärchen. Nach ihren Worten soff der Hausherr Alkohol wie ein Kamel, rauchte wie ein Schlot und fraß wie ein Scheunendrescher. Raphaël versuchte, es ihm auch in diesen Wettkampfbedingungen gleichzutun, bekam Schwierigkeiten mit seinem Kreislauf und ruinierte seine Gesundheit völlig.

      Eines Nachts belauschte der alte Millionär ein Gespräch zwischen den beiden Verschwörern und der Dirne. „Es wird Zeit, dass endlich eine Entscheidung fällt“, hörte er Raphaël sagen, „sonst gehe ich kaputt.“

      „Es wäre vernünftiger, ihr würdet euch aus dem Staube machen, bevor ein Unglück geschieht!“, erklang die feste Stimme der Dirne. „Wenn ihr ihm ein Haar krümmt, sollt ihr mich kennenlernen!“

      „Du willst dich ins gemachte Bett leben, du verdammtes Luder!“, keifte Lilou. „Willst uns vertreiben, damit du ihn in aller Ruhe heiraten und bei ihm absahnen kannst, was?!“

      „Denkt, was ihr wollt!“, sagte die Gesellschafterin ruhig. „Ich werde ihn niemals heiraten. Ich werde bei ihm bleiben, solange er mich braucht, und solange er sich mir gegenüber anständig verhält. Ich werde sogar von ihm verlangen, dass er mich niemals in seinem Testament berücksichtig; dadurch kann er sich sein, dass ich nie auf seinen Tod lauern werde, sondern dass ich ihm immer ein langes Leben wünschen werde, weil dann mein Wohlergehen mit seinem verknüpft ist!“

      Am folgenden Tag warnte sie den Hausherrn: „Alarmstufe eins, Monsieur Ponthieu! Die zwei suchen die Entscheidung! Sie wollen mit Ihnen einen Ausflug nach Grenoble machen und von dort in die französischen Alpen. Ins Hochgebirge!“

      „Und dort soll ich irgendwo... zufällig abstürzen?“

      „Das vermute ich, ja.“

      „Danke. Ich werde die Augen offenhalten!“

      „Nur leider wird Ihnen das wenig nützen!“

      Clément nahm seine Blindenbrille ab und sah sie scharf an.

      „Nein!“, rief die Gesellschafterin aus, fiel ihm um den Hals und drückte ihn. Doch sogleich löste sie sich von ihm und stand wieder korrekt da. „Seit wann?“, fragte sie leise.

      „Seit der Wasserschlacht, kurz davor“, erwiderte Clément.

      „Gratuliere! – Nehmen Sie mich mit – ich meine zu dem Ausflug – oder lassen Sie ihn ausfallen?“

      „Der Ausflug findet statt, aber ohne Sie! Sonst trauen sich die zwei nicht. Ich schaffe es schon. Ich habe ja zwei Geheimwaffen: Erstens weiß ich, was sie vorhaben, und sie wissen nicht, dass ich es weiß; und zweitens kann ich sehen, und auch das wissen sie nicht!“

      Ein paar Tage später gingen sie zu dritt auf die Reise, Lilou, Clément und Raphaël.

      Lilou lenkte den schwarzen Luxuswagen. In Lyon übernachteten sie und fuhren am nächsten Morgen die E711 in Richtung Grenoble. In der Nähe von Saint-Egréve machten sie einen ausgedehnten Waldspaziergang und kamen – scheinbar ganz zufällig – zu dem etwas siebzig Meter abfallenden Balcons de la Mescla Schlucht.

      Der alte Millionär schritt mit seinem Stock munter voran, die beiden anderen folgten in einigem Abstand. Als der >Blinde< auf die ihm zugedachte Todesfalle zuging, blieben die beiden wie gebannt stehen. Clément befühlte mit seinem Stock den Rand des Abgrundes und drehte sich zu ihnen um.

      „Hier geht´s anscheinend nicht weiter!“, rief er ihnen zu.

      „Das ist die Balcons de la Mescla Schlucht. Hier haben wir einen wundervollen Ausblick“, meinte Raphaël Tabouillot und lächelte bösartig. Die Aussicht, einer Millionenerbschaft zum Greifen nahegerückt zu sein, ließ seine Knie erzittern und rote Kreise vor seinen Augen tanzen. Er war durch die Aufregungen und Anstrengungen und den Alkoholgenuss der letzten Monate völlig ausgehöhlt.

      „Wollen Sie den Ausblick etwas besser genießen, Monsieur Ponthieu?“, fragte der junge Mann.

      „Wie meinen Sie das, Raphaël?“, stellte sich jener dumm.

      „Er will dich in den Abgrund stürzen!“, kreischte Lilou, die auf einmal Gewissenbisse bekam. „Er bringt sich und mich ins Gefängnis!“

      „Wieso denn, blöde Gans!“, schrie Raphaël. „Wir haben doch alles genau überlegt! Er ist blind, und da ist er eben abgestürzt!“

      Der alte Mann gab ihnen eine letzte Chance. „Ich warne Sie, Raphaël!“, sagte er eiskalt. „Als wir unten den Wagen parkten, haben uns viele Menschen beobachtet. Kehren Sie um, Raphaël, bevor es zu spät ist! Wenn jemand sieht, wie Sie mich herunterstürzen, dann bekommen Sie lebenslang eine kleine Zelle!“

      „Das ist mir scheißegal! Ich muss es riskieren! Wenn wir so weitermachen, gehe ich auf jeden Fall vor die Hunde!“

      Er rannte auf den alten Millionär los.

      „Komm zu mir her, Clément!“, schrie Lilou. „Er will es wirklich tun!“

      Sie eilte ihrem Liebhaber nach, doch der war schneller; der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich.

      Clément Ponthieu blieb ruhig stehen, drei Meter vom Rand des Abgrundes entfernt. Raphaël machte einen letzten Sprung, riss die Arme nach vorn, um den alten Mann die geballten Fäuste vor die Brust zu stoßen.

      „Mörder!“, schrie Lilou verzweifelt.

      Der Angegriffene machte in der letzten Viertelsekunde vor dem Zusammenprall einen ausgreifenden СКАЧАТЬ