Gorloin. Thomas Hoffmann
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Название: Gorloin

Автор: Thomas Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leif Brogsohn

isbn: 9783742776297

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СКАЧАТЬ Messer umher, das ihr Vater ihr gegeben hatte und erlegte alles, was sie um die Siedlung herum finden konnte - Kaninchen, Eichhörnchen, Wiesel. Für Frauenarbeiten hatte sie kein Auge. Ihre Schwestern konnten sie an keinen Webstuhl setzen, weil sie alles kaputt machte, was man ihr in die Hand gab. Meine Brüder, die Krieger, spotteten über sie. Aber sie ließ sich nicht beirren.“

      Der Krieger untermalte seine Erzählung mit verhaltenen Gesten, während der Älteste noch immer sprach. Kat, Sven und ich lauschten dem jungen Mann.

      „Sie war noch ein Kind, als meine Brüder sie vor einer wütenden Wildsau retten mussten, vor der sie auf einen Baum geflüchtet war, nachdem sie sich an einen Frischling angepirscht und ihn erlegt hatte. Meine Schwester Aeolin kennt keine Furcht. Sie hört wohl davon sprechen, aber es ist ihr wie leerer Schall in den Ohren.“

      Auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers beendete der Älteste seine Rede. Von mehreren Seiten kamen bestätigende Zurufe. Aber ich sah auch viele Krieger, die finster blickten. Vorsichtig spähte ich durch die Reihen der Krieger. Lohan konnte ich nicht entdecken. Ein anderer Krieger stand auf und begann in einer langsamen, getragenen Weise zu singen. Hin und wieder fielen andere in seinen Gesang ein.

      Der junge Mann neben mir fuhr mit seiner Erzählung fort. „Es war erst vor wenigen Wintern - vor einem oder zwei, wer wollte sie zählen - als Tamelund, unser Vater, Aeolin die Erlaubnis zur Großen Jagd gab, damit sie sich als Kriegerin beweisen konnte. Als sie mit Bogen und Waidmesser in den Wald aufbrach, spotteten meine Brüder, sie werde wohl wieder mit einem Kaninchen ans Feuer zurückkommen, und ob Tamelund ihr wohl ein Taubenfederchen ans Stirnband heften wolle. Sie kam lange nicht zurück. Spät in der Nacht trat sie an die Glut des heruntergebrannten Feuers, mit blutigem, zerrissenem Lederwams, bedeckt von Wunden und Schrammen. Ihre Wange war aufgerissen. Obwohl sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, stand sie aufrecht. In den Händen hielt sie die Tatze eines Höhlenbären - keines Jungtiers, die Tatze eines ausgewachsenen Bären, dreimal so groß wie sie selbst. Den Herbeigestürzten stieß sie nur entgegen, die Krieger möchten hinaufgehen in die Berge und sich vergewissern, dass der Bär, der dort tot liege, tatsächlich gerade erst von ihr erlegt sei, und dass keine Waffen ihn verletzt hätten, als allein ihr Messer. Tamelund selbst heftete ihr drei Federn ans Stirnband. Seit dieser Winternacht hat keiner meiner Brüder mehr gewagt, auch nur hinter vorgehaltener Hand über sie zu spotten.“

      Wir lauschten dem getragenen Gesang. Bilder weiter Wälder stiegen vor meinem inneren Auge auf, erfüllt von Sehnsucht nach vergangener Schönheit und Größe. Kat blickte nachdenklich zu Aeolin hinüber. In ihren Augen bemerkte ich Mitgefühl für die junge Kriegerin. Als der Krieger seinen Gesang beendet hatte, stimmte Lyana ihre Flöte an. Die magischen Weisen wanden sich sanft um das knisternde Feuer und zwischen den im Kreis sitzenden Kriegern hindurch hinauf zu den Ästen der Bäume um die Siedlungsmitte und höher, voller Dankbarkeit und Sehnsucht, in das helle, klare Mondlicht über den Bergen.

      Kat, Sven und ich sagten an diesem Abend nicht mehr viel zueinander in der Runde der Krieger. Wir lauschten den Frauen und Männern, die ihren Gesang anstimmten, nachdem Lyanas Musik verklungen war. Der Abend war still und feierlich. Fast vergaß ich, dass über unser Schicksal noch nicht entschieden war. Und auch die bange Furcht und die schmerzhafte Sehnsucht, die der fast volle Mond in mir weckte, war ferner als in den vergangenen Nächten. Als der Mond hell über der Lichtung stand, erhob Aeolin sich und ging langsam, ohne einen der Krieger oder Lyana noch einmal anzublicken, zu einer Wohnhütte. Lyana schaute zu mir herüber. Ich sah sie an und wir blickten uns in die Augen. Dann stand sie auf und ging zu der Langhütte hinüber, in der Aeolin verschwunden war.

      Nicht lange danach standen Kat, Sven und ich ebenfalls auf, um zu unserer Wohnstatt zu gehen. Viele der Krieger hatten die Bänke um die Feuerstelle bereits verlassen. Nur eine Handvoll Krieger schauten noch in die heruntergebrannte Glut und tauschten ihre Pfeifen miteinander.

      Während Kat Fedurin in seinen Stall brachte, rollten Sven und ich die Matten am Boden unseres Schlafraums aus. Einrichtungsgegenstände gab es nicht. In einer Ecke lag unser Gepäck aufgestapelt. Die Elbenfrauen hatten uns einen Krug Trinkwasser neben den Eingang gestellt. An der Rückwand war ein großer Berg glühender Holzkohlen aufgeschichtet. Trotz des nur durch eine Decke verhängten Eingangs durchwärmte die Kohlenglut den Raum. Das Rauminnere lag in schwaches rötliches Licht getaucht.

      Misstrauisch beäugte Sven den Kohlenhaufen. „Wenn der Berg in der Nacht mal nicht zusammenstürzt. Könnte böse Verbrennungen geben.“

      Wir legten Filzdecken auf die Matten und unsere Wolldecken darüber.

      „Glaubst du, Lyana wird noch kommen?“ überlegte Sven.

      „Keine Ahnung,“ meinte ich. „Vielleicht nicht...“

      Einen Moment lang sahen wir uns unsicher an. Vermutlich ging ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf wie mir. Wir ließen uns auf die Decken nieder und rückten auseinander, um Platz zu machen für Kat, deren angestammter Schlafplatz seit unserem Aufbruch aus Dwarfencast in der Mitte zwischen uns beiden war.

      Sie kam kurze Zeit später herein. Als Kat den Vorhang vor den Eingang zog, fuhren Sven und ich gleichzeitig auf.

      Kat drehte sich zu uns um und sah uns an. „Ist was?“

      „Äh...“ sagte Sven.

      „Nö,“ meinte ich.

      Ich versuchte, meine Verlegenheit zu überspielen. Im Halblicht der Kohlenglut war ich mir nicht sicher, ob Kat sich ein Grinsen verbiss. Sie kroch zwischen uns unter die Wolldecken, schlang die Arme um Sven und küsste ihn ausgiebig. Dann drehte sie sich zu mir um und küsste mich auf dieselbe Weise. Ihre Zunge spielte mit meiner. Irgendwie war es in Ordnung so. Ich zog sie an mich und erwiderte ihren Kuss heftig. Sie seufzte leise, ihren Mund an meinen gepresst. Schließlich rollte sie sich in ihre Decke. Wir drei lagen eng beieinander.

      „Gute Nacht, Jungs,“ sagte sie zärtlich.

      „Gute Nacht, Kat,“ antworteten wir gleichzeitig.

      ***

      Diese Nacht kam Lyana nicht zurück in unseren Hüttenraum. Als wir erwachten, waren wir noch immer zu dritt. Schütteres Dämmerlicht drang durch die Vorhangritzen herein. Kat tauschte mit beiden von uns - erst mit mir, dann mit Sven, dann noch einmal mit mir und ein letztes Mal mit Sven Guten-Morgen-Küsse.

      Am Siedlungsfeuer hatten die Krieger, die auf die Jagd gehen wollten, ihr Frühstück bereits beendet. Wir bekamen Schalen mit gerösteten Bataten und heißen Tee. Kat saß zwischen Sven und mir. Ich schlürfte den starken Tee und stellte fest, dass ich mich sehr wohl fühlte mit Kat und Sven an meiner Seite.

      Von der Langhütte, zu der sie Aeolin gestern Abend gefolgt war, kam Lyana ans Siedlungsfeuer. Ich schaute sie an, während sie sich neben mich setze. Sie blickte versonnen ins Feuer, ohne meinen Blick zu erwidern. Kurz lehnte sie ihre Schulter gegen meine, wie zur Antwort auf die Frage, die mir durch den Kopf ging. Sie nahm stumm die Schale Süßkartoffeln entgegen, die ein Mädchen ihr reichte und aß wie im Traum. Kurz darauf kam Aeolin ans Feuer. Die sonst so wachsame Kriegerin stolperte über einen herumliegenden Tontopf und rannte beinahe einen Hund um, der ihr über den Weg lief. Sie setzte sich dicht neben Lyana. Lyana teilte die Schale Süßkartoffeln mit ihr.

      Heimlich beobachtete ich die beiden Mädchen. Lyana ordnete eine Falte an Aeolins Lederwams, Aeolin strich Lyana das Haar unter dem Stirnband zurecht. Bevor Aeolin nach der Mahlzeit aufstand, küsste sie Lyana verstohlen auf den Mund.

      Als Aeolin zwischen den Langhütten verschwunden war, meinte ich zu Lyana: „Das Elbenmädchen wirkt ein bisschen СКАЧАТЬ