Douarnenez und das Geheimnis der Sardine. Jean-Pierre Kermanchec
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Douarnenez und das Geheimnis der Sardine - Jean-Pierre Kermanchec страница 9

Название: Douarnenez und das Geheimnis der Sardine

Автор: Jean-Pierre Kermanchec

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750219489

isbn:

СКАЧАТЬ helfen.“

      „Das habe ich auch gemerkt.“ Hervé schob seine Hand vorsichtig in die Gesäßtasche der Hose. Er konnte das Messer spüren. Mit Daumen und Zeigefinger zog er es näher zu sich. Als er das Messer mit der ganzen Hand umfassen konnte, nahm er es raus und fühlte nach der Messerschneide. Er ertastete den Korkenzieher, die kleine Schere und den Dosenöffner. Dann hatte er die gesuchte Klinge gefunden. Er hielt das Messer in der linken Hand und versuchte die Klinge mit dem Daumennagel der rechten Hand herauszuklappen. Langsam gab die Klinge nach. Mit äußerster Vorsicht, das Messer fest in der Hand haltend, durchschnitt er erst das harte Plastik, dann das Seil. Endlich war er frei. Nach weiteren Minuten war auch Marc befreit.

      „Gott sei Dank“, rief Marc.

      „Nichts wie weg von hier, bevor der Typ zurückkommt.“

      Vor der Tür stand Marcs Rucksack, den ihr Entführer dahingestellt haben musste. Hervé schnappte sich den Rucksack. Vorsichtig öffneten sie die Tür ins Freie und sahen sich um. Ein kleiner Weg führte vom Gebäude weg, auf dem jetzt der Van angefahren kam.

      „Loss, weg, er kommt zurück!“ Die zwei Männer rannten um das Gebäude und versuchten das Gebüsch zu erreichen. Hervé erreichte das Gesträuch. Er drehte sich um und sah, dass Marc noch ca. zwanzig Meter entfernt war, als ein Schuss die Stille durchbrach. Marc sackte zusammen.

      „Renn, renn weg und hol Hilfe!“, waren Marcs letzte Worte.

      Hervé rannte weiter, er wusste, dass er um sein Leben rannte. Dann hörte er einen zweiten Schuss hinter sich. Er drehte sich um und sah, dass der Verfolger vor Marc stand und ihm in den Kopf geschossen hatte, den Schalldämpfer hatte er wohl entfernt. Hervé rannte weiter, auf der Suche nach einem Versteck. Er erreichte ein kleines Brombeergestrüpp. Er stolperte über ein Loch und fiel in das dornige Gebüsch. Hervé hoffte, dass die Hecke ihn vor dem Blick seines Verfolgers verbarg. Der Mann blieb mit der Pistole in der Hand stehen und sah sich um. Er schien die Brombeerhecken nach einem Durchgang abzusuchen, durch den Hervé entflohen sein könnte. Hervé blieb ganz ruhig liegen. Sein Knöchel schmerzte. Er hatte sich vermutlich den Fuß verstaucht als er in das Loch getreten war. Der Verfolger fixierte immer noch die Sträucher. Dann ging er langsam weiter. Er hatte Hervé nicht entdeckt. Hervé griff in die Hosentasche und holte sein Handy heraus. Er wollte einen Notruf absetzen und die Gendarmerie anrufen. Aber das Handy blieb stumm. Der Akku war leer. Er versuchte zu denken. Was konnte er jetzt tun? Wo war der Killer? Hervé beschloss zu warten, bis es dunkel wurde. Vielleicht könnte er am Abend in der Dunkelheit ein Fahrzeug anhalten, das ihn mitnehmen würde. Er öffnete den Rucksack und suchte nach etwas Essbarem oder etwas zu trinken. Tatsächlich entdeckte er eine Schinkenschnitte und eine Flasche Wasser. Herzhaft bis er hinein. Er war froh, den Rucksack mitgenommen zu haben. Nachdem er sich gestärkt und einen kräftigen Schluck getrunken hatte, überlegte er, wie er die Zeit bis zur Dunkelheit überbrücken könnte.

      Er fand im Rucksack einen Stift und etliche Blatt Papier. Sofort beschloss er, das Erlebte schriftlich festzuhalten. Vielleicht würde es einmal zur Aufklärung dieses Verbrechens beitragen. Minutiös notierte er den Ablauf des Tages, ihren Aufbruch zum Segeltörn, den Namen des Frachters und ihr Kidnapping im Hafen. Er beschrieb den Van, konnte aber keine Aussage zur Zulassungsnummer machen. Auch den Killer beschrieb er nach seiner Erinnerung. Als es dann endlich dunkel wurde legte er die beschriebenen Seiten in den Rucksack.

      Er versuchte aufzustehen. Sein Knöchel schmerzte noch, aber er konnte den Fuß etwas belasten. Auf keinen Fall würde er zur Halle zurückgehen. Er erreichte nach zweihundert Metern eine Wiese und einen geteerten Feldweg. Der Knöchel schmerzte stärker. Er ging ganz langsam und folgte dem Feldweg, ohne zu wissen wo er rauskommen würde. In der Dunkelheit war die Orientierung schwieriger als bei Tag.

      Hervé konnte nicht sagen, wie lange er bereits gegangen war, er hatte nicht auf die Uhr gesehen. Was hätte er jetzt für ein funktionierendes Handy gegeben. Es sollte ihm eine Lehre sein, in Zukunft würde er sehr genau darauf achten, dass sein Akku immer geladen war. Der fast volle Mond erhellte die Landschaft soweit, dass er den Feldweg ein wenig einsehen konnte. Er hatte den Eindruck, dass sich der Weg unendlich hinzog. Wo war er nur? Endlich sah er ein Verkehrszeichen, ca. 100 Meter entfernt. War es ein Vorfahrtachten-Schild? Das würde bedeuten, dass er vor die Einmündung in eine größere Straße kam. Hatte er es geschafft? Hervé blieb vorsichtig, noch war er nicht außer Gefahr. Er wusste nicht, wohin der Killer gegangen war. Er hatte ihn jedenfalls nicht mehr gesehen.

      Er hatte die vermeintliche Kreuzung fast erreicht, als er mit großer Enttäuschung feststellen musste, dass er am Ende eines Feldweges zur Küste angelangt war. Das Schild, das er aus der Entfernung als Verkehrsschild gedeutet hatte, war ein Warnhinweis auf den steilen Abfall an dieser Stelle. Darunter stand ein Hinweis auf den Standort. Er war nur einige hundert Meter von der Pointe du Millier entfernt. Er hatte sich also noch weiter von Douarnenez entfernt. Lag diese Halle hier in der Gegend? Hervé setzte sich auf einen Felsen, öffnete den Rucksack und trank einen Schluck aus der Flasche. Dann nahm er seine Aufzeichnungen und ergänzte mit wenigen Worten den Hinweis auf die vermutliche Lage des Verstecks.

      Gerade noch rechtzeitig sah er Scheinwerfer eines Fahrzeugs, das auf ihn zugefahren kam. Er griff nach dem Rucksack, steckte alles hinein und sah sich nach einem passenden Versteck um. Er hatte auf einem Felsen an einem Parkplatz gesessen, einem Ausgangspunkt für Spaziergänger und Wanderer entlang des sentier côtier. Der ehemalige Zollsteg und jetzige Wanderweg, GR 34, der die gesamte Küste der Bretagne umfasste, war nur bei Tageslicht gefahrlos zu begehen. Der Parkplatz war von hohen Farnen umgeben, hinter denen er sich verstecken konnte. Er drückte den Farn vorsichtig zur Seite, um möglichst keine Spur zu hinterlassen, und trat auf den weichen Boden dahinter. Er hatte sich kaum geduckt, als der Wagen auf den Wendeplatz fuhr. So spät in der Nacht suchte kein Wanderer die Stelle auf. Es konnte sich also nur um den Killer handeln. Der Fahrer öffnete bei laufendem Motor die Fahrertür und stieg aus. Mit seiner großen schweren Taschenlampe begann er die Umgebung abzusuchen. Der helle Lichtstrahl fiel auf den Küstenweg.

      Hervé bekam Angst. Wenn der Mann den ganzen Parkplatz so ausleuchtete, würde er ihn zwangsläufig hinter dem Farn entdecken. Hervé drückte sich ganz flach auf den Boden. Irgendein dorniges Gestrüpp stach ihm durch die Kleider. Er unterdrückte sein Stöhnen und hoffte, dass der Mann schnell verschwinden würde. Der Strahl der Taschenlampe schwenkte jetzt landeinwärts, und der Lichtschein kam seinem Versteck immer näher. Nur noch wenige Meter und das Licht der Lampe würde ihn erfassen. Dann erlosch die Lampe, und sein Verfolger ging zum Fahrzeug zurück, stieg ein und fuhr den Weg langsam zurück.

      Hervé merkte erst jetzt, dass ihm der Angstschweiß von der Stirn rann. Er stand auf, es war eine Distel, auf der er gelegen hatte. Er müsste schaffen, unentdeckt von seinem Verfolger, zu einem bewohnten Haus zu gelangen. Auf keinen Fall dürfte der Verfolger seine Aufzeichnungen entdecken.

      Das Licht des Fahrzeugs war verschwunden, und seine Augen gewöhnten sich wieder an die Dunkelheit. Der fast volle Mond leuchtete klar. Er ging langsam um den Platz herum, kam an einem Papierkorb vorbei und sah eine Weinflasche, noch mit einem Korken verschlossen.

      Das ist die Idee! Hervé fühlte sich plötzlich in seine Kindheit versetzt, eine Flaschenpost! Eine Flaschenpost war zwar nicht die ideale Lösung aber eine Chance, die sich ihm hier bot. Er öffnete die Flasche und kippte eventuelle Restflüssigkeit aus, die Flasche war leer. Er holte die Aufzeichnungen aus dem Rucksack und rollte sie ganz eng zusammen. Dann fischte er aus seiner Hosentasche ein Gummi, seit seiner Jugend waren seine Hosentaschen mit allem was ein Mann brauchte gefüllt. Er rollte das Gummiband um die losen Blätter und schob sie in die Flasche. Mit Glück und der richtigen Strömung würde die Flasche in den Hafen von Douarnenez getrieben. Der Hafen konnte nicht viel mehr als acht Kilometer weit entfernt liegen. Er hielt sich an dem dünnen Strohhalm fest, dass seine Nachricht im Falle seines Todes auf diese Weise gefunden würde. Sollte er es bis zur Gendarmerie schaffen, wären die Aufzeichnungen sowieso СКАЧАТЬ