Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter
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Название: Wandlerin zwischen den Welten

Автор: Bianca Wörter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847654605

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СКАЧАТЬ dauerte den ganzen Vormittag, den ich zuhause verbrachte und auf einen Anruf von Yan wartete. Ich riss mein Küchenfenster auf, zündete mir eine Zigarette an und blies den Qualm ärgerlich nach draußen.

      Ich hasste es zu warten!

      Warum verfing ich mich erst in einem wunderschönen Traum, der dann wie eine Seifenblase zerplatzte? Ich kannte diesen wunderbaren Mann nach kurzer Zeit besser, wie manch andere nach einem Jahr. Wenn ich Yan in die Augen sah, verstärkte sich dieses Gefühl und ich konnte manchmal kaum mehr atmen. Ich wollte mich in seine Arme kuscheln, sein Herz schlagen spüren, seinen leichten Atem auf meiner Haut fühlen, die Wärme seines Körpers genießen. Hatte ich mich wieder einmal so im Taumel meiner Gefühle in einem Menschen geirrt? Aber was war dann diese verrückte Sache am Anfang mit dem gemeinsamen Traum gewesen? War das auch nur ein Irrtum gewesen? Ich durfte mich nicht so hinein steigern. Es machte mich noch ganz krank, am liebsten würde ich alles und sofort klären. Geduld war noch nie meine Stärke. Aber konnte man Gefühle unterdrücken? Sich während der Verliebtheit in Geduld üben? Sicherlich nicht! Dann wäre man niemals verliebt. Ich legte mich wieder auf mein Bett, hatte die Tür zu meinem Hobbyzimmer etwas geöffnet und ließ mich von der dort laufenden Musik berieseln. Mein Herz beruhigte sich langsam, aber schlug wieder ganz schnell, als das Telefon klingelte.

      "Guten Morgen, Alena. Was machst du gerade?"

      "Ich hatte auf ein Lebenszeichen von dir gewartet."

      "Sei mir nicht böse. Aber ich hatte Ralf schon so lange nicht mehr gesehen. Es war ein netter Abend gewesen. Sehen wir uns morgen wieder? Im Wetterbericht haben sie gesagt, dass wir morgen 25 - 30°C bekommen sollen."

      Ich schwieg.

      "Alena?"

      "Ja?"

      "Warum sagst du nichts?"

      Ich atmete tief durch: "Ich hatte gehofft, dass wir uns heute noch sehen."

      Jetzt war das Schweigen am anderen Ende.

      Dann hörte ich ihn kurz Luft holen: "Es geht heute nicht. Morgen. Okay?"

      Wenig begeistert sagte ich: "Okay."

      Dann legte Yan auf und ich starrte das Telefon böse an. Was sollte das denn jetzt? Wollte er nur die ganze Zeit mit mir flirten und dann, als ich mit ihm schlafen wollte, entfernte er sich? Ich glaubte nicht an typisch männliches Verhalten, aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass ein Mann an diesem Punkt einer Freundschaft die Fühler zurückzieht.

      Doch was sollte ich jetzt machen? Erst am nächsten Tag konnte ich mit ihm darüber reden. Ich verbrachte den Tag mit Lesen, Einkaufen, Putzen, Musik hören, war aber bei keiner Aktion so richtig bei der Sache. Yans Verhalten verletzte mich.

      Am darauffolgenden Tag am See war ich sehr nachdenklich. Ich redete nicht mit Yan über sein etwas seltsames Verhalten. Er benahm sich ganz normal. Redete, flirtete, scherzte mit mir, aber ich sprang diesmal nicht darauf an. Irgendwie war ich enttäuscht von seinem Verhalten.

      Endlich bemerkte er es: "Alena. Du bist so abweisend. Das vorgestern Abend und gestern hatte nichts mit dir zu tun."

      Ich blickte ihn an: "Weiter."

      Verständnislos sah er mich an: "Was 'weiter'?"

      "Womit hatte es dann zu tun?"

      Er senkte seinen Kopf und wich meinem Blick aus: "Das kann ich dir nicht sagen. Ich hab dich gern. Sei mir nicht böse."

      Was für eine Erklärung! Mir war aber bewusst, dass ich nicht mehr aus ihm heraus bekommen würde, also versuchte ich es gar nicht erst. Mir wurde nur im Laufe des Tages bewusst, dass wir uns wieder voneinander entfernten. Wir redeten zwar, lachten miteinander, aber das Flirten beschränkte sich auf ein Minimum. Wie konnte das so schnell geschehen? Nun ja, wir hatten uns ziemlich schnell ineinander verliebt. Wieso sollte es in umgekehrter Richtung nicht genauso schnell ablaufen?

      Beim Abschied vor meiner Haustür, ich bat ihn diesmal nicht mit mir nach oben zu kommen, war es Yan in den Augen anzusehen, dass er ein wenig traurig war, aber dass er auch irgendwie erleichtert zu sein schien. Ich akzeptierte es, aber als er sich wieder auf seinen Drahtesel schwang und weiterfuhr, da spürte ich einen tiefen Stich des Bedauerns in mir.

      Was hätte aus uns werden können, wo wir doch schon die gleichen Träume hatten...

      Ich schleppte mich mehr nach oben in meine Wohnung, als dass ich ging, drehte meine Musik laut auf, nachdem ich meine Tasche in die Ecke geworfen hatte und lief in der Küche wie ein wilder Tiger auf und ab.

      Wütend, zornig, erbittert – all das war ich. Am liebsten hätte ich irgendetwas an die Wand geworfen, geschrien, getobt, geweint, aber ich tat nichts von alledem, ich resignierte.

      Gab mir die Schuld, dass es wieder einmal so endete. Es war am Anfang so vielversprechend gewesen. Allerdings war noch nicht viel zerstört, wir hatten uns nur ein paar Mal geküsst, nichts weiter.

      Ich hatte Selbstzweifel. War ich so unattraktiv? Nein. Das glaubte ich nicht, auch, wenn ich mich in diesen Momenten wie am Boden zerstört fühlte. Zwei Wochen Urlaub lagen noch vor mir, aber diese erschienen mir nun viel zu lange und zu leer. Wie sollte ich diese füllen? Vor einem Tag noch kam mir die Zeit viel zu kurz vor mit Yan und für Yan. Ich ging in die Küche, öffnete das Fenster, schenkte mir ein Glas Wein ein, nippte kurz daran und holte mir ein Buch hervor. Die Sonne ging langsam unter und in der Ferne hörte ich ein dunkles Grollen. Ein Gewitter. Ich hatte kurz das Gefühl, dass dieser Sommer nie enden würde. Dann seufzte ich traurig und schlug das Buch auf. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich ein ungutes Gefühl, das sich in meinem Bauch, direkt in der Magenspitze festsetzte und nicht verschwand. Auf die Worte und Sätze, die vor meinen Augen verschwammen, konnte ich mich kaum konzentrieren. Ich las ein Buch über Traumdeutung.

      Ich hatte es vor einiger Zeit schon einmal gelesen, weil ich das Thema spannend fand und weil ich selbst intensives, wirres Zeug träumte, das ich mir mit 'Verarbeitung der Erlebnisse des Tages' nicht erklären konnte.

      Ich wollte diesen Träumen auch gar nicht den Zauber nehmen, wollte sie nicht irgendwie erklären können, aber sie hatten trotzdem das Interesse an der Traumdeutung geweckt. Und nach dem komischen Erlebnis des gleichen Traumes mit Yan, war mir das Buch wieder eingefallen. Ich fing noch einmal von vorne an zu lesen und endlich gelang es mir, mich zu konzentrieren. Die ersten zehn Seiten waren wenig aufschlussreich. Es war eine grobe Abhandlung über Träume und deren Bedeutung, Ursachen und Auswirkungen im Allgemeinen. Ich las über das REM-Stadium und über die Tatsache, dass jeder Mensch in einer einzigen Nacht wenigstens fünf Träume hatte, an die er sich im Normalfall aber nicht mehr erinnern kann, dass die Träume nur in den weniger tiefen Schlafzuständen auftraten, wenn das Bewusstsein an die Oberfläche, bis kurz vor dem Erwachen, trat, dass es Déjà-vu Erlebnisse in Zusammenhang mit Träumen gab und so weiter und so fort. Doch das wusste ich schon und nach weiteren dreißig Seiten hätte ich das Buch fast aus der Hand gelegt, um noch ein wenig Trübsal über mein Schicksal zu blasen, als ich eine kleine Abhandlung las, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Wenn dem wirklich so wäre, wie das, was ich dort las, dann wäre ich eine tragische Comicfigur in einem Drei-Groschen-Roman gewesen, oder am liebsten vom Blitz getroffen worden.

      Dann wäre meine Welt auf den Kopf gestellt worden.

      Ich trank mein Glas leer, das ich mittlerweile schon zum dritten Mal gefüllt hatte, las das Kapitel noch einmal, ob ich es auch richtig verstanden hatte, oder ob mich der Wein schon so benebelt hatte, dass ich Geisterbuchstaben sah. Nein, ich war auf СКАЧАТЬ