Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter
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Название: Wandlerin zwischen den Welten

Автор: Bianca Wörter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847654605

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СКАЧАТЬ das Wetter würde wieder schlechter werden...

      Ich sah dem Wochenende zufrieden entgegen, denn das Wetter schien sich zu halten. Am Freitag lag ich dann faul am Strand des kleinen Baggersees der Stadt, an dem ich mich immer erfrischte. Mein vor mir liegender dreiwöchiger Urlaub versprach Entspannung und Erholung pur! Ich hatte mich gerade gemütlich auf den Bauch gedreht, als ich wieder diesen Blick zwischen den Schulterblättern spürte. Wie elektrisiert fuhr ich auf und hinter mir stand der gleiche Mann, den ich in der Stadt getroffen, aber schon längst vergessen hatte!

      "Alena?" sah er mich fragend an.

      Ich stand erschrocken auf: "Woher wissen sie meinen Namen?"

      In der Stadt hatte ich ihn nicht genannt. Plötzlich durchfuhr mich eine Erinnerung, wie ein Blitz schoss sie durch meinen Körper, ein schmerzhafter Stich kroch in meine Eingeweide und ich sah den Traum, den ich mittags vor wenigen Tagen hatte, vor meinem inneren Auge vorbeiziehen:

      Ich stand alleine in der Küche. Es war ein sehr großer und freundlicher Raum. In der Mitte stand ein Tisch, mehrere Gläser befanden sich darauf, so, als ob sie jemand kurz zuvor benutzt hatte. Die Arbeitsplatte rechts von mir war groß und hell. Weiße Fließen rundeten das Gesamtbild ab. Ich stand mit dem Rücken zum Fenster, die Sonne wärmte mich. Doch sie wärmte nur meinen Körper, denn ich spürte eine eisige Kälte in mir. Verzweiflung! Vor mir saß ein Mann in einem Rollstuhl und sagte mir, dass er mich umbringen würde. Er und ich wussten nicht wieso, aber wir wussten beide, dass es geschehen würde. Es war die Gewissheit, dass es geschehen würde, die die eisige Kälte in mir verursachte. Es war grotesk. Ich hätte versuchen können zu fliehen, denn auch die Tatsache, dass er zwischen mir und der Tür stand, die meine letzte Rettung gewesen wäre, hätte mich nicht mutlos werden lassen sollen. Ich hätte es versuchen sollen, aber ich tat es nicht. Etwas in seinen Augen, die nicht irre aufblitzten, ließen mich dieses Vorhaben gar nicht erst weiter in Gedanken fassen.

      Er sagte einfach: "Alena, komm her."

      Nicht drängend, nicht böse, einfach nur sanft und sachlich. Ich ging langsam zu ihm, kniete vor ihm nieder. Er hielt ein gewaltiges Messer in der Hand und setzte es vorsichtig an meiner Kehle an.

      Ich flehte ihn an: "Nein."

      Doch er nickte nur traurig, ernst. Ich stand schnell auf, warf mich zurück an die Wand, spürte die kalte, raue Oberfläche des Putzes, drückte mich Hilfe suchend daran. Der Mann bewegte sich nicht. Er wusste, dass ich kommen würde, wieder zu ihm kommen würde. Ich kannte ihn nicht, aber ich wusste, dass er mein Mörder werden würde.

      Er nannte mich wieder bei meinem Namen: "Alena."

      Ich fing an zu weinen: "Nein. Bitte! Tu es nicht. Ich habe solche Angst vor den Schmerzen."

      Ich ging wieder zu ihm, wandte mich wieder ab. Obwohl er mich noch nicht verletzt hatte, spürte ich Schmerzen an meiner Kehle. Meine Angst vor dem Tod war gering, aber die vor den Schmerzen, die das gewaltsame Hinübergleiten in den Tod begleiten würden, war groß. Dann atmete ich ganz ruhig, hatte mich gefasst. Ich ging auf dem Mann zu, kniete vor ihm nieder, war bereit. Er setzte die kalte Klinge so an meiner Kehle an, als ob er versuchte, mir so wenig Schmerzen wie möglich zuzufügen. Dann schnitt er meine Haut ganz leicht an. Jetzt war ich auf den endgültigen Schnitt vorbereitet – der Schmerz konnte kommen. Ich sah ihm erst in die hellgrünen Augen, dann schloss ich meine Augen langsam, spürte den ziehenden, tiefen Schmerz, als er mir von rechts nach links die Kehle durchschnitt.

      5. Realität

      Ich schüttelte den Kopf, keuchte, der Mann vor mir, den ich auch schon in der Stadt getroffen hatte, war der Mörder im Rollstuhl! Meine Traumperson. Und ich war seine. Wir hatten den gleichen Traum erlebt - jeder aus seiner Sicht!

      "Wie...wie hast du mich wieder erkannt?", fragte ich.

      "Ich habe dich schon damals in der Stadt erkannt, aber da du nicht reagiertest, gar kein Erkennen signalisiert hattest, da dachte ich, dass ich mich geirrt hatte. Aber als ich dich heute wieder sah, da war kein Zweifel mehr möglich. Ich habe dich in meinem Traum...getötet. Und du existierst nicht nur in meinem Traum."

      Seine Augen leuchteten. Es war unmöglich! Ich verstand es nicht, doch der Mann vor mir war tatsächlich der Mörder in meinem Traum!

      Die Sonne brannte plötzlich heißer, Schweiß lief mir von der Stirn herab und ich wischte ihn gedankenlos mit dem Handrücken weg. Es konnte nicht möglich sein, ich hatte noch nie von so etwas Verrücktem gehört. Doch der junge Mann war genauso nachdenklich. Es gab keinen Zweifel.

      Ich wollte mich dem stellen: "Nun gut, da haben wir etwas erlebt, das es eigentlich nicht geben dürfte. Wie ist dein Name?"

      "Yan."

      "Okay, Yan. Willst du dich nicht zu mir setzen?"

      Er ließ sich vorsichtig neben mir nieder, achtete genau darauf, dass er mich nicht aus Versehen berührte. Ich fühlte mich genauso befangen und konnte mit dieser Situation noch nicht so recht umgehen. Es war abstrakt, aber genauso sehr machte es mich neugierig, denn ich liebte Geheimnisse, die ich lüften konnte. Ich fühlte mich wie die Hauptperson in einem Roman, die auf ein großes Geheimnis gestoßen war und es lösen musste. Solche Romane habe ich immer sehr gern gelesen, allerdings war ich noch nie in der gleichen Situation wie eine meiner Titelheldinnen. Das war im realen Leben etwas schwerer, als in einem Roman. Ich hatte kein Manuskript, nach dem ich mich richten konnte. Was sollte ich tun?

      Wir fingen an in die übliche Konversation zu verfallen, wie sie bei zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts üblich ist, wenn man sich zum ersten Mal trifft und sich sympathisch findet. Außenstehende Personen hätten uns für ein Paar halten können, das sich kennen lernt und flirtet. Aber unsere Situation war ungleich intimer. Wir kannten unsere Träume! Nicht nur aus Erzählungen, sondern durch Erfahrungen erster Hand! Ich lächelte, als Yan mit seiner Hand in meine Richtung zeigte.

      "Du hast da eine sehr interessante Tätowierung. Das hat bestimmt ziemlich weh getan", bemerkte Yan.

      Ich schmunzelte. Jetzt befand ich mich wieder auf einem Terrain, auf dem ich mich auskannte. Diesen Satz habe ich bestimmt schon tausend Mal gehört! Ich sah an mir herunter, auf meinem Brustbein, zwischen meinen Brüsten prangte ein schwarzer Drache, mit weit ausgestreckten Flügeln und nach oben gerecktem, reptilienartigen Kopf. Er schien zu schweben, kurz in seinem Flügelschlag innezuhalten.

      "Ich liebe Drachen. Ja, es hat weh getan. Aber es ging vorbei. Nach zwei Wochen ist die Wunde abgeheilt und man spürt nichts mehr."

      Dann kam die nächste Frage, die ich erwartet hatte, weil sie immer kam, wenn jemand mein Tattoo entdeckte: "Darf ich es einmal kurz berühren?"

      Ich schmunzelte: "Klar. Aber du wirst nichts spüren. Es fühlt sich an wie normale Haut. Die Farbe ist ja unter der Haut."

      Yan näherte sich mir vorsichtig, streckte seinen Zeigefinger auf und fuhr über den Kopf des Drachens.

      Sofort zog er wieder den Finger zurück und lächelte: "Ja, es ist nichts zu spüren."

      Ich wandte mich ab und zündete mir eine Zigarette an. Während ich den Rauch langsam ausatmete, wurde ich nachdenklich. Ich starrte auf die Glut meiner Zigarette und ließ den Blick dann über das Wasser gleiten. Es war ein herrlicher Tag. Viele Menschen waren vor der Großstadthitze hierher geflüchtet. So überfüllt der Strand an diesem Tag auch war, ich genoss dieses Mal seine Anonymität.

      "Hast СКАЧАТЬ