Wandlerin zwischen den Welten. Bianca Wörter
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Название: Wandlerin zwischen den Welten

Автор: Bianca Wörter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847654605

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СКАЧАТЬ waren und setzte sie in die ewig nach oben strebende Bewegung um.

      Immer wieder sah ich mich nach unten, nach hinten um und instruierte mir, dass, wenn ich auch nur den kleinsten Schatten des Ungeheuers sehen würde, ich mich in den Seilen zusammenkauern und hoffen würde, dass es mich übersah.

      Was dachte ich denn da, ermahnte ich mich erneut, der Schatten WAR das Ungeheuer, ich musste mich schon zusammenkauern, wenn ich es nur im Entferntesten fühlen, spüren würde! Ich hatte zu laut gedacht, denn als ich mich das nächste Mal nach unten umsah, zurück zu der Treppe, die ich hoch gerannt war, erkannte ich einen Schatten!

      Ich erstarrte vor Todesangst, hatte nicht einmal mehr die Kraft, noch den Mut mich in den Seilen ganz klein zu machen.

      Der Schatten wuchs und wuchs und plötzlich konnte ich zwei mit weißen Federn besetze Füße, Beine, dann einen ganzen Körper erkennen.

      Ein junger Mann stand dreißig Meter unter mir und schien keine Angst zu haben, dass das Ungeheuer plötzlich hinter ihm auftauchen könnte. Er sah mir direkt in die Augen und ich erwiderte seinen Blick. War ER das Ungeheuer? Nein, ich spürte keine dunkle Aura um ihn. Wer war er dann? Hinter seinem Rücken wuchs ein riesiger Schatten an, der sich links und rechts von ihm ausbreitete und ich hätte beinahe geschrien, bis ich genauer hinsah und meinen Augen nicht mehr traute: Die Schatten, weiße Schatten, schienen weiter zu wachsen, aber in Wirklichkeit breitete er seine Flügel, die er hinter seinem Rücken zusammengefaltet hatte, vorsichtig aus und schlug ganz leicht mit ihnen.

      Er sah so aus, wie ich mir als Kind immer einen Engel vorgestellt hatte, mit weißen, weichen und doch kraftvollen, federbesetzten Flügeln.

      Er trat einen Schritt vor, schlug heftiger mit den Flügeln und erhob sich scheinbar mühelos in die Luft. Ich erkannte, dass sein gesamter Körper, außer sein Gesicht, mit diesen herrlich weißen Federn besetzt war.

      Er erhob sich immer weiter, schwebte vor mir und fragte: "Willst du mit mir kommen?"

      Ich nickte stumm.

      Er unternahm noch nichts und setzte wieder zu sprechen an: "Wirst du dann meine Frau?"

      Ich ließ vor Schreck fast das Tau los, an dem ich mich immer noch krampfhaft festklammerte, doch ich hatte noch nicht vergessen, in welch schrecklicher Situation ich mich befand. Ich konnte dem Ungeheuer nicht entkommen und selbst, wenn es mich in diesem Korb nicht fand, irgendwann musste ich wieder herunter kommen, musste etwas essen, trinken, ich konnte nicht bis in alle Ewigkeit in diesem Versteck bleiben, sonst würde ich elendiglich zugrunde gehen.

      Aber wieso nutzte der Mann meine Situation so schamlos aus? Wollte er mir nun helfen, oder nur einen Vorteil aus der Situation erhalten? Ich betrachtete den Mann genauer und musste zugeben, dass mir sehr gefiel, was ich sah. Es war mein Germane, wie ich ihn mir immer in meinen Tagträumen vorgestellt hatte. Nur dass er mich so gewinnen wollte, ließ mich an seinem Charakter zweifeln.

      Aber ich antwortete: "Ich werde deine Frau. Sehr gern."

      Das war die richtige Antwort gewesen - der geflügelte Mann lächelte mich an, flog hinter mich, fasste mich vorsichtig, aber dennoch fest um meine Taille und ich fühlte seinen warmen, weichen Körper an meiner Rückseite. Vertrauensvoll kuschelte ich mich bei ihm ein, ließ die Taue los und schwebte in der Luft.

      Das herrliche Gefühl, das an einen Höhepunkt grenzte, ließ sich nicht beschreiben, doch es war faszinierend, wie ich, von dem Mann fest umklammert, durch die Lüfte schwebte und diese mir unbekannte Schwerelosigkeit empfand. Als ich nach oben blickte, flogen wir gerade durch eines der gewaltigen Löcher des Daches der Lagerhalle.

      Der Tag war trüb, aber die Sonne kämpfte sich nach und nach einen Weg durch den Hochnebel. So wirkte die gesamte Umgebung wie in ein unwirkliches Licht getaucht, das mich die neu entdeckte Schwerelosigkeit in einer solchen Intensität erleben ließ, dass ich dachte, ich müsste vor Glück sterben. Ich kostete das Gefühl voll aus, vergaß die Gefahr, in der ich mich befunden hatte, und aus der ich von einem wunderbaren Geschöpf gerettet wurde. Die Sonne schickte ihre goldenen Strahlen auf einen Fluss vor uns. Diese gebrochenen Strahlen rührten mich unendlich, ich merkte, wie Tränen über meine Wangen liefen. Der Mann hinter mir drückte mich an sich und küsste mich leicht auf den Hals.

      "Danke", brachte ich stammelnd und mit tränenerstickter Stimme hervor, "danke, dass du mich gerettet hast."

      Er erwiderte nichts, aber ich fühlte, dass auch er von dieser glücklichen Stimmung gepackt war, denn er küsste mich wieder sanft auf meinen nackten Hals.

      Er ging zu einem Gleitflug über, wir schwebten direkt über dem schmalen Fluss, dicht über dem braunen Wasser. Die Luft roch nach gerade gefallenem Regen, deswegen war das Wasser des Flusses braun - aufgewühlt durch einen heftigen Schauer. Als sich wieder einmal vereinzelte, goldene Sonnenstrahlen auf dem Fluss verirrten, da begann das Wasser in allen Regenbogenfarben zu glänzen und zu funkeln. Die Lichtreflexionen veränderten die Formen und Farben in atemberaubender Geschwindigkeit. Diese Szene erinnerte mich an irgendeine bekannte Situation, aber ich kam in diesem Moment nicht darauf an welche. Ich verschob den Gedanken auf später, wollte den Flug, so lange es noch ging, genießen. Rechts und links des Flusses säumten riesige, belaubte Bäume das Ufer und ich fühlte mich wie in einem Gleitflug über den Amazonas. Der Flug wollte nicht enden und ich hoffte, dass er unendlich weiter ging. Obwohl mein Drang zum Weinen abgenommen hatte, erlebte ich es weiterhin so intensiv, wie wir über den Fluss hinwegflogen, wie zu Anfang unserer Reise. Ich vergaß zwischenzeitlich sogar, dass nicht ich es war, die flog, sondern dass ich nur mitgenommen wurde. Der liebevolle, zärtliche Kuss von Zeit zu Zeit an meinem Hals erinnerte mich jedoch immer wieder daran, dass er noch da war. Als wir das Flussbett verließen, quälte mich ein Stich des Bedauerns, doch die Neugier, wohin wir eigentlich flogen.

      Ich drehte mich in den Armen des Mannes um, blickte ihm in die dunkelblauen Augen, sein silbergraues Haar kitzelte mich an meiner Wange, doch ich verspürte nur noch den Wunsch, mich in seine Federn zu kuscheln, was ich auch machte. Ich hob meinen Kopf etwas, prägte mir sein markantes Gesicht ein, konnte Zärtlichkeit in seinen großen Augen lesen. Ich küsste ihn auf den Mund und genoss das warme Gefühl seiner weichen Lippen. Dann schmiegte ich meinen Kopf wieder an seine Brust, in sein Federkleid und vergrub meine Nase in seiner gefiederten Halskuhle, die nach aufregendem, männlichen Wesen duftete.

      Der Flug verlangsamte sich und mir wurde bewusst, dass er bald zu Ende gehen würde. Ich fühlte mich traurig, drehte mich wieder in seinen starken Armen um und erkannte unter uns ein kleines, verfallenes Gehöft. Die Dächer waren genauso löchrig wie das Dach über dem Schiff, auf dem ich mich zu Anfang befunden hatte. Durch ein solches Loch flogen wir auf einen Heuboden und der Mann setzte mich sanft ab.

      "Warte hier bitte, ich muss noch etwas erledigen. Dann werde ich dich abholen und mit zu mir nehmen..."

      Die letzten Worte bekam ich kaum noch mit, denn irgendetwas riss mich aus diesem wunderbaren Traum - Moment, war dies ein Traum?

      Aber natürlich! Das war es! Das ganze Erlebnis war nur ein Traum gewesen! Schade, denn er hatte sich zu einem herrlichen Traum entwickelt.

      11. Realität?

      Ich schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht von...Ralf! Ich erkannte, dass ich meine Arme um seinen Hals geschlungen hatte und ließ ihn verdutzt los.

      Ich lag noch auf der Liege und stützte mich auf meine Ellbogen, blickte Ralf verstört an: "Was ist geschehen?"

      Ralf, СКАЧАТЬ