Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
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Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

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СКАЧАТЬ diesem Lokal gab es keine richtigen, versifften Bsuff, fiel ihm zu seiner Verwunderung plötzlich auf. Wahrscheinlich hatten sie sich getarnt, überlegte er. Vielleicht wurde es in fremden Kulturen ja als unschicklich angesehen, wenn jemand die eigene Alkoholabhängigkeit zum permanent zelebrierten Lebensinhalt machte. Oder vielleicht duldeten sie keine Bsuff in ihrer Mitte? – Er hatte mal gehört, dass manche Araber an einen Gott glaubten, der ihnen Alkohol verbot.

      Bei diesem grausamen Gedanken schüttelte es ihn; er persönlich hatte Religionen, ganz gleich welche, schon immer für überflüssigen Mist gehalten.

      Ein plötzliches Gerumpel und ein Geräusch, das wie ein paar schnelle Pracker hintereinander klang, riss ihn aus seinen Gedanken. Es kam aus dem Nebenraum und der Sunnyboy an der Bar zuckte sichtlich zusammen, als er es hörte. Er wagte jedoch nicht hineinzugehen, angesichts der vielen fragenden Blicke, die sich nun auf die Tür zu diesem Nebenraum richteten. Nach den paar kurzen Poltergeräuschen herrschte dort nun reges Geschrei in einer Sprache, die Frasther nicht verstand. Mehrere aufgeregte Männerstimmen brüllten wie wild durcheinander. Gelassen beobachtete er, wie der Barmann versuchte, seine Nervosität durch Gläserspülen zu überspielen. Einige der fragenden Blicke begannen sich gerade wieder abzuwenden, als auf einmal dumpf zwei, drei Schüsse fielen. Frasther zuckte zusammen. Ein Schuss und dann gleich noch zwei ganz schnell hinterher, entschied er. Sein Körper begann augenblicklich, die Kampfsysteme hochzufahren; sofort wurde ihm warm, als das Adrenalin sein Nervensystem gepumpt wurde.

      Den Barmann hielt es nun nicht mehr und nicht nur ihn: Die Hälfte aller Anwesenden floh in Richtung Ausgang, die andere Hälfte stürmte ihm nach auf die Tür zum Nebenraum zu. Schnappmesser klackten auf, Schlagringe wurden übergestreift, es wurde mit Butterflys herumgewedelt und Knarren wurden gezückt. Aus dem Nebenraum drang ein Gerumpel, das sich nach heilloser Flucht anhörte, als der Barmann die Tür aufriss und mit lauten Flüchen hineinstürmte. Gelassen holte Frasther ein paar Kröten heraus und legte sie auf den Bieruntersetzer. Hier gab es definitiv keine Probleme mit Invasoren von außerhalb, diese Leute waren viel zu beschäftigt mit sich selber, entschied er. Dann machte er sich vom Acker, bevor die Blauen mit ihrem Tatütata aufkreuzten.

      Aber so leicht wollte er mit seinen Ermittlungen nicht aufgeben: Er wusste mehrere Beisln in der Nähe, die es sich zu besuchen lohnen könnte. Irgendwo musste doch irgendwer was gehört haben, und wenn er sich lange genug von Beiz zu Beiz bewegte, würde er diesen Jemand früher oder später aufstöbern.

      Es war langsam die Zeit, wo die ganzen Idioten aus ihren Büros heraus- und in ihre Autos hineinkrochen, um nach Hause zu fahren und dort vor der Glotze zu versauern. Frasther schlenderte aufs Geratewohl drauflos und besah sich kopfschüttelnd die ganzen Krawattenträger mit ihrem elektronischen Krimskrams, den sie immer mitführten. Der Fummler-Karli hatte ihm mal erzählt, dass man diesen Dingern viel Geld machen konnte, aber man musste sich verdammt gut damit auskennen, wegen der Diebstahlsicherungen und so – und Frasther hatte keinen Bock, zu lernen wie man mit diesem ganzen neumodischen Kram umzugehen hatte.

      „Entschuldigen Sie, darf ich Sie was fragen?”, riss ihn eine Frauenstimme aus seinen Gedanken.

      Er blickte sich um – eine nicht unhübsche, wenngleich auch etwas zu bieder gekleidete Schnepfe lächelte ihn freundlich zurückhaltend an.

      „Logo, was willst'n wissen?”, zeigte Frasther sich höflich, in der Annahme eine verirrte Touristin vor sich zu haben.

      „Ich wollte Sie fragen, ob Sie schon einmal über Gott und den Sinn unserer Existenz nachgedacht haben?”

      Jetzt war Frasther aber baff. Mit allem möglichen Schwachsinn war man ihm schon gekommen – Amnesty, Greenpeace, Asylantenhilfe – doch mit Gott hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Gott? Um den brauchst' dir keine Sorgen machen, der is' eh allmächtig”, brummte er und schickte sich an weiterzugehen.

      Die Schnecke lief neben ihm her. „Natürlich muss man sich um Gott keine Sorgen machen, aber er macht sich Sorgen um uns. Wie sieht es zum Beispiel mit ihrem Seelenheil aus? Auch Sie sind ein Kind Gottes…”

      „Irrtum, Mädchen, das stimmt nicht – ich bin ein Kind von Frastgar und Trudhild, und nicht von Gott!”, protestierte Frasther.

      „Und doch hat Gott das Wunder ihrer Menschwerdung erst möglich gemacht…“

      „Dachte eher, das wär' die Suppe aus Vater's Sack gewesen“, grunzte Frasther, dem es jetzt langsam reichte. „Und überhaupt, eine Schnepfe die mich auf der Straße anmacht und von Gott und so weiter anfängt rumzusülzen, das is' mir ja noch nie untergekommen – was soll denn das werden?”

      „Das soll gar nichts werden, ich versuche lediglich, neue Miglieder für unsere Gemeinschaft zu interessieren, eine Runde von spirituell höchst interessierten Menschen…”

      Frasther hob beschwichtigend die Hände und wies die Spinnerin brüsk zurecht: „Seh' ich etwa aus, als ob mich spiritueller Quatsch interessieren würd'? Spiritus, da kann ich mitreden, aber verschon mich mit Gott… Was ist das denn, was ihr da habt – ein wöchentliches Kaffeekränzchen von Laberköpfen, die sich fragen, warum Gott nicht endlich aus seinem Scheißhimmel heruntersteigt und den ganzen Wichsern in den Arsch tritt?”

      Er lief schon weiter, als sie ihm noch irgendetwas von wegen gemeinsamem Gebet, geistlichem Beistand und spirituellem Austausch nachrief, doch Frasther beschleunigte seinen Schritt in Richtung nächster Spelunke. Offenbar waren neuerdings nur noch Bescheuerte unterwegs. Langsam begann er sich zu fragen, ob es schon eine schlaue Idee war, hier am Statdrand nach Spuren der Verschwörer zu suchen. Doch sein Instinkt riet ihm, es doch noch in ein, zwei Beizen zu probieren, also latschte er weiter, in Richtung nächstes Beisl.

      Überall eilten gestresste Bürospinner in noblen Anzügen und entnervte Geschäftsweiber in teuren Kostümen durch die Gegend; sie hielten sich hektisch irgendwelche elektronischen Geräte an den Schädel und schleppten Einkäufe, Aktentaschen, kleine Kinder, Haushaltsgerümpel, Blumensträuße und ähnlichen Schwachsinn mit sich herum. Zerlumpte Penner hingen auf der Straße ab und streckten den kalt dreinblickenden Anzugträgern mit flehentlichem Blick ihre Hüte entgegen. Horden von verwöhnten, übergewichtigen Jugendlichen schlenderten in kleinen Gruppen über die Bürgersteige. Die Weiber in dem Alter waren alle hergerichtet wie die Schlampen, die Kerle sahen durch die Bank wie zugedröhnte, schwer unterbelichtete Weicheier aus.

      Frasther trottete gemütlich dahin und bestaunte die Auslagen der Geschäfte, fragte sich, wozu wohl ein Trachtenmoden-Geschäft gut sein mochte und ob ein Laden, in dem nur Handtaschen verkauft wurden, wohl über die Runden kommen konnte. Kein einziges Geschäft weit und breit, das etwas Sinnvolles verkaufte, kein Laden für Autoersatzteile, kein Geschäft für Edelbrände und auch kein Tuning-Shop, ja, nicht mal ein simpler Rauchwaren-Kiosk war hier zu sehen. Kopfschüttelnd schlenderte er an einem Laden für „biologisch-hochwertige Lebensmittel“ vorbei und fragte sich, was “Tofu“ wohl sein sollte, da fiel sein Blick auf einmal auf den Plattenladen. Gut, dachte Frasther, dann kaufe ich mir halt eine neue Hardrock-Kassette. Kurz entschlossen betrat er den Schuppen. Drin herrschte lautes Geschrei; ein großer Kerl in Motorradlederjacke, mit Jeanskutte drüber und Piraten-Kopftuch auf dem zornesroten Schädel, beschimpfte einen mickrigen, schwarzgekleideten Kerl hinter dem Verkaufstresen gerade aufs Übelste.

      Frasther kannte den Kerl: Granteas Stupidner, ein stadtbekannter Tunichtgut, Krawallbruder und Möchtegern-Rocker, eine Zwiderwurzn* der primitivsten Sorte, vermutlich einer der dümmsten Menschen der Welt. Wie alle großen Idioten der Geschichte konnte auch er überall mitreden, hatte immer Recht und war ununterbrochen damit beschäftigt, dies so laut wie möglich vor der ganzen Welt kundzutun – unabhängig davon, ob sich jemand für seine Weisheiten interessierte oder nicht. Weil er sich seiner Umwelt so gut wie ausschließlich mittels lauten Gebrülls mitteilte, wurde er gemeinhin einfach СКАЧАТЬ