Название: Ich, Elke B. und der Alkoholiker Thomas
Автор: Elke Bauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844247459
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Die Frage hierbei ist sicherlich, ob dies nicht etwas zu wenig war. Dies denke ich schon, wobei Thomas, was ich heute weiß, damals physisch, wie auch psychisch am Ende war, einfach nicht mehr konnte.
Sicher, da war auch der Alkohol mit dran schuld. Jedoch hatte Thomas bis dahin ja auch niemanden, der ihn wirklich unterstützte, der sich für ihn, für seine Gefühle interessierte und ich war ja auch gerade mal erst ein halbes Jahr mit ihm zusammen.
Inzwischen waren die Schulden, die mein zukünftiger Mann sowohl an Banken, wie auch an Bausparkassen zahlen musste, auf gut einhundert sechsundfünfzig Tausend Euro angestiegen.
Fünfzig Tausend Euro lies mein Schwiegervater sich als Ausgleich dafür bezahlen, das er auf sein Wohnrecht verzichtete. Weitere gute zweiundfünfzig Tausend Euro bekam Vater Staat als Steuern. Etwa zehn Tausend Euro gingen für die kurz bevor stehende Scheidung, bzw. für Schulden an andere Gläubiger weg.
Der Rest von etwa zwei und dreißig Tausend Euro war der Gewinn meines Partners.
Dieses Geld wehrte etwa ein ein halb Jahr. Ein neues Auto kaufte Thomas davon, lebte teils doch recht gut, gönnte mir zu Weihnachten eine moderne Küchenmaschine und auch einen neuen Staubsauger.
Ich verdränge in meiner Naivität, das Thomas ein Problem mit dem Alkohol hat
Ich will nicht sagen, das Thomas nicht auch etwas von dem Geld, das aus dem Verkauf übrig geblieben ist, versoffen hätte. Es würde mit Sicherheit nicht stimmen!
Aufgrund seines ADHS tat Thomas sich sowieso schwer damit, Geld an zu sparen und dann gab es auch noch mal eine kurz zeitige Arbeitslosigkeit, wo Geld darauf ging und der Gewinn dazu benutzt wurde, um Nadine zu bezahlen.
Das Thema Alkohol spielte zu dieser Zeit eine große Rolle bei meinem Partner. Wie viel er täglich trank, weiß ich nicht genau. Später habe ich erklärt bekommen, das es schon mehrere Schnäpse gewesen sein müssen, womit er seinen seelischen Schmerz betäubte.
Da ich aber bis dahin kaum mit Alkohol in Berührung gekommen bin und da ich auch meinen ersten Partner hatte, schob ich viele Verhaltensweisen, bei denen ich heute weiß, das sie mit dem Alkoholismus zusammen gehören, auf die Persönlichkeit.
Es ist auch so, das ich Alkohol, die so genannte Fahne, nicht oder kaum wahr nehme, nicht rieche. Wodka bemerkt man zudem generell nicht, aber auch für Bier habe ich keinen, kaum Geruchs Sinn.
Zudem hatte Mich Erichs und auch Marions in meinen Augen sehr extrem negatives Verhalten meinem Partner Gegenüber sehr eng zu Thomas gebracht. Ich spürte das er Hilfe brauchte. Momentan sah ich in ihm einen Menschen, auf dem alle herum trampelten.
Es schien, als gäbe es nur einen Sündenbock und der hieß stets Thomas. Alles, was er machte, war falsch. Er hatte keine Ahnung und auch kein Recht auf etwas. So interpretierte ich das Verhalten das Marion und Erich ihrem Mann, bzw. Sohn gegenüber an den Tag legten.
Selbst sein körperlicher Zustand, der Zustand eines Menschen, so weiß ich heute, dem längere Zeit Alkohol zugeführt worden war, machte mich kaum misstrauisch.
Thomas purzelte einmal in seinem Elternhaus die Treppe herunter, er spuckte zudem Blut. Alpträume plagten ihn, er zitterte am ganzen Körper, und wirkte körperlich fertig.
Dann merkte ich, das mein Partner psychische Probleme, z .b. starke Minderwertigkeitskomplexe hatte. Zu Beginn unserer Beziehung schob ich diese Problematiken auf Thomas gescheiterte Ehe und Marions gewalttätigen Verhalten ihrem Mann gegenüber, bzw. die ganze momentane Situation.
Vor allen an den Wochenenden merkte ich oftmals, das Thomas Probleme mit der Vergangenheits- bewältigung hatte. Oft steigerte er sich in Szenen aus seiner Kindheit, die er bisher nicht verarbeitet hatte.
Am häufigsten kam die Szene von Silvester 71. Ich hatte immer das Gefühl, als wenn die Sache erst gestern passiert wäre, so wie ich es geschildert bekam.
Auch meinte Thomas immer wieder zu mir, das ich mir doch einen anderen Partner suchen solle. Er wäre ja nicht gut genug für mich. Das nervte mich natürlich mit der Zeit. Ebenso gibt es den Ausspruch „Elke du bist so lieb zu mir!“
Erst später merkte und begriff ich, das die psychische Problematik tiefer lag und schon in der Kindheit ihren Beginn hatte, sowie mit dem nicht behandelten ADHS zusammen hing.
Thomas traute sich kaum etwas zu und bei jeder Sache die aus seiner Sicht nicht perfekt genug war, meinte er, ich würde ihn zurückstoßen und hätte ihn nicht mehr gern.
Ich weiß heute, das ich der erste Mensch in seinem Leben bin, zu dem er über längere Zeit engeren Kontakt und mit dem er auch zusammen lebte, der ihn eigentlich so akzeptierte, wie er war. Ich entschied nichts über seinen Kopf hinweg und sprach alles mit ihm ab. Das sind Dinge die mein Partner bis dahin nicht kannte.
Ich reagierte zudem mit sehr viel Liebe und Verständnis, merkte aber schnell die Grenzen, an die ich kam. Klar, Thomas Verhalten, besserte sich schon etwas, je länger wir zusammen waren.
Ich weiß auch heute, das er durch mein Verhalten bedingt, zeitweise weniger, meist nur noch an den Wochenenden trank. Dennoch gab es regelmäßig die Anflüge von Depressionen und mir war auch klar, das Thomas da eigentlich nur mit einer Therapie herauskommen würde. Das aber lehnte mein Partner damals noch kategorisch ab.
Die erste Zeit nach dem Verkauf
Der Kontakt zu Erich brach nach dem Verkauf erst einmal ganz ab. Ich hatte schon seit einiger Zeit im Ort einigen Leuten erzählt, das Thomas die Firma mit Schulden übernommen hatte, ebenso wie der Sohn von seinem Vater behandelt wurde. Ob Erich das mitbekam, weiß ich nicht.
Zum Teil bin ich sogar von Menschen angesprochen worden, die ebenfalls erlebt hatten, wie Erich seinen Sohn behandelte. Ich wurde gefragt, was den los wäre, warum Erich Thomas so negativ behandeln würde? Ich konnte eigentlich nur Antworten, das sich Vater und Sohn noch nie richtig verstanden hatten.
Natürlich brauchte Thomas jetzt Arbeit. Schon vor dem Verkauf schaffte er es über eine Leih - Firma einen Job an einem Flughafen zu bekommen. Das war für ihn, wie ein Traum. Schließlich waren Flugzeuge und alles was damit zusammen hing, schon seit seiner Kindheit seine Leidenschaft.
Allein am Trieb Werks Geräusch eines Flugzeuges, kann Thomas erkennen um welchen Typ Maschine es sich handelt. Natürlich lebte Thomas in dem Job auf. Er machte fast nur Nachtdienst, war aber happy.
Allerdings gab es auch damals das Alkoholproblem. Im Unterbewusstsein ahnte ich, das Thomas trank. Es gab einmal die Situation, wo ich sicher wusste, das er was getrunken hatte.
Ich sprach ihn darauf an und mein Partner erklärte, das das ganze nur ein Ausrutscher sei und das er seinen Alkoholkonsum unter Kontrolle habe.
Damals glaubte ich ihm. Heute jedoch weiß ich, das ich ziemlich blauäugig war. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, das Thomas ein Problem mit dem Alkohol hatte.