Das Vermächtnis von Holnis. Peter Graf
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Название: Das Vermächtnis von Holnis

Автор: Peter Graf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783741808388

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СКАЧАТЬ sofort mit Festungshaft geahndet worden wäre. Auch eine Waffenfabrik, wie die in Mills Creek, in privaten Händen ohne Kontrolle durch den Staat, wäre in Dänemark oder wohl in ganz Europa undenkbar. Das Tragen von Waffen war in Amerika jedermann erlaubt, was zu einer großen Nachfrage geführt hatte, so dass viel Geld durch ihre Produktion verdient wurde. Und es hatte sich die Erkenntnis bei den Fabrikanten durchgesetzt, dass nur eine konsequente Weiterentwicklung der Waffen die Fabriken konkurrenzfähig machte. Gatlings Aufgabe war dabei, wirksamere Gewehre zu entwickeln.

      Christian konnte sein Glück kaum fassen. Er, der in der Vergangenheit überwiegend grobe Schiffsnägel geschmiedet hatte, bekam hier in Amerika schon nach wenigen Wochen die Gelegenheit, an technisch anspruchsvollen Aufgaben mitzuarbeiten, wobei er sich schnell auszeichnete. Er entwickelte einen Eifer und eine Geschicklichkeit, die ihm einen deutlich höheren Lohn und Anerkennung einbrachten. Gatling sah in ihm seinen Zögling, für dessen technische Ausbildung er viel Zeit bereitstellte und dessen Fortschritte ihn erfreuten und immer wieder erstaunten.

      Im drauffolgenden Frühjahr bot sich Christian die Möglichkeit, einem Verwandten des Fabrikbesitzers, der eine Reise nach Hamburg vorhatte, einen Brief für seine Eltern und für seinen Meister mitzugeben, in dem er seine Begeisterung über Amerika zum Ausdruck brachte und über seine Arbeit in der Waffenschmiede berichtete.

      Fritz, der Gildemeister und der Ratsherr hatten wie gebannt den Worten von Fritz Bruder zugehört. Doch jetzt unterbrach ihn der Gildemeister: „Auch ich habe deinen Brief zu lesen bekommen. Wir alle waren hocherfreut zu hören, dass du nicht nur sicher entkommen konntest, sondern dass es dir auch so gut in Amerika ergangen ist. Hast du dein Gesellenwissen bei deiner Arbeit nutzen können?“ Fritz ärgerte sich, dass die Erzählung seines Bruders unterbrochen wurde. Aber ihm stand es wohl kaum zu, um Ruhe zu bitten.

      5

      

      Erik Feddersen war erleichtert, dass der Fall so schnell abgeschlossen werden konnte. Ihm war bewusst, dass er als Inspektor bei der dänischen Polizei keinen schwerwiegenden Fehler machen durfte. Es war schon ungewöhnlich genug, dass er als Sohn einer deutschstämmigen Familie ein derart hohes Amt bei einer dänischen Behörde bekleiden durfte. Das hatte er sich mühsam erarbeitet. Und ihm war dabei zu Hilfe gekommen, dass er ein sehr sorgsamer Polizist war und er ein Gespür dafür hatte, ob er mit seinen Ermittlungen auf dem richtigen Weg war oder diese in die Irre führten. Es gab genug Neider auf dem Amt, die nur darauf warteten, dass ihn ein Fehler zu Fall brachte und der Posten des Inspektors frei wurde.

      Und der letzte Mordfall hatte Brisanz.

      In einer Hafenstadt wie Flensburg kam es immer wieder zu Morden oder Totschlägen. Aber in der Regel fanden diese im Hafenmilieu statt, wenn sich betrunkene Matrosen an die Gurgel gingen. Diese Morde waren schnell aufgeklärt, und es war dabei einerlei, ob der Täter wenig später am Galgen hing oder ob er es noch geschafft hatte, sich auf ein auslaufendes Schiff zu flüchten.

      Jetzt aber war ein dänischer Amtsmann ermordet worden, den Erik Feddersen sogar persönlich gekannt hatte. Der Amtsarzt Nis Nilsen war keineswegs beliebt gewesen. Er war nur selten im Rathaus anzutreffen gewesen, gesellschaftlichen Ereignissen war er ferngeblieben und wenn eine Begegnung unvermeidbar gewesen war, so zeigte sich der alte Mann sehr zurückhaltend und mürrisch. Nie war er Einladungen gefolgt, geschweige denn, dass er selbst eingeladen hätte. Man wusste wenig über ihn, nur dass er alleine bei der Marienhölzung wohnen sollte.

      Trotzdem, als amtlich bestellter Arzt war er ein Würdenträger, dessen Ermordung schnellstmöglich aufgeklärt werden musste, sodass der Täter hingerichtet werden konnte und der dänische Staat nicht an Autorität verlor. Gerade in dieser Zeit des Aufruhrs und der Revolte war es besonders wichtig, dass sich der Staat entschlossen und handlungsfähig zeigte und keine Schwäche offenbarte.

      Der Mord war eher zufällig aufgedeckt worden. Einem am Hafen patrouillierenden Polizeibeamten waren zwei abgerissen Halunken aufgefallen - nicht weil sie stockbetrunken waren und randalierten, sondern weil der eine sich auf einen Gehstock mit Silberknauf stützte und der andere einen feinen Zylinder auf dem Kopf trug. Man sah den Kerlen an, dass sie aus der Gosse kamen, mit stinkenden Lumpen am Leibe, ungewaschen und ihre Gesichter vom Leben gezeichnet. Da lag der Verdacht einfach nahe, dass sie zu diesen Dingen durch Diebstahl oder Raub gekommen waren. Auch ein Matrose, der seine Heuer verschleuderte, wäre nie auf die Idee gekommen, sich diese Attribute feiner Herren zu kaufen. Das war Diebesgut, das war dem Polizisten klar. Als er die Männer ansprach, bestätigte sich sein Verdacht. Die beiden elenden Gestalten versuchten sich der Festnahme zu entziehen.

      Bei diesem Bild musste der Inspektor innerlich grimmig schmunzeln. Die beiden Verbrecher hatten ihre Lebensmitte weit überschritten, waren bis zum Rand abgefüllt, und der ältere dieser beiden Dreckskerle hatte zudem ein steifes Bein. Was musste das für ein groteskes Bild gewesen sein, als dieser Abschaum der Menschheit vor dem 20-jährigen Polizisten zu fliehen versucht hatte. Trotz ihrer Behinderungen war es einem der beiden noch gelungen, ein Messer zu ziehen, was ihm ein Loch in der Brust durch eine Kugel bescherte. Dem anderen würde es nicht besser ergehen. Zwar hatte ihn nur der Knauf der Pistole niedergestreckt, aber auch er würde seine gerechte Strafe finden und am Galgen hängen.

      Die Vernehmung dieses Verbrechers hatte einen unerwarteten Verlauf genommen. Er leugnete nicht ab, den Gehstock gestohlen zu haben und gab fast schon zu bereitwillig und ohne Umschweife zu, den Einbruch in ein Haus am Stadtrand verübt zu haben. Aber er schwafelte, benebelt vom Alkohol, unaufhörlich davon, mit dem anderen Verbrechen nichts zu tun gehabt zu haben. Auch einige kräftige Schläge sorgten nicht dafür, dass die Polizisten in ihrer Vernehmung weiterkamen. Mit Ekel betrachtete der Inspektor seine blutverschmierte Hand und ihn überkam ein Brechreiz in dem Bewusstsein, dass das Blut aus der gebrochenen Nase seines Gegenübers stammte. Er war doch ein Ermittler, der mit dem Verstand arbeitet, und er hasste den blutigen Teil seiner Arbeit.

      Am liebsten hätte Inspektor Feddersen den Dreckskerl unverzüglich weggesperrt. Er stank widerlich nach Branntwein und Urin und bei dem Geruch seines fauligen Atems musste der Beamte erneut würgen. Aber was meinte er mit dem anderen Verbrechen?

      Ein Eimer kaltes Wasser sollte mehr Klarheit in die Aussage dieses menschlichen Wracks bringen. Der alte fast schon bemitleidenswerte Mann schüttelte sich und fluchte obszön.

      „Mit dem Toten hab ich nichts zu tun“, presste er aus seinen zerschlagenen Lippen heraus.

      „Das waren wir nicht. Das könnt ihr uns nicht anhängen.“

      Nun war Feddersen hellwach. Er ließ von dem anderen anwesenden Polizisten einen Becher Branntwein holen, den er dem Mann wortlos hinschob. Der Inspektor hatte in zahlreichen Vernehmungen die Erfahrung gemacht, dass erst ein gewisses Maß an Härte und dann eine freundliche Geste in Form von Schnaps sehr hilfreich sein konnten. Von seinen Kollegen wurde er dafür – wenn auch hinter seinem Rücken - verspottet. Das wusste er. Für die gab es nur brutale Gewalt im Umgang mit Verbrechern. So manchem Unschuldigen war auf diese Art und Weise ein Geständnis entlockt worden.

      Feddersen dagegen wollte die Wahrheit finden.

      Mit fast väterlicher Stimme, die bei dem Alter des Angesprochenen völlig unpassend schien, forderte er den alten Mann auf zu sprechen, der erstmal den Becher in einem Zug leerte.

      „Wir wollten eigentlich nur Schnaps. Zu dem Haus oben am alten Ochsenweg sind wir hin, weil einen da niemand stört. Das liegt ja ganz allein da.“

      Der Inspektor war versucht, den Mann zu unterbrechen, um in Erfahrung zu bringen, welches Haus gemeint war, hielt sich aber rechtzeitig zurück, als der Alte weitererzählte.

      „Wir sind Montagnacht hin. Es СКАЧАТЬ