ATTENTI AL CANE! - e al padrone. T. F. Wilfried
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Название: ATTENTI AL CANE! - e al padrone

Автор: T. F. Wilfried

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741827426

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СКАЧАТЬ noch geschehen war, spielte jetzt keine Rolle mehr. Tom-Tom war sehr stolz, mit behinderten Menschen arbeiten zu dürfen. Er war froh, erleben zu dürfen, wie es seinem Kollegen die Sprache verschlug. Im Ruhrgebiet wohl gemerkt!

      Und Tom-Tom war mit einem Schlag in der Stimmung, sich jetzt mit guter Laune auf den Weg zum Treffpunkt und dann nach Hamburg zum Spiel machen zu dürfen.

      Besser hätte man es nicht auf den Punkt bringen können: Sich an einem Freitag vierhundert Kilometer gen Norden auf die Autobahn zu schmeißen, um ein vermutlich (nein, ganz sicher!) grottenschlechtes Spiel zu sehen und zu beklatschen. Danach nochmals vierhundert Kilometer zurück.

      Sich womöglich je nach Spielausgang der Häme von Nachbarn und Freunden ausgesetzt sehen. Was zum Teufel ist das???

      Es ist jedenfalls eines: Gar nicht bekloppt!!!

       2 - So etwas geschieht doch nicht

      Gestern haben sie Kurt erschlagen. Dass es Kurt war, sollte Tom-Tom erst später erfahren. Gefunden wurde Kurt mit eingeschlagenem Schädel auf dem Hauptfriedhof Altona in unmittelbarer Sichtweite zur Arena.

      An Spieltagen eine beliebte Abkürzung Richtung Luruper Hauptstraße zu den Haltestellen oder zu den Parkplätzen entlang der Stadionstraße.

      Pikant daran war, dass Kurt im nordöstlichen Bereich des Friedhofs gefunden worden war, also in dem Bereich, der HSV-Fans zur Beisetzung vorbehalten ist. Pikant deshalb, weil Kurt ein St. Pauli Trikot trug. Auf dieses Trikot und damit natürlich auch auf Kurt war im Brustbereich ein Pappschild getackert worden mit der Aufschrift: Schaiss St. Pauli. Schlachtgesang mit Bolzenschussgerät verewigt.

      Allerdings war hier wohl ein Legastheniker am Werk gewesen, denn die Schreibweise Schaiss entsprach nun nicht üblicher Konvention.

      Tom-Tom hatte diese Schreibweise schon einmal gesehen. Das war gewesen, als die damalige Freundin seines Sohnes - wie sagt man so schön - Schluss gemacht und einen Zettel zurückgelassen hatte, auf dem DU SCHAISS WICKSER stand.

      Bis auf das DU war also alles nicht so ganz rechtschreibkonform. Darauf wird es der Freundin damals allerdings erstens nicht angekommen sein. Und zweitens kam sie als Tatverdächtige wohl kaum in Betracht.

      Die in Hamburg ansässigen Printmedien, die ja auch ansonsten nicht gerade für Zurückhaltung und seriöse Berichterstattung bekannt sind, machten aus dem Fall eine ganz große Nummer. Es war sehr schnell die Rede von Krieg zwischen den verfeindeten Anhängern der beiden Traditionsvereine und einer gezielten Provokation. Die Staatsanwaltschaft tat das einzig Richtige und hielt sich mit Verlautbarungen dezent zurück. Womit wildesten Spekulationen Tür und Tor geöffnet wurden.

      Recht schnell kam ein findiger Reporter auf die Idee, dass der doppelte Buchstabe SS leicht runenhaft verzerrt geschrieben war. Ein eindeutiges Indiz für einen rechtsradikalen Hintergrund innerhalb der Fanszene.

      Damit nicht genug sollten die Buchstaben A und I für Aktionsfront Islam stehen, also bewusst gewählt worden sein. Angeblich war diese Front ein Zusammenschluss diverser rechter Zellen, welcher sich als Bündnispartner der Islamischen Aktionsfront verstand und in einer gewissermaßen konzertierten Aktion den Rechtsstaat von zwei Seiten mit Terror überziehen wollte.

      Wie der Reporter darauf gekommen war, blieb sein Geheimnis. Denn Bilder des Opfers wurden durch die Staatsanwaltschaft nicht veröffentlicht. Der arme Friedhofsgärtner, welcher Kurt an einem nasskalten Morgen gefunden hatte, musste als Zeuge herhalten, obwohl er immer wieder beteuerte, sich an kaum etwas erinnern zu können.

      Und für die Existenz einer Aktionsfront Islam gab es in der einschlägigen Literatur bislang nicht die geringsten Hinweise.

      Natürlich war die Nachricht von Kurts Tod unter spektakulären Umständen auch überregional in Funk und Fernsehen verbreitet worden. Jedoch ohne Namensnennung und nähere Details zum Opfer. Dafür unter direkter Bezugnahme zu den jüngsten Vorgängen, als es HSV-Fans oder solchen, die sich dafür hielten, im Stehblock gelungen war, im Zuge einer Protestaktion gegen ein Verbot von Pyro-Technik beim Abbrennen mehrerer Bengalos die Supporters-Fahne gleich mit abzufackeln. Von Eskalation der Gewaltspirale war die Rede. Von kriminellen Elementen innerhalb der Fanszene und einer Radikalisierung derselben. Die auch vor Totschlag nicht mehr Halt machte.

      So hatte Tom-Tom überhaupt erst von dem Vorfall erfahren. Verstehen konnte er das alles aber nicht. Da die Hamburger Presse ihre reißerischen Berichte mit Überschriften wie Straßenkrieg in Hamburg oder Wann schlagen die Pauli-Fans zurück? titelte, waren sie natürlich direkt betroffen. Denn die Fahrt zum nächsten Heimspiel war gerade in Planung.

      Wenn es denn stattfand. Noch wurde spekuliert, ob der Deutsche Fußballbund das Spiel wegen massiver Sicherheitsbedenken womöglich absetzen würde.

      Gerade hatte Tom-Tom eine Short Message von Mutti beantwortet, der natürlich dafür votierte, auf das Spiel am Wochenende zu verzichten. Jetzt wollte er sich endlich auf das konzentrieren, wofür ihn sein Arbeitgeber bezahlte.

      Da stand plötzlich ein hochgradig aufgelöster Sozialpädagoge in seinem Büro. Aufgeregte Sozialpädagogen waren Tom-Tom hinlänglich bekannt.

      Doch sein Kollege schien ihm noch wibbeliger als sonst.

      »Das ist ja mal ein echt starkes Stück, das mit Kurt!« »Wieso Kurt, welcher Kurt? Wovon redest du?« »Na unser Kurt aus B. Der war doch damals in deiner Gruppe!«, antwortete sein Kollege.

      Natürlich erinnerte sich Tom-Tom an Kurt. Der war nicht nur einer seiner findigsten Betreuten gewesen, sondern beinahe so etwas wie sein persönlicher Sekretär, als er noch im Gruppendienst tätig gewesen war.

      Kurt war allerdings schon seit etlichen Jahren nicht mehr in ihren Werkstätten. Näheres wusste Tom-Tom nicht, da er selbst vom Gruppendienst in eine Funktionsstelle gewechselt war und seine ehemaligen Mitarbeiter nur noch sporadisch sah. Kurt jedenfalls war schon lange nicht mehr dabei. Tom-Tom hatte irgendetwas von langem Klinikaufenthalt auf der Akutstation und Umzug in den Norden gehört. Das lag aber inzwischen auch schon etliche Jahre zurück.

      »Ja, aber ich habe gedacht, du wüsstest Bescheid. Du bist doch HSV-Fan!«, stotterte sein Sozialpädagogen-Kollege und hüpfte von einem Bein auf das andere. »Und was hat das mit Kurt zu tun?« Tom-Tom verstand immer noch nicht, worauf sein Kollege hinaus wollte.

      »Na, das ist doch unser Kurt, den sie in Hamburg totgeschlagen haben!« Treffer, versenkt. Wie bitte sollte Tom-Tom denn darauf kommen können, dass sein ehemaliger Mitarbeiter ein und dieselbe Person war, die gerade unverschuldet dafür sorgte, dass nicht nur in Hamburg so allmählich alles aus den Fugen geriet. In den Berichten tauchten nur Namenskürzel auf. Keine Bilder, keine Hintergrundinformationen durch die Sonderkommission.

      Auch dass es sich um einen behinderten Menschen gehandelt hatte, war noch nicht an die Presse gelangt. Vermutlich wollte die Staatsanwaltschaft verhindern, dass die sowieso schon überbordenden Spekulationen weitere Nahrung erhielten. Lediglich Alter und Geschlecht männlich blieben unwidersprochen.

      Und natürlich die Aussage des Friedhofsgärtners, das Opfer habe ein St. Pauli Trikot getragen, auf das eben jene unselige Aufschrift auf unkonventionell brutale Weise aufgebracht worden war.

      Tom-Tom СКАЧАТЬ