Название: ATTENTI AL CANE! - e al padrone
Автор: T. F. Wilfried
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741827426
isbn:
10. Kurt überlegt
11. Lea und Le0
12. Und wieder fährt Kurt nach Rantzau
13. Der Holländer
14. Irgendwann muss man sich entscheiden
15. Leonie
16. Umzug nach Rantzau
17. Mach hin Sozialpädagoge
18. Die Fahndung beginnt
19. Claudette fährt nicht mehr mit
20. Lea und Leo lernen Leonie kennen
21. Das Bewerbungsgespräch
22. Buddeln verboten
23. Spurensuche auswärts
24. Spieltagauswertung
25. Das Institut
26. Der Anruf - Claudette erzählt
27. Der erste Arbeitstag
28. Luruper Vergangenheit
29. Bestandsaufnahme
30. Das Vermächtnis
31. Frederike-Sophie
32. Die Cloud
33. Das Geständnis der Girly Girls
34. Videoabend
35. De Kerk
36. Das Ornament
37. Der Opfersaal
38. Requiescat in Pace
39. Epilog
1 - Gar nicht bekloppt!
Tom-Tom hatte einen dieser Freitage erwischt, an denen er sich fragte, warum er überhaupt zur Arbeit gekommen war.
Nein, Tom-Tom hatte natürlich nichts mit dem Unternehmen aus den Niederlanden zu tun, welches seit 2001 seinen Namen okkupiert hatte. Es war sein bester Jugendfreund gewesen, der stotterte, wenn er aufgeregt war. Und weil er eigentlich immer aufgeregt war, blieb es halt bei Tom-Tom. Spätestens seit Tom-Tom sich in der Vorstellungsrunde am ersten Schultag selbst so genannt hatte, war die Nummer durch. Alle Welt nannte ihn seit damals Tom-Tom. So viel Zeit musste sein.
Und nein, nicht dass es Tom-Tom keinen Spaß mehr machte nach all den Jahren. Tom-Tom arbeitete in einer Behindertenwerkstatt. Also schon auf der anderen Seite. Sein Job war es hauptsächlich, für genügend Lohnaufträge und damit Umsatz zu sorgen. Das war durchaus eine spannende Geschichte, die da tagtäglich ablief. Kein Tag glich wirklich dem anderen. Und selbst nach über zwanzig Jahren Werkstatt konnte es vorkommen, dass Tom-Tom eine weitere Methode kennenlernte, wie man ein Fahrrad besser nicht zusammenbaut.
Oder warum es unverzichtbar wichtig ist, dass beim Frühstückskaffee nicht nur die Tasse randvoll sein muss, sondern auch die Untertasse. Selbstverständlich kommen darauf noch fünf Löffel Zucker und reichlich Milch.
Und selbstverständlich macht sich der Gefahrguttransport dann von der Ausgabe quer durch den Pausenraum zum allerentferntesten Tisch auf den Weg. Ohne Zwischenstopp, ohne Ausweichen, ohne Erbarmen. Wäre die Tasse nicht randvoll gewesen, was wäre dann noch am Tisch angekommen? Nichts geschieht ohne tieferen Sinn.
Tom-Tom war an diesen Freitag ausgesprochen pünktlich auf den Hof gefahren. Soweit man das im Zeitalter von Gleitzeit sagen darf.
Jedenfalls war er deutlich früher als sein Chef. Was Wunder. Der hatte bereits nach wenig mehr als einem halben Jahr die Schnauze gestrichen voll. Sagte er jedenfalls schon mal recht nachdrücklich. Ohne wirklich danach gefragt worden zu sein. Schreit nach einem Führungskräfteseminar.
Zumindest darin war Werkstatt wirklich gut. Gibt es ein Problem: Arbeitskreis einberufen und Fortbildung buchen. Hätte an der inneren Kündigung des Chefs zwar nichts geändert. Er hätte sich aber womöglich geschliffener ausgedrückt.
Der Tag ging also alles in allem durchaus gut an. Es lagen drei vielversprechende Anfragen potenzieller Kunden mit einem erklecklichen Gesamtvolumen auf Tom-Toms Schreibtisch.
Für eine Behindertenwerkstatt, die hauptsächlich überschaubare Montageaufträge für mittelständische Unternehmen ausführte, sogar ein ganz besonders erkleckliches Sümmchen. Eine Menge behinderter Menschen wären für eine geraume Weile mit Arbeit versorgt gewesen.
Tom-Tom war dennoch sofort klar: Diese Anfragen waren einfach eine Nummer zu groß, als dass seine Kollegen zu begeistern sein würden. Im Gegenteil. Sie würden wieder unzählige Gründe finden, warum sie genau diese Aufträge nicht, jedenfalls nicht jetzt oder erst nach ausgiebiger Prüfung durchführen könnten.
Unter Einbezug der jeweils zuständigen Sozialpädagogin, versteht sich. Die nach Tom-Toms Einschätzung eine grundsätzliche Abneigung gegen jedwede Arbeit hatte, über die man nicht mindestens fünf Monate diskutieren konnte. Doch was willst du über Konstruktionsvorgaben diskutieren?
Tom-Tom hatte auch das gelernt: Diskutieren geht immer!
Treffen sich zwei Sozialarbeiter am Bahnhof. Fragt der eine: Kannst du mir sagen, wie spät es ist? Sagt der andere: Du, ich habe weder Uhr noch Handy. Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben!
Doch an diesem Freitag ging alles besonders schnell. Anstelle einer vorsichtigen Hinhaltetaktik, wie sie sonst Gepflogenheit war, sagten alle Verantwortlichen mit Verweis auf die gute Auslastung, mangelnde Lagerkapazitäten und hohen Krankenstand sofort ab. Das war ungewöhnlich.
Üblicherweise wurde sonst immerhin so getan, als wäre man im Prinzip schon interessiert. Selbst der oberste Chef, der natürlich immer in Carbon Copy gesetzt sein wollte, um sich gleich darauf über sein überquellendes Postfach und die vielen überflüssigen Mails zu beschweren, hatte recht zügig Verständnis für die Kollegen und verzichtete auf mediativen Eingriff. Welcher am Ergebnis ohnehin nichts geändert hätte.
Unter dem Strich hatte Tom-Tom jedenfalls nach der Frühstückspause bereits gestrichen die Nase voll. Meistens hielt er sonst tapfer bis Mittag durch. Also begann er, sein Wochenende zu planen.
Gut. Zuvor mussten noch die Kunden informiert werden. Ihnen eine Absage zu erteilen und sie dennoch so bei Laune zu halten, dass sie nicht zum letzten Mal angefragt hatten, blieb natürlich an ihm hängen. War vielleicht sogar sein wichtigster Job. Nicht immer leicht, aber einer musste es schließlich machen.
Wie hatte es sein Chef auf den Punkt gebracht: »Ich brauche einen Schutzwall für die Kollegen. Das sind sie. Wenn es gut läuft, werden alle gelobt. Wenn es schlecht läuft, bekommen wenigstens nur sie auf die Schnauze. So lange es so bleibt, haben wir alle etwas davon und sie können machen, was sie wollen. Oder wenigstens beinahe.«
Hin und wieder durchbrach der Geschäftsführer dieses СКАЧАТЬ