Sieben Farben. Anna J. Heeb
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Название: Sieben Farben

Автор: Anna J. Heeb

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844262735

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      „Nein, es gibt nur sehr wenige von uns.“

      „Na, das ist aber dann komisch, dass jetzt schon drei hier zusammensitzen“, entgegnete Peter da.

      „Naja, so komisch ist das gar nicht. Weißt Du, Peter, Sehende scheinen sich irgendwie anzuziehen, wie Magneten“, erklärte der Großvater und fuhr dann fort: „Nun, wir trafen uns also alle an diesem Ort. Die Weiße Königin berichtete, dass immer mehr Arquatusdrachen verschwinden würden.“

      „Ar…was?“ Lara schaute fragend. Der Knonk verdrehte zum wiederholten Male die Augen.

      „Arquatusdrachen“, wiederholte der Großvater. „Arquatusdrachen sind ganz besondere Drachen. Diese Drachen sind auf eine spezielle Weise mit Coloranien verbunden. Wenn sie verschwinden, ist das kein gutes Zeichen. Die Weiße Königin sorgte sich so sehr, dass sie die sieben aktorisierten Farben nicht mehr in Coloranien verwahren wollte. Sie hatte sie mitgebracht, damit wir Sehende sie in Palidonien verstecken konnten. Sie war gerade dabei, Deinem Vater die siebte Farbe zu reichen, da wurden wir plötzlich angegriffen…“

      „Angegriffen?“ Peter verzog das Gesicht.

      „Ja, völlig unvermittelt flogen Feuerbälle in unsere Mitte. Mit knapper Not konnte die Weiße Königin gerettet werden. Vor Schreck ließ ich die aktorisierte Farbe, die die Königin mir anvertraut hatte, stehen und rannte um mein Leben. Dein Vater lief dicht hinter mir aus dem Versammlungsgebäude. Ich lief, was das Zeug hielt. Als ich mich endlich umdrehte, sah ich Deinen Vater nicht mehr. Auch die anderen Sehenden waren mir nicht weiter gefolgt. Dafür hörte ich ein lautes Gekreische über meinem Kopf. Riesige Vögel, bunt wie Kanarienvögel mit einem langen Hals kreisten da und gaben laute Krähenschreie von sich. Sie mussten die anderen Sehenden gepackt und verschleppt haben. Ich rief nach Deinem Vater und suchte ihn tagelang. Doch ich fand ihn nicht. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Weißt Du, Lara, es gibt nicht nur gute Kreaturen in Coloranien. Es gibt auch sehr gefährliche. Und wenn man nicht aufpasst…“ Der Großvater stockte wieder. Er war jetzt ganz blass und sackte in seinem Sessel zusammen. Der Knonk nickte traurig.

      Das war also damals geschehen. „Hast Du das Mama jemals erzählt?“ flüsterte Lara fragend mit stockender Stimme.

      Der Großvater sah sie an und schüttelte den Kopf. „Das habe ich bis jetzt noch nie jemandem in dieser Welt erzählt. Deine Mutter hätte mich für verrückt erklärt. Sie glaubt, Dein Vater wäre beim Schwimmen im Meer verunglückt und vom Wasser fortgerissen worden.“

      Lara blickte traurig zum Fenster. Dann war ihr Vater ja vielleicht tatsächlich noch am Leben, irgendwo in Coloranien. Und vielleicht könnte sie ihn dort dann auch noch finden…

      Sie schaute hinaus. Da erschrak sie. Zwei dunkle Gestalten lugten durch das Fenster. Tiefe Falten durchfurchten ihr graues Antlitz, stechende Augen blickten sie direkt an. Lara zuckte zusammen.

      „Was ist?“ Der Knonk drehte sich zum Fenster und sah sie auch. Instinktiv duckte er sich weg und rief laut: „Oh nein, Schattenspäher.“

      Der Großvater sprang vom Sessel hoch. Seine 75 Jahre merkte man ihm gar nicht an. Er griff nach einem Gegenstand, der auf dem kleinen Tisch neben seinem Sessel lag und machte einen Satz zum Fenster, riss es auf und hielt den Gegenstand hoch. Die Kreaturen verzogen das Gesicht und lösten sich augenblicklich in Rauch auf.

      Peter und Lara schauten ganz verdattert zum Fenster. Lara erkannte, dass es sich bei dem Gegenstand um einen kleinen Spiegel mit einem reich verzierten Griff handelte. Der Großvater sah die fragenden Kinderaugen.

      „Das waren Schattenspäher“, erklärte er.

      „Und wozu der Spiegel?“ fragte Lara.

      „Diese Kreaturen ertragen es nicht, ihre eigene Boshaftigkeit im Spiegel zu sehen. Deshalb verschwinden sie, wenn sie in einen blicken müssen.“

      „Das heißt, sie sind noch irgendwo da draußen?“ Peter gruselte es jetzt sehr.

      „Ja“, antwortete der Knonk.

      „Und was wird jetzt?“ Lara hatte das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen weg glitt. Vor zwei Tagen war sie noch davon überzeugt gewesen, dass alles, was sie in Märchenbüchern las, bloße Erfindung war. Ein paar fixe Ideen, die sich irgendjemand irgendwann einmal ausgedacht hatte. Doch jetzt saß sie neben einem Knonk, erfuhr, dass ihr Vater ein Sehender und vor langer Zeit in einer Welt namens Coloranien verschwunden war, und musste sich vor Schattenspähern in Acht nehmen.

      „Jetzt raff Dich auf und hilf uns!“ rief der Knonk da in die Stille nach dem Schreck und schaute den Großvater auffordernd an.

      Da nickte dieser langsam. „Ich werde mitkommen.“

      „Sag ich doch, das Schicksal hat mich schon aus gutem Grund zu Dir geführt.“ Der Knonk sah entgegen seines Naturells äußerst zufrieden aus.

      „Naja“, warf Lara da ein, „genaugenommen hat es Dich zu mir geführt.“

      „Was soll das denn jetzt!?“ Der Knonk schaute sie ernst an.

      Der Großvater schüttelte den Kopf. „Nein, meine Kleine, das ist nichts für Dich.“

      Da fing der Knonk plötzlich an rumzudrucksen. „Naja, wahrscheinlich hat sie recht.“

      Der Großvater sah ihn böse an. „Nein, das geht nicht!“ rief er mit fester Stimme.

      Es gefiel dem Knonk auch nicht, auf die Hilfe eines Kindes angewiesen zu sein. Aber irgendwie ahnte er, dass in dem kleinen Mädchen viel mehr steckte, als man auf den ersten Blick sehen konnte. Und so sagte er: „Ich denke, sie muss mitkommen.“

      „Aber ohne Peter geht das nicht!“ warf Lara da ein. Peter schaute verdutzt. Das Atmen fiel ihm sichtlich schwerer. Er verzog das Gesicht.

      Doch wenn Lara sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte man es da nicht mehr so leicht herausbekommen.

      Der Großvater blickte sehr unglücklich drein. Doch auch er ahnte, dass der Knonk recht hatte.

      „Na gut. Aber, mein lieber Knonk, versprich mir, dass Du mir helfen wirst, gut auf die beiden aufzupassen.“

      „Beide?“ Peter fühlte sich ein wenig überrumpelt und schaute ängstlich.

      Und dann fügte der alte Mann hinzu: „Dann schauen wir doch mal, ob ich das Tor noch habe.“

      Schnaufend erhob er sich von seinem Sessel und stapfte in Richtung Treppe. Die anderen schauten ihm nach, ohne sich zu bewegen. Am Treppenabsatz, der sich direkt an das offene Wohnzimmer anschloss, drehte er sich um. „Na, was ist denn. Seid Ihr festgewachsen? Los geht’s!“ Er machte eine auffordernde Handbewegung. Da standen auch die anderen auf. Der Knonk hopste mit einem lauten Platsch vom Sofa auf den Holzboden. Sie stiegen die beiden Treppen, die unter jedem Schritt laut knarrten, hinauf bis ganz unters Dach. Der Großvater öffnete die Tür zur Dachkammer.

      ‚Hier bin ich ja noch nie gewesen’, dachte Lara. Es war ziemlich dunkel.

      „Ach, Mist“, schimpfte der Großvater leise. „Wir brauchen eine Taschenlampe. Hier oben haben wir ja nie elektrisches Licht einbauen lassen.“ Er drehte sich um, und lief die Treppe wieder schnellen Schrittes herunter. Unten hörte man noch zwei weitere „Mist!“. Dann kam er wieder herauf. СКАЧАТЬ