Sieben Farben. Anna J. Heeb
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Название: Sieben Farben

Автор: Anna J. Heeb

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844262735

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СКАЧАТЬ ein, die von der breiten Landstraße rechtwinklig abzweigte. Laras Mutter drosselte die Geschwindigkeit. Über den holprigen und dazu auch noch verschneiten Weg konnte man nur im Schritttempo fahren. Sie fluchte leise vor sich hin, weil ihr Vater immer noch so weit draußen und dazu auch noch ohne richtige Straße wohnte.

      Sie war in diesem Haus aufgewachsen, mochte es aber nicht besonders. Im Winter war es darin früher immer bitter kalt gewesen, da ihr Vater ständig vergaß, Holz zu machen. Eine Zentralheizung gab es damals noch nicht. Sie wurde erst später installiert. Ein Glück, ansonsten hätte sie ihre Tochter hier keine Stunde gelassen. Zumindest nicht im Winter.

      Vorne sah man endlich das kleine Häuschen. Tannen standen ringsherum und trugen schwer an ihren Schneekappen. Manche Äste sahen bedrohlich überladen aus. Lara schaute aus dem Autofenster. Zwischen dem Geäst sah sie plötzlich zwei Gestalten. Ganz in schwarz gekleidet mit großen Kapuzen. Irgendwie kamen sie ihr bekannt vor. Die hatte sie doch schon mal gesehen! Lara zuckte zusammen. Sie erkannte sie wieder. Für einen kurzen Moment blickte sie zu Peter. Als sie den Kopf wieder drehte und nach draußen schaute, waren die Gestalten verschwunden. Ein Schauder lief ihr über den Rücken.

      Das Auto kam vor dem Haus zum Stehen. Der Großvater öffnete die Haustür. Man sah ihm die Freude über die Ankunft seiner Besucher an. Für seine 75 Jahre hatte er sich gut gehalten. Er war immer noch ziemlich drahtig, ging aber schon etwas gebückt.

      „Hallo!“ rief er den Ankommenden zu, noch ehe sie richtig ausgestiegen waren. Die Mutter begrüßte ihren Vater mit einer kurzen Umarmung, musste aber gleich weiter und übergab die beiden Kinder für den Rest des Tages ihrem Vater. „Ich bin um 18.00 Uhr wieder da. Benehmt Euch! Und viel Spaß!“

      Schon saß sie wieder in ihrem Auto, das hier ziemlich deplatziert aussah. Langsam ruckelte sie leise fluchend wieder der Landstraße entgegen und verschwand hinter einer Biegung.

      Lara strahlte. Sie war gern bei ihrem Großvater. Die beiden Gestalten hatte sie da schon wieder vergessen. Auch Peter freute sich. Er liebte es, durch den Wald zu streunen und allerlei Abenteuer zu erleben. Hier draußen merkte er von seinem Asthma nicht viel. Die Luft war rein und klar.

      „Na, dann kommt mal herein, Ihr zwei beide. Ich hab schon mal eine heiße Schokolade fertig gemacht.“

      Die beiden folgten dem alten Mann ins Wohnzimmer. Das war ziemlich klein, wie alles in diesem Haus. Die Decken waren ungewöhnlich niedrig. Der Großvater hatte erzählt, das sei so, weil die Leute früher kleiner waren und man kleine Räume außerdem besser heizen konnte. Er ging in die Küche und holte die dampfende Schokolade. Lara schaute sich um. Es sah alles noch aus wie immer. Darüber war sie sehr froh. Zu Hause räumte ihre Mutter ständig alles um. Sie liebte es, die Wände neu zu streichen, neue Gardinen aufzuhängen und die Möbel zu verstellen, wenn sie nicht gerade neue kaufen wollte, was zum Glück aus Geldmangel nur selten ging. Hier dagegen stand alles an seinem Platz, dort, wo es schon immer gestanden hatte.

      „Na, erzählt mal, was habt Ihr denn in der letzten Zeit so erlebt?“ fragte der Großvater, während er die dampfende Schokolade vor den Kindern auf einen kleinen Holztisch stellte.

      „Oh, wir waren im Museum“, erzählte Lara.

      „Ja, und da haben wir einen Knonk getroffen“, legte Peter nach in Erwartung einer typischen Erwachsenenreaktion ob einer solchen Aussage.

      Der Großvater zuckte zusammen. Er räusperte sich. „Einen Knonk“, wiederholte er ungläubig. „Seid Ihr sicher?“

      Damit hatten die beiden Kinder nicht gerechnet.

      „Wo ist er denn jetzt?“ fuhr der Großvater fort.

      Peter und Lara schauten verdutzt. Einmal, weil der Großvater offensichtlich keine Anstalten machte, das Ganze für einen Kinderscherz zu halten, und zum anderen, weil der Knonk eben noch im Auto neben ihnen gesessen hatte, jetzt aber verschwunden war. Dann klopfte es. Der Großvater stand auf und ging in den Flur. Er öffnete die Tür und sah niemanden.

      „Hallo!“

      Er schaute nach unten. Und da stand er, der Knonk. Als dieser den Großvater erkannte, wechselten Freude und Ehrfurcht kontinuierlich auf seinem Gesicht ab. Die Königin hatte also mal wieder Recht gehabt. „Folge denen, die dich erkennen und Du wirst jemanden finden, der Dir helfen kann“, hatte sie gesagt. Und da stand dieser jemand schon vor ihm.

      „Äh“, stieß der Großvater ziemlich verdutzt hervor. Dann fing er sich wieder und fügte hinzu: „Komm doch herein. Lange nicht mehr gesehen, was?“

      Der Knonk schlüpfte ins Haus und schüttelte sich die Kälte aus den Gliedern. Schnell fand er seine Fassung wieder.

      „Kalt ist es hier“, sagte er mit einem vorwurfsvollen Gesichtsaudruck.

      „Komm, hier herein bitte, ins Wohnzimmer. Da ist es warm. Möchtest Du einen Kaffee?“

      Der Knonk strahlte. Er liebte Kaffee. Leider gab es den in Coloranien nicht. Das letzte Mal, dass er einen Kaffee getrunken hatte… Ja, wann war das denn? Es musste eine Ewigkeit her sein. Der Großvater verschwand wieder in der Küche und der Knonk setzte sich neben Lara auf das helle Sofa.

      „Wo warst Du denn?“ flüsterte sie vorwurfsvoll.

      „Man wird ja wohl mal müssen dürfen. Das ganze Geschaukel in dieser Blechkiste, die ihr Auto nennt… Das geht ganz schön auf die Blase.“

      „Ja, aber Du kannst doch auch im Bad auf die Toilette gehen“, erwiderte Peter mit gedämpfter Stimme.

      Der Knonk schaute entnervt.

      „So“, sagte der Großvater, als er zurück war, „jetzt erzählt mal alle der Reihe nach.“

      Die Kinder schauten den Großvater ungläubig an. „Du kannst ihn sehen?“ fragte Lara.

      „Ja, klar.“

      „Aha.“ Peter staunte.

      „Also, ich muss schon sagen, Du hast Dich ganz schön verändert, Raffael.“ Der Knonk schaute den Großvater prüfend an. „Alt bist Du geworden.“ Knonks waren in Coloranien für ihre Ehrlichkeit bekannt.

      „Ja“, erwiderte dieser lachend, „jünger werd ich nicht mehr. Du siehst aus wie immer. Aber jetzt sag mal, warum bist Du in unsere Welt gekommen?“

      Die Kinder schauten immer verwirrter zwischen den beiden hin und her. Es wirkte irgendwie grotesk, dass sich ein Erwachsener mit so etwas wie einem Knonk unterhielt.

      Jetzt schaute der Knonk sehr ernst. „Die Weiße Königin schickt mich. Unsere Welt ist in Gefahr. Wir brauchen Deine Hilfe.“

      Der Großvater strich sich nachdenklich über den weißen Bart. Er hatte nicht gedacht, dass er noch einmal jemanden aus Coloranien treffen würde, nach all dem, was damals passiert war.

      „Äh, hallo“, unterbrach Lara die beiden, „könntet Ihr uns bitte mal einweihen?“ Die Kinder schauten die beiden fragend an.

      „Ach so, ja natürlich“, hob der Großvater an, „also, vor langer Zeit, als ich ungefähr in Eurem Alter war, habe ich festgestellt, dass ich über eine bestimmte Gabe verfüge, die nur sehr Wenigen gegeben ist. Ich bin ein so genannter Sehender. Das sind Menschen, die zwischen Palidonien – das ist unsere Welt – und Coloranien – das ist die Welt, aus der СКАЧАТЬ