Eine Faust-Sinfonie. José Luis de la Cuadra
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Название: Eine Faust-Sinfonie

Автор: José Luis de la Cuadra

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737589291

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СКАЧАТЬ bin ein Priester der Ordensgemeinschaft Gesellschaft Jesu, ich bin Jesuit und Kardinal am Apostolischen Stuhl.“

      „Soll ich das glauben? Ein Pater in dieser Spelunke? Es scheint mir mehr als seltsam, einen katholischen Priester an einem so profanen Ort anzutreffen.“

      „Das Unheilige, die Orte der Finsternis sind Teil meiner Welt. Aber ich muss mich entschuldigen. Komme ich ungelegen? Ich dachte nur ..., nun, Sie machen einen verzweifelten Eindruck. Ich würde wetten, dass Sie in einer Krise stecken. Könnte es sein, dass Sie sich hier in Rom nicht zurechtfinden?“

      „ Mischen Sie sich immer in die persönlichen Angelegenheiten von Leuten ein, die Sie nicht kennen?“

      „Nun, ich bin Priester. Die Hingabe zu meiner Berufung leitet mein Tun. Auch wenn ich als Vertreter der kirchlichen Institution nicht immer fehlerfrei handle, so bin ich doch für Vieles nützlich. Ich kann Ihnen helfen.“

       Ich traue diesem Herrn nicht.

       Du solltest dich mit ihm anfreunden.

       Ich kenne ihn nicht.

       Das ist es ja. Du musst ihn kennenlernen.

       Habe ich nicht schon genügend Probleme?

      Ich brauche Ruhe, Monsignore. Bitte lassen Sie mich allein. Ich komme selbst zurecht.“

      „Das ist Ihre Sicht der Dinge. Menschen neigen dazu, sich zu überschätzen. Dabei entgleitet ihnen oft die Kontrolle.“

      Der Priester ging mir allmählich auf die Nerven. Was wollte er von mir? Ich hatte mich entschlossen, ein anderes Leben zu beginnen und wollte das durchstehen.

      In diesem Augenblick brach die Welt über mir zusammen. Erinnerungen prasselten auf mich herunter wie Peitschenhiebe: Wie ich zu Hause mit dem Revolver in der Hand dasaß. Der Blick meiner Frau, die mich ertappt hatte. Der Wutanfall. Der Kontrollverlust. Das Wort Trennung. Die Tränen in den Augen meiner Partnerin. Der Entschluss, alles hinter mir zu lassen, zu zerstören, was ich mir aufgebaut hatte, Beruf, gesellschaftliche Stellung, Familie.

      Hatte ich den richtigen Weg gewählt? War das Ungewisse wünschbar? Wo war das Tor der Erkenntnis? Auf der anderen Seite der Welt? Konnte ich das Unvorstellbare finden? Welche Kraft in mir hatte mich dazu getrieben, den Hafen meines sicheren Lebens zu verlassen?

       Ich, natürlich.

       Teufel?

       Du rufst mich schon wieder?

       Es scheint, du verfolgst mich.

       Das will ich meinen.

       Hatte ich als Forscher und Mensch versagt? War das biologische Gerüst jeglichen Lebens, waren diese seelenlosen Eiweißstränge aus Nucleinsäuren eine Fiktion meines Geistes, Strukturen für die Projektion von Trugbildern?

       Elender Zweifler, ich glaube, ich kann dir wirklich nützlich sein.

       Kannst du mir nützlicher sein, als ich mir selbst?

       Blödmann. Ich bin doch ein Teil von dir.

       Jetzt reicht’s.

       Ist es so schwer, die Hilfe seines Schattenmanns anzunehmen? Ich

       bin dir näher als du glaubst.

      „Sie haben Recht. Der Wein vernebelt meine Sinne. Er macht mich überheblich. Ich kann mich tatsächlich nicht rühmen, mein Leben im Griff zu haben.“

      „Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, mein Herr. Erlauben Sie mir, Ihnen einen Vorschlag zu machen. Ich kann Sie auf Ihrer Romreise begleiten, gewissermaßen als Gesellschafter oder Freund. Ich werde Sie zu den Geheimnissen dieser Stadt führen, zu ihrer Schönheit und Sinnlichkeit, zu einem Leben, das Ihnen bisher verschlossen blieb.“

      „Ihr Angebot tönt verlockend. Aber meiner Meinung nach ist es unvereinbar mit der Gesinnung, die von einem Würdenträger des Bistums Rom erwartet wird, Monsignore. Sie scheinen mit einem Fuß in einer anderen Welt zu stecken. Ich frage mich, warum Sie mir als Priester zur Sinnlichkeit raten. Nein, ich glaube nicht, dass dies mein Weg sein sollte.“

      „Wie Sie meinen, aber mein Angebot bleibt. Erlauben Sie mir also, mich zu verabschieden. Ich bin übrigens Monsignore Diabelli.“

      „Sehr erfreut. Ich bin Professor Hannes Georg von der ETH Zürich.“

      Der Priester lächelte, erhob sich und verließ das Lokal. Er hinkte leicht. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem Fuß.

       Das wirst du bereuen.

       Schweig.

      Unwillentlich griff ich zum Glas Rotwein.

      Monsignore Diabelli? Ein komischer Kauz. Sprach zu fremden Menschen und biederte sich als Freund und Begleiter an. Er wollte mir zu Schönheit und Sinnlichkeit verhelfen. Wollte ich das nicht? Nun ja, eigentlich schon. Es war mein innerster Wunsch, das Ziel meiner Flucht aus der Verantwortung meines früheren Lebens. Ich wollte eine neue Dimension des Lebens erfahren. Triebhaftes mit Genuss verbinden. Mich der Essenz der menschlichen Existenz hingeben.

      Monsignore Diabelli? Ein Jesuit, ein Anhänger der strengsten katholischen Lehre, ein Sektierer mit Machtinstinkt, ein Verschwörer. Ein Verführer? Mein Retter in der Not?

      In Gedanken versunken blickte ich mich in der düsteren Taverne um. An der Bar saß eine junge Dame, die Beine übereinander geschlagen, großzügiger Ausschnitt und weit hochgezogener Minirock. In der einen Hand ein Glas Sekt, in der anderen eine Zigarette. Ihr schwarzes Haar reichte bis weit über die Schultern. Sie blickte ständig zu mir herüber und schlug ihr Haar wiederholt über das Ohr zurück. Dabei sprach sie unaufhaltsam mit dem Barkeeper und gestikulierte mit den Armen. Mehrmals schwappte Sekt aus dem Glas. Schließlich erhob sie sich und blieb einen Moment neben dem Barhocker stehen, um die Zigarette auszudrücken. Sie fixierte mich mit verführerischem Blick. Dann, nach kurzem Zögern, näherte sie sich meinem Tisch.

      „Seien Sie vorsichtig.“

      „Wie bitte?“

      „Ich möchte Sie vor dem Mann warnen, der zuvor bei Ihnen saß.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Er ist gefährlich.“

      „Kennen Sie ihn?“

      Sie trat nervös von einem Bein auf das andere. Ihr Busen wippte. Spürte ich Angst in ihrem Gebaren?

      „Ja und nein, ich kenne ihn nicht persönlich. An meinem Arbeitsplatz ist er aber wohl bekannt.“

      „Wo ist denn Ihr Arbeitsplatz?“

      „Im Vatikan.“

      „Höre ich recht?“

      Spielte die Welt verrückt? Diese anzügliche und nicht gerade dezent gekleidete Dame sollte im Vatikan arbeiten?

      „Sie СКАЧАТЬ