Eine Faust-Sinfonie. José Luis de la Cuadra
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Название: Eine Faust-Sinfonie

Автор: José Luis de la Cuadra

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783737589291

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СКАЧАТЬ für den Sie sich interessieren, wollte sich auch vor dem Teufel verstecken. Er war zwar ein Genie, aber er hat Vielweiberei betrieben, gehurt. Er hat das Weibervolk zum Kreischen gebracht. Es ist ihm zu Füssen gelegen, es hat ihm die Hände geleckt.

      Ja, er musste sich reinigen. Er wollte sich dem Herrn zuwenden, wollte sich der Einsamkeit hingeben, sich läutern. Er hat viel gebetet, Kirchenmusik komponiert. Stellen Sie sich vor, hier entstand sein Christus Oratorium. Und ich sage Ihnen, es war eine Inszenierung, eine Täuschung seiner selbst und der Welt. Er meinte, mit dem Schein der Heiligkeit würden seine Sünden getilgt. Aber der Teufel lässt sich nicht so leicht übertölpeln. Nicht durch priesterliche Weihen, nicht durch Gespräche mit dem Papst. Es herrschte Krieg in der Seele des Musikers. Der Teufel hat mit dem Herrn gerungen. Die Schlacht ist mit leichtem Vorteil für den Teufel ausgegangen. Abbé Liszt stolzierte mit der Soutane umher. Er stürzte sich bald wieder in die Menge, gab Konzerte, ließ sich feiern, genoss die Weiber. Kaum hier angekommen reiste er in alle Welt. Seine Verzweiflung stieß ihn direkt in die Niederlage.

      Luzifer ist stark, Professor. Der gefallene Engel ist ein Teil Gottes, der Schatten des Herrn, die Finsternis, die nach dem Licht sucht.“

      „Sie erzählen mir da eine recht teuflische Version der Geschehnisse, wenn Sie mir meine Direktheit entschuldigen wollen, Pater Diabelli.

      Wie ich einer Liszt Biographie entnommen habe, ist der Starvirtuose mit ernsthafter Absicht hierher gekommen. Er entsagte seinem prunkvollen Leben und verzichtete auf die Eitelkeit der Welt. Seit unserem Besuch der Klosterkirche, und nachdem ich die Abgeschiedenheit dieses Ortes gespürt habe, kann ich das Bedürfnis des Komponisten verstehen, seine Arbeit in Nähe der heiligen Mutter fortzusetzen, abseits des Rummels der Großstadt, der Aufdringlichkeit seiner Anhängerinnen. In meinen Augen suchte er Inspiration, weit weg von den weltlichen Versuchungen.“

      „Fast könnte man meinen, Sie argumentieren als Fürsprecher des Herrn und ich sei das Sprachrohr des Teufels.“

      War sein Lächeln verächtlich oder verschmitzt? Huldigte Diabelli dem Widersacher Gottes? Gehörte er zu den Frauenhassern, zu den Triebgestörten der katholischen Kirche?

      „Kennen Sie Kardinal Canonico?“

      „Den Chorleiter? Aber natürlich. Wer kennt ihn nicht? Ohne ihn gäbe es keine Momente der Besinnlichkeit in der Strenge unserer täglichen Glaubensarbeit. Sein Chor leistet Hervorragendes. Die Kantaten sind ein Quell der Erleuchtung. Die Sänger und Sängerinnen schenken uns Hingabe und Frieden. Sie müssen den Sixtinischen Chor unbedingt hören. Ich werde das in unser Besuchsprogramm aufnehmen.“

      „Kennen Sie eine Novizin Namens Eva Maria Agnesa?“

      „Ich sehe, in kurzer Zeit haben Sie die Sinnlichkeit dieser Stadt erkannt. Ich bin froh, dass Ihre Begierde nach Veränderung unvermindert stark ist. So stark, dass Sie sich nicht scheuen, in die Tiefen menschlichen Gebarens zu tauchen. Das prädestiniert Sie dazu, außergewöhnliche Erfahrungen zu machen. Es gibt Ihnen die Möglichkeit, von den Süßigkeiten des Lebens zu naschen, vom verbotenen Apfel, meine ich.“

      „Sie sprechen nicht wie ein Priester.“

       Du hast mich erkannt, du Schlaumeier.

       Ist der Jesuit in deiner Hand?

       Ich habe niemanden in der Hand. Ich bin in dir drin. Und der

       Kardinal spricht mir aus der Seele. Also tu, was du tun wolltest,

       oder bist du hierher gekommen, um deine Frömmigkeit

       auszuleben?

       Schwein!

       Gib nicht mir die Schuld.

       Und Liszt?

       Er gleicht dir, der teuflische Frömmler.

       Aber seine Musik, sie ist genial.

       In aller Bescheidenheit, auch ich bin genial.

       Am Ende werde ich es glauben.

       Nur zu, tu’s.

       Ich sehne mich nach der Novizin.

       Sag’s ihm, Feigling, sag’s dem Kardinal.

      „Mein lieber Professor, auch die Kirche hadert mit dem Teufel. Er hat eine wichtige Stellung im Kardinalskollegium. Wenn wir Priester ihm stattgeben, ist es das Eine, aber er bedroht auch die Gemeinde der Gläubigen. Er schürt die Angst. Und die Angst vor dem Verbotenen führt zur Versuchung. Wir Gottesmänner müssen die Gläubigen zur Busse führen, wenn sie sich versündigen.“

      „Verstehe ich Sie richtig? Sie sagen, es sei nicht so schlimm, wenn die Kardinäle den Teufel ausleben? Vielmehr müssten Sie ihrer Glaubensgemeinde beistehen und sie büßen lassen? Hören Sie, die Kirche selbst schürt doch die Angst vor dem Teufel, vor den Flammen des Fegefeuers, vor den bestialischen Strafen. Das ist doch Selbstzweck. Es ist eine Frage der Macht. Die Kirche sucht die Macht, weil sie neben der Demut Jesu Christi ohne die Androhung der Strafe nicht bestehen kann. Die katholische Kirche lebt vom Ablass der Sünden, die sie selbst formuliert hat.“

      Ich war richtig in Fahrt gekommen. Was hatte mich getrieben? Die eigene Angst? Nein, ich war in die Falle getreten. In die Falle, die mir der Kardinal gestellt hatte.

      „Professor, ich muss Ihnen ein Kompliment machen. Ihre Worte offenbaren die Grausamkeit des Schlachtfeldes in Ihrer Seele. Sie entwickeln sich zu einem ebenbürtigen Partner, Hannes Georg. Ich freue mich bereits auf unsere nächste Etappe.“

      Kardinal Diabelli erhob sich, fasste seine Soutane mit der Hand, und entfernte sich gemächlichen Schrittes. Bevor er in einem Seiteneingang des Klosters verschwand, rief ich ihm hinterher:

      „Wo ist die Novizin?“

      Der Jesuit blickte zurück. Ein breites Lächeln lag in seinem Gesicht.

      „Evi? Kennen Sie den Pincio Park? Liszt war oft dort. Gehen Sie hin“.

      Dann war er weg.

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