19 Tage. Andy Klein
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Название: 19 Tage

Автор: Andy Klein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741811227

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СКАЧАТЬ stieß die Tür auf und warf seine Tasche vor seinen Spind. »…He, was ist los, Alter? Du siehst aus, als hättest du drei Tage durchgefeiert…«, sagte Shawn, legte seinen Arm um Lucas Schultern und schaute Jenny an. »…Na, mit dir wollte Laura wohl auch nicht mehr zusammenarbeiten, was!«

       »Ja, anscheinend.«, antwortete Jenny, die gleich darauf genervt den Raum verließ.

       »Was hat die denn?«, fragte Shawn.

       »Ich weiß auch nicht, muss wohl an dir liegen.«, sagte Lucas.

       »Das verstehe ich nicht, ich bin doch ein echter Frauentyp, oder?«

      Ein Lächeln huschte über Lucas Gesicht. Einen Moment lang überlegte er, ob er Shawn von seinen Erlebnissen erzählen sollte, aber es blieb nur bei der Überlegung. Die Pflicht rief und so, wie er es versprochen hatte, schaute er zuerst bei Miss Keane herein. Miss Keane war schon fast eingenickt, öffnete aber die Augen, als sie seine Schritte wahrnahm.

       »Oh - Lucas, schön dass wir uns noch mal sehen.«

       »Wie geht es ihnen denn heute?«

      Er nahm ihre Hand, die sie ihm entgegenstreckte.

       »Wenn ich sie sehe geht es mir immer gut.«

      Er lächelte und nahm das Krankenblatt, das am Fußende des Bettes außen in einer Halterung hing.

       »Morgen früh um sechs ist ja ihre Operation. Denken sie daran, dass sie heute nichts mehr trinken und essen.«

       »Das weiß ich doch, mein Junge.«, sagte Miss Keane und er lächelte.

      Wem sagte er das auch? Diese Frau hatte schließlich schon mehr Operationen hinter sich gebracht, als jeder andere, den er jemals in diesem Krankenhaus traf.

       »Sie gefallen mir heute aber gar nicht, Lucas, sie sehen so blass aus.«

       »Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen, die gehen aber sicher gleich weg. So und jetzt wird aber gleich geschlafen.« Er schüttelte ihr Kopfkissen auf und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. Miss Keane lächelte und griff wieder nach seiner Hand.

       »Wenn ich sie nicht hätte - sie sind ein wahrer Engel. Ihre Großmutter ist ganz bestimmt furchtbar stolz auf sie!«

       »Und ich bin stolz auf sie, wie sie das alles verkraften und

      sich nicht unterkriegen lassen.«

      Miss Keane drückte seine Hand und lächelte.

       »Das Leben ist etwas sehr Schönes und ich habe es immer als Geschenk betrachtet, auch wenn ich meine Zeit in den letzten Jahren mehr hier verbracht habe als zu Hause. Zeit ist das kostbarste was der Mensch besitzen kann und ich bin dankbar für jede Sekunde, in der ich geatmet habe!«

      Lucas schluckte und schaute sie an. Sie lag da und lächelte ihn an. Es klang für ihn ein bisschen nach Abschied für immer. Liebevoll tätschelte er ihre Hand.

       »Sie werden noch genug Zeit haben. Es wird schon alles gut

      gehen. Schließlich operiert sie der Chef höchstpersönlich.« Miss Keane nickte schweigend.

       »Wir sehen uns dann morgen früh! Aber jetzt wird geschlafen. Ihr Körper braucht morgen sehr viel Kraft«

       »Auf Wiedersehen, Lucas.«, sagte Miss Keane, als er schon an der Tür stand.

       »Gute Nacht, Miss Keane.«

      Er verließ das Zimmer. Ein bisschen seltsam war das schon, so hatte sie sich aus seiner Sicht noch nie vor einer Operation verhalten. Aber sie wurde ja auch schließlich nicht jünger und mit zunehmendem Alter werden die

      Menschen nun einmal auch ängstlicher. Das war nicht sein erster Fall.

      TAG 6

      In dieser Nacht ging es auf der Station sehr viel hektischer zu als sonst. Auf Zimmer 312 lag ein Mann, der die halbe Nacht hindurch randalierte. Er rief die ganze Zeit nach seiner bereits vor Jahren verstorbenen Frau und warf immer wieder die Stühle in seinem Zimmer um. Zwei Notfälle, die auf der Station landeten, mussten auch noch ordentlich versorgt werden. Lucas war in der Hektik gefangen. Immer dann, wenn er zwischendurch daran dachte eine kurze Pause einzulegen und einen Blick ins Tagebuch zu werfen, wurde er in ein anderes Zimmer gerufen. Eine Frau, die sich in ihrem Bett erbrochen hatte, ein Mann, der aus dem Bett gefallen war, kurzum, diese Nacht war alles andere als ruhig. Als er sich das erste Mal eine kleine Zigarettenpause an der frischen Luft gönnte, da war es bereits fast halb Sechs und seine Schicht in einer halben Stunde vorüber. Er war geschafft. So eine unruhige Nacht war in dem Krankenhaus in dieser kleinen Stadt eher nicht die Regel. Lucas ging wieder hinauf auf die Station. Jetzt war endlich wieder Ruhe eingekehrt. Er ging in das Zimmer von Miss Keane, um sie für die Operation vorzubereiten. Als er das Zimmer betrat schien sie noch friedlich in ihrem Bett zu schlafen. Lucas drückte den Schalter für das gedämpfte Nachtlicht und ging langsam auf das Bett zu um sie behutsam zu wecken.

       »Miss Keane.«, flüsterte erst leise.

      Er bemerkte, dass er auf Etwas, das am Boden lag, getreten war. Als er nach unten schaute lag dort ein Skalpell - ein blutiges Skalpell. Lucas ging in die Knie und starrte es an. Schließlich nahm er es vorsichtig in seine Hand. Er hob den Kopf und bemerkte, dass das Bettlaken an der Seite voller Blut war. Eine leblose Hand schaute unter der Bettdecke hervor.

       »Miss Keane?«, flüsterte er abermals und mit zittriger Stimme.

      Doch Miss Keane rührte sich nicht. Wie in Trance stand er langsam auf und hob vorsichtig die Bettdecke an. Im ersten Moment dachte er nach dem „Auf Wiedersehen“ von gestern Abend an Selbstmord. Doch was sich dann seinen Augen offenbarte war alles andere als das. Miss Keane war vom Kehlkopf an bis ganz nach unten der Länge nach komplett aufgeschlitzt. Sie lag dort splitternackt und ihre inneren Organe quollen aus dem Bauchraum. Ihre Hände ragten links und rechts waagerecht über die Bettkanten hinaus und ihre Beine lagen über Kreuz. Sofort schrie er um Hilfe und drückte wie ein Verrückter den Alarmknopf neben dem Bett. Ihm war sofort klar, dass kein Arzt dieser Welt sie hätte retten können. Dieser Anblick war selbst Jenny zu viel, die als Erste ins Zimmer gestürzt kam. Sie hielt sich den Mund unter leisen Würgegeräuschen zu. Lucas stand wie versteinert da, während ihn die herbeigeeilten Ärzte unsanft beiseite stießen. Doch auch ihnen war sofort klar, dass man an dieser Frau keine Wiederbelebungsmaßnahmen mehr durchführen konnte. Lucas ließ das Skalpell schließlich auf den Boden fallen und schaute mit weit aufgerissenen Augen auf seine Hand an der sich ihr Blut befand.

       »Wir müssen die Polizei rufen….«, rief Doktor Fuller. »…Los, sagen sie Lucy Bescheid!«, und Jenny verließ sofort fluchtartig das Zimmer. Alle Anderen stürmten in das Zimmer hinein, sogar die Kollegen von der Frühschicht, die bald ihren Dienst beginnen wollten.

       »Wer tut so etwas?«, sagte Lucas völlig verstört.

      Er starrte noch immer geschockt auf seine mit Blut verschmierte Hand. Dann schaute er auf das Gesicht von Miss Keane. Man sollte annehmen, dass ihr Gesicht verkrampft und voller Angst sein musste, aber das war es ganz und gar nicht. Im Gegenteil, er glaubte sogar ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht zu entdecken, wie jemand, der gerade einen

      schönen Traum hat. Das war verrückt! Das war sogar total verrückt! Jetzt stürmte Lucas aus dem Zimmer und stand im Flur. Sowie er seine Augen von seiner blutigen Hand nehmen СКАЧАТЬ