Fleischpflanzerl. Jonas Scotland
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Название: Fleischpflanzerl

Автор: Jonas Scotland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844236552

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СКАЧАТЬ fällt dir ein! Natürlich nicht! Du weißt ganz genau, dass es nicht meine Schuld war! Es ist passiert! Und? Was sollte ich denn machen?«

      »Konntest du’s nicht wegmachen lassen?«

      »Nein. Wo denn, hier im Dorf?«

      »Oh, verdammt! Verdammt, so ein Unglück!«, ärgert Anton sich und hält die Hände vor sein Gesicht. »Oh, Hans, mein alter Freund, wie konntest du mir das antun?«

      »Rede doch nicht mit den Toten!«, beschwert die Ehefrau sich.

      Daraufhin kontert er: »Musstest du ihn auch noch Hermann nennen? Warum nicht gleich Adolf?«, womit er andeuten will, dass der Namenspatron nach ihrer politischen Einstellung gewählt wurde.

      »Du weißt genau, dass es damals noch eine Ehre war, so zu heißen! Außerdem weiß ich gar nicht, was du willst. Es ist doch ein schöner Name, passend für einen deutschen Jungen.«

      »Ja, ich weiß: Du warst ja von Anfang an dafür gewesen, für die Braunhemden!«

      »Hör auf mit diesen alten Geschichten! Du bist ja ...! Ein ganz altehrwürdiger Name ist das. Man hat mir erzählt, es gab einen Hermann schon vor Christi. Da war eine Schlacht im Teuteberger Wald. Und da gibt’s heute noch ein Hermannsdenkmal. Weißt du das nicht?!«

      »Und warum hast du dir diesen Mistköter angeschafft? Scheinst ja viel Geld zu haben, wenn du dir auch noch so ein Viech kaufen und ernähren kannst!«

      Als wenn der Hund ahnen würde, was man über ihn spricht, beginnt er laut zu knurren.

      »Ich habe ihn zu meinem Schutz gebraucht. Du weißt ja nicht, wie es damals hier zuging in dem Durcheinander kurz nach dem Krieg. Überall Herumtreiber! Keine Ordnung mehr. — Ruhig, Hans!«, gibt sie Befehl.

      »Jetzt sag mir aber mal eins: Wieso hast du das Viech "Hans" genannt? Willst du mich denn in den Wahnsinn treiben, Weib? Dann musst du den echten Vater deines Kindes ja wohl doch geliebt haben!«

      »Red doch nicht solch einen Unsinn! Hans hieß schon so, als ich ihn bekommen habe. Kannst du mir vielleicht sagen, wie man einem Hund, der jahrelang auf den Namen "Hans" gehört hat, plötzlich beibringen soll, auf einen anderen Namen zu hören?! Außerdem, die Mühe wollte ich mir nicht machen. Was ist schon ein Name? Ich habe keine Angst vor einem Namen! Und du doch sicher auch nicht, oder?«

      Anton schüttelt den Kopf und schweigt einen Moment. Dann bittet er: »Hast du was zu trinken im Haus? Ich könnte was vertragen.«

      »Was willst du denn?«

      »Was Scharfes.«

      Während man trinkt, geht das Gespräch besinnlicher weiter. Weil ihm vorhin beim Reinkommen der neue Wandschmuck auffiel, vermutet er: »Du bist ja wohl sehr fromm geworden, hast dir sogar ein eigenes Weihwasserbecken hingehängt.«

      Ganz froh, dass ihr Mann sich, nach der schwierigen Situation, offenbar wieder beruhigt hat, schmunzelt sie und meint: »Ach das? Ja, das sieht doch ganz hübsch aus, nicht wahr? Schön vornehm, wie bei besseren Leuten. Und ich muss ja auch darauf achten, dass das Kind mit Gott erzogen wird.«

      »So, so. Lässt du etwa das Wasser extra in der Kirche vom Pfarrer weihen?«

      »Wie? Welches Wasser? Da ist doch gar keines drin. Das ist doch nur so. Das ist Kunst.«

      »Vorhin war da Wasser drin«, sagt Anton.

      Ungläubig sieht die Hausherrin nach. Als sie es persönlich festgestellt hat, wird sie wütend: »Das muss Hermann gewesen sein. Na warte, dem Lümmel werd’ ich die Flausen austreiben!«

      Während Anton im Wohnzimmer sitzen bleibt und weiter den Trunk genießt, läuft seine Gattin die Treppe rauf, um ihren Sohn zur Rede zu stellen: »Hast du unten im Flur das Wasser in das Schälchen unter die Maria gegossen?«

      Ohne die Aufregung zu verstehen, erwidert Hermann: »Ja, warum? Ich wollte doch nur sehen, wie lange es dauert bis es verdunstet ist.«

      Daraufhin gibt sie ihm eine Ohrfeige und befiehlt: »Mach das nicht noch mal! Das ist Gotteslästerung! Du willst doch in den Himmel kommen. Außerdem blamierst du mich vor deinem Vater! Was soll der denn von mir denken, wenn ich dich nicht erziehen kann?!«

      »Aber das habe ich doch nicht so gemeint«, versucht er die Strenge zu mildern.

      »Widersprich mir nicht andauernd! Hast du verstanden?!«

      »Ja, Mutter.«

      Anschließend geht sie zurück ins Wohnzimmer und berichtet, was vorgefallen war.

      Der Ex-Wehrmachtsangehörige versucht zu akzeptieren, was er nicht ändern kann: »Da kommt man nach dreizehn Jahren nach Hause und hat von heute auf morgen einen zwölfjährigen Sohn.«

      »Ja, so kann es kommen, Anton.«

      »Na Hilde, nu’ erzähl mal. Was gibt’s sonst noch Neues?«

      Sie überlegt und antwortet: »Ja, der Neffe von Hans wohnt jetzt nebenan. Er hat das Haus geerbt, nachdem Hans für tot erklärt worden ist.«

      »Ach! Hat er etwa was gemerkt?«

      »Wo denkst du hin?! Jeder hier denkt doch, Hans ist im Krieg gefallen.«

      »Na, das ist auch gut so«, erwidert Anton melancholisch nachdenklich. »Wohnt der Neffe auch allein drüben?«

      »Bis jetzt: ja. Er ist noch nicht lange da, erst ein paar Monate. Was der im Garten zu arbeiten hat! Das ist ja alles ganz verwildert. Kein Wunder, nachdem das Haus so lange leer stand. Ich versuche ja jeden Kontakt mit ihm zu vermeiden, damit er mir nicht zu viele Fragen stellt.«

      »Kennst du den Spruch?:

      "Das Leben ist wie eine Hühnerleiter, man kommt vor lauter Scheiß nicht weiter."

      — Hat mir ein Kamerad in Russland beigebracht.«

      Sie kritisiert: »Na, also weist du! Wenn der Junge das hört! Du musst doch ein bisschen gebildet sein.«

      Nach einem Augenblick des Schweigens erinnert sich Anton an einen Gedanken, welcher ihm seinerzeit anlässlich der ungewollten Einziehung kam: »Stell dir mal vor, Hilde, mir wäre damals, als ich meinen Einberufungsbefehl bekommen habe, das Beil beim Hühnerschlachten abgerutscht, wie ich die Idee hatte. Dann hätte das alles nicht passieren können. Ich wäre immer bei dir gewesen und nicht in Gefangenschaft geraten.«

      »Man hätte dir niemals geglaubt. Das hab’ ich dir doch schon damals gesagt. Ausgerechnet beim Einberufungsbefehl! Da sieht doch ein Blinder mit ‘nem Krückstock, dass was faul ist.«

      »Mag sein. Ach, ja«, stöhnt er, »als wenn vierzehn/achtzehn für den Kaiser nicht gereicht hätte. Da hat mein Frauchen noch in die Windeln gemacht.«

      »Andere Männer mussten auch ran, nicht nur du!«

      So redet man und Anton trinkt bis tief in die Nacht hinein. Er hat sich das erste Mal nach dem Krieg betrunken. Auf wackeligen Beinen schwankt er ins Bett.

      Am nächsten späten Vormittag geht er durch den Garten, welcher sich von СКАЧАТЬ