Professors Zwillinge: Von der Schulbank ins Leben. Else Ury
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Название: Professors Zwillinge: Von der Schulbank ins Leben

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750297593

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СКАЧАТЬ jungen Leben tragen müssen.

      »Wirklich, es war nur eine Dummheit von mir, Paul, es lohnt nicht, darüber zu sprechen.« Suse sah Paul bittend an, nicht weiter in sie zu dringen. Der verstand sie wie meist und schwieg feinfühlend.

      »Was hast du denn da für einen Besen, Mensch?« erkundigte sich Herbert, gewahr werdend, daß Paul einige Zweige behutsam in der Linken trug.

      »Die ersten Weidenkätzchen unten von der Saale und ein paar Osterruten, die schon sprießen. Ich fand sie an geschützter Stelle und wollte sie eurer Mutter als Ostergruß mitbringen.« Paul hätte gern noch hinzugefügt, an Stelle von Blumen, die leider zu teuer sind, um sie zu kaufen. Aber Herbert hatte ihn schon lachend unterbrochen: »Hahaha, den Reisigbesen kannst du unserer neuen Emma verehren, Mensch. Die kann ihn für den Hühnerstall benutzen.« Die Flegeljahre verleugneten sich nun mal nicht bei Herbert.

      Suse griff errötend, als könnte sie Paul dadurch vor den übermütigen Worten des Bruders schützen, nach den geschmähten Zweigen. »Wie hübsch von dir, Paul, daß du an Mutti gedacht hast. Weidenkätzchen habe ich schrecklich gern, sie sind so weich wie meine Piccola.« Suse ließ die flaumigen Kätzchen zärtlich durch die Finger gleiten. »Und die winzigen Blättchen an den Birkenruten werden im Wasser sicher noch weiterwachsen. Ich finde es viel schöner, wenn man das nach und nach sich entfalten sieht, als wenn die Blumen gleich fix und fertig dastehen.«

      »Kannste im Garten alle Tage genießen«, brummte Herbert, der allmählich merkte, daß Suse mit ihren Worten die seinigen gutmachen wollte. Paul warf ihr einen dankbaren Blick zu.

      Auch Frau Professor Winter nahm erfreut die ersten selbstgepflückten Lenzgrüße von Paul in Empfang und dankte ihm so herzlich dafür, daß Paul Herberts »Reisigbesen« darüber vergaß.

      »Aber nun wollen wir endlich Ostereier suchen«, drängte Herbert ungeduldig.

      »Erst muß der Paul frühstücken«, ordnete der Professor an. »Er hat schon einen Marsch zu uns herauf gemacht.« Und sein Frühstück wird kaum sehr ausreichend gewesen sein, setzte er in Gedanken hinzu.

      »Kinder, ihr sorgt für den Paul.« Die Mutter nahm den Arm ihres Mannes, und beide schritten in den Garten hinaus, den ersten Frühlingssonnenschein zu genießen. Im Grunde aber nahmen Professors an, daß Paul tüchtiger dem Frühstück zusprechen würde, wenn die Kinder unter sich waren.

      Es hätte Muttis Aufforderung, für Paul zu sorgen, nicht erst bei Suse bedurft. Sie schenkte ihm Kakao ein, schnitt ihm Riesenstücken von dem Osterkuchen ab und paßte auf, daß er auch sein Ei dazu aß. »Ein Osterei, Paul, von unsern Hühnern, extragroß!« Die Braunaugen des jungen Mädchens strahlten, wie gut es Paul mundete. Ach, mehr noch als Kuchen und Eier labte den Jungen die Fürsorge, die seit dem Tode seiner Mutter keiner mehr für ihn gezeigt hatte. Herbert steckte von Zeit zu Zeit den Kopf zur Tür herein: »Mensch, futterste denn immer noch? – Du wirst dir bestimmt den Magen verderben.« So sorgte er für Pauls Wohl.

      Auch der hungrigste Magen wird schließlich mal satt. Paul erklärte, nun aber wirklich für die nächsten Stunden nichts mehr essen zu können.

      »Das Ostereiersuchen kann beginnen«, schmetterte Herbert in den Garten hinaus. »Mit wem fangen wir an?«

      »Die Ostereier sind für euch alle bereits in Haus und Garten versteckt. Ihr könnt sie gemeinsam suchen«, verkündete der Professor.

      »Was ihr findet, tut ihr hier in das Körbchen; nachher wird es verteilt«, fügte die Mutter sorglich hinzu.

      »Ach, erst sammeln, das ist ja langweilig«, erhob Herbert Einspruch.

      »Herbert sammelt lieber gleich in seinen Magen«, rief Suse lachend, die ihren Zwilling am besten kennen mußte. »Von Herberts Beute werden wir wohl nicht allzu viel zu sehen bekommen.«

      »Die Ostereier sind gezählt, mein Sohn. Mogeln ist nicht. Was an der Gesamtzahl nachher fehlt, wird dir abgezogen«, erläuterte der Vater.

      »Als ob die andern nichts in den Magen spazieren lassen«, brummte Herbert.

      »Suse ist ehrlich. Wenn sie verspricht, nichts vorher zu naschen, hält sie's auch. Und auch auf Paul ist unbedingt Verlaß – – –.«

      »Na, wenn er eben erst soviel Kuchen gefressen hat – – –.«

      »Aber Herbert – was ist das wieder für ein flegelhafter Ausdruck!« entsetzte sich die Mutter.

      Unbekümmert darum begann der Sprössling »Auf in den Kampf, Torero!« zu pfeifen. »Also los!« kommandierte er. »Bubi hierher! Such, such, Hündchen – such die schönen Ostereier!« feuerte er seinen Köter an.

      »Nein, Mutti, das gilt nicht. Bubi darf nicht mitsuchen. Der wittert sie doch gleich alle«, empörte sich Suse. Sicherlich hätte sie geheult, wenn sie sich nicht vor Paul geschämt hätte.

      »Herbert, ruf den Hund zurück!« verlangte der Vater. Unwillkürlich mußte er lachen; denn es war wirklich komisch, wie verständnisinnig Bubi seinen jungen Herrn anblinzelte, schnupperte und dann wie ein Pfeil davonschoß. Unter dem großen Klubsessel hatte er ein Osterei gefaßt, ein herrliches Schokoladenei. Es behutsam im Maule tragend, kam er damit zurück zu Herbert. Aber unterwegs mußte Bubi wohl auf den Geschmack gekommen sein. Denn anstatt seinem Herrn das Ei als wohlerzogener Hund zu Füßen zu legen, hatte er es plötzlich aus Versehen hinuntergeschluckt. Jetzt stand er, sich das Maul noch nachträglich leckend, mit gesenktem Schwanz vor seinem Herrn; denn er war sich bewußt, unrecht getan zu haben.

      »Schämst du dich denn gar nicht, du Kerl, so verfressen zu sein?« machte Herbert seinen Bubi herunter. Der Missetäter senkte das Schwänzchen noch tiefer. Auch die Ohren hingen beschämt zur Erde.

      »Bubi hat das erste Osterei gefunden – das muß Herbert aber abgezogen werden«, verlangte Suse in das allgemeine Gelächter hinein.

      »Er hätte ja das Ei doch nicht mehr essen können, mein Herzchen«, beruhigte sie die Omama.

      »Warum denn nicht, Omama? Ich hätte es einfach abgewaschen«, behauptete Herbert.

      »Dann wäre Schokoladensuppe daraus geworden«, lachte Suse. Ihr Zwilling erklärte sich nach dem mißglückten Experiment damit einverstanden, Bubi vom Ostereiersuchen auszuschließen. Der Hund wurde ins Arbeitszimmer des Vaters verbannt; denn dieses sowohl wie das Zimmer der Großmama waren geheiligter Boden, der vom Durchstöbern ausgeschlossen war.

      Eine wilde Jagd ergoß sich jetzt durch Haus und Garten. Wie die Gören lachten, jubelten und kreischten die großen Untersekundaner, wenn sie wieder einen Fang gemacht hatten. Auch Paul wurde ganz ausgelassen bei dem frohen Treiben. Der Ernst auf seiner Stirn schwand, sein bleiches Gesicht färbte sich, er wurde übermütig und fröhlich wie die andern. Das Sammelkörbchen füllte sich.

      Einen Schmerz, eine Enttäuschung aber hatte Suse beim Ostereiersuchen zu verzeichnen. Als sie in der Küche das Unterste zuoberst zu kehren begannen, schaute ihnen die neue Emma belustigt zu. Dann aber zwinkerte sie dem Backfischchen mit den Augen zu: Tiefer, Suschen, mang die Töpfe mußte suchen.

      »Das gilt nicht, Emma, verraten dürfen Sie nichts, wenn die Suse auch Ihre Duzfreundin ist«, beschwerte sich Herbert.

      »Aber Herr Herbert, Sie müssen sich verhört haben. Ich verrate kein Sterbenswörtchen«, lachte die Emma.

      Suse aber hatte sich nicht verhört. Die lachte nicht. Tränen der СКАЧАТЬ