Block 4.2. Eric Scherer
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Название: Block 4.2

Автор: Eric Scherer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746780184

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СКАЧАТЬ nun, nur zwei Jahre später, droht der nächste Sturz. Das kann, das darf nicht sein. Aus der Dritten Liga käme de Betze niemals mehr zurück. Darum darf Anton morgen in Block 4.2 auf keinen Fall fehlen.

      Doch wenn Albin nun die Bullen ruft, hat er keine Chance, dabei zu sein. Denn die werden kommen und sich erst mal blöd angucken, wenn Albin seine Geschichte erzählt von dem scheiß Dreier-BMW, der plötzlich vor ihm auftauchte und mit dem er einen Frontalzusammenstoß nur vermeiden konnte, indem er seinen Libero von der Straße riss, während der scheiß Dreier-BMW einfach weiterfuhr und wieder verschwand, als hätte die Nacht ihn einfach nur mal schnell ausgekotzt und gleich wieder gefressen, als wäre sie ein räudiger Hund.

      + + +

      Doch das werden ihm die Bullen nicht glauben. Sie werden ihn blasen lassen, in ihr komisches Plastikkästlein mit dem Mundstück, und die roten Drähtchen auf dem Display werden ihnen Albins Promillewert präsentieren, und die erste Ziffer wird eine „1“ sein. Dann werden die Bullen ihn mitnehmen, aufs Revier, und eine verbitterte diensthabende Ärztin, der es nicht gelungen ist, mehr aus sich und ihrem Medizinstudium zu machen, wird ihm eine Blutprobe abnehmen und blöde Fragen stellen. Den Rest der Nacht wird Albin dann in einer Ausnüchterungszelle verbringen. Anton wiederum werden die Bullen nach Hause fahren, zu Heidrun, die ausflippen wird, erst recht, weil ihr niemand korrekt schildern kann, was geschehen ist. Anton nicht, weil er nicht mehr alles zusammenbekommt, der Champ nicht, weil er keine komplexen Zusammenhänge erklären kann, die Bullen nicht, weil sie Albin ja nicht geglaubt haben. Und Heidrun würde ihm natürlich auch nicht glauben, aber von ihm könnte sie die wahre Geschichte wenigstens einmal zu hören bekommen. Heidrun wird Anton Bettruhe verordnen und Hausarrest, und wenn Albin morgen irgendwann nach Hause kommt, wird es ein Donnerwetter geben, wie es noch nie eines gegeben hat, und sie wird verkünden, dass er Anton nicht nur zu diesem Spiel nicht, sondern nie mehr mitnehmen werde uff de Betze. Albin wird sich natürlich dagegen wehren, wird argumentieren, dass sie damit ja Anton bestrafe und nicht ihn, doch sie wird dagegenhalten, dass Anton sich das Spiel ja auf Sky angucken könne, denn schließlich bezahlten sie für dieses scheiß Pay TV … Menschen wie Heidrun begreifen es eben nicht und werden es nie begreifen: In der Glotze guckt man, wenn überhaupt, nur Auswärtsspiele. Wenn de Betze uffem Betze spielt, hat man uffem Betze zu sein, Anton vor allem, weil de Betze nur mit ihm gewinnt.

      Denn Anton braucht de Betze, und de Betze braucht Anton. Wenn Albin auch sonst nichts weiß, das weiß er. Ohne Anton hat de Betze morgen keine Chance. Drum muss Anton uff de Betze, und er, Albin, muss ihn dahin bringen. Das ist seine Pflicht, seine Mission, die muss er erfüllen, unbedingt.

      Also keine Bullen.

      Aber wen soll er sonst anrufen?

      Heidrun etwa?

      Noch blöder, die Idee. Die rastet sofort aus, wenn sie hört, was mit dem Libero geschehen ist. Albin könnte dann morgen zwar uffem Betze sein, weil sie ihn noch heute rausschmeißen würde, Anton aber nicht. Für den würde sich nichts ändern: Bettruhe, Hausarrest, Sky statt Betze. Außerdem hätte Heidrun ja gar kein Auto, um sie aufzulesen. Sie müsste erst eine Freundin aus dem Bett klingeln, und ihre Wahl würde mit Sicherheit auf die nervigste und hysterischste von allen fallen, auf Karla. Und dass ausgerechnet die heute Nacht hier vorfährt, muss nun wirklich nicht sein. Denn sie hielte auch nicht mit Ratschlägen hinterm Berg, wie Heidrun mit ihm, Albin, dem Saufkopp, zu verfahren hätte … Karla hat nämlich keine Hemmungen, gegen ihn abzuledern, selbst wenn er unmittelbar daneben steht.

      Noch jemand, den er anrufen könnte?

      Werner vielleicht?

      Okay. Er könnte Werner anrufen. Der wird sein Lokal bestimmt ohnehin bald zusperren, vielleicht hat er es ja auch schon getan. Heute Abend schaut eh niemand mehr bei ihm vorbei. Was eigentlich eine Schande ist, an einem Samstag, kurz vor Mitternacht. Ist halt nichts mehr los mit der Bagage hier …

      Werner könnte sie vielleicht nicht nur abholen, vielleicht ließe er sie auch bei sich übernachten. Und Albin könnte Heidrun anrufen und ihr sagen, er habe ein paar Gläser zu viel erwischt und wolle nicht mehr fahren. Und morgen früh überredet Albin Werner, ihnen seinen Wagen zu leihen. Die Information, was mit dem Libero geschehen ist, ließe sich mit etwas Glück bis morgen nach dem Spiel zurückhalten, was danach geschieht, ist eh egal.

      Vielleicht kann er Werner sogar überzeugen mitzukommen. Oder er bietet Werner Geld dafür an, ihm den Wagen zu leihen, irgendwo wird er schon noch was zusammenkratzen. Warum soll Werner nicht gegen Geld seinen Wagen verleihen, der macht schließlich aus allem ein Geschäft. Oder er fragt Werner, ob er ihnen ein Auto organisieren kann, ebenfalls gegen Geld. Werner kennt ja Hinz und Kunz. Und den Libero lassen sie einfach hier liegen. Vielleicht decken sie ihn noch ein wenig ab, damit er von der Straße aus nicht zu sehen ist, auch morgen früh nicht, wenn es hell wird. Und irgendwann nach dem Spiel, in der Nacht zum Montag, schaffen sie den Libero dann irgendwie weg.

      Klingt doch gar nicht so schlecht. Also, Werner anrufen?

      Albin beginnt, sich in seinen eigenen Überlegungen zu winden. Ist schon ganz schön viel, was er da von Werner verlangt. Ist Werner wirklich ein so guter Freund? Er ist ihr Wirt, sie sind seine Stammgäste, deswegen behandelt er sie wie Freunde. Solange sie bei ihm saufen und ihr Geld bei ihm lassen. Sicher, manchmal schmeißt auch Werner eine Runde, denn knauserig ist er nicht. Aber ein Freund?

      Und wenn er Werner erzählt, was geschehen ist, wie wird er reagieren? Freunde lügt man nicht an, man sagt ihnen immer die Wahrheit.

      Vielleicht will Werner dann da nicht mit reingezogen werden, immerhin kommt da ja ein bisschen was zusammen, Unfallflucht ist das ja irgendwie schon, wenn sie sich jetzt vom Unfallort verkrümeln, dazu Trunkenheit am Steuer ... Auch Werner ist kein Heiliger, der hat schon ganz andere Dinge gedreht, den hatten sie mal dran wegen Hehlerei. Gerade deswegen aber will er sich wahrscheinlich nicht mehr in solche Geschichten hineinziehen lassen, auch nicht von Stammgästen …

      Also, Werner besser auch nicht.

      Und welche Freunde hast du sonst noch, Albin?

      Freunde hattest du früher vielleicht mal, als du dein Geschäft noch hattest. Oder waren das vielleicht doch nicht eher nur gute Kunden, die freundschaftlich mit dir umgegangen sind?

      Eigentlich hast du nur einen richtigen Freund. Und der steht neben dir. Der Champ.

      Also mach mal halblang mit jemanden anrufen.

      Was aber sonst tun? Weiter warten, bis jemand vorbeikommt und sie mitnimmt? Aber wer pickt schon mitten in der Nacht drei Typen auf, die gerade ihr Auto gecrasht haben und lieber von der Bildfläche verschwinden möchten, statt die Polizei zu rufen? Von denen einer auch noch halb dement ist und im Rollstuhl sitzt?

      Davon abgesehen: Bis hier mal wieder einer vorbeikommt, das kann dauern.

      Und wenn du dir einfach ein Taxi rufst? Das kann ebenfalls dauern in dieser gottverlassenen Gegend. Und der Taxifahrer wird sich die gleichen Gedanken machen, wenn er sie drei sieht.

      Es ja gar nicht mehr weit zum nächsten Ort. Albin ist einigermaßen gut zu Fuß, auch wenn es ihm niemand zutraut mit seinen einhundertzehn Kilo. Der Champ sowieso. Anton hat seinen Rollstuhl, kann also gefahren werden. Er kann darin sogar pennen, wenn er will, während Albin schiebt.

      Im Ort könnten sie dann zum Bahnhof gehen. Und auf den ersten Zug am Sonntagmorgen warten. Von unterwegs könnte er Heidrun anrufen und ihr erzählen, dass sie bei Werner pennen, die prüft das schon nicht nach. So zwischen fünf und sieben Uhr morgen früh dürfte wieder ein Zug fahren. Allerdings ist die Bahnverbindung uff de Betze nicht die beste, СКАЧАТЬ