Mein ist die Rache. Hannes Wildecker
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Название: Mein ist die Rache

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783748592617

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      „Dafür hast du keine Ursache. Ich glaube, der Arzt ist da!“

      „Und der Leichenwagen.“

      „Der muss noch warten. Halte bitte die Leute noch von hier fern!“, bat ich Leni.

      Ich erkannte schon von weitem, wer der Doktor war: Dr. Julius Kämmerlein. Er hatte eine Praxis als Arzt für Allgemeinmedizin in Hermeskeil. Meine erste Begegnung hatte ich mit ihm im Waldhausener Forst. Die Leiche dort war ebenfalls übel zugerichtet gewesen, aber es fehlte der perverse Einschlag, der sich uns hier offenbarte.

      Kämmerlein hatte sich nicht verändert. Er war hager wie eh und je, und seine Hose schlackerte immer noch um seine Beine. Seine Halbglatze allerdings hatte er dadurch kaschiert, dass er den Haarkranz darum auf minimale Länge gestutzt hatte, was ihm besser stand als das, was aussah wie eine Clown-Perücke. Und er kannte mich sogar noch.

      „Tag Herr Spürmann. Was liegt an?“

      Ich zeigte in Richtung des abgedeckten Toten und Kämmerlein machte sich an seine Untersuchungen. Zwischendurch schaute er zu uns und schüttelte immer wieder mit dem Kopf.

      „Was muss das für ein Mensch sein? Ich meine den, der das getan hat.“

      „Was glauben Sie, wie lange ist der Mann schon tot?“

      „Ich schätze, so acht bis neun Stunden. Die Tat dürfte so gegen zwei Uhr heute Nacht geschehen sein. Ich hoffe, es hilft Ihnen weiter.“

      „Todesursache?“ Ich wusste, was Kämmerlein sagen würde.

      „Der Mann ist verblutet, vielleicht sogar erstickt, ich kann es von hier aus nicht sagen. Das wird die Obduktion ergeben. Haben Sie irgendwelche Daten des Toten für den vorläufigen Totenschein?“

      „Nein, aber ich hoffe, wir finden es heute noch heraus.“

      Ich gab den beiden Leichenbestattern ein Zeichen, die mit einem Blechsarg herbeikamen und damit begannen, den Toten darin zu verstauen.

      Die beiden Kollegen von der Kriminaltechnik hatten sich inzwischen ihrer weißen Arbeitskleidung entledigt und verabschiedeten sich.

      „Wir sehen uns!“, rief Peters noch in meine Richtung.

      Auch die Gaffer, die es bis jetzt ausgehalten hatten, machten sich auf den Weg, um auf dem Steig weiterzuwandern. Nur die Gruppe, die den Toten gefunden hatte, blieb noch und wartete darauf angesprochen zu werden.

      Ich winkte kurz in deren Richtung, um zu signalisieren, dass wir gleich kämen und wandte mich an die beiden Leichenbestatter.

      „Die Leiche bringen Sie bitte in den gerichtsmedizinischen Raum im Hermeskeiler Krankenhaus!“, bat ich und wandte mit den beiden Kollegen von der Polizeiinspektion zu.

      „Sie kennen sich doch beide sicherlich hier aus. Warum gerade hier? Ich meine die Tat und das ganze Drumherum.“

      „Ich kann natürlich keinen Zusammenhang sehen“, suchte Gehweiler nach einer Erklärung, in Richtung „Tirolerkreuz“ schauend. „Aber vielleicht hängt es tatsächlich mit dem Kreuz zusammen. Es gibt dazu eine angeblich wahre Geschichte.“

      „Die würde ich gerne hören.“

      „Also, dieses Kreuz erinnert an den gewaltsamen Tod eines Tiroler Wanderhändlers mit Namen Thomas im Jahr 1741. Nachdem er von seinen Kunden, die ihn immer pünktlich erwarteten, vermisst wurde, hatte man eine Suchaktion eingeleitet, wobei der Vermisste dann hier auf dem Dollbergkamm gefunden wurde. Er war vom Schnee vergraben und lag auf dem Gesicht in einer großen Blutlache. Es stellte sich heraus, dass er erschlagen wurde. Das Motiv konnte nie geklärt und der Täte nie gefasst werden und der Stein bekam, sowohl im Volksmund, als auch im offiziellen Liegenschaftskataster, den Namen ‚Tirolerstein’.“

      „Vielleicht spielt ja dieses Kreuz auch in unserem Fall eine Rolle“, sinnierte ich vor mich hin. „Es muss doch einen Grund dafür geben, dass man gerade bei diesem Gedenkstein einen Menschen hinrichtet.“

      Ich ging zu der Wandergruppe, die auf uns wartete. Leni folgte mir. Die beiden Kollegen von der Schutzpolizei winkten kurz und fuhren davon, zu ihrer Dienststelle.

      Die Gruppe konnte uns nichts Neues erzählen, als das, was wir schon wussten. Wir vereinbarten, dass jemand von der Dienststelle bei ihnen in der Firma vorbeikäme und die Aussagen protokollieren würde. Dann entließen wir die verstörte Gruppe, die sich daran machte, den Rest der beabsichtigten Wanderung hinter sich zu bringen. Bei einem Schnaps würde man anschließend noch ausgiebig über das Erlebnis sprechen. Und Reden ist ja bekanntlich die beste Art, Dinge zu verarbeiten.

      4. Kapitel

      Die Leiche wurde nach Hermeskeil gebracht und ich fuhr mit Leni nach Trier ins Präsidium. Wir mussten herausfinden, wer der Tote war. Dazu brauchte ich die Fotos des Erkennungsdienstes und die Spurenberichte. Und einer wollte bestimmt eine intensive Berichterstattung: Kriminaldirektor Willibald Wittenstein, unser direkter Vorgesetzter als Chef aller Kriminalpolizeiinspektionen.

      In unserem Büro war schon Wallung. Von Peters hatten die restlichen Kollegen, die an diesem Samstag Dienst verrichteten, erfahren, was in der Nähe von Neuhütten passiert war und wollten Genaueres wissen. Peters legte die Fotos, die er ausgedruckt hatte, vor uns auf den Schreibtisch. Jeder wollte sie sehen und möglichst viel wissen.

      Ich sah Leni an und zeigte mit dem Kopf in Richtung Tür. Es interessierte offensichtlich niemanden, dass wir verschwanden, alle waren zu sehr mit den Fotos und den Erklärungen von Peters beschäftigt.

      Vom Flur aus konnten wir durch das Fenster über die Stadt sehen. Wer war dieser Tote? Wo hatte er gelebt? Fast hunderttausend Menschen gab es allein in dieser Stadt, endlos viele in den Gemeinden des Landkreises. Eine Riesenfleißarbeit stand uns bevor, wobei man nur hoffen konnte, dass er in diesem Bereich zu Hause war. Das Saarland, die angrenzenden Länder Luxemburg und Frankreich musste man mitberücksichtigen und, weiß der Teufel, welche Gebiete noch dazu.

      „Alles Unsinn!“, sagte ich mir. „Wir müssen erst einmal in unseren Gefilden suchen. Wenn das nichts bringt, werden wir weitersehen“.

      „Es gibt doch eigentlich nur drei Möglichkeiten“, hörte ich Leni neben mir sagen. „Entweder ist der Täter ein Perverser, ein Geistesgestörter oder jemand, der sich in furchtbarer Weise für etwas rächen wollte.“

      „Dann muss es aber auch etwas Furchtbares gewesen sein, das dem Täter einen solchen Anlass lieferte.“

      „Ach, die Herrschaften haben nichts zu tun? Na, wer ist denn der Täter? Erzählen Sie mal!“

      Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um festzustellen, dass die sarkastische Stimme Wittenstein gehörte. Er war wahrscheinlich der Einzige, der noch nicht wusste, was sich heute in seinem Dienstbezirk abgespielt hatte.

      „Hallo, Chef, wir waren schon auf dem Weg zu Ihnen“, rettete ich die Situation. Da gibt es einiges, das Sie unbedingt wissen sollten.“

      „Kommen Sie mit in mein Büro!“ Wittenstein drehte sich um und ging voran. Leni und ich folgten ihm.

      „Also? Ich höre!“

      Ich erzählte СКАЧАТЬ