Mein ist die Rache. Hannes Wildecker
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Название: Mein ist die Rache

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783748592617

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СКАЧАТЬ wer Täter und Opfer seien, war seine Laune vollends hin.

      „Da hat die Presse ja nun wieder mal einen Grund aufzutrumpfen. Ich sehe schon die Schlagzeilen: ‚Brutaler Mord im Hunsrück’, oder ‚Der Geschlechtsteil-Mörder’ oder vielleicht noch schlimmere Aufmacher-Themen. Und nicht einmal einen Anhaltspunkt, einen Hinweis, weder auf den Toten, noch auf den Täter! Wie soll das denn jetzt weitergehen? Mensch, Spürmann, Sie müssen sich da reinhängen, Sie beide, ich verlasse mich darauf!“

      Wittenstein hatte sich in Erregung geredet und was das bedeutete, bekamen wir hautnah mit. Er bekam plötzlich nur noch schwer Luft und begann keuchend zu atmen. Sein Asthma hatte sich offensichtlich verschlimmert. Wittenstein kramte in der Hosentasche und fördert eine Dosierkartusche mit einem Spray zutage, welches er in den Mund steckte und mehrfach auslöste. Offensichtlich ging es ihm nun besser und ich nutzte die Gelegenheit, ihm etwas Hoffnung zu machen, zumindest versuchte ich das.

      „Wir haben am Tatort Reifenspuren gefunden, die durchaus von dem Tatfahrzeug stammen können. Und was den Toten angeht: Spätestens in achtundvierzig Stunden wird man eine Vermisstenanzeige aufgeben…“

      „Achtundvierzig Stunden! Das sind zwei Tage!“ Wittenstein ruderte mit den Armen, als wolle er eine Predigt halten. „Machen Sie sich an die Arbeit! Und melden Sie sich, wenn es etwas Neues gibt. Unbedingt!“

      In unserem Büro hatten sich die Reihen inzwischen gelichtet. Fotos und Spurenberichte lagen geordnet auf meinem Schreibtisch. Die Todesbescheinigung von Dr. Kämmerlein legte ich dazu.

      Jetzt galt es, die obligatorische Arbeit zu erledigen. Tatortbericht schreiben, Zeugenaussagen zu Papier bringen, Fernschreiben an alle deutschen Dienststellen und die in Luxemburg und Frankreich absenden und natürlich die Staatsanwaltschaft informieren.

      Während Leni noch mit Schriftkram beschäftigt war, ging ich rüber zum Erkennungsdienst. Vielleicht hatte Peters eine Idee. Vielleicht hatte er am Tatort etwas festgestellt, das uns weiterbringen würde.

      „Nein, Heiner, da ist nichts, was ich dir präsentieren könnte“. Heinz Peters blätterte in seinen Notizen und den bereits fertigen Unterlagen. „Die Reifenspuren, ja gut. Aber dazu müssen wir erst einmal das dazugehörige Fahrzeug haben. Und um das zu ermitteln, müssen wir einen Hinweis in eine bestimmte Richtung erhalten. Du weißt doch, ein Rädchen greift in das andere.“

      „Kannst du etwas über das Tatwerkzeug sagen? War es ein Messer, war es eine Schere? War das Werkzeug scharf oder stumpf, hatte es Sägezähne? Gab es irgendwelche Fingerabdrücke, irgendwo, am Stein, am Kreuz?“

      „Heiner…!“

      „Hast du Fingerabdrücke sichern können? Mensch, Heinz, es muss doch irgendetwas geben?“

      „Tut mir leid.“

      „Und der Tote? Keinerlei Papiere? Kein Hinweis?“

      „So gut wie keiner.“

      „Und das heißt?“

      „Mir ist an den Augen des Opfers etwas aufgefallen. Sie waren stark gerötet, und das nicht als Folge der Tat. Ich tippe auf Bindehautentzündung, wahrscheinlich chronisch.“

      „Und da bist du sicher?“

      „Genau müsste das ein Arzt feststellen. Kannst du damit etwas anfangen?“

      „Vielleicht war der Mann bei einem Augenarzt in Behandlung. Wenn das so wäre, mit einer Lichtbildvorlage in den Praxen könnten wir doch unter Umständen ein Stück weiterkommen. Vielleicht erfahren wir dort, wer der Mann ist. Danke Heinz!“

      Ich suchte mir die Telefonnummer von Dr. Kämmerlein heraus und rief ihn an. Kämmerlein versprach, die notwendige Untersuchung in der Leichenhalle in Hermeskeil durchzuführen und mich zurückzurufen.

      Dann rief ich die Dienststelle in Hermeskeil an und verlangte einen der beiden Dienst habenden Kripoleute. Es meldete sich Frank Petschke.

      „Hallo Frank, du hast sicher schon die Unterlagen von dem Mord auf dem Dollberg zur Kenntnis vorliegen. Tu mir bitte einen Gefallen. Fotografiere das Gesicht des Toten mit geöffneten Augen! Wir gehen davon aus, dass er eine Bindehautentzündung hat. Das kann uns eventuell bei der Identifizierung der Person helfen.“

      „Wird gemacht. Ich übersende das Foto per Email.“

      „Ja, und noch was. Wenn er noch etwas im Mund hat, nimm es bitte raus! Das Foto soll mehr oder weniger natürlich aussehen.“

      Das Foto kam knapp eine Stunde nach meinem Anruf. Petschke hatte sich beeilt und er hatte das Gesicht des Toten einigermaßen ansehnlich hinbekommen.

      Wir hatten Glück. Rund zehn Kollegen waren ausgesandt worden, um im erst einmal im Trierer Stadtgebiet den ansässigen Augenärzten das Foto unter die Nase zu halten. Doch es war kein Arzt, der die Identität der Person feststellte. Es war ein Patient, der die Lichtbildvorlage in einer Praxis mitverfolgte und sofort sagte: „Den kenne ich. Das ist doch Kalle.“

      Wer Kalle war, konnte dann schnell festgestellt werden. Er war der Inhaber der Gaststätte „Bei Kalle“ im Stadtzentrum und die ermittelnden Kollegen gaben das Ergebnis ihrer Ermittlungen sofort telefonisch an mich weiter.

      Mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Das Klingeln des Apparates hörte ich in den seltensten Fällen. Ein Segen, dass es die neue Technik gibt!

      Ich schaute auf das Display und schlug die Augen gen Himmel. Ein Teufelswerk war die Erfindung dieses Gerätes, denn es hatte nicht nur positive Seiten. Am anderen Ende war die Filzlaus. Albert Steiner vom Trierer Merkur, mit Filialsitz in Hermeskeil, hatte von der Sache Wind bekommen und brauchte jetzt Fakten für einen Riesen-Aufmacher am kommenden Morgen. Ich wollte schon die Aus-Taste betätigen, überlegte es mir dann doch anders.

      „Steiner, was wollen Sie denn schon wieder?“ Ich sah ihn förmlich vor mir mit seiner Basecap, die er wohl nur zum Schlafen ablegte, seinen Schreibstift gezückt, in sich hineingrinsend. Steiner war immer da, wenn es was zu holen gab und wenn ich ihn am wenigsten vermutete, dann stand er neben mir, lächelte vertrauensselig und wollte Informationen.

      In den meisten Fällen war er fast gleichzeitig mit der Polizei am Tatort. Ich sagte ihm mehrfach auf den Kopf zu, dass er den Polizeifunk abhörte, doch vor seinem unschuldigen Lächeln kapitulierte ich dann doch immer wieder. Wenn er es dann wirklich tat, na ja, es war doch irgendwie für einen guten Zweck.

      „Hallo, Herr Spürmann. Denken Sie immer daran, dass ich Ihnen auch helfen kann. Ich habe von dem Toten am ‚Tirolerstein’ gehört. Sagen Sie mir ein paar Takte dazu!“

      „Was glauben Sie, was ich weiß, Steiner. So gut wie nichts. Ich kann Ihnen sagen, dass es einen Toten gegeben hat, mehr nicht.“

      „Was war denn die Todesursache? Wie wurde der Mann umgebracht?“

      Gerade das wollte ich Steiner nicht auf die Nase binden. Voyeur-Journalismus, das wäre alles, was dabei rauskommen würde.

      „Ich kann Ihnen sagen, dass er offensichtlich mit einem Messer so stark verletzt wurde, dass er verblutete.“

      „Aber wie kam der Mann zum ‚Tirolerstein’? Wurde er dort ermordet, oder ist dort nur der Fundort?“

      „Steiner, das ist vorläufig alles. Ich kann Ihnen im Moment noch nicht mehr sagen.“ СКАЧАТЬ