Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ konnte, »ehe ich es vergesse, ich habe noch ein Wort in Bezug auf sie zu sagen.« Dann laut, ach, wie laut erschien es mir! »Lassen Sie das Kind, das seine Tafel zerbrochen hat, vortreten!«

      Aus eigenem Antriebe hätte ich mich nicht bewegen können; ich war gelähmt, aber die beiden großen Mädchen, die mir zur Seite saßen, stellten mich auf die Füße und schoben mich vorwärts dem gefürchteten Richter entgegen, dann führte Miß Temple mich sanft dicht vor ihn, und wie aus weitet Ferne vernahm ich ihren geflüsterten Rat:

      »Fürchte dich nicht, Jane, ich habe gesehen, daß es ein unglücklicher Zufall war, du sollst nicht bestraft werden.«

      Wie ein Dolch drang dieses gütige Flüstern mir ins Herz.

      »Noch eine Minute und sie wird mich als eine Heuchlerin verachten lernen,« dachte ich und bei dieser Überzeugung tobte eine namenlose Wut gegen Mrs. Reed, Brocklehurst und Compagnie durch meine Adern. Ich war keine Helen Burns.

      »Holt jenen Stuhl,« sagte Mr. Brocklehurst auf einen sehr hohen Stuhl deutend, von dem eine Schulaufseherin sich soeben erhoben hatte. Er wurde gebracht.

      »Stellt jenes Kind hinauf.«

      Und hinauf gestellt wurde ich, von wem weiß ich nicht; ich war nicht in der Verfassung, die begleitenden, näheren Umstände wahrzunehmen; ich fühlte nur, daß ich ungefähr bis zur Höhe von Mr. Brocklehursts Nase emporgehißt wurde, daß er kaum eine Elle lang von nur entfernt stand und daß unter mir eine Wolke von silbergrauen Federn, dunkelrotem Seidenpelze und orangegelben Kleidern durcheinander wogte.

      Mr. Brocklehurst räusperte sich.

      »Meine Damen,« sagte er zu seiner Familie gewandt, »Miß Temple, Lehrerinnen und Kinder, ihr alle sehet dieses Mädchen?«

      Natürlich sahen sie es; denn ich fühlte ihre Augen wie Brenngläser auf meine versengte Haut gerichtet.

      »Ihr sehet, daß sie noch jung ist; ihr bemerkt, daß auch sie die gewöhnliche Gestalt eines Kindes hat; Gott in seiner Gnade hat auch ihr die Form gegeben, die er uns allen gewählt; keine abschreckende Häßlichkeit kennzeichnet sie als einen gezeichneten Charakter. Wer würde glauben, daß der Teufel in ihr bereits eine Dienerin und ein williges Werkzeug gefunden hat? Und doch – es schmerzt mich, es sagen zu müssen – ist dies der Fall.«

      Eine Pause. – Ich versuchte, der Lähmung meiner Nerven Einhalt zu tun und mir zu sagen, daß der Rubikon überschritten, daß ich der Prüfung nicht mehr entgehen könne, sondern sie jetzt standhaft ertragen müsse.

      »Meine Kinder,« fuhr der schwarze, steinerne Geistliche mit Pathos fort, »dies ist eine traurige, eine betrübende Angelegenheit, denn es ist meine Pflicht euch vor diesem Mädchen zu warnen, das eins von Gottes auserwählten Lämmern sein könnte und jetzt eine Verworfene ist – kein Mitglied der treuen Herde, sondern augenscheinlich eine Fremde, ein Eindringling. Ihr müßt auf eurer Hut sein ihr gegenüber; ihr müßt ihrem Beispiel nicht folgen; wenn es notwendig ist, meidet ihre Gesellschaft, schließt sie von euren Spielen aus, habt keine Gemeinschaft, keinen Umgang mit ihr. Jetzt zu den Lehrerinnen. Sie müssen sie überwachen, ihr Tun beobachten, ihre Worte wohl erwägen und prüfen, ihre Taten untersuchen, ihren Leib strafen, um ihre Seele zu retten – wenn in der Tat eine solche Rettung noch möglich ist, denn – meine Zunge scheut sich, es auszusprechen – dieses Mädchen, dieses Kind, diese Eingeborene eines christlichen Landes, schlimmer als manche kleine Heidin, die ihr Gebet zu Brahma spricht und vor Inggernant kniet – dieses Mädchen ist – eine Lügnerin!«

      Jetzt folgte eine Pause von zehn Minuten. – Ich war wieder im Vollbesitz meiner Sinne, meines Verstandes und bemerkte, wie all die weiblichen Brocklehursts ihre Taschentücher hervorzogen und sie an die Augen führten, während die ältere Dame sich hin und her wiegte und die beiden jüngeren flüsterten: »Wie entsetzlich!«

      Mr. Brocklehurst begann von neuem.

      »Dies alles erfuhr ich durch ihre Wohltäterin; durch die fromme und barmherzige Dame, welche sich der verlassenen Waise annahm, sie wie ihre eigene Tochter erzog, und deren Güte, deren Großmut dieses unglückliche Mädchen durch eine so schwarze, so schändliche Undankbarkeit vergalt, daß ihre ausgezeichnete Beschützerin gezwungen war, sie von ihren eigenen Kindern zu trennen, aus Furcht, daß ihre lasterhafte Verderbtheit die Reinheit der Kleinen besudeln könne. Sie hat sie hierher gesandt, um geheilt zu werden, wie die Juden des Altertums ihre Aussätzigen an den wogenden See von Bethesda schickten. Und daher, Vorsteherin, Lehrerinnen, ich flehe Sie an, lassen Sie die Wellen um dieses Kind nicht zum Stillstand kommen.«

      Mit diesen erhabenen Schlußworten knöpfte Mr. Brocklehurst den obersten Knopf seines Überziehers zu, und murmelte etwas zu seiner Familie gewendet. Diese erhob sich, verneigte sich gegen Miß Temple – und dann segelten all die vornehmen Leute mit großem Pomp zur Tür hinaus. Mein Richter aber wandte sich noch einmal um und sagte:

      »Laßt sie noch eine halbe Stunde auf jenem Stuhl stehen, und daß keiner von euch während des ganzen übrigen Tages mit ihr spricht.«

      Da stand ich also, hoch erhoben über alle; ich, die ich so oft gesagt, daß ich die Schande nicht ertragen würde, auf meinen eigenen, natürlichen Füßen in der Mitte des Zimmers zu stehen – ich stand nun da, allen Blicken ausgesetzt auf einem Piedestal der Schande, Worte vermögen nicht zu beschreiben, welcher Art die Gefühle waren, die in mir tobten; aber gerade in dem Augenblick, wo sie mir die Kehle zusammenschnürten und mir den Atem zu rauben drohten, ging ein Mädchen an mir vorbei. Und im Vorbeigehen richtete sie ihre Blicke auf mich. Welch ein seltsames Licht strömten sie über mich aus! Welch ein wunderbares Gefühl weckten ihre Strahlen in mir! Und wie stark dies bis jetzt ungekannte Empfinden mich machte! Es war, als sei ein Held, ein Märtyrer an einem Sklaven oder an einem Opfer vorübergegangen und hätte ihm dadurch Mut und Kraft eingeflößt. Ich beherrschte und überwältigte den Weinkrampf, der sich meiner bemächtigen wollte, erhob das Haupt und stand dann fest und ohne Beben auf dem Stuhl. Helen Burns stellte eine unbedeutende Frage über ihre Arbeit an Miß Smith, wurde wegen der Trivialität derselben gescholten, ging an ihren Platz zurück und lächelte mir im Vorübergehen wiederum zu. Welch ein Lächeln!! Noch heute erinnere ich mich dessen und ich weiß, daß es der Ausfluß eines großen Geistes, eines wahren Mutes war; es verklärte ihre scharfen Züge, ihr abgemagertes Gesicht, ihre eingesunkenen, grauen Augen wie der Wiederschein von der Gestalt eines Engels. Und doch trug Helen Burns in diesem Augenblick die »Binde der Unordnung« an ihrem Arm; vor kaum einer Stunde hatte ich erst vernommen, wie Miß Scatcherd sie für den morgenden Tag verdammte, ein Mittagmahl von Wasser und Brot zu halten, weil sie eine Übung beim Abschreiben mit Tinte befleckt hatte. Dies ist die unvollkommene Natur des Menschen! Solche Flecke gibt es auf der Scheibe des strahlendsten Planeten, und Augen wie Miß Scatcherds sind nur imstande diese kleinlichen Mängel und Fehler zu entdecken; für den vollen Glanz des Gestirns sind sie blind!

      Achtes Kapitel

      Ehe noch die halbe Stunde zu Ende war, schlug es fünf Uhr. Die Klassen wurden entlassen, und alle begaben sich zum Tee ins Refektorium. Jetzt wagte ich, herabzusteigen: es herrschte tiefe Dunkelheit. Ich ging in eine Ecke und setzte mich auf den Fußboden. Der Zauber, der mich soweit aufrecht erhalten hatte, begann zu schwinden; die Reaktion trat ein, und so überwältigend war der Schmerz, der sich meiner bemächtigte, daß ich auf das Antlitz zu Boden fiel. Jetzt weinte ich, – Helen Burns war nicht mehr da; nichts, niemand hielt mich aufrecht; mir selbst überlassen, gab ich mich dem Jammer hin, und meine Tränen netzten den Fußboden. Ich hatte die feste Absicht gehabt, gut und brav zu werden, in Lowood so viel zu lernen; mir viele Freunde zu erwerben, Achtung zu erringen und Liebe zu ernten. Schon hatte ich sichtbare Fortschritte gemacht; noch an demselben Morgen war ich die Erste in meiner Klasse geworden; Miß СКАЧАТЬ