Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ Sachen befanden sich allerdings in einer empörenden Unordnung,« flüsterte Helen mir zu, »ich hatte die Absicht gehabt aufzuräumen, aber ich vergaß es.«

      Am nächsten Morgen schrieb Miß Scatcherd mit weithin sichtbaren Buchstaben auf ein Stück Pappe das Wort »Schlampe« und band es wie einen Denkzettel um Helens große, intelligente und milde Stirn. Geduldig und ohne Murren trug sie es bis zum Abend, es wie eine verdiente Strafe ansehend. Kaum hatte Miß Scatcherd sich nach den Nachmittags-Unterrichtsstunden zurückgezogen, als ich auf Helen losstürzte, es herabriß und es ins Feuer warf. Die Wut, deren sie nicht fähig war, hatte den ganzen Tag über in meiner Seele getobt, und große, heiße Tränen hatten fortwährend meine Wangen genetzt; denn der Anblick ihrer traurigen Resignation gab mir einen unerträglichen Stich ins Herz.

      Ungefähr eine Woche nach den oben erwähnten Erzählungen erhielt Miß Temple, welche an Mr. Lloyd geschrieben hatte, dessen Antwort; wie es schien, ergänzte das, was er sagte, meinen Bericht. Miß Temple rief die ganze Schule zusammen und verkündete, daß die Anklagen, welche gegen Jane Eyre erhoben, genau und sorgfältig untersucht worden, und daß sie glücklich sei, mich von jeder Schuld freisprechen zu können. Darauf schüttelten die Lehrerinnen mir die Hände und küßten mich, und ein Murmeln der Freude lief durch die Reihen meiner Gefährtinnen.

      Eine schwere Last war mir vom Herzen genommen; und von dieser Stunde an begann ich von neuem ernstlich zu arbeiten; ich war fest entschlossen, mir einen Weg über alle Schwierigkeiten hinfort zu bahnen; ich mühte mich ab, und der Erfolg entsprach meinen Anstrengungen; mein Gedächtnis, welches von Natur nicht sehr stark war, besserte sich durch stete Übung; mein Verstand wurde durch die Arbeit geschärft; nach einigen Wochen wurde ich in eine höhere Klasse versetzt; in weniger als zwei Monaten gestattete man mir, mit dem Französischen und Zeichnen zu beginnen. Ich lernte die ersten beiden Zeiten des Verbums être und skizzierte meine erste Hütte – deren Mauern nebenbei gesagt in schräger Richtung den hängenden Turm von Pisa bei weitem übertrafen – an demselben Tage. Als ich an jenem Abend zu Bette ging, vergaß ich, in meiner Phantasie das Barmeciden-Souper von heißen Bratkartoffeln und Weißbrot und frischgemolkener Milch zu bereiten, mit dem ich sonst mein inneres Sehnen zu befriedigen pflegte; statt dessen ergötzte ich mich an dem Anblick idealer Zeichnungen, welche ich im Dunkeln sah, alle das Werk meiner eigenen Hand: fein gezeichnete Häuser und Bäume, malerische Felsen und Ruinen, stattliche Viehherden, reizende Malereien von Schmetterlingen, welche halberschlossene Rosen umflogen; Vögel, welche an reifen Kirschen pickten, Nester von Zaunkönigen, in denen perlgroße Eier lagen, während junge Efeuranken sie umwucherten. Im Gedanken ventilierte ich auch die Möglichkeit, ob ich jemals imstande sein würde, ein gewisses kleines französisches Geschichtenbuch, welches Madame Pierrot mir an jenem Tage gezeigt hatte, fließend übersetzen zu können;– aber noch war dieses Problem nicht zu meiner Zufriedenheit gelöst, als ich sanft einschlief.

      Wie richtig hat Salomo gesagt: – »Besser ein Mahl von frischen Kräutern, wo die Liebe ist, als ein gemästeter Ochse, wo der Haß ist.«

      Jetzt hätte ich Lowood mit all seinen Entbehrungen nicht mehr gegen Gateshead-Hall mit seinem täglichen Luxus eingetauscht.

      Neuntes Kapitel

      Aber der Entbehrungen oder vielmehr der Mühseligkeiten in Lowood wurden auch weniger. Der Frühling kam´– er war in der Tat schon gekommen; die Winterfröste hatten aufgehört; der Schnee war geschmolzen, die schneidenden Winde hatten nachgelassen. Meine armen Füße, welche die Lüfte des Januar geschunden und entzündet hatten, begannen zu heilen und unter den warmen Winden des April ihre alte Gestalt anzunehmen; die Nächte und Morgen ließen mit ihrer kanadischen Temperatur nicht länger das Blut in unseren Adern erfrieren; wir ertrugen es jetzt, die Spielstunde im Garten zuzubringen; zuweilen an besonders sonnigen Tagen begann es schon angenehm und freundlich zu werden, ein zartes Grün begann die braunen Beete zu überziehen, täglich wurde es frischer und erweckte die Vorstellung, daß die Hoffnung während der Nacht über sie hinschreite und jeden Morgen schönere Spuren ihrer Schritte zurücklasse. Unter den Blättern blickten Blumen hervor: Schneeglöckchen, Krokus, dunkelrote Aurikeln und goldäugige Dreifaltigkeitsblumen. An Donnerstagnachmittagen – ein halber Ferialtag – machten wir jetzt lange Spaziergänge und fanden am Feldrain, unter den Hecken noch schönere Blumen.

      Ich entdeckte auch, daß ein großes Vergnügen, ein Genuß, welchem nur der Horizont eine Grenze setzte, außerhalb der hohen und mit eisernen Spitzen gekrönten Mauern unseres Gartens lag, – dieser Genuß bestand nämlich in der Aussicht, welche eine lange Reihe hochgipfeliger, grüner und schattiger Hügel bot – in einem klaren Bach voll dunkler Steine und funkelnder Wirbel und Strudel.

      Wie ganz anders hatte dieses Bild ausgesehen, als ich es in Frost erstarrt, in ein Leichentuch von Schnee gehüllt unter dem bleiernen Himmel des Winters gesehen! Wenn todeskalte Nebel vom Ostwind gejagt über diese düsteren Gipfel hinzogen und über Wiesen und Anhöhen hinunterrollten, bis sie sich mit dem gefrorenen Nebel des Baches vereinigten! Dieser Bach selbst war damals ein Strom, zügellos und tobend; er durchriß den Wald und erfüllte die Luft mit tosendem Lärm und wildem Sprühregen; und der Wald an seinen Ufern war nichts als eine Reihe von Gerippen.

      Aus dem April wurde Mai; ein klarer, schöner Mai; all seine Tage brachten blauen Himmel und milden Sonnenschein und leise westliche oder südliche Winde. Und jetzt reifte die Vegetation mit Macht; Lowood schüttelte seine Locken; es wurde grün und blütenreich; seine großen Ulmen- und Eschen- und Eichen-Skelette wurden majestätischem Leben zurückgegeben. Waldpflanzen sprießten in allen Ecken und Winkeln; zahllose Abarten von Moos füllten die Vertiefungen, und die wilden Schlüsselblumen bedeckten den Boden wie mit Sonnenstrahlen; oft habe ich an schattigen Stellen ihren zarten, goldigen Glanz für hellen Sonnenschein gehalten. Und alles dies genoß ich oft und voll, frei, unbewacht und fast immer allein; diese ungewohnte Freiheit, dieses Vergnügen hatte eine Ursache, von welcher zu reden jetzt meine Aufgabe sein muß.

      Habe ich die Lage meines Wohnsitzes nicht als eine reizende geschildert, wenn ich erzählte, daß dieser in Hügel und Wald gebettet liegt und sich am Rande eines Stromes erhebt? Reizend in der Tat; ob aber gesund oder nicht, das ist eine andere Frage.

      Jenes Waldtal, in welchem Lowood lag, war die Brutstätte von Nebeln und einer aus Nebel entstandenen Pestilenz; diese wuchs mit dem Frühling, kroch in das Waisenasyl, hauchte den Typhus in die überfüllten Schlafsäle und Schulzimmer, und bevor der Mai gekommen, war die Erziehungsanstalt in ein Hospital umgewandelt.

      Durch Hunger und vernachlässigte Erkältungen war die Mehrzahl der Schülerinnen für die Ansteckung veranlagt; von achtzig Mädchen wurden fünfundvierzig zu gleicher Zeit von der Krankheit ergriffen. Die Schulstunden hörten auf, alle Regeln blieben unbeachtet. Den Wenigen, welche gesund blieben, wurde eine fast unbeschränkte Freiheit gewährt, denn der Arzt bestand auf der Notwendigkeit häufiger Bewegung in freier Luft, um sie gesund zu erhalten; und selbst wenn es anders gewesen wäre, so hatte niemand Zeit oder Lust, sie zu bewachen oder zurückzuhalten. Miß Temples ganze Aufmerksamkeit war von den Patientinnen in Anspruch genommen; sie wohnte im Krankenzimmer; niemals verließ sie es, mit Ausnahme von wenigen Stunden der Nacht, wo sie selbst die ihr so nötige Ruhe suchte. Die Lehrerinnen waren vollauf mit dem Packen oder anderen notwendigen Vorbereitungen für die Abreise jener Mädchen beschäftigt, welche glücklich genug waren, Freunde und Verwandte zu besitzen, die sie von dem Seuchenherd entfernten. Viele, welche den Keim der Ansteckung bereits in sich trugen, kehrten nur nach Hause zurück, um zu sterben; einige starben in der Anstalt und wurden schnell und ruhig begraben, da die Natur der Krankheit keinen Aufschub duldete. Während so die entsetzliche Krankheit eine Bewohnerin von Lowood geworden war und der Tod sein häufiger Besucher; während innerhalb seiner Mauern Furcht und Trauer herrschten; während die Dünste eines Hospitals durch Zimmer und Korridore zogen, und Tränke und Pastillen umsonst versuchten, der Ausdünstung des Todes entgegen zu wirken, – leuchtete draußen der strahlende Mai über СКАЧАТЬ