Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ welche ich aus dieser Ursache jeden Abend erduldete, wenn meine Füße sich entzündeten, und der Schmerzen, wenn ich die geschwollenen, wunden und steifen Zehen am Morgen in die Schuhe zwängen mußte. Auch die Kargheit der Nahrung brachte uns fast zur Verzweiflung; wir hatten den regen Appetit von im Wachstum begriffener Kinder, und man gab uns kaum genug, um einen schwachen Kranken damit am Leben zu erhalten. Aus diesem Mangel an Nahrung entstand ein Mißbrauch, welcher schwer auf den jüngeren Schülerinnen lastete. Wenn sich nämlich den größeren, heißhungrigen Mädchen eine Gelegenheit dazu bot, so brachten sie die Kleinen durch Schmeicheleien oder Drohungen dahin, ihnen ihren Anteil abzutreten. Gar manchesmal habe ich zwischen zwei Anspruchmachenden den kostbaren Bissen Schwarzbrot geteilt, den wir zur Teestunde bekamen, und nachdem ich dann noch einer dritten die Hälfte vom Inhalte meines Kaffeenapfes gegeben hatte, schluckte ich den Rest zusammen mit bitteren, geheimen Tränen hinunter, welche der Hunger mir im wahrsten Sinne des Wortes erpreßte.

      Die Sonntage waren trübe Tage in dieser Winterzeit. Wir mußten zwei Meilen bis zur Kirche von Brocklehurst gehen, wo unser Schutzherr den Gottesdienst verrichtete. Halb erfroren machten wir uns auf den Weg, noch erfrorener langten wir in der Kirche an; während des Morgengottesdienstes lähmte uns die Kälte beinahe. Der Weg war zu weit, um zum Mittagessen nach Lowood zurückzukehren, daher reichte man uns zwischen den beiden Predigten eine Ration von kaltem Fleisch und Braten, welche in derselben kärglichen Proportion gehalten wurde, die man bei unseren gewöhnlichen Mahlzeiten zum Maßstab genommen.

      Nach dem Schluß des Nachmittagsgottesdienstes kehrten wir über eine hügelige, dem Winde ausgesetzte Straße nach Hause zurück. Der eisige Wintersturm, der über eine Kette schneebedeckter Hügel von Norden her blies, riß uns beinahe die Haut von den Wangen.

      Ich erinnere mich noch Miß Temples, wie sie fest in ihren schottischen Mantel gehüllt, den der Wind ihr fortwährend zu entreißen drohte, leichtfüßig und schnell an unseren ermatteten Reihen entlang ging und uns durch Worte und Beispiel ermunterte, Mut zu behalten und vorwärts zu schreiten »tapferen Soldaten gleich,« wie sie zu sagen pflegte. Die übrigen Lehrerinnen, die armen Dinger, waren gewöhnlich selbst zu niedergeschlagen, um das Unternehmen zu wagen, andere zu ermutigen und zu trösten.

      Wie wir uns nach dem Licht und der Wärme eines hellen Feuers sehnten, wenn wir nach Hause kamen! – Aber dieser Genuß blieb uns versagt – den Kleineren wenigstens. Jeder Kamin im Schulzimmer war augenblicklich von einer doppelten Reihe großer Mädchen belagert und hinter diesen krochen die kleinen Kinder in trostlosen Gruppen umher, ihre abgemagerten Arme in ihre Schürzen hüllend.

      Ein schwacher Trost ward uns in der Teestunde in Gestalt einer doppelten Brotration – eine ganze Scheibe anstatt einer halben – mit der köstlichen Zutat einer dünnen Schicht von Butter; es war ein allwöchentlicher Genuß, dem wir von Sabbath zu Sabbat sehnsuchtsvoll entgegensahen. Gewöhnlich gelang es mir, die Hälfte dieses lukullischen Mahls für mich zu behalten, die andere Hälfte mußte ich unabänderlich jedesmal verschenken.

      Der Sonntagabend wurde dazu verwandt, den Kirchenkatechismus, das fünfte, sechste und siebente Kapitel des Evangeliums St. Matthäi auswendig zu wiederholen, und eine lange Predigt mit anzuhören, welche die arme Miß Miller, deren nicht zu unterdrückendes Gähnen ihre Müdigkeit verriet, uns vorlas. Ein häufiges Intermezzo dieser Leistungen bildete die Aufführung der Rolle des Eutychus durch ungefähr ein halbes Dutzend der kleinen Mädchen. Überwältigt von Müdigkeit pflegten sie von der Bank zu fallen – wenn auch nicht vom dritten Stockwerk – und halbtot wieder emporgehoben zu werden. Die Abhilfe hiergegen bestand darin, daß man sie in das Centrum des Schulzimmers hineinstieß, wo sie gezwungen wurden auszuharren, bis die Predigt zu Ende war. Zuweilen versagten die Füße ihnen den Dienst und sie sanken in einen hilflosen Klumpen zusammen; dann pflegte man sie durch die hohen Stühle der Aufseherinnen zu stützen.

      Noch habe ich der Besuche Mr. Brocklehursts nicht Erwähnung getan; und in der Tat war dieser Ehrenmann während des größten Teils meines ersten Monats in Lowood von Hause abwesend; vielleicht zog sein Besuch bei seinem Freunde dem Erzbischof sich so sehr in die Länge.

      Seine Abwesenheit war in der Tat eine Erleichterung für mich. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß ich meine eigenen Gründe hatte, um sein Kommen zu fürchten. Aber endlich kam er doch.

      Eines Nachmittags – ich war damals gerade drei Wochen in Lowood gewesen – saß ich mit der Tafel in der Hand da und zerbrach mir den Kopf über ein langes Divisionsexempel, als meine Blicke sich ganz gedankenlos auf das Fenster richteten. In diesem Augenblick schritt eine Gestalt an demselben vorbei. Fast instinktiv erkannte ich diese hageren Umrisse, und als zwei Minuten später die ganze Schule mit Inbegriff der Lehrerinnen sich erhob, en masse erhob, brauchte ich nicht aufzublicken, um mich zu vergewissern, wessen Eintritt denn auf diese Weise begrüßt wurde. Ein langer Schritt durchmaß das Schulzimmer und gleich darauf stand neben Miß Temple, die sich ebenfalls erhoben hatte, dieselbe schwarze Säule, welche vor dem Kamin im Herrenhause von Gateshead-Hall so finster und unheilvoll auf mich herabgeblickt hatte. Jetzt blickte ich von der Seite auf dieses architektonische Werk. Ja, ich hatte mich nicht getäuscht, es war Mr. Brocklehurst, fest in seinen Überzieher geknöpft, und länger, schmäler und steifer aussehend denn je.

      Ich hatte meine besonderen Gründe, beim Anblick dieser Erscheinung zu erschrecken. Ich erinnere mich nur zu wohl der perfiden Winke, welche Mrs. Reed ihm über meinen Charakter gegeben hatte, und des von Mr. Brocklehurst gegebenen Versprechens, Miß Temple und die Lehrerinnen von meiner lasterhaften, verderbten Natur in Kenntnis zu setzen. Während der ganzen Zeit hatte ich schon die Erfüllung seines Versprechens gefürchtet; täglich hatte ich nach dem »Manne, der da kommen sollte«, um durch seine Auskunft über mein vergangenes Leben und mein Betragen mich als ein schlechtes Kind zu brandmarken, ausgesehen – jetzt war er da! Er stand neben Miß Temple; er sprach leise zu ihr ins Ohr. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß er ihr Enthüllungen über meine Schlechtigkeit machte; mit qualvoller Angst beobachtete ich ihre Blicke, jede Minute erwartete ich, ihr dunkles Auge sich voll Abscheu und Verachtung auf mich heften zu sehen. Auch horchte ich. Und da ich am oberen Ende des Zimmers saß, konnte ich den größten Teil des von ihm geführten Gesprächs hören. Der Inhalt desselben befreite mich wenigstens von der augenblicklichen Furcht.

      »Ich hoffe, Miß Temple, daß der Zwirn, den ich in Lowton gekauft habe, genügen wird. Es fiel mir ein, daß diese Qualität gerade für die Calikohemden gut sein werde und ich habe auch die dazu passenden Nadeln ausgesucht. Wollen Sie Miß Smith sagen, daß ich vergaß, mir die Stopfnadeln zu notieren; nächste Woche wird sie indessen mehrere Päckchen derselben bekommen, und sagen Sie ihr auch, daß sie jeder Schülerin unter keiner Bedingung mehr als eine Nadel zur Zeit gibt, wenn sie mehre davon haben, werden sie oft nachlässig und verlieren sie nur. Und dann, o, Miß Temple! Ich wünschte wirklich, daß den wollenen Strümpfen mehr Beachtung geschenkt würde! – Als ich das letztemal hier war, ging ich in den Küchengarten und besah mir die Wäsche, welche auf der Leine trocknete. Eine ganze Menge der schwarzen Strümpfe war auf die mangelhafteste Weise gestopft. Aus der Größe der Löcher, welche ich in ihnen bemerkte, schloß ich, daß sie nicht gut ausgebessert sein konnten.«

      Hier hielt er inne.

      »Ihre Weisungen sollen befolgt werden, Sir,« sagte Miß Temple,

      »Und, Madam,« fuhr er fort, »die Wäscherin erzählt mir, daß einige der Mädchen zwei reine Halskrausen in der Woche gehabt haben; das ist viel zu viel. Die Hausregel beschränkt sie auf eine

      »Ich glaube, Sir, daß ich diesen Umstand genügend erklären kann. Am vorigen Donnerstag waren Agnes und Catherine Johnston eingeladen, bei ihren Freunden in Lowton den Tee zu nehmen. Ich gab ihnen die Erlaubnis, für diese Gelegenheit reine Halskrausen anzulegen.«

      Mr. Brocklehurst nickte.

      »Nun, für einmal mag es hingehen, aber ich ersuche Sie, diesen Fall nicht СКАЧАТЬ