Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ jetzt habe ich dir genug geantwortet. Jetzt will ich lesen.«

      In diesem Augenblick erklang die Glocke, die uns zum Mittagessen rief. Alle kehrten zurück in das Haus. Der Geruch, welcher jetzt das Refektorium füllte, war kaum appetitlicher als jener, welcher unsere Nasen beim Frühstück regaliert hatte. Das Mittagessen wurde in zwei unendlich großen Zinnschüsseln serviert, aus denen ein scharfer Dampf aufstieg, der stark an ranziges Fett erinnerte. Ich fand, daß dieses Gemengsel aus bedeutungslosen Kartoffeln und seltsamen Fetzen rötlichen Fleisches bestand, die untereinander gerührt und zusammen gekocht waren. Von dieser köstlichen Speise wurde jeder Schülerin eine ziemlich große Portion vorgesetzt. Ich aß so viel ich konnte und fragte mich still verwundert, ob die Kost der anderen Tage nicht besser sein würde als diese.

      Nach dem Mittagessen verfügten wir uns sofort in das Schulzimmer. Die Stunden begannen von neuem und dauerten bis fünf Uhr.

      Die einzig bemerkenswerte Begebenheit des Nachmittags bestand darin, daß ich sah, wie das Mädchen, mit dem ich in der Veranda gesprochen von Miß Scatcherd mit Schimpf und Schande aus der Weltgeschichtsstunde gejagt wurde und inmitten des großen Schulzimmers stehen mußte. Die Strafe schien mir im höchsten Grade entehrend, besonders für ein so großes Mädchen, das mehr als dreizehn Jahre zu zählen schien. Ich erwartete bei ihm Anzeichen von großer Scham und Verzweiflung zu sehen, aber zu meinem größten Erstaunen weinte sie weder noch errötete sie; gefaßt, wenn auch ernst, stand sie da, aller Blicke waren auf sie gerichtet. »Wie kann sie das so ruhig – so gefaßt tragen?« fragte ich mich. »Wenn ich an ihrer Stelle wäre, so würde ich doch gewiß wünschen, daß die Erde sich öffnen möchte, um mich zu verschlingen. Sie sieht aus, als dächte sie an etwas, das über ihre Strafe hinaus liegt – – über ihre ganze Lage, an etwas, das nicht um sie, nicht vor ihr ist. Ich habe von wachen Träumen gehört – träumt sie jetzt einen solchen Traum? Ihre Augen sind auf den Boden geheftet, aber ich bin überzeugt, daß sie ihn nicht sehen – ihr Auge scheint nach innen gewendet, in ihr Herz gesenkt, sie sieht nur die Dinge, die in ihrer Erinnerung leben, nichts, was die Gegenwart ihr bringt. Ich möchte doch wissen, was für ein Mädchen sie ist – ob gut oder unartig.«

      Bald nach fünf Uhr Nachmittags hatten wir wieder eine Mahlzeit, die aus einem kleinen Becher Kaffee und einer halben Schnitte Schwarzbrot bestand. Ich verschlang mein Brot und trank meinen Kaffee mit wahrem Ergötzen. Aber ich wäre froh gewesen, wenn ich doppelt so viel gehabt hätte – ich war noch hungrig. Darauf folgte eine halbstündige Erholung, und dann begannen die Studien von neuem. Schließlich kam das Glas Wasser mit dem Stückchen Haferkuchen, das Gebet und das Schlafengehen. – Das war mein erster Tag in Lowood.

      Sechstes Kapitel

      Der nächste Tag begann wie der vorige. Wir standen beim Lampenlicht auf und kleideten uns an, aber an diesem Morgen mußten wir von der Zeremonie des Waschens dispensiert werden – das Wasser in den Wasserkrügen war gefroren. Am Abend vorher war eine Veränderung im Wetter eingetreten, und ein scharfer Nordostwind, der die ganze Nacht durch die Ritzen in unseren Schlafzimmerfenstern gepfiffen, hatte uns in unseren Betten vor Kälte beben und den Inhalt der Waschkrüge zu Eis gefrieren gemacht.

      Bevor die langen anderthalb Stunden des Gebets und des Bibellesens zu Ende waren, war ich nahe daran, vor Kälte ohnmächtig zu werden. Endlich kam die Frühstückszeit, und an diesem Morgen war der Haferbrei nicht angebrannt, die Qualität war eßbar, die Quantität ließ viel zu wünschen übrig. Wie klein erschien mir doch meine Portion! Ich wünschte, sie wäre doppelt so groß gewesen.

      Im Laufe des Tages wurde ich der vierten Klasse als Schülerin eingereiht, und regelmäßige Aufgaben und Beschäftigungen wurden mir angewiesen; bis jetzt war ich nur Zuschauerin bei den Vorgängen in Lowood gewesen, jetzt sollte ich eine der Mitspielenden werden. Da ich wenig daran gewöhnt gewesen, auswendig zu lernen, schienen die Aufgaben mir unendlich lang und schwer, auch der häufige Wechsel des Gegenstandes der Lektionen verwirrte mich; ich war daher froh, als Miß Smith mir gegen 3 Uhr Nachmittags einen zwei Ellen langen Streifen weißen Musselins samt Fingerhut und Schere gab und mir gebot, mich in einen stillen Winkel des Schulzimmers zu setzen, wo sie mir Anweisungen gab, wie ich säumen sollte. Um diese Zeit nähte auch die Mehrzahl der anderen Mädchen, nur eine Klasse war noch um Miß Scatcherds Stuhl gruppiert und mit Lesen beschäftigt. Da tiefe Stille herrschte, konnte man den Gegenstand des Unterrichts deutlich vernehmen und ebenso die Art und Weise, wie jedes Mädchen sich ihrer Aufgabe entledigte, oder Miß Scatcherd ihre Mißbilligung oder Anerkennung zu verstehen gab. Es war die englische Weltgeschichte. Unter den Leserinnen bemerkte ich meine Bekannte von der Veranda; beim Beginn der Lektion hatte sie ihren Platz als Erste der Klasse gehabt, aber wegen irgend eines Irrtums in der Aussprache oder einer Unaufmerksamkeit in Bezug auf Interpunktion wurde sie plötzlich an das Ende der Schülerinnenreihe geschickt. Und selbst noch in dieser obskuren Stellung blieb sie unausgesetzt ein Gegenstand für Miß Scatcherds beständige Aufmerksamkeit; fortwährend richtete sie Worte wie die folgenden an sie:

      »Burns,« (dies schien ihr Name zu sein; die Mädchen wurden hier, wie anderswo die Knaben, mit ihren Familiennamen angeredet). »Burns, du stehst schon wieder einwärts, augenblicklich die Fußspitzen nach außen.« – »Burns, weshalb steckst du das Kinn in so häßlicher, unangenehmer Weise vor? Halte den Kopf gerade!« – Burns, ich bestehe darauf, daß du dich gerade hältst, ich will dich in solcher Stellung nicht vor mir sehen,« u. s. w., u. s. w.

      Als ein Kapitel zweimal durchgelesen war, wurden die Bücher geschlossen und die Mädchen geprüft. Die Lektion hatte einen Teil der Regierung Karls I. umfaßt, und es waren unterschiedliche Fragen über Tonnengeld und Pfund- und Schiffszoll gestellt worden, welche die meisten der Mädchen zu beantworten außerstande gewesen. Jede kleine Schwierigkeit jedoch wurde gelöst, wenn sie zu Burns kam; ihr Gedächtnis schien die Substanz der ganzen Lektion gefaßt zu haben, und sie hatte für jeden Punkt eine Antwort bereit. Ich saß da und wartete freudig erregt, daß Miß Scatcherd ihre Aufmerksamkeit rühmen würde, statt dessen rief sie plötzlich aus:

      »Du schmutziges, widerwärtiges Mädchen! Heute morgen hast du deine Nägel wieder nicht gereinigt!«

      Burns antwortete nicht, ich wunderte mich über ihr Schweigen.

      »Weshalb,« dachte ich, »erklärt sie denn nicht, daß sie weder ihr Gesicht waschen noch ihre Nägel reinigen konnte, da das Wasser gefroren war?«

      Hier wurde meine Aufmerksamkeit durch Miß Smith abgelenkt, welche mich bat, ihr beim Abwinden des Zwirns behilflich zu sein. Während sie ihn abwickelte, sprach sie von Zeit zu Zeit mit mir, fragte, ob ich schon früher eine Schule besucht habe, ob ich zeichnen, sticken, stricken könne u. s. w.; als sie mich endlich entließ, konnte ich meine Beobachtungen über Miß Scatcherds Verhalten nicht fortsetzen. Als ich auf meinen Sitz zurückkehrte, erteilte diese Dame gerade einen Befehl, dessen Inhalt ich nicht verstehen konnte. Burns verließ jedoch augenblicklich die Klasse und trat in ein kleines, inneres Zimmer, wo die Bücher aufbewahrt wurden. Nach kaum einer halben Minute kehrte sie zurück und trug in ihrer Hand ein kleines Reisigbündel, das an einem Ende zusammen gebunden war. Dieses ominöse Werkzeug überreichte sie Miß Scatcherd mit einem respektvollen Knicks, dann löste sie schweigend, ohne daß es ihr befohlen wurde, ihre Schürze – und augenblicklich versetzte die Lehrerin ihr mindestens ein Dutzend scharfer Streiche mit der Rute auf Arme und Nacken. Nicht eine einzige Träne trat in Burns Augen und während ich mit meiner Arbeit innehielt, weil ein Gefühl ohnmächtigen, hilflosen Zorns meine Finger erbeben machte, veränderte nicht ein einziger Zug in ihrem nachdenklichen, ernsten Gesicht seinen Ausdruck.

      »Verhärtetes Mädchen!« rief Miß Scatcherd aus, »nichts kann dich von deinen unordentlichen Gewohnheiten heilen! – Trage die Rute wieder fort.«

      Burns gehorchte. Ich sah ihr scharf ins Gesicht, als sie wieder aus der Bücherkammer heraustrat. Sie schob gerade ihr СКАЧАТЬ