Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ die ganze Geschichte meiner traurigen Kindheit. Durch die Erregung sehr erschöpft, sprach ich in gemäßigteren Ausdrücken, als ich es sonst zu tun pflegte, wenn ich auf dieses qualvolle Thema kam; und Helens Warnung gedenkend, mich dem Rachegefühl nicht rückhaltslos hinzugeben, ließ ich viel weniger Galle und Wermut in die Erzählung einfließen, als es sonst wohl geschah. So vereinfacht und beschränkt, klang sie sehr glaubwürdig: während ich sprach, empfand ich, daß Miß Temple mir vollen Glauben schenkte.

      Im Laufe der Erzählung hatte ich erwähnt, daß Mr. Lloyd gekommen sei, um mich nach jenem Krampfanfalle zu besuchen; denn niemals vergaß ich die für mich so entsetzliche Episode in dem roten Zimmer; wenn ich diese Details erzählte, konnte ich gewiß sein, daß meine Erregung in einem gewissen Grade die Grenzen überschritt; denn selbst in meiner Erinnerung noch hatte die Todesangst sich frisch erhalten, welche sich meiner bemächtigte, als Mrs. Reed mein wildes Flehen um Verzeihung verlachte und mich zum zweitenmal in das düstere, gespenstische Zimmer sperrte.

      Ich war zu Ende. Schweigend betrachtete Miß Temple mich einige Minuten; dann sagte sie:

      »Ich habe von Mr. Lloyd gehört; ich werde an ihn schreiben; wenn seine Antwort mit deinen Angaben übereinstimmt, so sollst du öffentlich von jeder Anklage freigesprochen werden. Für mich, Jane, stehst du schon jetzt unschuldig da.«

      Sie küßte mich und behielt mich noch an ihrer Seite. Mir gewährte das Betrachten ihres Angesichts, ihres Kleides, ihrer wenigen prunklosen Schmuckgegenstände, ihrer weißen Stirn, ihrer dicken, glänzenden Locken und strahlenden schwarzen Augen ein kindliches Vergnügen. Zu Helen Burns gewandt, fuhr sie fort:

      »Wie geht es dir heute Abend, Helen? Hast du während des ganzen Tages viel gehustet?«

      »Nicht ganz so viel wie sonst, glaube ich.«

      »Und der Schmerz in deiner Brust?«

      »Er ist nicht mehr so heftig.«

      Miß Temple erhob sich, nahm ihre Hand und prüfte den Puls. Dann kehrte sie auf ihren Sitz zurück; ich hörte, wie sie leise seufzte. In Nachdenken versunken, verharrte sie einige Minuten; dann erwachte sie gleichsam und sagte fröhlich:

      »Aber heute Abend seid ihr beide meine Gäste; ich muß euch als solche bewirten.« Sie zog die Glocke.

      »Barbara,« sprach sie zu dem Mädchen, welches hierauf eintrat, »ich habe noch keinen Tee getrunken, bringe das Teebrett und bringe auch Tassen für diese beiden jungen Damen.«

      Bald wurde das Teebrett gebracht. Wie hübsch erschienen der glänzende Teetopf und die Porzellantassen meinen Augen, als sie auf dem kleinen Tisch neben dem Kamin standen! Wie köstlich war das Aroma des heißen Getränks. Und nun erst der Duft der gerösteten Weißbrotschnitten! Zu meinem Bedauern – denn der Hunger begann jetzt, sich bei mir fühlbar zu machen – sah ich nur eine kleine Portion davon auf dem Teller; auch Miß Temple schien diese Entdeckung zu machen,

      »Barbara,« sagte sie, »könntest du mir nicht noch etwas Brot und Butter bringen? Es ist nicht genug für drei.«

      Barbara ging hinaus. – Gleich darauf kam sie zurück.

      »Madame, Mrs. Harden sagt, sie habe die gewöhnliche Portion heraufgeschickt.«

      Ich muß bemerken, daß Mrs. Harden die Haushälterin war, eine Frau nach Mr. Brocklehursts Herzen, die aus gleichen Teilen Fischbein und Eisen zusammengesetzt war. »Schon gut, schon gut!« entgegnete Miß Temple; »dann muß es wohl für uns genug sein, Barbara.« Als das Mädchen fort war, fügte sie lächelnd hinzu: »Glücklicherweise liegt es in meiner Macht, dem Mangel dieses eine Mal noch abzuhelfen,«

      Nachdem sie Helen und mich aufgefordert hatte, uns an den Tisch zu setzen, und jeder von uns eine Tasse heißen Tee's und eine Scheibe köstlichen gerösteten Weißbrots gegeben hatte, erhob sie sich, öffnete eine Schieblade, nahm aus derselben ein in Papier gewickeltes Paket und enthüllte vor unseren Augen einen großen, prächtigen Krümelkuchen,

      »Ich hatte die Absicht, jeder von euch ein Stück hiervon mit auf den Weg zu geben,« sagte sie, »da man uns aber so wenig Toast bewilligt hat, sollt ihr es jetzt schon haben,« und sie begann mit großmütiger Hand, den Kuchen in Scheiben zu schneiden.

      Wir schmausten an diesem Abend wie von Nektar und Ambrosia; und es war nicht die kleinste Freude dieses Festes, daß unsere Wirtin uns mit freundlich zufriedenem Lächeln zusah, wie wir unseren regen Appetit an den köstlichen Leckerbissen, welche sie uns vorsetzte, stillten. Als der Tee getrunken und der Tisch abgeräumt war, rief sie uns wieder an den Kamin; wir setzten uns an jede Seite von ihr, und jetzt folgte ein Gespräch zwischen Helen und ihr, welchem lauschen zu dürfen allerdings eine Begünstigung war.

      Miß Temple hatte stets etwas von Seelenfrieden in ihrem Äußeren, von Hoheit in ihrer Miene, von geläutertem Anstand in ihrer Sprache, welches jede Abweichung in das Feurige, Erregte, Ungestüme ausschloß – ein Etwas, welches die Freude jener heiligte, welche ihr zuhörten, welche sie anblickten, und allen ein Gefühl der Ehrfurcht einflößte. In diesem Augenblick war es auch meine Empfindung: – was aber Helen Burns anbetraf, so überraschte sie mich aufs höchste.

      Das erfrischende Mahl, das wärmende Feuer, die Gegenwart ihrer geliebten Lehrerin oder vielleicht mehr als alles dieses etwas in ihrem eigenen seltenen Gemüt, hatte alle Kräfte und Gaben in ihr geweckt. Sie erwachten, sie entflammten; zuerst glühten sie in den strahlenden Farben ihrer Wangen, welche ich bis zu dieser Stunde niemals anders als bleich und blutleer gekannt hatte; dann strahlten sie in dem feuchten Glanz ihrer Augen, welche plötzlich eine Schönheit bekommen hatten, die noch eigentümlicher war, als jene Miß Temples – eine Schönheit, die weder in der schönen Farbe noch in den langen Wimpern oder den herrlich gezeichneten Augenbrauen lag, – sondern in dem Ausdruck, in der Bewegung, in dem Glanz. Jetzt trug sie das Herz auf der Zunge und die Sprache floß – aus welcher Quelle weiß ich nicht – denn hat ein vierzehnjähriges Mädchen ein Herz, das groß genug, stark und kräftig genug ist, um den brausenden Quell der reinen, vollen, feurigen Beredsamkeit fassen zu können? Dies war die Eigenart von Helens Gesprächsweise an diesem mir unvergeßlichem Abende; es war, als wolle ihr Geist sich beeilen, in einer kurzen Spanne Zeit ebenso voll und ganz zu leben, wie die meisten Menschen während eines langen Daseins.

      Sie sprachen über Dinge, von denen ich niemals gehört hatte; von längst geschwundenen Zeiten und Nationen; von fernen Ländern, von entdeckten oder nur geahnten Naturgeheimnissen – sie sprachen von Büchern. Wie viele sie gelesen hatten! Welchen reichen Schatz von Kenntnissen sie besaßen! Dann schienen sie so vertraut mit französischen Namen und französischen Schriftstellern; aber mein Erstaunen stieg aufs höchste, als Miß Temple Helen fragte, ob sie zuweilen einen freien Augenblick erübrigen könne, um das Latein, welches ihr Vater sie gelehrt hatte, zu wiederholen; dann nahm sie ein Buch von einem Bücherbrett und bat sie, eine Seite des Virgil zu lesen und zu übersetzen; Helen gehorchte und mein Sinn für Verehrung und Hochachtung erweiterte sich, während ich lauschte. Kaum hatte sie geendet, als die Glocke ertönte, welche die Zeit des Schlafengehens verkündete; wir durften nicht länger verweilen; Miß Temple umarmte uns beide und sagte während sie uns an ihr Herz zog:

      »Gott segne euch, meine Kinder!«

      Helen hielt sie ein wenig länger ans Herz gedrückt als mich; sie ließ sie widerstrebender von sich; Helen folgte ihr Auge bis an die Tür; ihr galt der traurige Seufzer, welcher ihre Brust hob, ihr die Träne, welche sie schnell zu trocknen bemüht war.

      Als wir das Schlafzimmer erreichten, hörten wir Miß Scatcherds Stimme; sie sah nach, ob die Schiebladen in Ordnung waren; gerade hatte sie jene von Helen Burns herausgezogen, und als wir eintraten, wurde Helen mit einem scharfen СКАЧАТЬ