Jane Eyre. Charlotte Bronte
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Читать онлайн книгу Jane Eyre - Charlotte Bronte страница 17

Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

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СКАЧАТЬ bedrückte mich nicht mehr als sonst. Ich lehnte mich gegen einen Pfeiler der Veranda, zog meinen grauen Mantel fest um mich zusammen und indem ich versuchte, die Kälte, die mich von außen schmerzte, und den unbefriedigten Hunger, der von innen an mir nagte, zu vergessen, gab ich mich ganz der Beschäftigung hin, zu beobachten und nachzudenken. Meine Reflexionen waren zu unbestimmt und zu fragmentarisch, als daß sie einer Erwähnung verdienten. Ich wußte noch kaum, wo ich mich eigentlich befand. Gateshead und mein bisheriges Leben schienen in einer unermeßlichen Ferne zu verschwinden, die Gegenwart war seltsam und vag und von der Zukunft wagte ich nicht, mir irgend ein Bild zu machen. Ich blickte in dem klösterlichen Garten umher, dann zum Hause hinauf. Es war ein großes Gebäude, dessen eine Hälfte grau und alt erschien, während die andere ganz neu war. Dieser neue Teil, welcher das Schulzimmer und den Schlafsaal enthielt, hatte vergitterte Bogenfenster, die ihm ein kirchenähnliches Aussehen gaben. Eine steinerne Tafel oberhalb der Tür trug die Inschrift:

      »Institut von Lowood. – Dieser Teil des Hauses wurde wieder erbaut an. dom. ... durch Naomi Brocklehurst von Brocklehurst-Hall in dieser Grafschaft.«

      »Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.« Ev. Matthäi, 16.

      Wieder und wieder las ich diese Worte. Ich fühlte, daß sie noch eine Erklärung haben mußten, und war außerstande, ihren ganzen Inhalt zu erfassen. Noch dachte ich über die Bedeutung des Wortes »Institut« nach und bemühte mich, einen Zusammenhang zwischen den ersten Worten und dem Bibelvers zu finden, als ein hohler Husten hinter mir mich veranlaßte, den Kopf zu wenden.

      Ich sah ein Mädchen auf einer nahen Steinbank sitzen, sie war über ein Buch gebeugt, dessen Inhalt sie vollständig zu fesseln schien. Von der Stelle aus, wo ich stand, konnte ich den Titel lesen – es war »Rasselas«, ein Name, der mich seltsam dünkte und mich infolgedessen fesselte. Als sie ein Blatt umwandte, blickte sie zufällig auf, und sogleich sagte ich:

      »Ist dein Buch interessant?« Ich hatte bereits den Entschluß gefaßt, sie eines Tages zu bitten, daß sie es mir leihen möge.

      »Mir gefällt es,« sagte sie nach einer Pause von einigen Sekunden, während welcher sie mich angeblickt.

      »Wovon handelt es denn?« fuhr ich fort. Noch weiß ich kaum, woher ich den Mut nahm, in dieser Weise eine Konversation mit einer gänzlich Unbekannten anzufangen, – es war so gänzlich meiner sonstigen Gewohnheit und meiner Natur entgegen, aber ich glaube, daß ihre Beschäftigung irgend eine sympathische Seite in mir berührt hatte, denn auch ich liebte die Lektüre, obgleich die meine stets kindisch und nichtssagend gewesen war; die schwere und ernste konnte ich weder verstehen noch verdauen.

      »Du darfst es dir ansehen,« sagte das Mädchen und gab mir das Buch.

      Das tat ich. Eine kurze Besichtigung überzeugte mich, daß der Inhalt weit weniger fesselnd war als der Titel. »Rasselas« schien meinem seichten Geschmack höchst langweilig; ich fand nichts von Feen, von Genien, die eng gedruckten Seiten schienen keine fröhliche Abwechslung zu bieten. Ich gab ihr das Buch zurück. Sie nahm es ruhig und ohne ein weiteres Wort zu sprechen war sie im Begriff, sich ganz ihrer früheren Beschäftigung wieder hinzugeben, als ich noch einmal wagte, sie zu stören:

      »Kannst du mir sagen, was die Inschrift dort auf dem Stein über der Tür bedeutet? Was ist »Institut von Lowood?«

      »Es ist das Haus, in welchem du hier lebst.«

      »Und weshalb nennen sie es Institut? Ist es denn in irgend einer Weise von anderen Schulen verschieden?«

      »Es ist zum Teil eine Mildtätigkeits-Schule. Du und ich und alle übrigen sind Mildtätigkeits-Zöglinge. Ich vermute, daß du eine Waise bist; ist nicht dein Vater oder deine Mutter tot?«

      »Sie sind beide tot, schon lange, ich habe gar keine Erinnerung mehr an sie.«

      »Nun, all die Mädchen hier haben entweder Vater oder Mutter oder beide Eltern verloren, und man nennt dies ein Institut für die Erziehung von Waisen.«

      »Bezahlen wir denn kein Schulgeld? Werden wir hier umsonst erhalten?«

      »Wir oder unsere Verwandten bezahlen fünfzehn Pfund Sterling jährlich.«

      »Weshalb nennt man uns denn Mildtätigkeits-Kinder?«

      »Weil fünfzehn Pfund nicht hinreichend sind für Kost und Schule – und das Fehlende wird durch Subskriptionen aufgebracht.«

      »Wer subskribiert denn?

      »Verschiedene barmherzige Damen und Herren in dieser Gegend und in London.«

      »Wer war Naomi Brocklehurst?«

      »Die Dame, welche den neuen Teil dieses Hauses gebaut hat, wie die Inschrift besagt, und deren Sohn hier alles überwacht und anordnet.«

      »Weshalb tut er das?«

      »Weil er der Schatzmeister und Verwalter des ganzen Instituts ist.«

      »Dann gehört dieses Haus also nicht der großen, schlanken Dame, welche eine Uhr trägt, und die sagte, daß wir Brot und Käse bekommen sollten?«

      »Miß Temple? O nein! Ich wollte, es gehörte ihr! Sie ist Mr. Brocklehurst für alles, was sie tut, verantwortlich. Mr. Brocklehurst kauft alle Nahrungsmittel und alle Kleider für uns.«

      »Wohnt er hier?«

      »Nein – zwei Meilen von hier, in einem großen, prächtigen Herrenhause.«

      »Ist er ein guter Mann?«

      »Er ist ein Geistlicher, und man sagt, daß er sehr viel Gutes tut.«

      »Sagtest du, daß die schlanke Dame Miß Temple heißt?«

      »Ja.«

      »Und wie heißen die anderen Lehrerinnen?«

      »Die eine mit den roten Wangen heißt Miß Smith, sie muß auf die Handarbeiten achten und schneidet zu – denn wir nähen unsere eigene Wäsche, unsere Kleider und unsere Mäntel – kurzum alles; die kleine mit dem schwarzen Haar heißt Miß Scatcherd, sie lehrt Geschichte und Grammatik und überhört die Repetitionen der zweiten Klasse; die dritte, die ein Tuch trägt und das Taschentuch mit einem gelben Bande an der Seite festgebunden hat, ist Madame Pierrot, sie kommt aus Lisle in Frankreich und lehrt Französisch.«

      »Liebst du die Lehrerinnen?«

      »O ja, so ziemlich.«

      »Liebst du auch die kleine Schwarze und die Madame – – –? Ich kann ihren Namen nicht so gut aussprechen wie du.«

      »Miß Scatcherd ist heftig – du mußt dich hüten, sie ärgerlich zu machen. Madame Pierrot ist gerade keine böse Person.«

      »Aber Miß Temple ist die beste – nicht wahr?«

      »Miß Temple ist sehr klug und sehr gut; sie steht über all den anderen, weil sie viel mehr weiß, als sie.«

      »Bist du schon lange hier?«

      »Zwei Jahre.«

      »Bist du eine Waise?«

      »Meine Mutter ist tot.«

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