Zwischen meinen Inseln. Ole R. Börgdahl
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Читать онлайн книгу Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl страница 6

Название: Zwischen meinen Inseln

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783847621041

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СКАЧАТЬ Kapitän hat extra den Kurs geändert und ist näher herangefahren. Er hat die Haie verflucht, sie als Biester und Bestien beschimpft und seinen Steuermann auf das Getümmel im Wasser schießen lassen. Es sind wohl einige Haie getroffen worden und sofort haben sich die anderen auf die Opfer gestürzt. Das Wasser färbte sich rot, es war grausam aber auch sehr interessant. Ich habe nie zuvor Haie so aus der Nähe gesehen. Delphine begleiten die Segelschiffe ja häufiger, aber Haie schwimmen wohl eher unter der Meeresoberfläche, es sei denn, sie haben eine Beute. Irgendwann hat der Kapitän dann das Zeichen zum Aufhören gegeben und uns wieder auf Kurs gebracht.

      Taiohae, 12. Juli 1910

      Vater hat die beiden Zeichnungen immer in einem Regal in seinem Arbeitszimmer stehen. Jetzt hat er sie gerahmt und im Wohnzimmer aufgehängt. Ich habe heute davorgestanden. Wir waren noch so klein und trugen diese Sonnenhüte. Ich hocke vor einem Fischerboot und Thérèse steht auf ihrem Bild neben einem großen Korb. Dieser Maler, dieser Monsieur Gauguin, hat es so gezeichnet, wohl, damit wir uns voneinander unterscheiden, denn sonst bin ich wie Thérèse und Thérèse ist wie ich. Vater spricht nie von Mutter. Er hat einmal gesagt, ich könne zu ihr fahren, wenn ich wollte, ich könne bei ihr und Thérèse leben, in Frankreich. Vater wird mich nicht begleiten und darum will auch ich nicht fort. Ich will ihn nicht alleine zurücklassen. Wir gehören zusammen, nachdem er mich doch schon einmal verloren hat.

      Taiohae, 7. August 1910

      Ich habe noch nie Karten gespielt und wir hatten auch bislang keine Karten zu Hause. Vater hat jetzt aber fünf Päckchen mit Spielkarten geschenkt bekommen. Sie riechen noch ganz nach Farbe und sind richtig fest und glatt. Vater hat gefragt, ob er sie gleich ins Feuer geben soll, um mich nicht zu verderben. Ich habe natürlich Nein gesagt. Vater hat dann überlegt, ob er ein Kartenspiel kennt, das er mir beibringen kann. Er hat einen Stapel Karten nachdenklich gemischt und weiter überlegt. Dann sagte er mir, dass ich jetzt Piquet erlernen würde. Jeder von uns hat zwölf Karten bekommen, die restlichen acht wurden auf den Tisch gelegt. Dann haben wir unser Blatt angesehen und noch einmal Karten ausgetauscht. Vater hat immer alles vorgemacht, die ersten Partien haben wir offen gespielt, damit ich lerne, worum es geht. Vater hat mir auch das Zählen der Punkte beigebracht, was ich am schnellsten verstanden habe. Beim eigentlichen Kartenspiel muss man versuchen, die Karte des anderen auszustechen, also eine höhere Karte dagegenzuhalten, um einen Stich zu gewinnen. Ich habe solche Begriffe gelernt wie Farbe bekennen, Sexte, Octave oder Cartes blanches. Nach jeweils sechs Spielen steht ein Gewinner fest. Je länger wir gespielt haben und je besser ich es verstanden habe, desto interessanter war es für mich.

      Taiohae, 25. August 1910

      Ich bin erst gestern wieder nach Hause gekommen. Ich war wie schon die letzten Monate wieder auf Ua Huka, eine kurze Woche lang. Ich habe in Onoos Familie gelebt, mit ihnen vom selben Tisch gegessen und später in der Küche geholfen. Vanessa ist mir zu einer kleinen Freundin geworden. Die Frauen in Onoos Familie sind in der Minderheit. Vanessa nennt mich ihre große Schwester, sie ist gerade einmal sieben und ich schon fünfzehn. Ich lese ihr oft vor, obwohl meine Bücher nicht immer der richtige Stoff für eine Siebenjährige sind. So erzähle ich ihr Märchen, die ich aus dem Gedächtnis vortrage. Ihre Mutter und die beiden alten Frauen hören auch zu, wenn ihre Arbeit es zulässt. Ich weiß allerdings nicht, ob sie mein Französisch immer verstehen. Selbst Vanessa und auch Onoo haben damit noch ihre Schwierigkeiten. Ich selbst versuche einige Worte Marquesanisch zu lernen. Vieles lerne ich in der Küche und ebenso vieles bringen mir Onoo und Vanessa bei. Die Grammatik, sofern es eine gibt, habe ich bisher noch nicht richtig durchschaut. Onoo versteht sich nicht auf diese Dinge, sondern verwendet die Grammatik ohne mir eindeutige Regeln nennen zu können. Einmal habe ich Onoo auf die Felder begleitet. Sie lagen hoch oben zur Steilküste hin. Es gab Vanille, herrlich duftend und wir haben Mangos geerntet, ein Obst, das es zu jeder Mahlzeit gibt, genauso wie die Bananen, die mehr im Tal wachsen. In die Kokosnusshaine, von denen die Ropaatis mehrere besitzen, hat mich Onoo nicht mitgenommen. Es sei zu gefährlich, hat er mir erzählt und mir die Gefahr mit den herabfallenden Nüssen beschrieben. Die Palmen sind oft mehr als dreißig Fuß hoch und die Nüsse hängen ganz oben in den Kronen. Auf dem Weg zur Erde werden die Kokosnüsse zu gefährlichen Geschossen. Wir haben dafür aber Kokosnüsse geschält, was eine harte Arbeit ist. Ich habe auf einer Art Hocker gesessen, vor einem ein Metallspieß, neben einem Berg von Nüssen. Ich habe dann eine Kokosnuss genommen und sie auf den Spieß gehackt. Dann habe ich gezogen und die faserige Schale aufgerissen, um an die harte Nuss zu gelangen. Ich habe nur eine Nuss geschafft, dann waren meine Kräfte am Ende. Mit etwas Übung schaffe ich sicherlich mehr, aber es ist keine richtige Arbeit für mich. Besser gefallen hat mir dagegen das Monoimachen. Onoo hat mir schon des Öfteren den Tiare-Busch gezeigt. Seine Blüten duften so herrlich. Die gepflückten Blüten werden in Kokosnussöl eingelegt. Selbst Vanessa konnte mir erklären, dass das Öl die guten Stoffe aus den Tiare-Blüten aufnimmt und so zum Monoi-Öl wird. Ich kenne das Monoi-Öl schon seit Langem, seinen Geruch verbinde ich immer mit ganz frühen Erinnerungen. Ich war noch sehr klein und ich wurde mit dem Öl eingerieben. Ich wusste bislang aber nicht, wie Monoi-Öl gemacht wird, jetzt weiß ich es und habe es sogar selbst hergestellt. Onoo hat mir ein kleines Fässchen geschenkt, mit ganz frischem Monoi, das wir gerade erst gemacht haben. Ich will es jetzt jeden Tag benutzen, es riecht ja auch so gut und macht die Haut schön weich. Vanessa benutzt es auch für ihr Haar, was ich nicht so bevorzuge.

      Taiohae, 12. September 1910

      Vater hat es sich gestern mit einem Glas Absinth gemütlich gemacht. Er öffnet die Flasche ja nur sehr selten. In den vergangenen Tagen hat er viel in der Dunkelkammer gearbeitet. Es sind gute Aufnahmen geworden, ich habe sie mir angesehen. Das meiste ist wohl entstanden, als ich auf Ua Huka war. Wir haben die Bilder dann noch gemeinsam sortiert und die Päckchen fertiggemacht. Vater sagte, sie würden nach links und nach rechts gehen. Mit links meint er Australien, eine Adresse in Brisbane und zwei in Sydney. Rechts ist Amerika. Ein Päckchen nach San Francisco und eines sogar nach New York. Ich habe noch nie eine Zeitung oder ein Magazin gesehen, das Vaters Bilder gedruckt hat, aber die Zeitschriften aus Amerika oder Australien erreichen uns hier ja auch nur selten. Ich habe mir dann ebenfalls ein Glas genommen und den Absinth probiert, nur einen ganz kleinen Schluck. Vater hat nicht protestiert, weil er gleich gesehen hat, dass es mir nicht schmeckt. Ich musste sofort an den Matrosen denken, der sich vor meinen Augen erbrochen hat. Erst wurde mir auch etwas übel, aber dann kam doch ein wohlig warmes Gefühl in meinen Bauch. Trotzdem wird mir dieses Getränk wohl niemals schmecken.

      Taiohae, 3. Oktober 1910

      Ich werde einen Liebesbrief schreiben, einen Liebesbrief an Onoo. Ich bin plötzlich wie verzaubert, ich konnte mich am letzten Freitag gar nicht von ihm losreißen. Oh, er ist so fern von hier. Die Fahrt mit einem der Schiffe, die zwischen den Inseln verkehren ist so lang, was mir sonst doch nie so vorgekommen ist. Onoo hat mich geküsst, oben bei den Vanille-Feldern, inmitten dieses betörenden, beruhigenden Duftes. Er hat eine Schote aufgebrochen und sie zwischen seinen Fingern zerrieben. Es war wie eine Betäubung, als er mich dann in seinen Armen hielt und mich küsste. Onoo ist ein braver Kavalier, er hat mich nur dieses eine Mal geküsst. Danach gingen wir Hand in Hand zum Tal hinunter. Erst als wir auf seine Familie trafen, ließ er meine Hand los. Ich stand aber den Rest des Tages immer ganz in seiner Nähe und berührte seine Finger, wenn wir unbeobachtet waren. Die letzten Tage musste ich immer an Onoo denken. Ich habe diese Gefühle früher nicht für ihn gehabt, wo wir uns doch auch schon so viele Monate kennen. Ich rechne, es sind bald zehn Monate. Ich werde jetzt dieses Büchlein zuklappen und meinen Brief beginnen.

      Taiohae, 15. Oktober 1910

      Heute haben sie einen toten Matrosen am Strand gefunden. Ich habe gesehen, wie er zur Gendarmerie getragen wurde. Vater hat sich später erkundigt. Der Mann wurde erstochen, mit einem Messer oder einem Spieß. Er kommt СКАЧАТЬ