Zwischen meinen Inseln. Ole R. Börgdahl
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Название: Zwischen meinen Inseln

Автор: Ole R. Börgdahl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783847621041

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СКАЧАТЬ bekommen haben. Vater kann diesmal natürlich nicht vor Ort berichten. Er ist aber sofort in die Bibliothek gegangen und hat sich erkundigt. Es gab schon früher Entdeckungen, bei denen Knochen und Schädel gefunden wurden, die menschlichen Knochen sehr ähnlich waren und die ebenfalls unvorstellbar alt sind. Vaters Artikel ist dann auch sehr interessant, wie ich finde. Im letzten Jahrhundert wurde ein Skelett in einem Tal im preußischen Rheinland entdeckt. Ich frage mich nur, was die Kirche zu alldem sagt, wurde denn schon vor der heutigen Welt eine andere geschaffen, waren es vielleicht erste Versuche, einen Menschen zu erschaffen, der dann nicht gefiel und vergraben wurde, um etwas Neues zu beginnen.

      Brisbane, 7. Februar 1913

      Heute ist wieder der Siebte. Tom ist jetzt genau neun Monate alt. Seinen Vater habe ich am 1. September 1911 zuletzt gesehen und jetzt haben wir schon 1913. Noch vor ein paar Monaten hatte ich die Gelegenheit, Onoo die Geburt seines Sohnes mitzuteilen. Ich habe es verpasst, aber es lag nicht an mir. Jetzt ist es dafür zu spät und es wäre unehrlich es noch zu tun. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt will, dass Onoo jemals von Tom erfährt. Dann kommt es mir plötzlich in den Sinn. Auf den Marquesas wird es niemanden geben, der nach so langer Zeit noch glauben kann, dass Onoo Toms Vater ist. Es wird keiner glauben. Ich überlege weiter. Onoo wird nie von seinem Sohn erfahren, und wenn Onoo in den nächsten Jahren Kinder mit einer anderen Frau haben wird, dann erfährt auch Tom nie, dass er Geschwister hat. Eines ist nur klar, Tom ist Onoos Erstgeborener. Ich denke, das ist eine Bürde für einen Vater. Meine Gedanken sind natürlich Unsinn. Es wird der Tag kommen, an dem alle alles erfahren. Tom wird seinen Vater kennenlernen und Onoo seinen australischen Sohn.

      Brisbane, 15. März 1913

      Vater hat es gerade noch nach Hause geschafft, schließlich habe ich übermorgen Geburtstag und da darf er nicht fehlen. Vater kommt von einem Ort, dessen Namen ich mir wohl jetzt merken muss, er lautet Canberra. Ich habe mir nie Gedanken darübergemacht, wie die Hauptstadt Australiens heißt und ich bin mir sicher, schon gehört zu haben, dass es Melbourne sei. Dies ist natürlich nicht richtig, denn Australien ist ein Bund von Territorien. Brisbane liegt im Territorium Queensland, Sydney in New South Wales und Melbourne in Victoria. Brisbane hatte wohl nie den Anspruch, Hauptstadt zu sein. Dagegen gab es schon seit Langem einen Streit zwischen Melbourne und Sydney, und weil dieser Streit zu nichts geführt hat, wird jetzt eine ganz neue Stadt gebaut, in einem ganz neuen Territorium, das von New South Wales abgetrennt wurde und gemäß seiner Bestimmung den Namen Australian Capital Territory trägt. Der Bau der neuen Hauptstadt hat schon begonnen und wird noch lange, lange dauern, denn was eine richtige Hauptstadt ist, braucht viele Gebäude. Wie lange wurde an Paris oder London gebaut, Jahrhunderte? Ganz solange wird es mit Canberra nicht dauern. Getauft wurde Canberra dagegen bereits und Vater hat diesem Ereignis beigewohnt und sein Artikel hat mir erst mein neues Wissen vermittelt. So plant ein amerikanischer Architekt das Aussehen der neuen Stadt, weil er im Wettbewerb den besten Vorschlag gemacht hat. Dritter wurde immerhin ein Franzose, was mich wieder stolz macht, denn beinahe wäre Canberra eine französische Stadt geworden. Jedenfalls, wenn mich jetzt jemand fragt, wie Australiens Hauptstadt heißt, so nenne ich ganz sicher den Namen Canberra. Trotz allem hat Sydney ein wenig verloren, denn bis in Canberra die Gebäude für die Regierung, die Ämter und Behörden fertiggestellt sind, wird Melbourne Regierungssitz sein.

      Brisbane, 18. März 1913

      Es war schön, dass Vater an meinem Geburtstag nicht unterwegs war und wir ein wenig gefeiert haben. Heute ist er auch noch zu Hause und auch morgen, aber dann geht es gleich weiter nach Sydney. Auf der Post habe ich mir heute wieder einen Vorrat an Briefmarken gekauft, denn wenn ich nicht in diesem Büchlein schreibe, hinterlasse ich alles und alle Neuigkeiten in meinen Briefen, die ich Vater an die Zeitungen schicke, die auf den Reisen immer seine Stationen sind. Es funktioniert recht gut, denn Vater teilt mir immer genau mit, welche Städte er anfährt und wann er dort sein wird. So gehen meine Briefe diesmal erst nach Sydney und dann nach Melbourne, also eine kurze Reise, die aber dennoch zwei Wochen dauern wird, weil Vater auch gern aufs Land, zwischen diesen Städten fährt, um seine Geschichten zu sammeln. Ich schreibe natürlich auch, weil Vater dann zurückschreibt. Die zwanzig Briefmarken, die ich gekauft habe, werden für die nächsten drei Monate reichen. Seit einiger Zeit gibt es australische Marken, die mir sehr gut gefallen. Sie eignen sich nämlich sehr gut, einem Reisenden zu schreiben. Die Briefmarken zeigen den australischen Kontinent als Landkarte, mit einem Känguru darauf. Ich zeichne immer einen Punkt für Brisbane in die Briefmarke und einen Punkt für die Stadt, in die ich den Brief schicke. Dann verbinde ich die Punkte mit einer dünnen Linie. Wenn Vater jetzt nach Sydney reist, zeichne ich eine Linie von Brisbane nach Sydney, im zweiten Brief, der nach Melbourne gehen wird, zeichne ich wieder die Linie von Brisbane nach Sydney und zusätzlich noch eine von Sydney nach Melbourne. Dieses kleine Spiel beginnt erst wieder von vorne, wenn Vater auf eine neue Reise geht. Anfangs hatte ich befürchtet, dass meine Linien die Briefmarken ungültig machen, aber bisher hat sich die Post noch nie beschwert und es ist alles angekommen.

      Brisbane, 5. April 1913

      Die ersten Wochen und Monate in Brisbane haben wir noch von unseren Ersparnissen gelebt. Dann hat Vater immer mehr Beschäftigung gefunden und hat eigentlich immer sehr gut zu tun. Vater hatte dafür natürlich ein passendes Zitat: »Wenig Arbeit ist eine Bürde, viel Arbeit ist eine Freude«. Es stammt von Victor Hugo, dem Schriftsteller. Ich überlege, wie es mir ergeht, ich habe auch immer viel zu tun, ich muss Tom versorgen, und wenn ich erst einmal aufs College gehe, dann wird es sogar noch mehr. Ich hoffe nur, es stimmt dann auch noch, dass viel Arbeit eine Freude ist.

      Brisbane, 17. April 1913

      Vater hat vor ein paar Wochen die Bekanntschaft mit Monsieur Louis Hounier gemacht. Ich schreibe Monsieur Hounier und nicht Mr. Hounier, weil Louis Franzose ist, geboren in Bordeaux. Am Sonntag habe ich Monsieur Hounier ebenfalls kennengelernt. Ich darf ihn auch Louis nennen, darauf besteht er, und Tom soll Onkel Louis sagen, wenn er schon richtig sprechen könnte. Das Interessante an Onkel Louis ist, dass er ein Restaurant hat, direkt in der Innenstadt. Es ist sehr vornehm und bietet feinste französische Küche, so Onkel Louis Worte, und tatsächlich habe ich zuletzt auf Tahiti so gegessen. Leider bin ich selbst nicht in der Lage so gutes französisches Essen zuzubereiten. Das Restaurant ist eine der besten Adressen in Brisbane, das waren Vaters Worte. Er hat es natürlich im Beisein von Onkel Louis gesagt. Das Restaurant hat aber dennoch einen sehr schlichten Namen. Es heißt einfach nur »Chez Louis«, aber gerade das finde ich so passend. Wir gehen zu Louis, sagen die Leute, wenn sie bei Onkel Louis einen Tisch bestellen. Das Chez Louis hat aber auch eine australische Seele und die heißt Maggie, Louis Frau. Onkel Louis kocht und Tante Maggie führt das Geschäft. Während Tante Maggie die Kellnerinnen und Kellner antreibt und immer alles im Auge hat, lässt sich Onkel Louis nur selten blicken, er kommt nur dann aus der Küche, wenn besondere Gäste eingetroffen sind, um sie persönlich zu begrüßen. Seine weiße Jacke und auch die blaue Schürze sind dann immer ganz sauber, was mich zunächst gewundert hat. Heute war ich zum zweiten Mal im Restaurant und Onkel Louis kam wieder aus der Küche und hat auch Vater und mich begrüßt, er hat sich sogar für eine Weile an unseren Tisch gesetzt und einige der Gäste haben neugierig herübergesehen.

      Brisbane, 7. Mai 1913

      Tom hat heute Geburtstag. Er hat sogar eine Torte bekommen mit einer Kerze darauf. Ich fand die Idee zunächst albern, weil er die Kerze ja nicht selber auspusten kann, was eigentlich dazugehört. Mildred hat die Torte gebacken, und als sie schließlich fertig war, hat sie mit Zuckerguss Toms Namen darauf dekoriert. Ich fand es schon sehr schön. Ich habe mir vorgenommen, dass Tom jetzt jedes Jahr eine Torte bekommen soll, jedes Mal mit einer Kerze mehr und ich hoffe, dass er sie schon nächstes Jahr selbst auspusten kann. Ich werde es jedenfalls mit ihm üben, das Auspusten. Ich will, dass mein Sohn alles lernt, alles, was er braucht und auch die Dinge, die er nicht СКАЧАТЬ