Название: Zwischen meinen Inseln
Автор: Ole R. Börgdahl
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783847621041
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Brisbane, 2. Juni 1914
In der Woche nach Pfingsten hat das College Ferien, aber ich kann es kaum erwarten, dass sie vorbei sind. Am Montag beginne ich mit dem Holländischen. Es soll dem Englischen verwandt sein. Mit Spanisch und Portugiesisch hatte ich ja überhaupt keine Schwierigkeiten, weil es wie das Französische ebenfalls romanische Sprachen sind. Ich habe schon gelernt, was romanische und germanische Sprachen sind.
Brisbane, 18. Juni 1914
Ich habe die Idee, meine Tagebucheinträge auch auf Spanisch und auf Portugiesisch zu schreiben. Es soll eine Übung sein. Ich übersetzte ja schon zur Übung häufig irgendwelche Texte, aber ich denke es ist ein Unterschied, einen schon fertigen Artikel oder Bericht in eine andere Sprache zu übersetzen, als sich gleich mit den eigenen Worten auszudrücken. Als Erstes werde ich diesen Abschnitt hier ins Spanische und auch ins Portugiesische übersetzen. Aber halt, das wäre ja nichts anderes, als ich sonst auch mache. Nein, ich muss gleich auf Spanisch schreiben, ja, ich denke ich beginne auf Spanisch zu schreiben.
Anmerkungen der Herausgeber:
Madame Jasoline hat ihre Ankündigung in die Tat umgesetzt. In den Jahren 1914 und 1915 haben wir viele ihrer Tagebucheinträge auf Spanisch, Portugiesisch und sogar Holländisch gefunden. Wir haben uns für die Übersetzung professionelle Hilfe geholt. Die sprachliche Qualität der Texte soll sehr gut sein.
Brisbane, 8. Juli 1914
In meinen Tagebüchern habe ich keine Notiz darüber gefunden, wann Tom das erste Mal richtig auf beiden Beinen gelaufen ist. Es war bestimmt schon im letzten Jahr. Er hat sich immer an den Möbeln hochgezogen, wie es wohl jedes Kind macht. Irgendwann ist er dann durchs Zimmer gelaufen. Von da an ist er nirgends mehr hin gekrabbelt, sondern er ist gelaufen. Tom und ich machen uns jetzt immer den Spaß eines Wettrennens. Tom möchte immer und überall ein Wettrennen mit mir und er versucht es auch bei Vater. Ich lasse Tom immer gewinnen. Vater tut dies mit Absicht nicht. Er sagt, ein Mann muss lernen, nicht alles ohne Mühe zu bekommen. Ich verstehe das nicht, Tom kann sich doch ohnehin noch nicht mit einem erwachsenen Mann messen.
Brisbane, 17. Juli 1914
Vater hat das Postfach aufgegeben. Ich hatte gar nicht mehr an all dies gedacht, an die Briefe, die bis heute ohne Antwort blieben, die noch nicht einmal zurückgekommen sind. Ich weiß, was Vater denkt. Er hat es aufgegeben. Wir brauchen nicht darüber zu sprechen, vorerst nicht. Ich mache mir natürlich auch meine Gedanken. Mutter ist tot, aber dann wären die Briefe zurückgekommen. Sie sind verloren gegangen, aber warum denn dann gleich beide? Es kann doch nicht sein. Als Drittes fällt mir ein ..., aber darüber denke ich nicht nach. Ich habe mein Leben, ich habe meinen Sohn, ich habe Vater, wir haben uns. Niemand bringt die Zeit zurück.
Brisbane, 26. Juli 1914
In Europa droht ein Krieg, in den auch die britische Nation hineingezogen werden kann. Vater kennt Europa, auch wenn er schon so viele Jahre nicht mehr dort war. Wir harren der Nachrichten aus der Ferne.
Brisbane, 5. August 1914
Vater nannte es eine Kettenreaktion der Bündnissysteme. Das Kaiserreich Österreich-Ungarn erklärt einem Staat namens Serbien den Krieg. Das große Russland ist der Beschützer Serbiens und kann dies nicht dulden. Das Deutsche Reich ist wiederum im Bündnis mit Österreich-Ungarn und erklärt Russland den Krieg. Frankreich sieht seinen Verbündeten Russland, angegriffen und erklärt dem Deutschen Reich den Krieg. Und auch Großbritannien ist im Bündnis mit Frankreich und Russland. Mit zwei Staaten beginnt es und schon ist ganz Europa im Krieg, so wie es jetzt geschehen ist. Hier in Australien würde es uns nichts angehen, doch Australien folgt seinem Mutterland und wird Soldaten nach Europa schicken. Premier Cook hat die Nation angerufen, nicht England ist im Krieg, sondern das Empire und Australien ist Teil des Empires.
Brisbane, 7. August 1914
Aus Fort Nepean in Victoria wird die Beschießung eines deutschen Frachters gemeldet. Ich hatte gedacht, Australien würde die Deutschen in Europa bekämpfen.
Brisbane, 11. August 1914
In diesen Tagen öffnen die Musterungsbüros, bei denen sich die Männer freiwillig für den Kampf in Europa melden können. Ich bin heute an einem vorbeigekommen, es gab schon eine große Schlange bis auf die Straße hinaus. Viele junge Männer, aber auch einige in Vaters Alter. Wenn dies in allen Städten und auch auf dem Lande so geht, wird Australien sicherlich eine große Truppe zusammenbekommen. Vater meinte, dass England nach zwanzigtausend Mann verlangt hat. Die werden bestimmt rekrutiert, wo sich doch auch Neuseeland genau wie Australien verpflichtet sieht und ebenfalls Männer schicken wird.
Brisbane, 4. September 1914
In Frankreich scheint Paris von den vorrückenden Deutschen bedroht zu sein. Die französische Regierung ist nach Bordeaux geflohen.
Brisbane, 8. September 1914
Belgien wurde von den Deutschen besetzt und auch weite Teile Nordfrankreichs. In Nordfrankreich verläuft die Front. Briten und Franzosen versuchen die Deutschen erbittert zurückzuschlagen.
Brisbane, 11. September 1914
Die Melbourne hat eine deutsche Funkstation auf Nauru zerstört. Vor eben einem Monat wurde die Australian Naval and Military Expeditionary Force gegründet und schon gibt es die ersten Erfolge gegen die Deutschen in Ozeanien.
Brisbane, 19. September 1914
Premier Cook hat die Wahlen verloren und so konnte Mr. Andrew Fisher seine dritte Amtszeit antreten. Jetzt wo wir im Krieg sind, ist es gut einen erfahrenen Premierminister zu haben. Mr. Fisher hat auch gleich den Aufruf seines Vorgängers erneuert. Australien wird auch unter seiner Regierung für die Sache in Europa kämpfen.
Brisbane, 22. September 1914
Nach kurzen Kämpfen hat die australische Marine auch Deutsch Neuguinea СКАЧАТЬ