Die Abenteuerin. Edgar Wallace
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Название: Die Abenteuerin

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752947472

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      »Ja, das stimmt.«

      »Ich habe Ihnen zehntausend geschickt!«

      Dr. Parsons hielt den Atem an.

      »Was, Sie haben mir zehntausend Pfund geschickt?« erwiderte er dann verblüfft. »Sie machen sicher nur einen Scherz!«

      »Nun, ich habe Ihnen nicht direkt zehntausend Pfund in barem Geld geschickt, sondern etwas, das soviel wert ist. Gestern Abend habe ich ein Päckchen an Sie aufgegeben. Haben Sie es erhalten?«

      Parsons sah sich um.

      »Ja, hier ist ein Päckchen, das in Clapham zur Post gegeben wurde. Stammt das von Ihnen?«

      »Ja, das ist von mir. Ich bin froh, daß es Sie erreicht hat.«

      »Was ist denn darin?« fragte der Doktor neugierig.

      »Ein sehr wertvolles Armband, das eigentlich Lord Claythorpe gehört.«

      »Wie bitte?« fragte Parsons bestürzt.

      »Es ist das Armband, das ich dem Lord gestohlen habe«, erklärte die junge Dame offen. »Er hat für seine Wiederbeschaffung eine Belohnung von zehntausend Pfund ausgesetzt. Geben Sie ihm das Armband zurück, und verwenden Sie die zehntausend Pfund Belohnung für die Weiterführung Ihrer Klinik.«

      »Mit wem spreche ich denn?«

      »Mit der jungen Dame, die die Zeitungen ›Quadrat-Jane‹ getauft haben.«

      Nach diesen Worten wurde am anderen Ende aufgelegt.

      Mit zitternden Fingern riß Dr. Parsons die Schnur auf, die das Päckchen zusammenhielt.

      Als die Wellpappe entfernt war, zeigte sich ein kleiner Holzkasten mit einem Schiebedeckel. Parsons öffnete ihn, und auf einem Polster von Watte sah er das berühmte venezianische Armband.

      Die Sache erregte großes Aufsehen. Die Presse, die schon seit Wochen über nichts Aufregendes mehr zu berichten gehabt hatte, stürzte sich mit Begeisterung auf diese Sensation. Es gab keine Zeitung, die die Geschichte nicht in großer Aufmachung gebracht hätte.

      Aber die Belohnung war nicht so einfach zu erhalten, wie sich die Presse und Dr. Parsons das gedacht hatten. Lord Claythorpe hatte durch einen Telefonanruf von der Sache gehört; Dr. Parsons selbst brachte das kostbare Stück in das vornehme Stadthaus des Lords am Belgrave Square.

      Der Lord war ein verhältnismäßig kleiner, hagerer Mann mit kahlem Kopf und gelbem Gesicht, der sich leicht ärgerte. Er empfing den Arzt in seiner prachtvollen Bibliothek. Die eine Wand war, wie der Besucher sah, mit den Türen kleiner Safes bedeckt, die dort eingelassen waren. Der Lord sammelte kostbare Steine und hatte sich, um sie vor Einbrechern zu schützen, ein besonderes System ausgedacht.

      Er hielt es nicht für sicher, seine kostbare Sammlung in einem einzelnen Safe aufzubewahren; er hatte sie in mehreren Stahlschränken untergebracht.

      »Jaja«, sagte der Lord und runzelte die Stirn, »das ist das wertvolle Schmuckstück. Es hätte mir furchtbar leid getan, wenn es wirklich verloren gewesen wäre. Hätte mein dummes – äh, meine Frau es nicht auf die Gesellschaft mitgenommen, dann hätte ich nachher nicht derartige Umstände gehabt. Es ist eine der größten Kostbarkeiten in ganz England.«

      Dann hielt er Dr. Parsons einen Vortrag über den künstlerischen und historischen Wert dieses Stückes, während der Arzt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Der Lord schien nichts von der Belohnung wissen zu wollen. Schließlich verlor der Arzt die Geduld und machte eine diesbezügliche Andeutung.

      »Eine Belohnung?« erwiderte Claythorpe ungemütlich. »Ich weiß wohl, daß ich etwas Ähnliches gesagt habe, aber Sie wollen doch sicher nicht, daß Ihre Klinik auf Kosten eines Bürgers weiterbesteht, der von Verbrechern geschädigt wurde? Sie können doch schon aus moralischen Gründen nicht aus der Hand einer Einbrecherin einen Beitrag zu Ihrem Unterstützungsfonds annehmen!«

      »Ich interessiere mich durchaus nicht für den moralischen Wert einer Person, die meiner Klinik eine Schenkung zukommen läßt«, erklärte Parsons kühn. »Das einzige, was mir große Sorge macht, ist der empfindliche Geldmangel, unter dem das Krankenhaus leidet.«

      »Vielleicht könnte ich Ihnen eine jährliche Unterstützung von ...«

      Der Doktor wartete.

      »... sagen wir einmal ... zehn Pfund geben.«

      »Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß Sie eine Belohnung von zehntausend Pfund ausgesetzt haben«, entgegnete Parsons ärgerlich. »Entweder zahlen Sie diese Summe, oder Sie zahlen sie nicht. Wenn Sie sich weigern, Ihr Versprechen zu halten, werde ich mich an die Presse wenden.«

      »Lieber Freund, die Belohnung war ausgesetzt, damit der Dieb bestraft werden sollte«, parierte der Lord triumphierend. »Das können Sie doch nicht abstreiten. Sie haben mir den Dieb aber nicht gebracht, und Sie haben auch keinerlei Angaben gemacht, die zu seiner Ergreifung führen könnten.«

      »In der Zeitung stand, daß derjenige die Belohnung erhalten solle, dessen Angaben zur Wiedererlangung des Schmuckstücks führten«, erklärte der Arzt aufgebracht. »Und ich habe Ihnen nicht nur Nachrichten gebracht, die zur Wiederbeschaffung führten, sondern ich habe Ihnen das kostbare Armband selbst gebracht! Es war wohl noch ein Satz hinzugefügt, in dem etwas von der möglichen Bestrafung des Verbrechers gesagt wurde, aber das war nicht ausschlaggebend. Ich habe mich bereits von verschiedenen Rechtsanwälten über diesen Punkt aufklären lassen.«

      Sie verhandelten eine ganze Stunde miteinander. Dr. Parsons war vollkommen verzweifelt, denn er wußte, daß es nicht anging, den Lord zu verklagen. Nach langem Hin und Her nahm er schließlich viertausend Pfund an, die Lord Claythorpe widerwillig zahlte.

      Am Abend gab der Lord ein großes Essen zu Ehren seiner Nichte, deren Hochzeit in zwei Tagen stattfinden sollte. Es wurde bei Tisch nur eine Rede gehalten, und zwar von Lord Claythorpe selbst. Er erzählte seinen Gästen nicht nur, wie sehr er sich gefreut habe, das kostbare Armband wiederzuerhalten, sondern er berichtete auch von der etwas dramatischen Szene, die sich bei der Übergabe abgespielt hatte.

      »Der Arzt wollte zehntausend Pfund haben. Ich halte das für eine grobe Unverschämtheit. Ich weiß sehr gut, daß die Belohnung, die ich ausgesetzt hatte, viel zu hoch war. Das habe ich auch der Polizei gesagt. Das Armband hat allerdings mindestens den dreifachen Wert, aber das tut ja an und für sich nichts zur Sache. Schließlich gelang es mir, den Arzt herunterzuhandeln!«

      »Das habe ich schon gelesen«, bemerkte Mr. Grandman.

      »So? Das setzt mich in Erstaunen«, entgegnete der Lord argwöhnisch. »Wo haben Sie das gelesen? Ich dachte, es wäre außer mir und Parsons niemandem bekannt. Hat denn dieser verdammte Doktor etwas ausgeplaudert?«

      »Das wird wohl der Fall sein. Ich habe in verschiedenen Zeitungen davon gelesen. Einige haben recht interessante Artikel daraus gemacht. Ich glaube nicht, daß Ihnen das sehr dienlich ist, Claythorpe. Wenn die ›Quadrat-Jane‹ davon hören sollte –«

      »Zum Teufel, glauben Sie denn, daß ich mich um dieses Weibsstück kümmere?«

      Grandman nickte und lächelte seiner Frau zu. »Ich habe auch so ähnlich gesprochen, bis mich diese Jane selber eines anderen belehrt hat«, erwiderte er mit СКАЧАТЬ