Der Wurbelschnurps. Nadja Hummes
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Читать онлайн книгу Der Wurbelschnurps - Nadja Hummes страница 12

Название: Der Wurbelschnurps

Автор: Nadja Hummes

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741805110

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      Sie rannten tiefer in die Felsspalte hinein. Hastig führte der Wurbelschnurps sie durch Gänge und Schächte. Ein lautes Grummeln ertönte.

      „Schneller!“ schrie er panisch.

      Das laute Grummeln entlud sich in zwei sehr lauten und langen Tönen, die zu einem einzigen unnennbaren Ton verschmolzen. Kurz darauf strömte eine grüne Dampfwolke durch die Felsengänge.

      Mit voller Wucht sprang der Wurbelschnurps Finella in ihren Nacken. Dadurch brachte er sie aus dem Gleichgewicht und warf sie somit zu Boden. Finella drückte sich flach auf den felsigen Untergrund. Der Wurbelschnurps sauste unter ihre Kleidung. Die grüne Dampfwolke schnellte über sie hinweg und verschwand in einem der Schächte. Sie hinterließ einen beißenden Gestank.

      Beide schnappten japsend nach Luft. Ein lauter Schrei erklang. Er kam von dort, wo Wranstos und Borsa zuvor ihre gemeinsame Mahlzeit eingenommen hatten, und hallte durch sämtliche Steintrümmer, Gänge und Schächte. Kein Schrei wie der eines menschlichen Säuglings. Nein. Es klang vielmehr wie ein Rülpsen und der ungeübte Ton einer Trompete zugleich.

      „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, kleiner Worgsen“, sagte Finella erschlagen, als sie wieder zu Atem kam.

      Der Wurbelschnurps nickte erschöpft.

      Die Berggipfel der Mandelas

      Sie waren nun schon eine geraume Zeit unterwegs und hatten das zerklüftete Felsgestein samt der dort hausenden Worgsens bereits weit hinter sich gelassen, da gelangten sie endlich an den Fuß des Berges, auf dem der alte Dorjas wohnte. Und dort, am Fuße jenes Berges, erblickte Finella etwas für sie beinahe Unglaubliches. Ein scheinbar unendliches Bergmassiv türmte sich unsagbar hoch vor ihr auf. Wunderschön und majestätisch anmutend ragte es weit in den Himmel empor.

      Von den kaum mehr sichtbaren Berggipfeln ergossen sich unzählige überaus feine zarte Fäden in die Tiefe. Finella konnte nicht erkennen, wo diese hauchdünnen Fäden endeten. Einer Treppe ähnlich fielen sie in Stufen an den Bergwänden hinab. Vereinzelte wiegten sich bei jedem Windhauch sachte hin und her. Die meisten der hauchdünnen Fäden jedoch blieben an ihrem Platz und strahlten eine wohltuende Ruhe aus. Gleichermaßen sanft und unverrückbar. Als hätten sie sich zu unzerstörbaren Tauen verwoben. Und wären nach wie vor so einzeln filigran wie die noch wehenden Fäden. Allesamt erstrahlten sie in einem hellen leuchtenden Weiß und mancherorts glitzerten sie in dem Sonnenlicht. Unbeschreiblich schön.

      Finella schluckte. Und atmete. Und schluckte. Und atmete.

      Etwas anderes konnte sie nicht tun, denn zu mehr war sie in diesem Augenblick einfach nicht im Stande.

      „Was ist das?“ fragte sie den Wurbelschnurps, als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte.

      „Hm?“ machte der Wurbelschnurps. „Oh, das sind die federkristallweißen Haare der Bagots.“

      „Der Bagots? Was sind Bagots?“

      „Na ja, diese orangenen Gestalten da, die zwischen den Haaren hin und her laufen.“

      Angestrengt kniff Finella ihre Augen zusammen.

      Nur mit Mühe erkannte sie hier und da einen winzigen orangenen Punkt inmitten der unzähligen Fäden, die sie nun als die federkristallweißen Haare erkannte. Sie grübelte.

      „Willst du sagen, dass diese kleinen orangenen Wesen…“

      „Bagots.“

      „Willst du sagen, dass diese Bagots einen so enormen Haarwuchs haben, dass sie ihre Haare nach dem Duschen zum Trocknen über den Berg hängen, oder wie soll ich das verstehen?“

      „Aber nein, nein“, lachte der Wurbelschnurps. „Würdest du dich jetzt bitte wieder in Bewegung setzen, Finella? Wir sollten wirklich weitergehen. Es wäre unhöflich, den alten Dorjas so lange warten zu lassen. Unterwegs kann ich dir von den Bagots und den federkristallweißen Haaren erzählen, wenn du möchtest.“

      „Ja, das mach mal“, erwiderte Finella, während sie ihr Schritttempo wieder aufnahm. „Dann kannst du mir auch gleich erzählen, weswegen wir jetzt diese Strecke nehmen anstatt die, auf der wir vorher unterwegs waren. Bevor ich zu den Worgsens herunterkullerte.“

      „Oh, das ist ganz einfach zu beantworten. Die Strecke, auf der wir vorher gingen, ist nicht ganz so steil.“

      „Wie bitte?!“

      „Na, diese hier hat einen deutlich höheren Anstieg.“

      „He! Ich habe schon auf der anderen Strecke kräftig schnaufen müssen. Wieso nehmen wir denn jetzt diese hier?“

      „Sie ist kürzer. Also führt sie um so schneller zu dem Haus des alten Dorjas. Der Aufenthalt bei den Worgsens…“

      „Der unfreiwillige Aufenthalt! Unfreiwillig!“

      „Der hat uns immerhin ein Weilchen Zeit gekostet. Nunmehr können wir uns die lange Strecke des weniger anstrengenden Anstieges nicht mehr erlauben. Und bevor du jetzt losjammerst, quengelst oder gar schimpfst und zeterst: Spare dir deinen Atem. Du wirst ihn noch brauchen. Sonst bekommst du Seitenstechen oder wirst ohnmächtig oder so etwas.“

      Für einen kurzen Augenblick zog Finella erbost ihre Augenbrauen zusammen. Doch dann hielt sie inne, nickte dem Wurbelschnurps zu, signalisierte ihm durch eine kleine Handbewegung ihr Einverständnis und setzte sich gleich darauf wieder in Bewegung.

      „Um auf deine Frage zurückzukommen…“, begann der Wurbelschnurps. „Nein, die federkristallweißen Haare sind nicht die Haare der Bagots.“

      „Das verstehe ich nicht. Du hast gesagt, es seien ihre.“

      „Nein. Na ja. Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt.“

      „Dir passiert so etwas auch?“

      „Natürlich, Finella. Denkst du, ich sei perfekt?“

      „Nein. Aber du bist so klug und wortgewandt. Ich finde, dir misslingt kaum jemals etwas.“

      „Oh.“ Der Wurbelschnurps errötete. „Ach was, hin und wieder ist auch mein Wissen begrenzt. Und auch ich habe gelegentlich einen Patzer in meinen Formulierungen.“

      „Die hast du aber selten.“

      „Was?“

      „Patzer. In deinen Formulierungen. Erzählst du jetzt weiter? Ich kann nicht so viel reden, während wir bergsteigen.“

      „Ach ja, richtig.“ Der Wurbelschnurps machte eine kleine Pause, ehe er weitersprach. „Hm, die Federkristallweißen und die Bagots. Es verhält sich so, dass die Bagots die federkristallweißen Haare, nun ja… Wie soll ich es beschreiben? Na, man könnte vielleicht sagen, die Bagots verwalten die federkristallweißen Haare.“

      „Verwalten?“

      „So ähnlich. Sie betreuen sie. Sie versorgen sie, wenn sie etwas brauchen. Sie schauen immer mal wieder nach ihnen. Sie passen auf sie auf.“

      „Ich verstehe noch immer nicht“, japste Finella, während sie sich mühevoll in kleinen engen Schritten СКАЧАТЬ