WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN. Martin Selle
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Название: WIE SIE IHR ERSTES BUCH SCHREIBEN

Автор: Martin Selle

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783738042795

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СКАЧАТЬ lebendige Hauptfigur werden Sie als Schriftsteller Schiffbruch erleiden. Leser wünschen sich nichts sehnlicher, als so zu sein wie ›ihr‹ Held, dessen Geschichte sie soeben lesen und erleben. Der Leser möchte sich mit Figuren gefühlsmäßig verbünden, an ihrem Schicksal teilnehmen und wissen, was mit ihnen passiert. Das liegt in der Natur von uns Menschen begründet.

      Wenn es Ihnen gelingt, einen Helden zu zeichnen, von dem sich der Leser sagt ›So möchte ich auch einmal sein‹, dann haben Sie gewonnen! Es ist wie mit der Liebe: Wir treffen eine uns fremde Person zum ersten Mal, begegnen einem Menschen, von dem wir nichts wissen. Dann erfahren wir mehr und mehr über diese einzigartige Person und – oft wissen wir nicht wirklich, warum – verlieben wir uns in sie. Wir denken Tag und Nacht an diesen Menschen, wollen wissen, was er gerade tut, wo er ist, vermissen ihn. Es ist eine Sache der Gefühle. Ihr Held muss das Herz Ihrer Leser berühren und gewinnen, dann verliebt sich der Leser in ihn und kann das Buch nicht mehr zur Seite legen, ehe er weiß, wie die Geschichte mit ihm ausgeht.

      Merken wir uns:

       Der Leser möchte am Leben einer Figur intensiv (gefühlsmäßig) teilhaben, sich in den Helden hineinversetzen.

      Wie berühren wir als Schriftsteller nun die Gefühle unserer Leser? Die Zauberformel heißt:

       Kennenlernen.

      Nur wenn wir die handelnden Personen in unserer Geschichte kennen, mit ihnen vertraut sind, wissen, wer sie sind, dringt das Geschehen in einem Roman bis in unser Herz vor und spricht unsere Gefühle an. Das ist auch logisch. Warum sollte es Sie interessieren, wenn einer Person, die Sie überhaupt nicht kennen, etwas Schlimmes zustößt? Gut, ihr ist etwas Schlimmes passiert. Aber das war es dann auch schon. Die Zeitungen sind voll von solchen Geschehnissen. Ihre Gefühle berührt das nicht wirklich tief.

      Nichts ist also derart wichtig, um einen Bestseller zu landen, wie ihr Held. Überprüfen wir diese Aussage anhand eines zweiten Experiments mit Ihnen. Lesen Sie sich den folgenden Satz bitte in Ruhe durch und lassen Sie ihn auf sich wirken:

       Einer der Reisenden, Michael, kämpft seit dem Unfall ums Überleben.

      Wie haben Sie auf den Satz reagiert? Vermutlich mit so etwas Ähnlichem wie ›Na und?‹. Ihre Anteilnahme an Michaels Schicksal hält sich in Grenzen, weil Sie Michael nicht kennen. Wie sieht es aber mit dem gleichen Sachverhalt aus, wenn der Satz so lautet:

       Einer der Reisenden, Michael Jackson, kämpft seit dem Unfall ums Überleben.

      Bitte verzeihen Sie mir, der King of Pop ist mittlerweile wirklich verstorben, dennoch lasse ich das Beispiel zu Übungszwecken im Text. Michael Jackson, egal, wie man zu seiner Musik und Person steht, war zweifelsfrei ein Mensch, der Millionen Herzen erreicht hat. Mit einem Schlag nehmen Sie an dem Ereignis intensiver Anteil, der Vorfall hat eine Bedeutung bekommen. Warum? Weil jeder, der Michael Jackson kennt, sich ein Bild von der Figur machen kann. Je näher uns eine Person steht, je besser wir sie kennen, umso tiefer nehmen wir an ihrem Schicksal Anteil! Den oben benannten Unfall gab es natürlich nie. Wir haben den Namen nur in unserer Vorstellung ausgeliehen, um zu veranschaulichen. Und zweifelsohne hat der Tod der Popikone in vielen Menschen tiefe Trauer ausgelöst – Anteil an diesem tragischen Schicksal.

      Merken wir uns:

       Je besser der Leser eine Figur kennt, umso intensiver nimmt er an ihrem Schicksal und somit am Romangeschehen teil.

      Es sind immer die handelnden Figuren, die an erster Stelle stehen. Hier einige Beispiele:

      Ohne James Bond würde es die Abenteuer von 007 nicht geben.

      Stellen Sie sich Richard Wagners Lohengrin ohne die Figur des Gralsritters Lohengrin vor. Unmöglich!

      Was wäre Herman Melvilles Moby Dick ohne Kapitän Ahab?

      Gäbe es Karl Mays Winnetou ohne die Figur dieses Apachenhäuptlings?

      Was wäre Shakespeares King Lear ohne King Lear? Undenkbar.

      Manche Werke tragen sogar den Namen der Helden: Romeo und Julia, Goethes Faust.

      Was bliebe von Pippi Langstrumpf übrig ohne Pippi?

      Oder was wäre Die Wahrheit über Derek Foster ohne Derek?

      Dark Night, undenkbar ohne Ron Perry

      Ohne Miss Marple gäbe es eine Reihe von Agatha Christies Kriminalromanen nicht.

      Das Geschehen in Ihrer Geschichte soll die Gefühle der Leser ansprechen. Das erreichen Sie, indem der Leser die Figuren kennt, indem Sie für ihn unvergessliche Helden erschaffen. Und für diesen Schaffensprozess stehen Ihnen als Schriftsteller eine Menge hervorragender und zugleich verblüffender Techniken zur Verfügung, mit denen wir uns gleich eingehend befassen werden.

      Ich denke, die genannten Argumente reichen aus, um die Wichtigkeit lebensechter, dreidimensionaler Figuren herauszustreichen. Wie stellen Sie es nun an, Figuren zu entwickeln, die in der Oberliga der bekanntesten Helden mitspielen?

      Das Geheimnis spannender Figuren

      Als Schriftsteller sollten Sie sich davor hüten, über ›ganz normale Leute‹ zu schreiben. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich meine damit nicht, dass Sie über Wunderknaben, Engel oder Teufel schreiben sollen. Mit ›ganz normale Leute‹ bezeichnen Autoren Figuren, die sich nicht von der Masse abheben, Menschen, denen wir im Alltag ständig begegnen. Solche Personen empfinden wir als langweilig. Niemand liest einen Roman oder sieht sich einen Film an, um langweilige Menschen und deren Geschichte zu erleben. Der Leser ist auf der Suche nach außergewöhnlichen Charakteren, nach mitreißenden Lebensgeschichten, nach Ereignissen und Figuren, die anders sind als alles, was er bisher erlebt und kennengelernt hat.

      Deshalb machen Autoren Ihre Leser schon bei der ersten Begegnung mit Figuren bekannt, die unsere Aufmerksamkeit erregen, weil sie anders, eben außergewöhnlich sind. Die Erfolgs-Methoden der Charakterbeschreibung sehen wir uns gleich an. Es lohnt sich jedoch zuvor, Beispiele für derartige gelungene Meister-Figuren anzusehen, um zu verstehen, warum sie dem Leser als außergewöhnlich in Erinnerung sind.

      Schauen wir uns Agatha Christies Hercule Poirot an, einen der wohl berühmtesten Detektive aller Zeiten. Die Autorin schuf einen Helden mit unverwechselbarem Charakter. Hercule Poirot ist ein belgischer Gentleman, ein Mann des Geistes, der es über alle Maßen versteht, Fakten und Indizien zu kombinieren und einen Kriminalfall praktisch nur aus dem Gedächtnis zu lösen. Poirots Verstand ist derart skalpellscharf, dass der Leser vor Neid erblassen muss. Im Gegensatz zu dieser außergewöhnlichen Begabung steht, dass Poirot sicherlich keine Sportskanone ist und wahrscheinlich auch als Armanimodel eher blass aussehen würde. Hercule Poirot ist einzigartig, deshalb bleibt er uns in Erinnerung.

      Oder wie sieht es mit Dirty Harry aus? Inspektor Callahan, perfekt verkörpert von Clint Eastwood, ist ein knallharter Cop. Wo sich seine Kollegen Gedanken über das Gesetz und seine Auslegung machen, handelt Dirty Harry nach seinen eigenen Rechtsgrundlagen. Er liquidiert einen Ganoven um den anderen – ohne lange herumzufragen –, indem er die Gauner zuerst provoziert ihn zu bedrohen. So verschafft sich Harry den Grund, die Ganoven in ›Notwehr‹ abknallen zu können. Dirty Harry steht außerhalb des Gesetzes, aber auf der Seite der ›Guten‹, weil er Verbrechern ihrer verdienten Strafe zuführt. Das ist СКАЧАТЬ